#4 Mythos Millerntor

Shownotes

Christopher beschäftigt sich mit der Causa Wilhelm Koch und der Stadion-(Wieder-)Umbenennung 1998 – neue Erkenntnisse inklusive. Christoph nimmt euch mit den Seuchenkeller der Vereinsgeschichte und erzählt von einer bürokratischen Schlammschlacht, die bis heute ihresgleichen sucht. Celina begibt sich auf die Spur einer gefühlten Wahrheit: Spielt der FC St. Pauli zuhause tatsächlich besser, wenn DOM ist?

Außerdem beantworten wir die Frage, wo genau Trittau liegt.

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), NEUSTART KULTUR, der Kulturstiftung der Länder und KULTUR.GEMEINSCHAFTEN – dem Förderprogramm für digitale Content Produktion in Kultureinrichtungen.

Transkript anzeigen

00:00:00: Das sind die wirklich relefanten Statis...

00:00:03: Relevant.

00:00:05: Was sag ich, Elefant?

00:00:06: Relefant.

00:00:07: Die Elefanten sind...

00:00:09: Ist dieser Elefant jetzt in diesem Raum?

00:00:37: Moin und willkommen bei den FCSP-Geschichten, das n in Klammern.

00:00:40: Wir sitzen hier zu viert quasi direkt auf den Barrikaden des Hafenstraßen-Segments

00:00:45: im FC St. Pauli-Museum.

00:00:47: Mit mir sind hier, ich machs mal im Uhrzeigersinn, zum einen Celina.

00:00:52: Moin.

00:00:53: Christopher.

00:00:54: Hallo.

00:00:55: Thomas.

00:00:56: Guten Morgen.

00:00:57: Und ich bin Christoph.

00:00:58: Ja, wir haben heute eine Sendung für Euch, die rund ums Millerntor angesiedelt ist und

00:01:06: deswegen auch entsprechend Geschichten erzählt.

00:01:08: Aber bevor wir damit beginnen, haben wir noch ein bisschen was zu verkünden.

00:01:15: Einmal kurz die Spielregeln für Menschen, die diesen Podcast nicht kennen.

00:01:19: Drei Geschichten, ein Schiedsrichter.

00:01:20: Wer Blödsinn erzählt, wird von Thomas gnadenlos zusammengepfiffen und die unterschiedlichen

00:01:25: Geschichten sind uns noch nicht bekannt.

00:01:27: Bin also mal gespannt, was die anderen so erzählen werden.

00:01:30: Und B: Wir haben Nutzer:innen und Hörer:innen-Feedback, das sollten wir öfter vielleicht mal präsentieren,

00:01:37: ich bin gespannt.

00:01:38: Ja, kleine corrections corner quasi, wir haben nach unserer letzten Podcastfolge zum ultimativen

00:01:43: Derby eine Brand-E-Mail bekommen mit der Betreffzeile "Trittau ist braun-weiß".

00:01:48: Christopher, möchtest Du uns einmal erklären, was da los war?

00:01:51: Ja, tatsächlich hat uns der Bürgermeister von Trittau, Oliver Mesch, geschrieben und

00:01:56: nochmal eindrücklich darauf hingewiesen, dass Trittau ja wohl kein Rauten-hoch-1000-Gebiet

00:02:03: ist, wie ich es fälschlicherweise in den dunkelsten Kammern meiner Erinnerungen zum

00:02:09: Derby 2002 noch so in Erinnerung hab.

00:02:12: Also ich bitte die Gemeinde Trittau um Vergebung und wenn wir das nächste Mal in Trittau sind,

00:02:18: dann werden wir natürlich ein Foto machen und vielleicht noch eine Rede halten.

00:02:26: Und nehme natürlich positiv mit, Nummer-Eins-Podcast in Trittau zu sein.

00:02:30: Ist schon mal ein Ziel auf der Liste, was wir erfüllt haben.

00:02:33: Und außerdem muss man sagen, der Brief war bei aller berechtigten Kritik ausgesprochen

00:02:38: freundlich auch formuliert mit einem sehr schönen augenzwinkernden Ton.

00:02:41: Also, wir finden das super, das Trittau als braun-weiße Hochburg sich sicher auch noch

00:02:45: weiter ausdehnen wird und dann also irgendwann es heißt, der ganze Osten ist braun-weiß.

00:02:49: Also wir glauben an Trittau.

00:02:52: Der Osten Hamburgs.

00:02:54: Der ganze Osten vielleicht sogar, man muss ja groß denken.

00:02:58: Tschuldigung müsste man rausschneiden, wo ist denn?

00:03:00: Ich dachte, Trittau wäre irgendwo in Sachsen.

00:03:02: Nee, eher im Sachsenwald.

00:03:04: Im Ernst, das ist hier?

00:03:06: Ja, das ist zwischen hier und Mölln im weitesten Sinne, so grob.

00:03:12: Für alle die nicht wissen, wo Trittau ist, da war früher mal das 'Elephant' und dann

00:03:16: der 'Funpark' oder andersrum.

00:03:17: Wüsste ich jetzt auch nicht, wo das ist.

00:03:19: Lieber Oliver Mesch, schick uns gerne Deine Adresse an info@1910-museum.de, dann schicken

00:03:26: wir Dir ein gratis 'Kiezbeben'-T-Shirt zu als Entschuldigung, damit du das dann in Trittau

00:03:30: auch richtig repräsentieren kannst.

00:03:32: Sehr gut.

00:03:33: Von Trittau ans Millerntor.

00:03:36: Wir alle haben das Wort glaube ich schon irgendwie Millionen von mal gesagt, es ist ausgesprochen

00:03:42: wichtig für den FC St. Pauli.

00:03:45: Das Millerntor-Stadion heißt ja zum Glück auch weiterhin Millerntor-Stadion, nicht irgendwie

00:03:48: Persil-Arena oder irgendwie sowas.

00:03:50: Aber warum eigentlich Millerntor?

00:03:54: Das wollten wir mal ganz kurz, bevor wir anfangen mit den Geschichten, einmal sagen und ich

00:03:58: darf die frohe Botschaft verkünden: Es gibt keine eindeutige Antwort, das ist in den Tiefen

00:04:02: der Geschichte ein wenig verschollen.

00:04:04: Es gibt aber eine Reihe von Theorien.

00:04:05: Also erstmal, Karl Miller, der braun-weiße Nationalspieler.

00:04:08: Nein, der hat damit nichts zu tun.

00:04:10: Erstaunlich.

00:04:11: Wäre eigentlich so namingmäßig ja dran gewesen, es war wohl auch kein Markenartikel,

00:04:17: der irgendwie so hieß.

00:04:18: Es war, finde ich wahrscheinlich, auch nicht Ratsmann Enno Miles aus dem 13. Jahrhundert,

00:04:23: wer kennt ihn nicht, den Enno, aber es gibt ihn als Theorie.

00:04:26: Dann wirds so langsam etwas wahrscheinlicher.

00:04:28: Es gibt tatsächlich, eine ganze Weile lang stand das offiziell als Wahrheit im Eintrag

00:04:33: für Millerntor bei Wikipedia.

00:04:34: Angeblich habe das Millerntor nach der Mühle, die es da drauf auf dem Heiligengeistfeld

00:04:40: gab, Millerntor geheißen.

00:04:42: Mühle, Mill, Millerntor.

00:04:45: Klingt ganz plausibel, ist aber Quatsch, weil a) war die Mühle dann doch schon ein ganzes

00:04:50: Stückchen weit weg vom eigentlichen Tor.

00:04:52: Vor allen Dingen aber gab es ein Möhlendor und das war der alte Name vom Dammtor.

00:04:57: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass man dann also gleich zwei Mühlentore benannt

00:05:01: hat.

00:05:02: Dann gibt es noch die Theorie, dass in einer, zumindest einem Bauwerk, es gab ja verschiedene

00:05:09: Millerntore, das wurde mehrfach neu gebaut, in einem eine kleine Statue drin war, das

00:05:14: mag die heilige Mildred gewesen sein oder auch eine Marienstatue sagen andere.

00:05:20: Die, die Mildred glauben, sagen in alten Urkunden in der ersten Erwähnung steht wirklich Porta

00:05:25: Mildradus über dieses Tor und also das könnte doch sein, dass man sich da auf diese heilige

00:05:30: Mildred beziehen würde und dann wäre es dann also tatsächlich das quasi das Mildredtor,

00:05:37: wäre dann später verschliffen worden.

00:05:38: Warum wurde sie dann heiliggesprochen, was hat sie bewirkt, das wissen wir leider nicht.

00:05:45: Doch, wir wissen es nicht ganz sicher.

00:05:47: Es gab eine Nonne, die so hieß, die ist tatsächlich urkundlich auch nachweisbar in der englischen

00:05:52: Grafschaft Kent.

00:05:54: Das war eine Königstochter und Äbtissin, ich weiß nicht, ob sie irgendwie Wunden heilen

00:05:58: konnte durch Handauflegen, wenigstens war sie irgendwie so spirituell vorn dabei.

00:06:03: Quasi die spirituelle Ronald Wollmann sozusagen.

00:06:07: Genau, also wir können ja auch mal ein paar Gerüchte streuen.

00:06:11: Tatsächlich weiß man nur so, 734 starb jemand, der einigermaßen gepasst hätte, dieses Vornamens

00:06:17: in einem Kloster als Äbtissin in der englischen Grafschaft Kent und das könnte durchaus sein,

00:06:23: dass das dann also jemand da so entsprechend importiert hat.

00:06:26: Es hab ja recht rege Beziehungen und auch Handelsbeziehungen zwischen Hamburg und vielen

00:06:32: englischen Gegenden.

00:06:34: Aber es ist halt eben genau wieder dieses Ding, diese ganzen Theorien, die werden dann

00:06:39: teilweise etwas plausibler, so richtig nachgewiesen ist es nicht, es gibt nirgendwo ein klares

00:06:44: Bild und Foto natürlich erst recht nicht, wo denn diese Mildred-Statue dann da wäre

00:06:49: und die ganze Heiligengeschichte ist ja eigentlich auch ziemlich katholisch und das war jetzt

00:06:52: auch nicht unbedingt so das absolute Superding hier in Hamburg.

00:06:56: Also ich persönlich neige ganz ehrlich dazu zu sagen, das war vielleicht einfach das mittlere

00:07:04: Tor und zwar weil es tatsächlich geographisch das mittlere von drei westlichen Toren in

00:07:10: der mittelalterlichen Stadtmauer war.

00:07:12: Es gab unten links das Schaartor, dann kam nämlich das Millerntor, dann kam das Dammtor.

00:07:17: Also wenn du in die Richtung dann rein gingst, hast du wahrscheinlich gesagt, Middeltor und

00:07:23: nach dem zehnten Bier dann Millerntor.

00:07:25: Oder man ist an der Torsperre gescheitert dann.

00:07:28: Oder das.

00:07:30: Also es gibt auch noch andere Namen, es gibt z.B. auch das Diester- oder Düstertor, also

00:07:34: einige Versionen des Millerntores waren wohl nicht gut ausgeleuchtet und eben aber auch

00:07:40: Milderdor, Middeltor, Mildradisdor, teilweise wohl auch Altonaer Tor und Ellerntor.

00:07:45: Da wirds auch interessant, weil Ellern ist von Mittel ja doch schon ganz schön weg,

00:07:49: das klingt eher nach älteres Tor.

00:07:51: Es gibt heute noch eine Ellerntorsbrücke die dahin geführt hat.

00:07:58: Tja so weit also die Fragen offen.

00:08:02: Eine Sache, die mir auch en passant noch unterkam auf der Seite der Stiftung Hamburger Museen,

00:08:05: das Millerntor war über längere Zeit das einzige Stadttor, durch das Juden die Stadt

00:08:11: Hamburg betreten durften.

00:08:12: Das war mir tatsächlich auch nicht bekannt und zeigt eben ja ein kleines Stück der ständigen

00:08:20: Diskriminierung, die es da also über die Jahrhunderte gegeben hat.

00:08:24: Ja, so viel zu unserem Namensgeber oder zu unserer Namensgeberin oder zu dem Umstand,

00:08:31: dass es einfach nur so heißt, weil es Middle of the road ist wie der FC St. Pauli eben

00:08:35: nun mal so ist.

00:08:36: Deutschlands Mainstream-Club Nummer Eins, dessen T-Shirts alle tragen.

00:08:40: Warum heißt es nicht Kulttor, das wäre doch auch hübsch.

00:08:43: Ja, Kulttor, offizielle Umbenennung.

00:08:45: Wartet mal, was in 500 Jahren passiert, vielleicht heißen wir dann so.

00:08:49: Jetzt allerdings gibt es eine Neuerung im Regelwerk dieses Podcast, die Ihr vermutlich

00:08:55: schon über die Nachrichtenagenturen gelesen haben werdet, wenn wir ausstrahlen, wir erzählen

00:08:58: es trotzdem noch mal.

00:09:00: Die Reihenfolge der Geschichten wird von nun an über unseren Schiedsrichter quasi notariell

00:09:05: beglaubigt ausgelost.

00:09:07: So ist es.

00:09:08: Die Kugeln werden gemischt, die sagen wir mal nicht vorhandenen.

00:09:12: Es sind zugegebenermaßen nur Zettel, zusammengefaltete Zettel, aber ich sehe nicht was draufsteht,

00:09:17: insofern werde ich die jetzt mal in meiner Hand mischen, vielleicht hört Ihr das.

00:09:22: Bestimmt.

00:09:23: Den du als erstes ziehst, der oder die darf?

00:09:26: Genau, das ist die erste Geschichte und dann werden wir aber erst nicht weiterziehen, sondern

00:09:30: erst später, das heißt die anderen beiden müssen sich dann gespannter maßen gedulden,

00:09:35: ob und wann sie dran sind, na ob wahrscheinlich nicht.

00:09:37: So die Nummer eins ist: Christopher.

00:09:40: Vielen Dank, vielen Dank.

00:09:42: Genau, dann würde ich mal sagen, wir haben ja hier das Thema Rund ums Millerntor, ich

00:09:48: habe ja schon öfter erwähnt, dass ich Kicker-Sonderheft-Fanatiker war, das habt Ihr ja in den paar Folgen bestimmt

00:09:54: schon mal mitgekriegt, aber nicht nur das.

00:09:56: Ich hatte neben FCSP-Merch in allen Formen und Farben auch das FCSP-Kartenquiz, das RAN-Fußball-Kartenquiz

00:10:02: und natürlich auch das RAN-Bundesliga-Tischbrettspiel.

00:10:03: Wer hatte es nicht?

00:10:06: Ja eben, wer hat es nicht?

00:10:07: Ich und ich bin neidisch.

00:10:08: Ich auch nicht, zugegeben.

00:10:09: Ich wusste nicht mal, dass es das gibt.

00:10:13: Und das war ein bisschen wie Monopoly, nur mit Bundesliga der Saison 96/97.

00:10:20: Was dazu geführt hat, dass ich spielerisch eigentlich alle Stadionnamen der damaligen

00:10:26: Erstligisten gelernt hab, Wedaustadion, Müngersdorfer Stadion, Dreisamstadion, Rheinstadion, Westfalenstadion,

00:10:33: Olympiastadion, Bökelberg oder "Tatort Hamburg-St. Pauli, das Wilhelm-Koch-Stadion zum vierten

00:10:44: Mal in dieser Saison ausverkauft, 20.551 zahlende Zuschauer".

00:10:49: Schmissige Musik.

00:10:52: Klingt ein bisschen nach Tatort-Intro.

00:10:55: Ja genau, deswegen Tatort Millerntor bzw. Tatort Wilhelm-Koch-Stadion.

00:10:58: Warum eigentlich Wilhelm-Koch-Stadion?

00:11:02: Schaut man sich die anderen Vereine mal so an, fällt auf, dass es zu der Zeit nur zwei

00:11:05: weitere Stadien der damaligen Bundesligisten gab, die nach Personen benannt wurden.

00:11:10: Das Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart, einem bis heute bekannten Stuttgarter Automobil-Konstrukteur

00:11:15: und Unternehmer und das Ulrich-Haberland-Stadion in Leverkusen nach dem ehemaligen Vorsitzenden

00:11:21: der Bayer AG Ulrich Haberland benannt.

00:11:23: Kurzer Exkurs: Haberland war Chemiker und Industriemanager, der im Nationalsozialismus in den Vorstand

00:11:30: der IG Farben berufen wurde.

00:11:31: Die IG-Farben expandierte durch "Arisierung" jüdischer Konkurrenten und beutete als Rüstungsunternehmen

00:11:35: eine Großzahl an Zwangsarbeitern aus.

00:11:37: Die Werke der IG stellten Giftgas für die Vergasung von Menschen her und errichteten

00:11:41: mit dem KZ Auschwitz III Monowitz das erste privat finanzierte Konzentrationslager.

00:11:46: Übrigens heißt das Stadion der Leverkusen-Amateure bis heute Ulrich-Haberland-Stadion.

00:11:50: Das könnte man ja eigentlich auch mal überdenken vielleicht.

00:11:52: Darf ich dazu kurz was einwerfen?

00:11:55: Sehr gerne.

00:11:56: Ganz aktuelle Information: Die Bayer AG hat nämlich just beschlossen, dann doch jetzt

00:12:01: langsam endlich mal die Firmengeschichte aufzuarbeiten oder aufarbeiten zu lassen, also eben auch

00:12:07: dann letztlich die IG Farben-Geschichte, weil das gehört ja alles dazu.

00:12:11: Erfahren habe ich das tatsächlich von Rüdiger Vollborn, der seines Zeichens, ich weiß den

00:12:16: genauen Titel nicht, so eine Art Traditionsbeauftragter bei Bayer Leverkusen ist und just gerade bei

00:12:21: einem Treffen des Netzwerkes deutschsprachiger Fußballmuseen und -archive zugegen war, wo

00:12:25: ich auch war, und da hat er das als News sozusagen in den Raum geworfen.

00:12:30: Ich sag mal, besser spät als nie, aber es ist natürlich, es wäre auch an der Zeit

00:12:37: gewesen.

00:12:38: Lieber zu spät als gar nicht, was aber dabei auffällt ist, dass weder Daimler noch Haberland

00:12:43: aktiv in diesem Verein eingebunden waren, sie waren also eher bedeutende Unternehmerpersönlichkeiten

00:12:47: der Stadt.

00:12:48: Das traf auf Wilhelm Koch nicht zu.

00:12:50: Wer war also dieser Wilhelm Koch, der Mann der 31 Jahre lang Präsident des FC St. Pauli

00:12:56: war.

00:12:57: Ulrich Kallius, Spieler des FC St. Pauli von '66 bis '69 erinnert sich: "Das war meistens

00:13:01: dann donnerstags, dass er dann zur Abschlussbesprechung kam.

00:13:06: Ich weiß immer noch den Kleiderständer, da hing immer sein langer grauer Mantel und

00:13:11: er immer sehr korrekt im Anzug und Krawatte, sehr gepflegte Erscheinung.

00:13:18: Und er saß immer, wenn man so einen langen Tisch hat, wir saßen wie eine Tafel, er saß

00:13:25: am Ende und meistens war es ja so, dass der Trainer dann sagte "Präsident, Herr Koch,

00:13:32: wollen Sie noch zwei Sätze sagen?"

00:13:34: Da saß er nur so da und fing an und sagte "Ja, das möchte ich schon.

00:13:40: Es muss anders werden, Jungs und am Sonntag, da brechen wieder gute Zeiten für unseren

00:13:47: Verein aus.

00:13:48: Bemüht Euch mal da mal und eins will ich Euch sagen", dann stand da eine Flasche Doornkaat

00:13:56: oder Malteser, kleines Gläschen.

00:13:58: "Jungs noch ist Polen nicht verloren, prost", ist er aufgestanden, hat seinen grauen Mantel

00:14:05: genommen, ist die Treppe hoch gegangen und er hat sich verabschiedet.

00:14:08: Dieser Satz, habe ich immer gedacht, weckt er da Hoffnung mit?

00:14:15: Noch ist Polen nicht verloren".

00:14:18: Gehen wir mal zurück in die Anfangszeit des FC St. Pauli, besser gesagt zum Hamburg-St.

00:14:22: Pauli Turnverein.

00:14:23: Wie wir ja bereits in Folge 2 von Celina erfahren haben, wurde Ende des 19. Jahrhundert im St.

00:14:28: Pauli Turnverein erstmals der Versuch unternommen, Fußball zu spielen, bis es dann 1907 zur

00:14:33: Gründung der Spielabteilung innerhalb des Turnvereins kam, aus der sich die Fußballer

00:14:38: dann 1924 endgültig vom Mutterverein emanzipieren sollten.

00:14:42: Aber springen wir ins Jahr 1916, auf einem Mannschaftsfoto der ersten Fußballknaben

00:14:46: des Turnvereins hockt in der ersten Reihe ein 16-jähriger junger Mann in weißem Jersey,

00:14:51: vor seinen verschränkten Beinen liegt ein schwerer Lederball, mit ernstem Blick schaut

00:14:55: er in die Kamera.

00:14:56: Wilhelm, genannt Willi, Koch ist Torwart und engagierter Nachwuchsturner im Verein.

00:15:01: Bereits kurze Zeit später sollte Koch sein Debüt in der Ligamannschaft geben, denn seit

00:15:05: fast zwei Jahren tobte der Erste Weltkrieg.

00:15:08: Mehr als 70 Mitglieder der Spielabteilung wurden eingezogen, 30 von ihnen starben im

00:15:12: Krieg, also musste der Nachwuchs ran, um ein sportlich solides Abschneiden der ersten Mannschaft

00:15:17: zu gewährleisten.

00:15:18: Es wird ja auch in den zeitgenössischen Spielberichten immer gern von der "jungen Mannschaft" geredet

00:15:24: in dem Fall, also das wurde auch wahrgenommen deutlich.

00:15:30: Gerade die Starspieler wie Heini Schwalbe oder Nete Schmelzkopf, die wir kennen, aber

00:15:35: auch ein Leopold Peters der lange Jahre erster Spielführer der Mannschaft war, sind alle

00:15:40: nicht mehr aus dem Krieg wieder gekommen.

00:15:42: Zurück zu Koch.

00:15:43: Koch, aufgewachsen auf St. Pauli, schaffte als Fußballer nie den großen Durchbruch,

00:15:46: doch arbeitete er sich früh im jungen FC St. Pauli nach oben.

00:15:50: 1931 verließ der langjährige Vorsitzende Handy Rehder den Verein und erkor Koch zu

00:15:56: seinem Nachfolger.

00:15:57: Bereits 1933 wurde unter Kochs Leitung ein neuer Platz für die Fußballer gebaut.

00:16:01: "In 25.000 Arbeitsstunden wurde nach dreimonatigem Einsatz ein erstklassiger Platz geschaffen,

00:16:07: auf den der FC stolz sein durfte und der eine Zierde für Hamburgs Sport bildete", berichtete

00:16:12: man stolzgeschwellt im Jubiläumsbuch zum 50-jährigen Bestehen des Clubs.

00:16:16: Man kann sagen, dass da angefangen wurde so langsam mit der Planung, aber so richtig gebaut

00:16:19: wurde erst 1934 und die Eröffnung, die offizielle, war im Januar '35 dann von diesem ersten Ding,

00:16:26: was man so halbwegs Stadion nennen konnte.

00:16:27: Genau, da muss man sich natürlich vorstellen, dass das noch immer noch eben mehr ein Platz

00:16:32: war und weniger ein Stadion.

00:16:33: Auf einer Seite gab es ein paar Stufen, dass man ein bisschen hintereinander erhöht stehen

00:16:37: konnte, aber ansonsten war das einfach nur eine Umrandung mit so ein paar Wellenbrechern

00:16:43: sozusagen an der Seite und ich glaube, so irgendwie um die 5.000 Menschen hätten da

00:16:49: Platz, wenn dann wirklich alle Plätze besetzt gewesen wären, so in etwa.

00:16:53: Eine Sache, die vielleicht auch noch ganz pikant dabei ist, dass der Verein es vorher

00:16:57: auch längere Zeit versucht hatte, dieses Stadion bauen zu dürfen, durfte er aber nicht

00:17:01: und plötzlich ging es, genau, '33.

00:17:04: In den Jahren 1933 bis 1945 blieb Koch Vorsitzender des FC St. Pauli.

00:17:11: 1937 trat er in die NSDAP ein, was dazu führte, dass er aufgrund der einsetzenden Entnazifizierung

00:17:15: der Alliierten nach dem Krieg kurzzeitig kein Funktionärsamt mehr bekleiden durfte.

00:17:21: Die Rolle des Präsidenten in dieser Zeit, also in der Sperrzeit von Koch, wurde von

00:17:26: Hans Friedrichsen und Max Pestorf ausgeführt, wie genau und bis wann lässt sich nicht mehr

00:17:34: ganz so genau nachvollziehen.

00:17:36: Man geht davon aus, dass Koch weiterhin in der Zeit Einfluss im Verein hatte.

00:17:41: Was natürlich auch zur Wahrheit gehört ist, unter Präsident Koch entwickelte sich der

00:17:46: graue, erfolglose FC St. Pauli zu einem Anwärter auf die Deutsche Meisterschaft und schärfster

00:17:49: Konkurrent des damals übergroßen HSV.

00:17:51: Nur knapp scheiterte man an der Qualifikation für die erste Bundesliga Saison 63/64, auch

00:17:56: dazu haben wir schon mal was gehört.

00:17:59: Am 10. Dezember 1969 starb Wilhelm Koch nach schwerer Krankheit.

00:18:03: Laut seiner Familie soll er in seinem Präsidentenleben eine sechsstellige Summe in den Verein gepumpt

00:18:08: haben.

00:18:09: Kochs Nachfolger als Präsident wurde Ernst Schacht.

00:18:11: Auf der Mitgliederversammlung im März 1970 wurde vorgeschlagen, im Andenken an Kochs

00:18:15: Leistung für den Verein das Millerntor-Stadion in Wilhelm-Koch-Stadion am Millerntor umzubenennen.

00:18:20: Intern soll es wohl weniger romantisch zugegangen sein.

00:18:24: Ernst Schacht erwähnte später, dass die drei Töchter von Koch nach dessen Tod eine

00:18:27: Rückerstattung seiner in den Verein geflossenen Gelder forderten.

00:18:30: Man einigte sich auf eine Rückzahlung von 150.000 Mark und die Umbenennung des Stadions.

00:18:35: Eine Story fürs Herz.

00:18:36: Also angeblich war die Summe mindestens doppelt so hoch gewesen.

00:18:40: Genau, wurde quasi halbiert.

00:18:42: Die Summe, die floss oder die gefordert wurde?

00:18:44: Die gefordert wurde, also laut Aussagen von Schacht, alles, was da im Hintergrund genau

00:18:49: gelaufen ist, ist natürlich immer eine andere Geschichte.

00:18:52: Aber das ist so das, was irgendwo öffentlich mal genannt wurde.

00:18:57: Zu der damaligen Umbenennung sagt Jutta Strauß: "Eine Katastrophe".

00:19:01: Ihr Vater Berni Strauß durfte nach 1933 aufgrund seiner jüdischen Abstammung keinen höheren

00:19:08: Posten im Verein bekleiden.

00:19:10: Auch nach dem Krieg fühlte sich Strauß aufgrund seiner Abstammung im Verein abgelehnt - zwar

00:19:14: trainierte er 1947 das Damen-Handballteam, war Beirat des Vorstands und spielte eine

00:19:19: tragende Rolle beim Bau des ersten Millerntor-Stadions 1946, aber er fühlte sich abgelehnt und schied

00:19:24: im Streit aus dem Verein.

00:19:26: Seine Tochter Jutta sagte dazu: "Man hat ihn spüren lassen, dass er jüdischer Abstammung

00:19:30: war".

00:19:31: Im Jubiläumsbuch 1960 wird Strauß mit keinem Wort erwähnt.

00:19:35: Zeitsprung.

00:19:36: 1997 - ein Buch schlägt ein wie eine Bombe. 'taz'- und 'konkret'-Autor René Martens veröffentlicht

00:19:42: das Buch "You’ll Never Walk Alone" über über die bewegte Geschichte des FC St. Pauli

00:19:46: seit 1910.

00:19:47: Darin findet sich auch erstmals eine Aufarbeitung über die Zeit des FC St. Pauli im Nationalsozialismus.

00:19:52: Doch was die Fanszene wirklich zum Kochen bringt, erzählt uns unser Kollege Ronny Galczynski,

00:19:56: damals Mitglied der AGiM und Redakteur des Übersteigers: "Als das Buch von René Martens

00:20:01: auf den Markt kam, das erste richtig gute Buch über den FC St. Pauli war das ja.

00:20:06: War ja auch ein Kapitel über Wilhelm Koch drin, wo halt im Tenor drin stand, Wilhelm

00:20:11: Koch war Gewinner bei der 'Arisierung' des Deutschen Reiches.

00:20:16: Und das war natürlich ein Grund in der Fanszene darüber zu diskutieren, ob wir noch in ein

00:20:20: Stadion gehen können, was Wilhelm-Koch-Stadion heißt, wenn man weiß, dass Wilhelm Koch

00:20:23: Mitglied der NSDAP war und Profiteur der 'Arisierung'".

00:20:28: Die AGiM, die Arbeitsgemeinschaft interessierter Mitglieder griff aktiv in die Debatte ein,

00:20:33: auf der Mitgliederversammlung im Oktober '97 kam es dann zum Eklat.

00:20:37: Ronny Galczynski reichte im Namen der AGiM den Antrag zur sofortigen Umbenennung des

00:20:43: Stadions ein.

00:20:44: Aber hören wir mal selber, was er dazu sagt: "Ich war ja auch früher in der AGiM und diese

00:20:49: AGiM war sozusagen Vorreiter des Ganzen um die Umbenennung des Stadions voranzutreiben.

00:20:55: Da gabs natürlich auch heftigen Streit in der Versammlung, aber das war uns klar, das

00:21:02: mussten wir aushalten.

00:21:03: Das war auch mir klar als Antragsteller.

00:21:04: Da kam ja auch ein älteres Mitglied nachdem ich den Antrag begründet hat auf mich zu

00:21:09: und hat gesagt "Solche Leute wie Sie wollen wir im Verein nicht haben".

00:21:12: Ich habe ihn dann gefragt, warum nicht, aber hat er leider nicht beantwortet.

00:21:16: Das war noch der Konflikt Alt/Jung damals".

00:21:20: Das war wirklich diese Versammlung und auch noch die im Jahr später, da kommen wir vielleicht

00:21:26: noch drauf, die war schon sehr emotional geprägt, möchte ich mal sagen.

00:21:30: Also man merkte schon, dass gerade die älteren Mitglieder, die Koch auch persönlich kannten,

00:21:33: ihn einfach als Person nicht, ich sag mal diskreditiert sehen wollten und ihn einfach

00:21:39: als den Vereinsführer, der er ja tatsächlich dann auch namentlich war in der NS-Zeit, gesehen

00:21:45: haben und nicht eben als jemanden, der irgendwie sich politisch betätigt hat.

00:21:48: Was er ja wohl auch irgendwie gar nicht gemacht hat, aber immerhin trotzdem, diese emotionale

00:21:52: Debatte war weitaus weniger von Fakten geprägt, doch eher so wirklich von Gefühlen würde

00:21:56: ich mal sagen, das war schon ganz deutlich.

00:21:59: Da gingen auf jeden Fall Risse durch den Verein, das kann man glaube ich so sagen.

00:22:03: Genau, auf der von Ronny erwähnten und von Thomas gerade auch erwähnten Mitgliederversammlung

00:22:07: im Oktober '97 kam es erstmal zu keinem Ergebnis.

00:22:11: Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Hans Apel, Sozialdemokrat und Verteidigungsminister

00:22:16: a.D. sprach von Grabenkämpfen.

00:22:19: Vizepräsident Christian Hinzpeter fürchtete in der 'taz' sogar, der Verein könnte an

00:22:23: diesem Streit zerbrechen.

00:22:25: Götz Weisener, Sohn vom damaligen Präsidenten Heinz Weisener und Marketing-Chef erinnert

00:22:30: sich: "Das geht nicht, dass ein Verein mit der politischen Grundhaltung ein Stadion nach

00:22:38: dem Mann benennt.

00:22:40: War ne gute Sache.

00:22:42: Ich habe das sowieso nie verwendet das Wort, ich habe immer vom Millerntor-Stadion gesprochen,

00:22:46: ich glaube auch in unseren Texten oder so, denn ich weiß da im 'Alten Stamm' hatten

00:22:53: die wenig Verständnis dafür.

00:22:55: Stender, der war da ein bisschen graue Eminenz, aber nee, der fand das alles nicht gut".

00:23:00: Das Präsidium und der Aufsichtsrat sahen sich genötigt, den Historiker Frank Bajohr

00:23:03: zu beauftragen, ein Gutachten zu erstellen, um die Rolle Kochs im Nationalsozialismus

00:23:07: näher zu beleuchten.

00:23:08: Neben Kochs NSDAP-Mitgliedschaft war vor allem seine Rolle als vermeintlicher "Arisierungsprofiteur"

00:23:15: ein Faktor.

00:23:16: 1933 übernahmen Koch und sein Partner Hugo Scharff die Firma 'Arensberg & Sekkel', in

00:23:21: der die beiden bereits seit 1922 als Prokuristen tätig waren.

00:23:26: An dieser Stelle werfe ich ein, dass wir als Museum gerade an einem Forschungsprojekt arbeiten

00:23:31: oder es gerade gestartet haben, das Forschungsprojekt, in dem wir uns mit der Frühgeschichte des

00:23:36: St. Pauli Turnvereins und seiner jüdischen Mitglieder beschäftigen.

00:23:40: Ihr werdet zu diesem Thema in naher Zukunft noch mehr von uns hören, aber dieser eine

00:23:45: Fakt passt jetzt tatsächlich genau in diese Geschichte.

00:23:48: Denn was weder Frank Bajohr noch René Martens damals wussten ist, dass dieser Jacques Wolf

00:23:55: Sekkel aus der Firma 'Arensberg & Sekkel' ebenfalls ein Sportler im Hamburg-St. Pauli

00:24:01: Turnverein war, also wie Wilhelm Koch.

00:24:03: Und nicht nur das, Jacques Wolf Sekkel und seine Brüder Richard und Alfred waren maßgeblich

00:24:08: an der Gründung der Spielabteilung 1907 beteiligt, aus der wie schon erwähnt 1924 der FC St.

00:24:14: Pauli entstand.

00:24:15: Das ist auf jeden Fall ein spannender Fakt, der dazu gehört, ja.

00:24:18: Dann mache ich mal einen kurzen biographischen Ausflug.

00:24:22: Jacques Sekkel wurde 1888 als Sohn von Abraham Sekkel und Giedel Mormelstein in Hamburg geboren

00:24:28: und lebte mit seiner Familie in der Neustadt, welche bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch

00:24:32: die größte jüdische Gemeinde Hamburgs beheimatete.

00:24:34: Sekkel war aktives Mitglied des Hamburg-St. Pauli Turnvereins und 1909 auch der 1. Ordnungswart

00:24:40: der Spielabteilung.

00:24:41: Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er mit seinem Schwager Emil Arensberg die Firma 'Arensberg

00:24:46: & Sekkel', die Häute und Felle aus Südosteuropa exportierten.

00:24:49: 1922 wurde Wilhelm Koch zusammen mit Hugo Scharff als Prokurist der Firma angestellt

00:24:53: und blieb dieser Firma mit kurzen Unterbrechungen bis 1933 treu.

00:24:57: Darf ich kurz was einwerfen, wenn sie die aus Südosteuropa exportierten, haben sie

00:25:03: eher importiert, oder?

00:25:05: Quasi Import/Export.

00:25:06: Wie auch immer.

00:25:07: Bei solchen Firmen ist mir so unklar, was sie da genau machen.

00:25:12: Vielleicht ergänzen wir das durch Import/Export.

00:25:16: Darf ich einmal kurz eine Nachfrage stellen?

00:25:19: Ich verstehe das jetzt so, dass die Wahrscheinlichkeit relativ hoch ist, dass Wilhelm Koch diesen

00:25:24: Job auch bekommen hat, weil er Jacques Sekkel schon kannte aus dem Turnverein, da war er ja

00:25:30: schon als Jugendlicher wahrscheinlich, bevor er gearbeitet hat.

00:25:33: Davon gehe ich aus, also wenn er 1922 mit 22 Jahren quasi Prokurist schon direkt geworden

00:25:40: ist, gehe ich davon aus, dass die beiden sich nicht nur flüchtig kannten, sondern gut kannten.

00:25:45: Nach der Machtübernahme der Nazis und dem April-Boykott 1933 gegen jüdische Einzelhandelsgeschäfte

00:25:52: und der Verabschiedung erster antijüdischer Gesetze wanderten Emil Arensberg, Jacques

00:25:57: Sekkel und dessen Bruder Richard mit ihren Familien nach Stockholm aus.

00:26:00: Von dort dann weiter nach Rio de Janeiro, wo sie letztendlich blieben.

00:26:03: Am 27. September 1933 bestellten Arensberg und Sekkel die Prokuristen Koch und Scharff

00:26:10: auf einer Gesellschaftsversammlung zu alleinigen Geschäftsführern.

00:26:13: 1936 wandelten diese beiden dann den Namen der Firma in 'Koch & Scharff' um.

00:26:18: Frank Bajohr schrieb dazu etwas in seinem Gutachten.

00:26:20: Celina, magst Du das vielleicht vorlesen?

00:26:22: Ja, gerne.

00:26:23: "Nichts spricht jedoch dafür, dass sich Koch und Scharff bei der Übernahme der Gesellschafteranteile

00:26:28: bereichert, die jüdischen Eigentümer geschädigt oder ein moralisch fragwürdiges Geschäftsgebaren

00:26:32: an den Tag gelegt hätten.

00:26:34: Alle Indizien deuten vielmehr auf ein enges, ja freundschaftliches Einvernehmen zwischen

00:26:38: jüdischen Alteigentümern und ihren Prokuristen bzw. Nachfolgern hin".

00:26:42: Ein weiteres Indiz ist, dass laut Jürgen Scharff, dem Sohn von Kochs Partner Hugo,

00:26:47: noch weit nach 1945 persönlicher Kontakt zur Familie Arensberg bestand.

00:26:51: Ebenso gibt es ein kleines Detail, über welches ich gestoßen bin: Im Jahr 1953 reiste Koch

00:26:57: beruflich für mehrere Wochen nach Rio de Janeiro.

00:27:00: Da ist natürlich die Frage, was verschlägt einen Mann nach Brasilien, der hauptsächlich

00:27:04: Häute, Felle und Lederwaren nach Südosteuropa exportiert und importiert?

00:27:09: Das ist durchaus ein weiteres Indiz.

00:27:13: Genau, denn, und das ist natürlich der Fakt: Zu diesem Zeitpunkt waren die Brüder Jacques

00:27:18: und Richard Sekkel ebenfalls in Rio de Janeiro ansässig.

00:27:22: Ja, vielleicht weiter im Gutachten, magst Du vielleicht das vorlesen, Christoph?

00:27:28: "Trotz aller Bemühungen konnte nicht abschließend geklärt werden, auf welche Weise und wie

00:27:32: lange Koch und Scharff den jüdischen Eigentümern ihren Gewinnanteil ausbezahlt haben.

00:27:37: Eigentlich hätte dies angesichts der seit 1931 bestehenden Devisenbewirtschaftung detailliert

00:27:43: aus der Devisenakte der Alteigentümer hervorgehen müssen.

00:27:47: Dort ist in eher kryptischen Formulierungen lediglich von Sperrkonten der Alteigentümer

00:27:52: die Rede, auf die Koch und Scharff vierteljährliche Einzahlungen vornahmen, jedoch nicht von der

00:27:58: Dauer der Einzahlungen und der exakten Höhe des Kontostandes.

00:28:01: Es fällt auf, dass auf die mehrfachen Mahnungen der Devisenstelle, die Vermögensverhältnisse

00:28:06: der jüdischen Alteigentümer offenzulegen, sowohl Emil Arensberg als auch Koch und Scharff

00:28:11: eher ausweichend antworteten, so dass bei der Devisenstelle der Verdacht eines illegalen

00:28:16: Kapitaltransfers aufkam".

00:28:18: Und zur Parteimitgliedschaft von Wilhelm Koch schrieb Frank Bajohr ebenfalls was, das kann

00:28:26: ja Thomas gerne mal vorlesen.

00:28:28: Ja.

00:28:29: "Die vorliegenden Indizien sprechen nicht dafür, dass Koch seinen Parteibeitritt aufgrund

00:28:33: ideologischer Überzeugung im Allgemeinen und einer nationalsozialistischen Gesinnung

00:28:37: im Besonderen vollzogen hat.

00:28:39: Seine Parteiakte im Bundesarchiv Berlin, die stark auf eine sogenannte "Karteileiche" hindeutet,

00:28:45: besteht lediglich aus dem Anmeldeformular und einer Karteikarte, auf der außer Namen,

00:28:50: Adresse und Mitgliedsnummer keine weiteren Angaben verzeichnet sind".

00:28:54: Das stimmt, die haben wir auch als Kopie vorliegen.

00:28:58: Also da ist wirklich nichts drauf im Endeffekt.

00:29:00: Ich hab nochmal eine eine Rückfrage zu diesem ganzen Teil mit der Devisenbewirtschaftung,

00:29:05: das ist eher so ein bisschen Beamtendeutsch.

00:29:07: Wenn man es jetzt quasi übersetzen würde, oder versuchen würde das zu interpretieren,

00:29:13: ist das dann so gemeint oder verstehe ich das so richtig, dass eher die Vermutung naheliegt,

00:29:19: dass die Alteigentümer mehr Geld bekommen hätten von Koch und seinem Kollegen, als

00:29:27: es eigentlich quasi nach NS-Gesetzgebung...

00:29:29: So lese ich das raus.

00:29:31: So habt Ihr das auch verstanden?

00:29:32: Ja, sehe ich auch so.

00:29:33: Man muss auch dazu sagen, es gab dann ja das Amt für Wiedergutmachung, in der Menschen

00:29:40: jüdischer Abstammung, die Verfolgte des NS-Regimes waren, quasi den deutschen Staat auf Rückerstattung

00:29:49: verlorengegangener Gelder verklagen konnten.

00:29:51: Da war sehr häufig, dass jüdische Menschen quasi geklagt haben, weil sie ihre Firmen

00:29:57: verloren haben, die 'arisiert' wurden.

00:29:59: Jacques Sekkel hat dies nicht getan.

00:30:02: Also seine Frau und seine Tochter und auch sein Bruder haben beim Amt für Wiedergutmachung

00:30:10: Akten gehabt, aber für andere Dinge, aber Jacques Sekkel hat bewusst keine Rückerstattung

00:30:18: seiner Firma gefordert oder eine quasi finanzielle Entschädigung.

00:30:25: Dafür spricht ja letztlich auch dieser Kontakt, den Du erwähntest, der nach dem Krieg ja

00:30:28: scheinbar auch noch bestand möglicherweise und das vielleicht auch da immer noch möglicherweise

00:30:32: irgendwie Gelder geflossen sind.

00:30:34: Also alles Spekulation natürlich, aber es ist nicht unwahrscheinlich.

00:30:38: Es gibt Indizien.

00:30:40: Genau, es gibt Indizien wie die Reise von Koch '53 nach Rio, die als berufliche Reise

00:30:46: auch festgelegt wurde, ist auch ein Indiz, dass da Kontakt weiter bestand und auch persönlicher

00:30:53: Kontakt, aber natürlich wir müssen weiter forschen.

00:30:57: Es ist natürlich erstmal nur, sind Indizien.

00:31:01: Was ich ganz interessant an diesem Gutachten von Frank Bajohr, dass ich, ist schon eine

00:31:05: Weile her, aber irgendwann auch mal gelesen habe, dass er ja angibt, dass er keine lebenden

00:31:10: Verwandten quasi von den Alteigentümern von der Firma auftreiben konnte, um dem Thema

00:31:15: noch mal nachzugehen mit denen oder quasi, um die danach zu befragen, wie dieser Firmentransfer

00:31:20: stattgefunden hat.

00:31:22: Da hast Du jetzt ja dann doch relativ viele gefunden, ne?

00:31:27: Genau, also seine direkten Nachfahren, müsste ich jetzt mal nachgucken, das waren auf jeden

00:31:32: Fall drei Kinder, davon zwei Söhne, die auch alle in Brasilien gelebt haben dann, auch

00:31:38: nicht wieder zurück nach Deutschland gegangen sind.

00:31:40: Auch das ist Teil unseres Forschungsprojekts, da müssen wir erstmal schauen, wo wir da

00:31:44: hinkommen, aber wenn Ihr gerade zuhört, wenn Ihr jemanden kennt, wenn Ihr da noch was habt

00:31:51: an Unterlagen, an Fotos zum jüdischen Leben auf St. Pauli um die Jahrhundertwende, was

00:31:58: uns da weiterhilft, meldet Euch gerne bei uns.

00:32:01: Wir werden natürlich kein abschließendes Fazit zu dieser ambivalenten Personen Wilhelm

00:32:06: Koch treffen können.

00:32:08: Was mir aufgefallen ist, was auch im Buch "Mit deutschem Sportgruß" von Gregor Backes

00:32:13: auch noch mal erwähnt wurde, es gab ein Beitrag im Jubiläumsbuch zum 20-jährigen Bestehen

00:32:18: des FC St. Pauli, in dem amüsierte sich der damals 30-jährige Wilhelm Koch in einem Beitrag,

00:32:25: den er fürs Jubiläumsbuch geschrieben hat, er war damals noch nicht Präsident.

00:32:29: Er amüsierte sich über die antimilitaristische und pazifistische Grundhaltung des St. Pauli-Nachwuchses

00:32:35: kurz vor dem Ersten Weltkrieg, da ein Großteil der Sportler die Militärübung verweigerten

00:32:40: und lieber Sport trieben, sehr zum Ärger der Autoritäten.

00:32:42: Das ist auch sehr interessant, wie gesagt Wilhelm Koch war damals schon 30 Jahre alt,

00:32:48: also hatte da einen sehr, für die damalige Zeit, einen sehr reflektierten Blick auf die

00:32:54: Kriegswilligkeit der Deutschen.

00:32:57: Zeitsprung, Mai 1998.

00:33:00: Nach der Durchsicht des Gutachtens von Frank Bajohr schlussfolgerten Präsidium und Aufsichtsrat,

00:33:05: dass in dieser Angelegenheit in Anführungszeichen keinerlei Handlungsbedarf bestehe.

00:33:10: Für die aktive Fanszene des FC St. Pauli war es natürlich keine Option, in einem Stadion

00:33:14: zu supporten, das den Namen eines NSDAP-Mitglieds trägt.

00:33:17: Ganz egal, welche Leistung er für den Verein erbracht hat.

00:33:20: Antragsteller Ronny Galczynski noch mal dazu: "Nichtsdestotrotz fanden wir, dass Wilhelm

00:33:25: Koch allein ob seiner NSDAP-Mitgliedschaft nicht als Namensgeber fürs Stadion herhalten

00:33:31: darf und haben diesen Antrag dann halt neu eingebracht und haben dafür auch ne Mehrheit

00:33:35: gefunden und seitdem heißt das Stadion eben nicht mehr Wilhelm-Koch-Stadion.

00:33:39: Das war eine heiße Zeit, das muss man schon sagen.

00:33:43: Also da gab es ordentlich Anfeindungen innerhalb des Vereins auch.

00:33:49: Aber es hat sich gelohnt, finde ich bis heute".

00:33:52: Vielleicht noch einmal die nackten Zahlen zum Schluss, also auf der Mitgliederversammlung

00:33:56: Anfang November 1998 stimmte eine Mehrheit der anwesenden Mitglieder des FC St. Pauli

00:34:01: mit 133 Ja-Stimmen zu 72 Nein-Stimmen und 20 Enthaltungen für die Umbenennung des Stadions

00:34:07: in Millerntor-Stadion.

00:34:09: Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Ergebnisses traten vier Aufsichtsratsmitglieder, unter

00:34:14: ihnen auch der Sozialdemokrat Hans Apel, aus Protest gegen die Entscheidung zurück.

00:34:20: Eine sehr interessante Sicht auf die Demokratie von einem Sozialdemokraten.

00:34:24: Ja, man muss dazu sagen, er hat das ja schon während der Versammlung mehr oder weniger

00:34:27: angedroht, also nach dem Motto, wenn Ihr dafür stimmt, dann trete ich zurück oder ähnlich,

00:34:33: Ich hab jetzt den Wortlaut nicht mehr im Kopf, aber so in der Richtung auf jeden Fall.

00:34:36: Und er hat ja da auch den berühmten Satz gesagt, also als dann darum ging, das Gutachten

00:34:40: auch ins Gespräch zu bringen: "Ich weiß jetzt, wie es wahrscheinlich wirklich war",

00:34:44: also auch ein wirklich prägender Satz, der sich immer noch bei Menschen, die dabei gewesen

00:34:49: sind, der immer noch kursiert.

00:34:50: Damit wollte er dann sagen?

00:34:52: Damit wollte er dann sagen, dass das alles nicht schlimm war, was Koch gemacht hat und

00:34:57: deswegen natürlich das Stadion weiterhin so zu heißen hat.

00:35:03: Und dann eben, diese Abstimmung war ja im November '98 und das war dann so, dass dann

00:35:09: zur nächsten Saison, also im Sommer '99 dann, zur folgenden Saison eben diese Umbenennung

00:35:14: auch offiziell wurde dann.

00:35:15: Also den Rest der Saison 98/99 wurde halt noch unter dem Namen Wilhelm-Koch-Stadion

00:35:20: weitergespielt.

00:35:21: Dazu kann ich noch die beiden Funfacts, nach denen Ihr Euch natürlich verzehrt, noch mal

00:35:27: bringen.

00:35:28: Das letzte Spiel, das letzte Punktspiel im offiziell benannten Wilhelm-Koch-Stadion war

00:35:32: ein 6:2 gegen die Stuttgarter Kickers, Ivan Klasnic mit einem Viererpack.

00:35:37: Und das erste Spiel im neu benannten Millerntor-Stadion war ein 0:0 zu Hause gegen Greuther Fürth

00:35:44: am ersten Spieltag der Saison 99/00.

00:35:47: Klingt nach sehr viel Spaß.

00:35:49: Ich finde Wilhelm Koch klingt jetzt auch nicht wie ein vielleicht überzeugter Nationalsozialist

00:35:56: so politisch motiviert, aber er klingt auf jeden Fall, als wär er ein krasser Mitläufer

00:36:01: gewesen und auch letztendlich ein Profiteur das NS-Regimes, der seine ganze berufliche

00:36:06: Karriere im Endeffekt dem freundschaftlichen Verhältnis zu einem jüdischen Unternehmer

00:36:10: zu verdanken hatte.

00:36:11: Wie wir ja auch von Ulrich Kallius auch schon gehört haben, er war glaube ich ein sehr

00:36:14: autoritärer Mann, er hat eben sehr, sehr viele Jahrzehnte diesen Verein geprägt und

00:36:21: auch geführt.

00:36:22: Ich glaube, er wurde auch von Menschen als der Gottvater bezeichnet.

00:36:25: Ich gehe davon aus, dass Wilhelm Koch vielleicht jemand war, der sagte, der Verein steht über

00:36:35: allem.

00:36:36: Also alles muss dafür getan werden, dass dieser Verein überlebt.

00:36:41: Vielleicht könnte man so einen Teil seiner Handlungen nicht erklären, aber zumindest

00:36:47: beleuchten, dass er eben jemand war, der gesagt hat, dieser Verein steht über allem, der

00:36:52: Verein darf nicht untergehen.

00:36:53: Ich wollte dazu noch kurz ergänzen, dass man auch bei uns online unter fcstpauli-drittes-reich.de

00:36:59: noch mal unsere Ausstellung schauen kann zum Thema FC St. Pauli im Nationalsozialismus,

00:37:06: wo Koch eben auch ambivalent erscheint und als geschickter Taktiker tatsächlich, das

00:37:12: glaube ich zieht sich sowohl denke ich mal durch sein Wirtschaftsleben, aber auch durch

00:37:16: sein Wirken für den Verein.

00:37:18: Er hat nämlich auch die Beziehung zu Otto Wolff geschickt genutzt und es gibt Protokolle

00:37:23: von einer Mitgliederversammlung, der ersten wo er zum Präsidenten gewählt wurde.

00:37:27: Da gab es auch einen Gegenkandidaten.

00:37:28: Er hatte aber einen prominenten Fürsprecher, der hieß Otto Wolff.

00:37:31: Wer diesen Namen nicht kennt, das war nicht nur ein Stürmer des FC St. Pauli, das war

00:37:36: auch der ranghöchste Wirtschaftsnazi in Hamburg und überhaupt unter dem Gauleiter Karl Kaufmann,

00:37:41: also quasi rechte Hand Karl Kaufmanns für Wirtschaftsfragen und also wirklich ein Mensch,

00:37:46: der sehr, sehr viel Unheil über sehr viele Menschen gebracht hat und der sich anders

00:37:50: als Koch nachweislich an jüdischem Eigentum massiv bereichert hat und trotzdem nach dem

00:37:57: Zweiten Weltkrieg im Verein immer noch sehr, sehr freundlich willkommen geheißen wurde.

00:38:02: Das ist der mit der Goldenen Ehrennadel?

00:38:03: Genau, die wurde dann erst vor kurzem aberkannt, ich glaube 2010 war es dann endlich so weit.

00:38:09: Genau und was man vielleicht dazu auch noch abschließend sagen kann, auch hier wieder

00:38:14: hat die Fanszene quasi das gemacht, was sie besonders gut kann, und zwar sich mit Dingen

00:38:19: zu beschäftigen und eben auch durchzusetzen.

00:38:21: Wie Ronny schon gesagt hat, das hat sich gelohnt.

00:38:23: Auf jeden Fall.

00:38:25: Definitiv und auch wenn es natürlich vielen nicht gefallen hat im 'Alten Stamm' und wir

00:38:30: auch bis heute Menschen im Verein haben, gerade älteren Semesters, denen das nicht gefällt,

00:38:37: ist es eine ich würde sagen wirklich eine der höchsten Errungenschaften der aktiven

00:38:44: Fanszene.

00:38:45: Plus der dann deutlich später ja noch erfolgte Beschluss der Mitgliederversammlung, den Stadionnamen

00:38:51: auch so beizubehalten als Millerntor-Stadion und ihn nicht in eine Sponsorennamen-Arena

00:38:56: zu verwandeln, das ist ja sicherlich nochmal so eine spätere Folge aus dem Ganzen, dass

00:39:00: wir wirklich auch mit diesem Namen auch weiterleben wollen.

00:39:03: Soll ich mal wieder losen?

00:39:05: Sehr gerne.

00:39:06: Gut, dann würfel ich mal die verbliebenen zwei Zettel und nehme diesen hier und die

00:39:14: nächste Geschichte kommt von: Christoph.

00:39:19: Ja, bei mir geht's tatsächlich auch ein gutes Stück weit um Wilhelm Koch, insofern ist

00:39:25: es gar nicht so schlecht, dass wir darüber schon einiges gehört haben, glaube ich, weil

00:39:29: es die Person sehr gut einordnet.

00:39:31: Man sich besser vorstellen kann, wer dieser Mensch gewesen ist.

00:39:34: Es geht um die Zeit, als das Millerntor an seinen heutigen Platz gekommen ist, da war

00:39:40: es ja noch nicht immer und das jetzige Millerntor-Stadion hat ja nicht nur den Vorgänger, den viele

00:39:45: noch kennen, den aus den 60er-Jahren, sondern weitere Vorgänger.

00:39:49: Ich glaube es ist ganz gut, wenn man den Background auch kennt, Thomas hat da ein bisschen was

00:39:53: vorbereitet, erzähl mal, welche Millerntore es vorher schon gegeben hat.

00:39:57: Ja, also die hießen tatsächlich auch meistens, aber nicht immer schon Millerntor oder Stadion

00:40:03: am Millerntor, sondern eher Stadion an der Turnhalle oder Platz an der Turnhalle muss

00:40:07: man ja sagen, weil das war ja so, das Thema hatten wir ja schon hin und wieder öfter,

00:40:12: dass das ja einen Turnverein mal gab, in dem Fußball gespielt wurde und die Turner haben

00:40:17: aber auch immer schon hier am oder auf dem Heiligengeistfeld ihre Heimat gehabt.

00:40:21: Also die erste Turnhalle stand ja seit 1863, also kurz nach Vereinsgründung, an der Feldstraße

00:40:27: und zwar da wo heute die Turnerstraße sich befindet, die nämlich genau nach dieser ersten

00:40:32: Turnhalle benannt wurde.

00:40:33: Stand die eigentlich genau da, wo jetzt die Straße, also statt der Straße?

00:40:38: Das ist ein bisschen komisch.

00:40:39: Also einerseits gibt es Karten, dass die Turnhalle direkt an der Feldstraße sozusagen stand

00:40:46: und dann habe ich irgendwo mal gelesen, dass die Turnerstraße dann nach Abriss der Turnhalle

00:40:52: als Stichstraße sozusagen zwischen Häuserblöcken auf die ehemalige Turnhalle zuführend gebaut

00:40:58: wurde.

00:40:59: Also das ist ein bisschen unklar, aber auf jeden Fall an der Stelle, wo jetzt die Turnerstraße

00:41:02: ist, muss ungefähr irgendwo diese Turnhalle auch gestanden haben durchaus, ja.

00:41:06: Menschen, die sich da auskennen, bitte meldet Euch.

00:41:09: Wer da schon mal geturnt hat 1863, darf sich gerne melden, genau.

00:41:13: Ja und dann ist man ja umgezogen 1902 an die heutige Budapester Straße, hat dann diese

00:41:19: riesige Turnhalle, von der es ja auch tolle Fotos gibt, gebaut, die damals größte Norddeutschlands.

00:41:25: Und neben dieser Turnhalle, also an der Ecke zur Glacischaussee ungefähr, hat man dann

00:41:30: Sport getrieben und auf einem Schotterplatz würde ich mal sagen, da wurde dann Faustball

00:41:36: gespielt, Schlagball gespielt, also diese typischen deutschen Turnspiele und auch Frauen

00:41:41: haben da gespielt, die haben dann nämlich Tamburinball gespielt.

00:41:44: Kennt Ihr bestimmt alle.

00:41:46: Natürlich.

00:41:47: Dachte ich mir.

00:41:48: Das ist ein Spiel, das heißt eigentlich Tamburello, kommt irgendwie aus dem Italienischen und

00:41:53: es wird halt so, eine Art von ja irgendso ein Mittelding zwischen Tennis, Badminton

00:41:57: und Volleyball und wird aber halt mit einem Sportgerät, das ähnlich wie ein Tamburin

00:42:01: aussieht, so ein rundes Ding mit Fläche, mit Schlagfläche und das haben halt die Frauen

00:42:07: in ihren wallenden Kleidern gespielt hat und später tatsächlich auch Hockey schon.

00:42:11: Das waren so die Sportarten, die neben der Turnhalle halt ausgetragen wurden neben

00:42:16: Fußball dann später auch und da hat man aber auch schon auch damals, es gibt ja so

00:42:22: Aufzeichnungen aus den alten Mitgliederzeitungen oder auch aus Sportzeitungen, also auch da

00:42:26: hat man schon Probleme gehabt, diesen Platz auch bedienen zu dürfen oder belegen zu dürfen.

00:42:31: Schon 1910 gab es da Probleme mit einer Landwirtschaftsausstellung, das wird uns ja auch noch begleiten über

00:42:36: die Jahre und Jahrzehnte und dem U-Bahn-Bau der ja zu dem Zeitpunkt da stattfand.

00:42:42: Also, da musste man auch öfter mal umziehen, sowohl auf dem Heiligengeistfeld selber als

00:42:48: auch auf andere Sportplätze.

00:42:49: Weil auf dem Heiligengeistfeld gab es ja überall mehr oder weniger waren Spielfelder aufgemalt

00:42:54: kann man fast sagen, weil die waren nicht wirklich abgegrenzt und es gab auch wirklich

00:43:00: zu Anfängen, als man Fußball noch nicht so kannte, liefen da Spaziergänger durchs

00:43:04: Spielfeld während des laufenden Spiels wohlgemerkt, weil die ja überhaupt gar nicht wussten,

00:43:08: was da eigentlich gemacht wurde, warum Menschen da jetzt irgendwie einem Ball hinterherrennen,

00:43:12: also das war alles ein bisschen wild.

00:43:14: Interessant ist, dass Ostern 1911 wurde wohl erstmals bei einem Spiel der Fußballer des

00:43:21: Turnvereins Eintritt erhoben und da gibt es halt aus einer alten Vereinszeitung ein schönes

00:43:25: Zitat: "Der ganze Spielplatz war mit einem Segeltuche in Höhe von 2 Meter umspannt und

00:43:31: glich einer großen Arena.

00:43:32: Das finanzielle Ergebnis dieser Veranstaltung ist besonders zufriedenstellend, umstand doch

00:43:37: schon weit vor Beginn des Spieles eine große Zahl Zuschauer das Spielfeld, die sich während

00:43:41: des Kampfes noch vermehrte".

00:43:43: Also klassische Sprache der damaligen Zeit, aber das war wohl ne große Nummer, dass man

00:43:49: auf einmal da Eintritt zahlen durfte und hat das also wirklich dann auch so nach und nach

00:43:56: ein bisschen ausgeweitet, dass man wirklich dieses Spielfeld ein bisschen begrenzt hat

00:44:01: und das mal wirklich da, aber eben halt weiterhin wurde einfach auf Schotter gespielt, also

00:44:07: sehr und der Platz entsprach vor allem nicht dem aktuellen Größenstandard.

00:44:12: Also es war wohl ein sehr, sehr kleiner Platz, das wird auch ganz oft in der damaligen Berichterstattung,

00:44:16: dass auch gerade die gegnerischen Vereine da Schwierigkeiten hatten, weil sie halt ihre

00:44:19: eigenen großen Plätze gewohnt waren und jetzt auf einmal auf dem sehr, sehr kleinen

00:44:22: Millerntorplatz oder Platz an der Turnhalle spielen durften und das lag daran, dass dort

00:44:29: genau daneben noch ein sogenanntes Kriegspanorama stand.

00:44:33: Also das war ein Bau, da gibt's auch Fotos von, das war ein ziemlich großer runder Bau

00:44:39: und das war eine, man könnte sagen eine Touristenattraktion, denn da drin, man konnte da reingehen und

00:44:45: sich da Schlachtengemälde, so Rundum-Schlachtengemälde angucken von Schlachten des Deutsch-Französischen

00:44:52: Krieges von 1870, war wohl im Kaiserreich ne große Nummer.

00:44:56: Schöne Sonntagsbeschäftigung.

00:44:57: Auf jeden Fall.

00:44:58: Schatz, pack die Kinder ein, wir gehen ins Schlachtenpanorama.

00:45:01: Ja genau, wobei später war das dann wohl doch nicht mehr ganz so gefragt, nämlich

00:45:05: später, sprich nach dem Ersten Weltkrieg, da gabs noch einen Text z.B. in der Turn-

00:45:12: und Sportzeitung, dass "unsere Feldgrauen", wie dann Soldaten damals gerne genannt wurden,

00:45:18: dann wohl genug Schlachten selber erlebt hätten in den letzten Jahren und jetzt nicht unbedingt

00:45:23: noch gewillt waren, sich dieses Schlachtenpanorama anzugucken und es wohl mittlerweile eher ein

00:45:28: Platz ist, wo sich jung verliebte Pärchen getroffen haben, weil sie relativ alleine

00:45:32: da drin sich verlustieren konnten.

00:45:34: What if we kissed in the Schlachtenpanorama?

00:45:37: Aber das Ding stand schlicht und ergreifend im Weg und man hat dann wirklich, die Mitglieder

00:45:44: haben Geld gesammelt kurz nach dem Ersten Weltkrieg 35.000 Mark, was denke ich mal damals

00:45:49: doch eine ganz große Summe war, um dieses Gebäude zu kaufen und dann abzureißen.

00:45:54: Also man kauft ein Gebäude, um es abzureißen, aber eben um das Spielfeld zu vergrößern,

00:46:00: um sich da ein bisschen halbwegs...

00:46:01: Sollte man mal mit dem Volkspark machen.

00:46:03: So lange wird es nicht mehr dauern, ich meine sie rocken den Laden doch so weit runter.

00:46:07: Wenn wir hier zusammenlegen glaube ich, können wir ihn heute schon kaufen.

00:46:10: So viel kann das nicht kosten.

00:46:12: Ein bisschen Derbyfrust musste ich noch mal eben ins Mikrofon kotzen.

00:46:15: Auf jeden Fall hatte man dann immerhin einen Platz, der einigermaßen den Standards

00:46:20: entsprach, aber man spielte trotzdem, haben wir letztes Mal schon gehört, das Spiel,

00:46:24: das erste Derby 1919, wurde ja trotzdem, auch wenn es ein Heimspiel war, am Rothenbaum ausgetragen,

00:46:29: denn es war ja immer noch kein Rasenplatz und den ersten Rasenplatz gab es erst 1924,

00:46:33: also noch ein paar Jahre später.

00:46:35: Das soll angeblich 6.000 Mark gekostet haben, also dann ja schon nach der Inflation wieder

00:46:40: augenscheinlich, sonst wären es wahrscheinlich sechs Milliarden gewesen, aber dann hat man

00:46:45: endlich auf Rasen gespielt 1924 und nach der Trennung vom Turnverein, das war ja genau

00:46:50: in der Zeit 1924/25 durfte man dann auch, das war eine Vereinbarung mit dem Turnverein,

00:46:56: diesen Rasenplatz alleine bespielen und die zwei Plätze, die noch daneben waren auch

00:46:59: neben der Turnhalle, die hat man gemeinsam mit dem Turnverein genutzt, also da wurden

00:47:02: dann auch Turnvereinsspiele noch ausgetragen.

00:47:05: Aber das war immer noch ein Platz, mehr nicht und ein richtiges Stadion, das hatten wir

00:47:10: ja eben schon bei Christopher, wurde eben wie gesagt, ab 1934 dann gebaut und 1935 eingeweiht

00:47:17: und das Ganze wurde dann nicht nur durch Landwirtschaftsausstellungen kurz danach, die Geschichte hatten wir auch

00:47:23: schon in Ausstellungen durchaus mal erzählt, sondern natürlich dann auch später im Krieg,

00:47:27: im Zweiten Weltkrieg zerstört durch Bombentreffer.

00:47:29: Es gibt ein Foto vom Platz, wo man wirklich sieht, ein Loch im Boden, also einen Bombenkrater

00:47:37: augenscheinlich, wo man dann wirklich in den U-Bahn-Tunnel reingucken kann, also das Ganze

00:47:41: war dann doch ziemlich defekt.

00:47:43: Hat aber nicht lange gedauert, dass dann die Mitglieder sich zusammengetan haben wieder

00:47:48: und dann den Platz wieder aufgebaut haben und dann hat man gesagt, so, jetzt haben wir

00:47:54: hier die Möglichkeit, alles nochmal von vorne anzufangen sozusagen und haben dann wirklich

00:47:58: ein richtiges Stadion gebaut.

00:47:59: Also eins mit Tribüne, mit Dach über der Tribüne und da passten ich glaube so um die

00:48:06: 30.000 Menschen hätten da oder haben da reingepasst und es sah also optisch so ähnlich aus, wie

00:48:12: dann das später das Millerntor, was in den 60er Jahren dann auf der anderen Seite entstand,

00:48:16: also einfach drei Wälle mit Stehrängen und eine Tribüne mit Dach, das war dann genauso.

00:48:22: Aber es stand halt immer noch an der Ecke Glacischaussee/Budapester Straße.

00:48:26: Genau und hilfreich dafür, um das so groß zu bauen, war dieses nachkriegliche Chaos

00:48:33: in der Bürokratie und eben dem FC St. Pauli auch wohl gesonnene Menschen in diesen Positionen,

00:48:37: denn z.B. der vorhin von Christopher erwähnte Berni Strauß arbeitete ich glaube im Bauamt

00:48:43: oder ähnlichem und hat dann durchaus da auch auf seiner Position dem FC St. Pauli durchaus

00:48:49: Erleichterungen, auch z.B. Baumaterial und ähnlichem zugestanden.

00:48:54: Genau und dann sind wir jetzt 1946 und haben das erste richtige Millerntor-Stadion.

00:48:59: So ist es, an der Ecke Glacischaussee/Budapester Straße, ein Stadion was durchaus auch bei

00:49:05: den Zuschauerinnen und Zuschauern beliebt war, erzählt Wolfgang Sommer, der in der

00:49:11: Jugend schon beim FC St. Pauli gespielt hatte und auch als Amateurspieler beim FC St. Pauli

00:49:15: gegen das runde Leder getreten hat: "Also das alte Stadion von St. Pauli stand ja wie

00:49:19: gesagt an der Ecke Glacischaussee und an der Budapester Straße, das war natürlich ein

00:49:24: ganz tolles Stadion, weil das auch hoch gebaut war, weil die Traversen waren hoch und das

00:49:28: Stadion wie gesagt, das war eigentlich für mich war das Stadion das Beste das da war,

00:49:32: besser als das, was wir jetzt haben".

00:49:34: Also das beste Millerntor aller Zeiten, so hätten wir die Folge vielleicht auch nennen

00:49:38: können.

00:49:39: Ich glaub, die Meinung hat er exklusiv, aber ich war auch nicht dabei.

00:49:43: Die Fotos sind relativ spektakulär zum Teil, weil die Leute bis direkt am Spielfeldrand

00:49:48: standen, quasi in die Eckfahne greifen konnten und teilweise auch von Schutzleuten dann zurückgedrängelt

00:49:52: wurden, damit sie nicht auch noch auf dem Spielfeld standen.

00:49:55: Da waren also sehr, sehr viele Menschen drin und vermutlich auch öfter mal mehr als zugelassen,

00:49:59: da gab's dann auch einiges hin und her.

00:50:01: Aber trotzdem hätte das Stadion da wohl ganz gerne auch noch stehen bleiben können, wenn

00:50:07: nicht die Stadt mit dem Heiligengeistfeld auch weiterhin ab und zu was anderes vorhätte.

00:50:13: Auch heute finden ja auf dem Heiligengeistfeld andere Veranstaltungen noch statt, die nichts

00:50:17: mit Fußball zu tun haben.

00:50:19: Damit meine ich nicht die Heimspiele des FC St. Pauli, die sind ja inzwischen oft sehr

00:50:22: gut.

00:50:23: Nein, der Hamburger Dom beispielsweise und eben auch diverse andere Veranstaltungen,

00:50:28: kennt man ja.

00:50:29: Hier war es so, dass schon relativ lang vorher bekannt war, dass man eine sehr große internationale

00:50:33: Gartenbauausstellung zeigen möchte und da war einfach mal dieses Stadion im Weg.

00:50:39: Und dieses Mal wollte man nicht den Weg gehen, den man zuvor mehrfach gegangen war.

00:50:44: Man wollte also nicht einfach das Spielfeld umgraben und seine Kartoffeln und Geranien

00:50:47: dort pflanzen, sondern vielleicht einfach vorher das Stadion ein für alle Mal so legen,

00:50:52: dass man in Zukunft Geranien und Fußball trennen kann.

00:50:54: Das war also das Anliegen der Stadt, wo veranstalten wir die IGA, wie machen wir das Heiligengeistfeld

00:51:01: generell freier für Großveranstaltungen.

00:51:04: Dann hatte aber eben auch noch der Verein ein Anliegen und wo ungefähr das lag, das

00:51:12: beschreibt Heinz Deininger, der in der ersten Mannschaft des FC St. Pauli gespielt hat:

00:51:16: "Wo früher das Iduna war, da war ja ein kleines Kino und da war so ein kleiner neben, das

00:51:25: ging so in den Keller runter und katastrophale Zustände waren das, katastrophal.

00:51:30: Der sogenannte Seuchenkeller".

00:51:33: Das klingt angenehm auf jeden Fall, sehr einladend.

00:51:37: Das klingt ja katastrophal.

00:51:40: Kein Spieler der damaligen Zeit, der das Wort Seuchenkeller nicht kennt, es muss also wirklich

00:51:45: ganz, ganz übel gewesen sein, sich auch übel angefangen haben, zumal auch die damalige

00:51:50: Fußbekleidung noch nicht den heutigen Standard erreicht hat, wie Claus Eppel, ebenfalls Spieler

00:51:54: der ersten Mannschaft, sich erinnert: "Wir hatten ja alle keine Badelatschen, das war

00:51:58: ein Fußpilz-Keller, da hat sich jeder irgendwann oder viele haben sich da Fußpilz weggeholt,

00:52:05: weil ja alles, das waren keine Fliesen, das war Beton, aber glatter Beton und immer ging

00:52:13: auch nicht Warmwasser, das war nicht Standard, dass da immer Warmwasser zur Verfügung stand.

00:52:20: Das haben wir auch überstanden, dafür haben wir es nachher genossen, als wir umgezogen

00:52:24: sind in den neuen Trakt".

00:52:26: Das klingt nach viel Spaß vor, nach, während des Spiels, nee während wahrscheinlich nicht.

00:52:31: Nach viel Fußpilz.

00:52:32: Das erklärt das eine oder andere Ergebnis, man hat einfach wahnsinnig juckige Füße,

00:52:36: das hilft nicht bei der Konzentration auf die Kugel, da geht dann auch schon mal der

00:52:39: Aufstieg vielleicht ein bisschen schief.

00:52:42: Aber ansonsten habt Ihr natürlich auch in früheren Folgen gehört, an sich großer

00:52:46: Respekt, da waren viele sehr gute Fußballer am Millerntor auch in den 60er Jahren zu Gange.

00:52:51: Trotz Fußpilz.

00:52:52: Genau, man weiß jetzt was die wirklich alle gelitten haben, also es war wohl wirklich

00:52:56: irre.

00:52:57: Mäuse, Feuchtigkeit, Fußpilz, alles.

00:53:00: Und das klang jetzt bei Claus Eppel so einfach, die Kabinen waren schlecht und danach waren

00:53:05: sie dann zum Glück besser.

00:53:06: Man kann es sich ja vorstellen, oder wir können es uns ja auch vorstellen.

00:53:09: Es wurde ja offensichtlich ein neues Clubheim gebaut.

00:53:12: Das kennen viele ja auch noch, nämlich das, das abgerissen wurde, als das jetzige Stadion

00:53:15: gebaut wurde.

00:53:16: Was vielleicht weniger bekannt ist, ist das was dem voraus ging, das waren allen Ernstes

00:53:22: zehn Jahre Kleinkrieg ums Stadion.

00:53:25: Und dem wollen wir doch vielleicht noch mal ein bisschen nachgehen, weil ich glaube das

00:53:29: wissen einfach noch nicht viele.

00:53:30: An dieser Stelle übrigens auch vielen Dank an Jörn Kreuzer, der bei der Recherche sehr

00:53:34: geholfen hat.

00:53:35: Im Staatsarchiv Hamburg gibt es nämlich wirklich ne ganze Menge dazu, da sind viele Akten aufbewahrt,

00:53:39: die im weitesten Sinne was mit dem Bau des Wilhelm-Koch-Stadions zu tun hat.

00:53:43: Da gibt es also einen regen Schriftverkehr, ganz aufschlussreich.

00:53:47: Da muss man kurz noch mal einhaken, es hieß natürlich noch nicht Wilhelm-Koch-Stadion.

00:53:50: Stimmt, da hat also tatsächlich auch möglicherweise sogar der oder die Beschrifter:in des Karteizettels

00:53:58: da einfach mal ein bisschen den damaligen Stand wiedergegeben.

00:54:01: Man weiß also dann ungefähr auch, dass es also eindeutig vor 1998 beschriftet worden

00:54:05: ist, diese Zettelage da.

00:54:08: Also Millerntor-Stadion, bleiben wir doch einfach dabei, auch gerne mal in der Presse

00:54:14: einfach als FC St. Pauli-Sportplatz tituliert.

00:54:18: Da gab es so einiges, da gab es z.B. im Hintergrund so eine kleine Querele über die Miete und

00:54:24: wie viel der FC St. Pauli nun zu zahlen hätte.

00:54:26: Der Verein hatte wohl ganz günstige Konditionen, noch ein Grund für die Stadt, das einfach

00:54:30: mal zu kündigen, tat sie dann auch.

00:54:33: Das sollte dann, es gibt auch viele auch interne Schriften, den Verein möglicherweise ein

00:54:38: bisschen aus der Reserve rauslocken.

00:54:40: Also eigentlich wollte man erstmal nur über Geld verhandeln und dann kam sehr, sehr schnell

00:54:43: aber die Frage, wollen wir nicht gleich das ganze Stadion woanders verlegen hin?

00:54:48: Und zuerst schien das Ganze auch sehr, sehr einfach so geregelt zu werden, wie es hanseatisch

00:54:53: gerne gemacht wird.

00:54:54: Nämlich einfach, man trifft sich in einem möglichst ordentlichen Hinterzimmer und bespricht

00:54:57: das und danach macht man Handschlag-Geschäft und fertig.

00:55:00: Fünf Herren des Vorstandes, heißt es in einem Schreiben an die Stadtplanung, Verfasser

00:55:05: unbekannt, die seien also über die Planung der Stadt informiert worden, der FC St. Pauli

00:55:09: habe damals aber kategorisch den Vorschlag abgelehnt, den es gab, nämlich zwischen die

00:55:13: beiden Hochbunker zu gehen.

00:55:15: Den einen Bunker, den seht Ihr ja immer noch als Bunker, der andere Bunker ist inzwischen

00:55:18: als Telekomgebäude bekannt, also dieses Hochhaus vor der Südtribüne.

00:55:22: Der FC St. Pauli hat sich damals aber mit Händen und Füßen gewehrt, man habe kein

00:55:27: Geld für eine Neuanlage, sie sei auch technisch vollkommen unmöglich wegen schon der U-Bahn,

00:55:32: habt Ihr auch gerade von Thomas gehört und trotzdem sollte das dann schon 1950 im Senat

00:55:40: abgesegnet werden.

00:55:41: Oh.

00:55:42: Und das wurde es dann eben nicht und wir haben ja eben schon gehört, da gabs auch schon

00:55:45: verschiedene Gründe, warum sich der FC St. Pauli quer stellte.

00:55:48: Also a) war man wohl mit dem Stadion auch nicht universell ganz unzufrieden. B)

00:55:52: ging's dabei auch unterschwellig noch so ein ganz klein bisschen um Geld und man wollte

00:55:56: c) sicherstellen, dass die Stadt das Ganze bezahlt und nicht etwa der FC St. Pauli.

00:56:01: Wenn man den Platz verlegt, dann muss das ja auch irgendwie bezahlt werden und darum

00:56:05: ist es mit Sicherheit hier auch gegangen und darum hat man sich also erstmal sehr vehement

00:56:10: dagegen gewehrt.

00:56:11: Das ging dann also noch weiter und der Zweck war damit erstmal ausgesprochen auch im Senat,

00:56:23: die Vorlage wurde dann offensichtlich auch nicht beschlossen, denn es ging ja noch ewig

00:56:26: weiter.

00:56:27: Ein zusammenhängendes großes Feld an der Glacischaussee für Ausstellungszwecke, das

00:56:31: wollte die Stadt.

00:56:32: Und der FC St. Pauli so halt nicht.

00:56:34: Da beteiligten sich jetzt noch sehr viele Leute, da findet man auch so kleine nette

00:56:38: Seitenwege, die eigentlich für die Geschichte unwichtig sind.

00:56:43: Trotzdem ist es schön, wenn in so einer Akte dann plötzlich Sportamtsleiter [Gerhard]

00:56:45: Stöck mal ganz kurz zu Protokoll gibt, das sei ja wohl von dem Sportkameraden Dzur bei

00:56:50: dem Spiel 1951 eine widerliche und abstoßende Unsportlichkeit auf dem Platz gewesen und

00:56:55: dieses Verhalten, das ginge ja mal überhaupt gar nicht.

00:56:57: Auch eine Sache, die es heute vermutlich so nicht mehr so ganz gibt, ich weiß nicht,

00:57:01: ob die Sportbehörde in offiziellen Papieren Spielverläufe und das Verhalten von einzelnen

00:57:05: Spielern des FC St. Pauli kommentiert.

00:57:08: Damals war das noch so und das wurde bis heute aufbewahrt.

00:57:10: Dann gab es eine kleine Prozesswelle, weil in den 50er-Jahren lief es nicht immer ganz

00:57:16: so mit den Karten.

00:57:17: Da wurde der FC St. Pauli von Besuchern verklagt, die eine Sitzplatzkarte hatten, aber nicht

00:57:21: sitzen konnten, weil so viele Leute durch die Zäune reingekommen waren.

00:57:24: Und dann ging's wieder zurück zum eigentlichen Problem.

00:57:27: Also die Baubehörde ist jetzt erstmal wieder auf die Bremse gegangen, man habe jetzt erstmal

00:57:32: Abstand genommen von der geplanten Verlegung des Platzes, wir dürfen uns denken, vermutlich

00:57:36: weil man fand, es war zu teuer.

00:57:38: Auch die Wirtschaftsbehörde habe das als völlig untragbar abgelehnt, die hatten wahrscheinlich

00:57:42: auch keine Lust das zu bezahlen und nun würde man erstmal gucken, wie der Platz bei Ausstellungen

00:57:47: mit einbezogen werden könne.

00:57:48: An dieser Stelle vermutlich Alarmglocken beim FC St. Pauli, weil alle bisherigen Vorschläge

00:57:53: ungefähr so aussehen, wie wir kommen da mit unseren Buddeln und unseren Schaufeln und

00:57:56: machen einfach mal.

00:57:58: Abgesehen davon wies man freundlich darauf hin, der Mietvertrag habe ja inzwischen ein

00:58:01: Vierteljährliches Kündigungsrecht, also so ein bisschen so nanana, vergesst Ihr mal

00:58:06: auch nicht.

00:58:07: In der Vereinszeitung wurde darauf hingewiesen, dass weiterhin diskutiert wird, inzwischen

00:58:11: sind wir 1953.

00:58:12: Wilhelm Koch an dieser Stelle tatsächlich dann auch mit vollem Elan dabei, das war dann

00:58:17: wohl eine Diskussion des St. Pauli-Bürgervereins.

00:58:19: Mit Schneid und Temperament habe Herr Koch darauf hingewiesen, dass inzwischen der Umzug

00:58:25: seiner Fußballarena auf den Platz zwischen beiden Bunkern gesichert sei.

00:58:28: Da hat also offensichtlich Herr Koch irgendwie so hinter den Kulissen die Sache mit dem Baukosten

00:58:34: schon mal so halb geklärt gehabt und erklärte öffentlich seinen Sieg, war aber noch nicht

00:58:38: so, ist ja noch 1953, die Geschichte geht noch bis 1960 weiter.

00:58:42: Und da mischt sich noch der ein oder andere ein, der streitbare Herr vom Sportamt, der

00:58:49: den Herrn Walter Dzur da so verhaltensmäßig angegangen ist, der taucht auch immer wieder

00:58:56: auf, der wollte auf gar keinen Fall den Platz irgendwie verlegen, der sollte dableiben.

00:59:00: Aber dann kommt die Baubehörde und die Baubehörde denkt dann doch wieder darüber nach es zu

00:59:06: machen, das ist also jetzt 1954 und so ganz allmählich merkt wohl Wilhelm Koch, das könnte

00:59:13: sich jetzt auch in eine ungünstige Ecke drehen, denn da kamen noch richtig irre Vorschläge,

00:59:17: kommen wir gleich noch mal drauf, von denen er wohl schon gehört hatte und er sagte in

00:59:22: einem Brief an das Sportamt: "Sollte es tatsächlich zu einem Kampf um die Erhaltung unseres Platzes

00:59:28: kommen, so betonen wir nochmals ausdrücklich, dass wir diesen Kampf ohne Rücksicht auf

00:59:32: irgendwelche Personen, Behördenstellen, Senat oder Bürgermeister führen werden und uns

00:59:38: mit jedem verbünden werden, der uns seine Hilfe anbietet".

00:59:43: Das ist aber auch mal eine Ansage.

00:59:46: Ja, in der Tat.

00:59:48: Ja, was hat ihn denn wohl so wütend gemacht?

00:59:50: Das erfährt man dann, wenn man ein bisschen weiterliest, da gab es ein paar richtig grandiose

00:59:54: Vorschläge.

00:59:55: Inzwischen war nicht nur irgendwie die Sportbehörde, die Wirtschaftsbehörde, die Baubehörde eingeschaltet,

00:59:59: sondern auch das Garten- und Friedhofsamt.

01:00:01: Oh.

01:00:02: Das fand z.B. das Verbleiben des Sportplatzes auf dem Heiligengeistfeld sei untunlich und

01:00:08: die Fläche nördlich des Stadtparks, gerade vor kurzem vorgeschlagen von der Baubehörde,

01:00:12: die sei total dufte.

01:00:13: FC Ohlsdorf dann?

01:00:15: So ungefähr, nördlich des Stadtparkes, das war wohl irgendwie ein Gelände, was der HSV

01:00:22: nicht haben wollte und dann haben sie gedacht, nehmen wir doch mal den FC St. Pauli, kann

01:00:27: sich ja auch in FC Stadtpark umbenennen.

01:00:29: Sehr hübsch also an diesem Dokument wo das drauf stand, das hat dann auch wieder der

01:00:34: rührige Sportamtsleiter wohl in die Finger bekommen und noch mal schnell für den Bürgermeister

01:00:38: rangeschrieben handschriftlich "So heiß sollte man die Suppe nicht kochen", weil sie vorher,

01:00:44: er wusste ja, also da wars schon am Brodeln, dann würde endgültig der Deckel wohl vom

01:00:52: Topf fliegen.

01:00:53: Das hat anscheinend, wie man im Folgenden sieht, dem Bürgermeister auch so ein bisschen

01:00:57: zu denken gegeben, der hat sich denn dann also durchaus ja auf Seiten des FC St. Pauli

01:01:03: geschlagen, kann man sagen.

01:01:05: Aber jetzt haben wir immer noch 1955, inzwischen sind wir also so weit, dass es sogar Vorschläge

01:01:08: wie Stadtpark gibt.

01:01:10: Dann wird es noch bekloppter, weil nämlich ein Herr Kelting aus der Behörde Wirtschaft

01:01:14: und Verkehr, den ich gerne wegen dieses hervorragenden Vorschlages hier namentlich verewigen möchte,

01:01:19: sagt "Warum bauen wir nicht einfach eine Radrennbahn ins Stadion ein, wir wollten doch schon die

01:01:24: ganze Zeit eine haben", dann sei doch die ganze Finanzierungs-Geschichte auch nicht

01:01:28: mehr so schlimm, wenn man bekäme ja quasi zwei Sportarenen zum Bau von einer.

01:01:32: Das wärs doch gewesen.

01:01:34: Absulut grandios.

01:01:35: Zu seiner Ehrenrettung, Herr Kelting meinte wenigstens eine Radrennbahn mit Fußball auf

01:01:39: dem Heiligengeistfeld zwischen den Bunkern, man könne ja den Bunker als Umziehhaus nutzen.

01:01:43: Aber wenn jetzt der absolute worst case eingetreten wäre, hätte man also einen FC St. Stadtpark

01:01:48: gehabt, der dann auch noch regelmäßig Radrennen in seinem Stadion austragen musste, hätte

01:01:53: auch passieren können.

01:01:55: Und aus Sicht der Stadt hätte das alles ja irgendwie auch Kosten sparen können.

01:02:00: Nun ja, aber Herr Stöck z.B. ließ auch nicht locker, der wollte ja gar keine Verlegung

01:02:08: und hat dann Argumente-Liste und sonst was irgendwie angefordert, auf anderer Ebene darf

01:02:13: man sich vorstellen wie Wilhelm Koch dann durch die Gegend feuerte und er sagte immer

01:02:17: wieder "Lasst es uns doch bitte alles beim Alten lassen", dann wurden nämlich auch noch

01:02:23: mal Umzugskosten berechnet, wie teuer das alles wird.

01:02:25: habt Ihr Euch das alles gut überlegt und man müsste mit dem FC St. Pauli auch kooperieren.

01:02:29: Dann wurde von der anderen Behörde wieder gegengeschossen, der FC St. Pauli würde ja

01:02:33: wohl nicht kooperieren, das sei ja wohl alles ausgesprochen rüde oder gar, schönes Wort,

01:02:38: eine Rüdigkeit, wie also der FC St. Pauli hier polemisiere und dagegen würde man sich

01:02:43: ja verwahren, das ist also ein Schreiben, in dem sich der Bürgermeister in diesem Fall

01:02:48: da wohl mal aufregt.

01:02:49: Nun drehte man ein bisschen die Daumenschrauben an, weil nämlich dann das Gebäude, unter

01:02:55: dem sich der Seuchenkeller befand, abgerissen werden sollte, da wurde es jetzt mal wirklich

01:03:00: ein bisschen dringender.

01:03:01: Koch, anderer Schachzug, setzte dann den Bürgermeister darüber in Kenntnis, dass der FC dann eben

01:03:08: transportable Häuser planen würde, finde ich auch recht modern so tinyhouse-mäßig.

01:03:11: Dann wäre wahrscheinlich das später so berühmte Containerdorf schon sehr viel früher entstanden

01:03:17: scheinbar.

01:03:18: Also Wilhelm Koch in dem Fall wirklich ganz vorn mit dabei.

01:03:20: Dann schaltete sich auch noch die St. Pauli Brauerei ein, weil sie könnte sich gut vorstellen,

01:03:24: da einzusteigen und ein gutbürgerliches Restaurant zu realisieren, in dem man dann umziehen könne.

01:03:29: Wird ja immer besser.

01:03:31: Absolut, das wäre also das Hofbräuhaus am Millerntor sozusagen dann irgendwie geworden

01:03:35: mit irgendwie kleiner Umzieh-Kaschemme irgendwie in der Ecke.

01:03:40: Daraus ist dann aber leider nie was geworden.

01:03:44: Koch gab immer noch aktenkundig von sich, dass er über die Umzugspläne sehr entsetzt

01:03:49: war, weil die also auch noch gar nicht geklärt waren.

01:03:55: '58 war das immer noch so, Sportamt wetterte gegen den Umzug irgendwie, Garten und Bau

01:04:01: und so weiter waren eigentlich eher dafür.

01:04:05: Dann aber 1958 gab es wohl endlich eine Einigung, dann findet man also auch wiederum in einem

01:04:11: Aktenvermerk, Koch habe nun laut dem Sportamtsleiter den Vorschlag zwischen die Bunker zu gehen

01:04:15: endgültig akzeptiert.

01:04:17: Im Sinne von, wenn Ihr unbedingt die Steuergelder rausschmeißen wollt, dann machts halt.

01:04:21: Hauptsache mein Umkleidehaus wird gebaut.

01:04:25: Und dann hat man wohl angefangen die Details so ein bisschen zu regeln.

01:04:28: Also dieses 58er-Ding war wohl wichtig und aus heutiger Sicht finde ich das auch ganz

01:04:32: spannend, weil das war immer so das kleine Häuschen da am Stadion, hat man irgendwie

01:04:34: nicht ganz ernst genommen, da waren die sogenannten Kultkabinen drinne und da war natürlich das

01:04:37: Clubheim drinne, wo auch sehr lange Brigitte die Wirtin war, das kannte man ja alles.

01:04:42: Aber dass das eigentlich das eigentliche Ding war, was denen damals noch wichtiger war als

01:04:46: das Stadion, das ist aus heutiger Sicht sicherlich nicht mehr so ganz bekannt gewesen.

01:04:51: Als das dann in trockenen Tüchern war und das wurde ja auch wirklich früher fertig

01:04:54: als das Stadion, da hat dann wohl Koch endlich zugestimmt.

01:04:59: Der Bürgermeister wurde richtig euphorisch und fragte an, ob man, wenn man denn schon

01:05:04: gleich umziehe und neu baue, nicht auch noch Flutlicht ans Millerntor pflanzen könne.

01:05:08: Vehementes protestieren und Entsetzen natürlich bei allem, was irgendwie rautig war in der

01:05:14: Stadt, das fanden die natürlich ganz entsetzlich, aber um ein Haar hätte das Millerntor tatsächlich

01:05:18: die erste professionelle Flutlichtanlage bekommen oder eine der ersten, Concordia hatte auch

01:05:24: eine früher, aber der HSV halt nicht und das fanden die natürlich ganz furchtbar,

01:05:28: haben aber durch gezieltes Intervenieren es dann geschafft, dass die leider dann doch nicht

01:05:32: am Millerntor entstand.

01:05:33: War ja ungefähr fast 30 Jahre früher, als es dann wirklich dann am Ende Flutlicht gab.

01:05:37: Genauso wars und dann gabs noch einen nachträglich aus heutiger Sicht wirklich haarsträubenden

01:05:42: Schlenker.

01:05:43: Es gibt nämlich einen Verweis, dass also wenn das weiter so schlecht läuft beim FC

01:05:46: St. Pauli, zeitweilig war der Verbleib in der damaligen 1. Liga, der Oberliga, nämlich

01:05:50: gefährdet, da müsste man sich das aber wirklich noch mal überlegen, ob man da Geld in die

01:05:54: Hand nehmen würde, um so eine neue Anlage zu machen.

01:05:56: Zum Glück hat der FC St. Pauli aber dann die Klasse gehalten und möglicherweise hat

01:06:01: dann also der Verbleib in der Oberliga entscheidend dazu beigetragen, dass das Stadion heute jetzt

01:06:06: da ist, wo es ist.

01:06:08: Ja und dann gab es also noch kleine Pacht- und sonst was Geschichten und dann endlich

01:06:14: heißt es Januar 1960 Grundsatzentscheidung im Senat für die Verlegung.

01:06:19: Und geht dann ja auch mal schnell, schon am 8. April 1960 wurde dann das neue Clubheim

01:06:25: übergeben nach nur zehn Jahren Akten Hick Hack, von dem wir vermutlich hier nur einen

01:06:30: winzigen Bruchteil auch nur zeigen konnten.

01:06:33: Und das war damals halt quasi eine Sensation, da heißt es in der Presse, 100 Persönlichkeiten

01:06:38: des Hamburger Senats seien gekommen, wie sind die alle in dieses Haus reingegangen, weiß

01:06:44: ich nicht.

01:06:45: Der Senat hatte 100 Persönlichkeiten.

01:06:46: Ja, absolut.

01:06:47: Achso, der Hamburger Senat, der Fußballverbände und Behörden, so heißt es in unserer Vereinszeitung.

01:06:52: Und das Vereinshaus, so lobte das 'Hamburger Abendblatt', sei Muster an sportlich vorbildlicher

01:06:57: Gestaltung.

01:06:58: Die offizielle Jubiläumsschrift, die wir glaube ich auch schon mal zitiert hatten vorhin:

01:07:02: "Wer sich in diesen Gesellschaftsräumen nicht wohlfühlt, hat selbst Schuld", und die Primitivität

01:07:10: von einst sei überhaupt nicht mehr zu verstehen, wenn man die behaglichen mit allem Komfort

01:07:15: der Neuzeit ausgestatteten Räume des neuen Vereinshauses sehe.

01:07:20: Wenn man das dann 20 Jahre später selber erlebt hat.

01:07:25: Ja eben, so schnell wird's dann wieder Kult.

01:07:28: Der Seuchenkeller war ja nie Kult, die hier schon.

01:07:32: Der Seuchenkeller war damit ja eben Geschichte, es gab immerhin eine Sauna, ein Entmüdungsbecken,

01:07:38: eine Therapiewanne mit Unterwassermassage und das war gut.

01:07:43: Bis auf das Spieler-Klo was man vergessen hatte, das gabs halt nur oben, wo auch die

01:07:46: Zuschauer hingegen, sehr volkstümlich.

01:07:49: Und ja auch das muss an dieser Stelle noch mal kurz erwähnt werden, es gelang ja das

01:07:55: Millerntor an der Stelle zu realisieren, es war tatsächlich ein recht moderner Sportplatz

01:07:59: mit einem freischwingenden Tribünendach, dafür gab's viel positive Presse dafür.

01:08:05: Das Thema Geld ist aber ja sehr, sehr ausführlich auch zu Wort gekommen und jetzt versteht man

01:08:10: noch viel besser, warum die Stadt einfach die Drainage weggelassen hat, als sie den

01:08:14: Platz geplant hatte, das ist ja relativ bekannt.

01:08:17: Bei Eröffnung hat man das noch nicht gemerkt, so wurde wohlweislich im Sommer eröffnet,

01:08:22: ein Freundschaftsspiel gegen Sofia, was man denn 4:7 verlor, aber da waren alle noch ganz

01:08:27: gut drauf, der Rasen war ein bisschen rutschig, also die Soden waren nicht richtig angewachsen,

01:08:31: erzählten die Spieler schon.

01:08:33: Und hinterher stellte man aber immer mehr Sachen fest, so Baumängel und so, also es

01:08:36: zog durch die Rückwand, die Toiletten waren häufig überschwemmt, Bänke aus zu frischem

01:08:41: Holz gefährlich und verzogen und, das wird Heinz Deininger so richtig auf die Palme gebracht

01:08:46: haben, die Stufen waren nicht etwa schön hoch, sondern die Stufen der Stehtraversen,

01:08:50: so damals die 'Morgenpost', gerieten äußerst unterschiedlich, einige sind ausgesprochene

01:08:54: Kinderstufen.

01:08:55: Ja, da war es dann ja fast egal, dass man da dann im Winter keinen Fußball mehr spielen

01:09:00: konnte, weil der Platz dauernd unter Wasser stand.

01:09:01: Das gab's dann auch eben, es wurde immer klarer, dass schlicht und einfach das Wasser nicht

01:09:08: ablief.

01:09:09: Auch hier verewigte sich dann noch mal ein Vertreter der Stadt, der Bezirksamtsleiter

01:09:14: Walter Lübbersmeyer machte im Januar eine Platzbegehung mit Vertretern von Verein und

01:09:18: Presse und das wurde in der Presse so beschrieben: "Es waren sehr nasse Schritte", der Redakteur

01:09:24: der Zeitung war mitgegangen und stellte die Lage eines Fußballers auf St. Pauli nach,

01:09:29: "Seine Schuhe versanken leise gurgelnd in dem versumpften, verfaulten Rasen".

01:09:34: Jetzt denkt man natürlich...

01:09:37: Sehr poetisch.

01:09:39: Das ist das Millerntor gewesen.

01:09:40: Das war noch wirklich große Sportjournalismus-Prosa solang es nicht um Fußball geht, können

01:09:45: die ja richtig schreiben.

01:09:46: Entschuldigung, liebe Journalistenkolleginnen und -kollegen.

01:09:49: Das schöne ist der Schluss, den der Bezirksamtsleiter daraus zog, natürlich sei eine Entwässerungsanlage

01:09:54: nicht notwendig, die Schlacke des Heiligengeistfeldes schlucke ja genug Wasser.

01:09:59: Allerdings brach sich dann z.B. der Heinz Deininger, von dem wir gerade gehört hatten,

01:10:05: beim Training auf diesem Platz den Knöchel und dann war also endgültig Schluss, dann

01:10:08: hat der Verein sich geweigert, darauf dann weiterzuspielen.

01:10:11: Dann wurde also erstmal wieder woanders gespielt, nämlich meist auf dem Platz des SC Victoria

01:10:18: und das Millerntor wurde dann einfach noch ein zweites Mal eingeweiht.

01:10:21: So kam es also, dass es den heutigen Standort gleich zweimal neu zu feiern gab, nämlich

01:10:26: nur 1961 ohne Drainage und 1963 mit.

01:10:29: Ja, der Rest ist Geschichte und der ganze Rasenskandal vielleicht bei Gelegenheit noch

01:10:35: mal eine eigene Folge wert, das kann man hier nicht ganz auserzählen.

01:10:38: Ja, ich glaube auch, Heini Deininger musste seine Karriere auch beenden.

01:10:41: Ich glaube er hat sich von der Verletzung auch nicht mehr erholt.

01:10:44: Also jedenfalls seine Profi- oder Karriere in der ersten Mannschaft.

01:10:49: Aus heutiger Sicht also quasi eine ganz niedliche Geschichte, die ja völlig irre ist, dass

01:10:53: man so einen Sportplatz plant und ja insgesamt viel Geld ausgibt, nur an einer entscheidenden

01:10:58: Stelle eben nicht.

01:10:59: Aber ja, das war wirklich gesundheitsgefährdend für die Spieler und Heinz Deininger hat leider

01:11:03: mit seiner Gesundheit bezahlen müssen.

01:11:05: Kann man also sagen, mit ein bisschen mehr Glück in der Geschichte würden wir jetzt

01:11:08: singen, gehst du durch den Stadtpark, hörst jeden rufen?

01:11:11: Ganz genau.

01:11:12: Und suchst die Stufen.

01:11:15: Und die Schilder.

01:11:17: Kombi-Eintrittskarten für Planetariums- und Fußball-Events und dann auch noch das Sechstagerennen

01:11:26: dazu, was am Millerntor auch stattgefunden hätte.

01:11:29: Was wäre aus der Radfahr-Abteilung Hammonia des Hamburg-St. Pauli Turnvereins geworden,

01:11:34: wenn wir eine Radrennbahn integriert hätten?

01:11:36: Das stimmt, aus diesem Verein hätte so viel werden können, wenn er sich nicht widerborstig

01:11:43: dagegengestellt hätte.

01:11:44: Kult-Radfahrer vom Stadtpark.

01:11:46: Stimmt.

01:11:47: Ja, dann mal ganz schnell die Klammern wieder an die Hosen und losgeradelt, wenn nicht,

01:11:52: wenn nicht noch eine Geschichte auf jeden Fall offen wäre, die wir Euch versprochen

01:11:57: haben.

01:11:58: Und jetzt wird die Spannung richtig atemlos.

01:12:00: Ich ziehe das dritte Los.

01:12:02: Nicht dass hier irgendwie geschummelt worden wäre.

01:12:06: Nein, ich klappe es auf, es steht: Celina.

01:12:08: Ich hab einfach Christoph zweimal eingetragen, weil ich heute nicht so motiviert war.

01:12:12: Nein, ich habe natürlich auch eine Geschichte vorbereitet, wir kommen von schweren Platzbedingungen

01:12:20: zu schweren Platzbedingungen quasi.

01:12:21: Ich begebe mich heute auf die Spur eines der ganz großen St. Pauli-Mythen.

01:12:25: Das ist ja so eine Sache im Fußball, da gibt es so Wahrheiten, die sich eindeutig belegen

01:12:31: lassen und es gibt jede Menge gefühlte Wahrheiten.

01:12:33: Bei denen das so ist, dass selbst wenn sich dann jemand die Mühe macht, diese weit verbreiteten

01:12:37: Annahmen statistisch zu belegen oder auch zu widerlegen, hat das in der Regel keinen

01:12:41: großen Einfluss auf das, was die Menschen glauben.

01:12:45: Mythen halten sich im Fußball hartnäckig.

01:12:47: Kleines Beispiel, ich teste das mal mit Euch.

01:12:51: Wir spielen Stand heute, Stand dieser Aufnahme, morgen zu Hause gegen Bielefeld, aktuell Tabellenplatz

01:12:58: 15. Christopher, glaubst Du, dass Arminia aktuell ein besonders schwerer Gegner ist?

01:13:04: Definitiv also die müssen ja auch gewinnen, also für die geht's gegen den Abstieg, für

01:13:10: uns ist die Messe ein bisschen gelesen, also da haben wir noch nie gut ausgesehen.

01:13:15: Ja, die brauchen jemand, der ihnen aufhilft und das waren in der Vergangenheit immer gerne

01:13:21: wir.

01:13:22: Ja, tatsächlich zeigen Statistiken, dass Teams, die zum Ende einer Saison in Anführungszeichen

01:13:25: gewinnen müssen, um eben auf- oder nicht abzusteigen, eher schlechter spielen als sonst.

01:13:32: Also schlechter spielen als im Rest der Saison.

01:13:34: Wenn du schon gegen den Abstieg spielst und dann noch schlechter spielst als vorher, dann

01:13:39: sieht es schlecht aus.

01:13:40: Aber du hast vergessen den Teil, dass das zwar stimmt, außer am Millerntor, da stimmt

01:13:44: es natürlich nie.

01:13:45: Genau.

01:13:46: Außerdem spielen die schlechter, aber weil unsere noch schlechter spielen, gleicht es

01:13:48: sich wieder aus, irgendwie muss man das doch aufrechterhalten können.

01:13:51: Gegen Fakten darf man sich ja auch mal wehren.

01:13:54: Ich glaube, Deine These vom Satz davor ist schon bestätigt, dass auch wenn man mit Fakten

01:14:00: kommt, egal.

01:14:01: Wegignoriert.

01:14:02: Was ist denn so der erste große Mythos, der Euch konkret zum FC St. Pauli einfällt?

01:14:06: Man könnte vielleicht den Totenkopf erwähnen.

01:14:12: Das Freudenhaus der Liga.

01:14:15: Oha.

01:14:16: Ist das ein Mythos oder so eher...

01:14:19: Floskel.

01:14:20: Klischee, Klischee ist glaube ich das richtigere Wort.

01:14:24: Ich meine jetzt diese ungeschriebenen Gesetze quasi, wenn, dann.

01:14:29: Das mag auch ein wenig was mit dem Jahrmarkt vor der Haustür zu tun haben, bei dem der

01:14:34: FC St. Pauli bekanntlich so gut wie unschlagbar ist.

01:14:37: Darauf wollte ich genau aus.

01:14:39: Christoph hats natürlich geahnt.

01:14:40: Ja, es gibt diesen Mythos, dass der FC St. Pauli zu Hause erfolgreicher spielt und häufiger

01:14:47: gewinnt, wenn Dom ist.

01:14:48: Und ich würde sagen, dass es tatsächlich einer der ältesten FC St. Pauli-Mythen.

01:14:53: Vermutlich deswegen, weil Dom und Fußball schon so lange auf dem Heiligengeistfeld koexistieren.

01:14:57: Ich nehme Euch heute richtig ran. Wisst Ihr, wer zuerst da war, FC St. Pauli oder Dom?

01:15:04: Menschen, die es genau wissen, weil sie mein Skript gelesen haben, ich guck Dich an Thomas,

01:15:08: sagen dazu bitte nichts.

01:15:09: Ich weiß, dass der Dom auch relativ lange auf dem Spielbudenplatz stattgefunden hat,

01:15:14: bin mir aber nicht mehr sicher, wann das umzog.

01:15:16: Also, wenn man jetzt davon ausgeht, wie wir ja mittlerweile alle hier wissen und unsere

01:15:22: Hörerinnen und Hörer auch, dass schon 1896 bereits Fußball im Turnverein mal ausprobiert

01:15:30: wurde und man das als Startschuss nimmt, denke ich aber, dass der Dom gefühlt schon immer,

01:15:38: also wahrscheinlich noch bevor Hamburg existiert hat, gefühlt der Dom auf dem Heiligengeistfeld

01:15:42: Zuckerwatte verkauft hat.

01:15:43: Die Stadt um den Dom herum gebaut und man meint damit immer das Volksfest und überhaupt

01:15:47: heißen diese ganzen Kirchen nur nach dem Volksfest.

01:15:49: Der Kölner Dom ist natürlich nach dem Hamburger Volksfest benannt.

01:15:53: Ja, Marketingmove der Kirche, weil man ja signalisieren wollte, das macht echt dufte

01:15:58: Spaß und Ihr kriegt auch Zuckerwatte, es gibt ja nur trockene Oblaten, das hat man

01:16:01: nicht so gern.

01:16:02: Könnte man ja mal als Mythos etablieren ab sofort.

01:16:03: Das ist tatsächlich gar nicht so weit weg von der Wahrheit, also nicht so rum, aber

01:16:08: andersrum.

01:16:09: Die Ursprünge des Hamburger Doms reichen tatsächlich bis ins 11. Jahrhundert zurück

01:16:13: und dass der Dom Dom heißt, hat was mit dem berüchtigten Hamburger Schietwetter zu tun,

01:16:21: weil sich nämlich damals Händler, Handwerker, Gaukler und auch Quacksalber haben sich vor

01:16:28: dem Wind und dem Regen, für den Hamburg ja so berühmt ist, regelmäßig versteckt und

01:16:32: zwar im Hamburger Mariendom am Speersort.

01:16:35: Wenn Ihr jetzt denkt, den habe ich ja noch nie gesehen, dann liegt das daran, dass der

01:16:38: abgerissen wurde 1804.

01:16:40: Aber bis 1804 gab es quasi diesen Indoor-Markt bei schlechtem Wetter im Mariendom am Speersort.

01:16:48: Ist das nicht eigentlich auch ein Mythos, dass Hamburg irgendwie schlechtes Wetter hat?

01:16:52: Nee, das stimmt.

01:16:54: Das kann ich definitiv bestätigen.

01:16:56: Okay, dann...

01:16:57: Dazu brauche ich keine Statistik, ich bin ja vor noch nicht allzu langer Zeit aus dem

01:17:02: Rheinland zurückgezogen nach Hamburg und das ist keine gefühlte Wahrheit, dass ich

01:17:07: mit einer Sommerjacke in Köln eingestiegen bin und es spätestens in Münster bereut

01:17:11: hab.

01:17:12: Auf jeden Fall sind dann die Händler und Handwerker und Gaukler und Quacksalber eine

01:17:17: Weile ohne festen Standort über die Marktplätze der Stadt Hamburg gezogen, also wie Christoph

01:17:22: ja auch schon gesagt hat, irgendwann war es mal am Spielbudenplatz auch, bis ihnen dann

01:17:28: 1893 ein neuer Platz zugeteilt wurde von der Stadt Hamburg und zwar das Heiligengeistfeld.

01:17:34: Also 1893.

01:17:39: Knapp, weil Fußball wurde beim Vorgängerverein des FC St. Pauli, den wir ja schon häufiger

01:17:46: genannt haben, frühestens 1896 gespielt, also war der Dom zuerst da, wenn auch nur

01:17:53: knapp.

01:17:54: Knapper als gedacht.

01:17:55: Und ursprünglich gab es übrigens nur einen Winterdom, Sommer- und Frühjahrsdom kamen

01:18:01: erst nach dem Zweiten Weltkrieg dazu.

01:18:03: Der Sommerdom, der damals Hummelfest hieß, kam 1947 dazu und der Frühjahrsdom dann 1948.

01:18:10: Das können wir gerne wieder so zurück.

01:18:12: Ich stell mir auch gerade vor, also das war ja immer schon das Problem, dass während

01:18:16: des einen Domfestes im Winter ja schon das Problem war, dass dann also mit Mühe noch

01:18:22: ein Platz auf dem Heiligengeistfeld bespielbar war und nicht irgendwie die zehn oder so,

01:18:26: die es da gab.

01:18:27: Aber das war dann immer ein großes Problem, dass dann einfach Sport draußen kaum noch

01:18:31: möglich war.

01:18:32: Wenn das dann dreimal im Jahr gewesen wäre, dann wäre das wohl noch dramatischer für

01:18:34: das Vereinsleben gewesen, würde ich mal schätzen.

01:18:37: Also der Hamburger Dom ist noch heute das größte Volksfest Norddeutschlands und das

01:18:43: längste Volksfest Deutschlands.

01:18:45: Aber wie ist der Mythos entstanden, dass St. Pauli besonders erfolgreich spielt, wenn Dom

01:18:50: ist, muss ja irgendwo herkommen.

01:18:52: Wer die Heimspiele des FC St. Pauli gelegentlich im Fernsehen verfolgt weiß, dass Sportjournalist:innen und Kommentator:innen quasi keine Gelegenheit

01:19:02: auslassen, die Domkulisse in ihre Spielberichterstattung einfließen zu lassen. Das ist quasi Fußballkommentator:innen-Bullshitbingo, der Dom relativ weit oben mit vertreten.

01:19:12: Neben Kiezkicker, Kiezpiraten, Freibeuter der Liga, Freudenhaus und Kult.

01:19:19: "Wenn Du einfach die Lichter im Hintergrund siehst, wenn es dunkel ist, das kribbelt nochmal ganz anders

01:19:24: Ausverkauftes Haus, Dom, letztes Spiel des Jahres, also viel schöner kann es gar nicht sein.

01:19:29: Vor dem Stadion gibt es Kirmes, im Stadion gibt es die große Show.

01:19:34: Festung Millerntor, Flutlicht, ausverkauftes Haus und nebenan noch der Dom aufgebaut, der ja zusätzlichen Funken rüberbringt.

01:19:43: In den 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts war das im Wesentlichen nicht anders, auch

01:19:48: damals haben Sportjournalisten, damals waren es vermutlich überwiegend Männer, die Gelegenheit

01:19:57: genutzt, den Dom in ihre Berichterstattung einfließen zu lassen.

01:20:01: Also, es war die Presse, die den Dom schon früh in der Geschichte des Hamburger Fußball

01:20:05: zum Heimvorteil für den FC St. Pauli erklärte und den Mythos von der besonderen Geheimwaffe

01:20:10: Dom begründete.

01:20:12: In einem Zeitungsartikel von 1925, wie aufmerksame Zuhörer:innen dieses Podcast wissen, das

01:20:19: war ein Jahr nach der offiziellen Gründung des FC St. Pauli.

01:20:23: Vorher waren wir die Spielabteilung vom Hamburg-St. Pauli Turnverein.

01:20:26: Ach, war das so?

01:20:27: Das war so.

01:20:28: Das höre ich aber zum ersten Mal.

01:20:29: Auch ein schönes Trinkspiel, wenn Ihr noch auf der Suche seid nach einem schönen Trinkspiel,

01:20:32: trinkt jedes Mal einen Schnaps, wenn ich in diesem Podcast entweder anarchische Frühgeschichte

01:20:37: des Hamburger Fußballs oder Hamburg-St. Pauli Turnverein, Vorgängerverein des FC St. Pauli

01:20:43: sage.

01:20:44: Prost.

01:20:45: Auf jeden Fall habe ich in einem Buch, das von Christoph Nagel und Michael Pahl geschrieben

01:20:50: wurde zum Hundertjährigen Vereinsjubiläum einen Zeitungsartikel gefunden zu diesem Thema

01:20:55: von 1925 und da wird Thomas Euch jetzt einen Auszug draus vorlesen.

01:21:01: Ich beginne das Zitat: "Der HSV wird heilfroh sein, sein Spiel gegen den FC St. Pauli auf

01:21:05: dem Millerntorplatz mitten im Trubel des Domes hinter sich zu haben.

01:21:09: Das Spiel und höchstwahrscheinlich der sich anschließende Dom-Bummel hatte eine sehr

01:21:13: stattliche Zuschauerzahl angelockt.

01:21:15: Dazu bekam das Spiel ein ganz eigenartiges Niveau durch die äußere Umgebung.

01:21:19: Die klare Winterluft war erfüllt von den mehr oder minder reizvollen Düften der Waffel-

01:21:24: und Wurstbuden ringsrum, dazu der sinnverwirrende Lärm der Dommusik.

01:21:29: Es ging schon an die Nerven.

01:21:31: Unter den Klängen des Dollarprinzessin-Walzers spielte sich der Sturm der Rothosen eine böse

01:21:37: Naht zusammen".

01:21:38: Ja, dem Mythos dienlich verschweigen wir an dieser Stelle, dass der HSV dieses Spiel trotzdem

01:21:44: 6:2 gewonnen hat.

01:21:47: Das wurde bestimmt hinterher irgendwie aberkannt.

01:21:50: Ohne Dom hätten wir wahrscheinlich keine zwei Tore geschossen.

01:21:55: Damals gab es nämlich noch kein Stadion, wie wir ja auch schon in dieser Folge gelernt

01:21:58: haben.

01:21:59: Aber seit kurzem Rasen.

01:22:00: Seit kurzem Rasen, super wie das hier immer ineinander greift, auch wenn wir es nicht

01:22:04: so planen.

01:22:05: Der war zwischenzeitlich aber auch noch mal wieder weg wegen so einer Landwirtschaftsgeschichte,

01:22:08: also für das Jahr weiß ich nicht ganz genau.

01:22:11: Vielleicht war es ein schlechter Rasen.

01:22:13: Also es gab jedenfalls kein Stadion, keine Tribünen und somit keine wirkliche Abgrenzung

01:22:18: zum Dom.

01:22:19: Das Spielfeld war quasi mittendrin und die Partie konkurrierte mit anderen Jahrmarkt-Attraktionen

01:22:23: um die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen.

01:22:27: So blieb das dann auch noch eine Weile.

01:22:29: Im Winter 1930 erwischte ist Altona 93 z.B. Eine Hamburger Tageszeitung bilanzierte nach

01:22:33: dem 2:1-Heimsieg für braun-weiß: "Der Dom war nichts für Altona 93.

01:22:38: Bei Bratwurst- und Schmalzkuchengeruch unterhielt ein Lautsprecher, der Hamburger Döntjes zum

01:22:43: Besten gab, die Massen.

01:22:44: Ein lustiges Feuerwerk der beliebtesten Gassenhauer prasselte von den Dom-Attraktionen her auf

01:22:49: die Spieler und das Publikum herab.

01:22:51: Da war einem mehr nach Tanzen als nach Spielen oder Betrachten und Kritisieren zu Mute".

01:22:56: Total toll, möglichst viel Musik während des Spiels.

01:23:00: Vielleicht bei Rückstand nochmal alte Gassenhauer einspielen einfach über die Stadionregie,

01:23:03: das könnte doch irgendwas bringen möglicherweise.

01:23:06: Hin und wieder hatten tatsächlich in dieser Zeit auch Zuschauer:innen unter dem Dom zu

01:23:10: leiden.

01:23:11: Wenn ihnen die, ich zitiere, "Sicht durch die aus den Dombuden herüberwehenden Dämpfe

01:23:15: erschwert" wurde.

01:23:17: Wahrscheinlich nicht die Dämpfe, die heutzutage hin und wieder mal erwähnt werden.

01:23:21: Das sind heute andere Dämpfe, die riechen schlechter wahrscheinlich.

01:23:24: Kommt auf das Alter des Fettes an, was da in den Bratwurstbuden oder so benutzt wird.

01:23:31: Vielleicht auch nicht zwangsläufig wichtig.

01:23:33: Du redest von Bratwurst-Dämpfen?

01:23:38: Nein. Ja und nein. Ich verstehe schon.

01:23:44: Ja, wir sind dann also bei dem Teil, wo du dann doch nachgewiesen hast, dass es was bringt.

01:23:48: Ja zumindest in den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts.

01:23:52: Das Problem haben wir jetzt ja heute nicht mehr so, denn wir haben ja ein Stadion, wie

01:23:56: Ihr vielleicht schon mitbekommen habt und auch die Domgeräusche sind jetzt während

01:24:00: Heimspielen eher so ein bisschen in den Hintergrund gerückt, dass kriegen wir inzwischen selber

01:24:04: ganz gut hin, da Stimmung zu machen.

01:24:06: Aber es gab ja nicht nur die anarchische Frühzeit des Fußballs auf St. Pauli ohne Stadion,

01:24:11: sondern es gab auch noch die kaum weniger anarchischen 80er-Jahre des Clubs.

01:24:15: Zu Beginn der 80er-Jahre, lange bevor man an der Kollaustraße trainiert hat, hatten

01:24:20: die Fußballer des FC St. Pauli keinen festen Platz für ihr regelmäßiges Training.

01:24:23: Man kann das sich heute kaum mehr vorstellen und so kam es, dass man auf dem Grandplatz

01:24:27: Feldstraße 3 auf dem Heiligengeistfeld trainieren musste, umringt von Dom-Buden.

01:24:31: Torwart-Legende Volker Ippig erinnert sich: "Oder dann eben Feldstraße 3.

01:24:35: da haben wir sogar mal trainiert, da war dann ringsrum Dom.

01:24:39: Und dann auf dem Platz da, meine Herren.

01:24:42: Jürgen Gronau hat sich einen Scherz gemacht, dann immer rüberzuschießen in die Buden

01:24:47: rein und so.

01:24:48: Das war ja auch immer ein Problem selbst auf den normalen Feldstraßen-Plätzen.

01:24:51: Wenn er oben rüber ging, die Bälle flogen dann ja oben rüber und dann direkt in die

01:24:56: Buden, Alter was für ein Stress, der da manchmal kam, kriegtest den Ball nicht wieder, klar,

01:25:02: logisch."

01:25:03: Und auf der Spur dieses Mythos habe ich dann auch noch mal ein bisschen unserem Archiv

01:25:08: gewühlt und habe eine Stadionzeitung aus den 90er-Jahren gefunden, die einen extrem

01:25:13: kreativen Namen hatte, nämlich 'Millerntor-Magazin' und die haben 1991 einen Leitartikel rausgehauen

01:25:20: mit dem Titel "Doping vom Dom - Wenn die Schausteller ihre Karussells kreisen lassen, wirbelt St.

01:25:25: Pauli auch wilder als sonst".

01:25:28: Wow. Aha.

01:25:30: Die Beweisführung sehr schön, einen Absatz, den ich Euch auf gar keinen Fall vorenthalten

01:25:36: möchte.

01:25:37: Ich zitiere: "In dieser tückischen Situation", ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, um welche

01:25:42: es ging, es war gerade sportlich mal wieder schwierig Anfang der 90er.

01:25:46: "In dieser tückischen Situation kommt es St. Pauli zugute, dass draußen auf dem Heiligengeistfeld

01:25:52: wieder der Rummel brummt.

01:25:53: "Wenn Jahrmarkt ist, spielt meine Mannschaft meist noch temperamentvoller als sonst", behauptet

01:25:58: Helmut Schulte, der für seine Freundin auf dem Dom sogar mal eine Autogrammkarte von

01:26:03: Peter Knäbel geschossen haben will".

01:26:05: Weiter: "Die prickelnde Atmosphäre aus Lichterglanz und Lebensfreude, aus Attraktion und Ausgelassenheit

01:26:13: weht herüber ins Stadion und stimuliert meine Spieler", deutet der geschulte Pädagoge das

01:26:20: Phänomen.

01:26:21: Aber das sei nichts Außergewöhnliches, fügt er hinzu, denn auch die Bayern zur Wies'n-

01:26:25: und die Stuttgarter zur Was'n-Zeit trumpften unwiderstehlich auf, wenn ihre Volksfeste

01:26:30: toben".

01:26:31: Das hat Helmut Schulte mit Sicherheit so zitierfähig ins Mikro gesprochen, ganz sicher.

01:26:36: Er hat Jahrmarkt gesagt.

01:26:38: Unwahrscheinlich.

01:26:39: Kommt nicht von hier, oder?

01:26:41: Also, Ihr seht, dieser Mythos wurde kreiert und gepflegt von den Medien, von den Vereinsmedien

01:26:48: und von den Vereinsfunktionären.

01:26:51: Vermutlich in der Hoffnung, dass das so eine Art self-fulfilling prophecy wird nehme ich

01:26:55: an.

01:26:56: Ich habe gestern für die Recherche zu dieser Podcast-Folge eine Umfrage gestartet auf unseren

01:27:01: Social-Media-Kanälen auf Twitter und Instagram und habe unsere Follower:innen gefragt, "Der

01:27:07: FC St. Pauli spielt besonders erfolgreich wenn Dom ist", also zu Hause, "Ja oder nein?"

01:27:15: Und Stand heute Morgen, als ich das letzte Mal reingeguckt habe, haben sich sehr, sehr

01:27:21: viele Menschen an dieser Umfrage beteiligt, hunderte tatsächlich und der Stand ist exakt

01:27:26: 50/50.

01:27:28: Shoutout an Tim vom MillernTon.

01:27:31: Der hat uns gestern geretweetet mit der Bemerkung, "Das sind die wirklich relevanten Statistiken,

01:27:38: aus meiner Sicht ein klares Ja" und wenn Tim das schon sagt, das zählt ja quasi doppelt.

01:27:42: Allerdings hat dann ein User mit dem Namen 'Perry 161' kommentiert "Hä...

01:27:47: Braunschweig?"

01:27:48: Ja, gut.

01:27:49: Das ist historisch alles überhaupt noch gar nicht aufgearbeitet.

01:27:54: Davon können wir noch nichts wissen.

01:27:55: Ich würde da auch definitiv sagen, es gibt da einen Unterschied zwischen Abendspielen

01:27:58: mit Dom und Spielen am Tag mit Dom.

01:28:03: Stimmt.

01:28:04: Der Dom quasi am Tag bringt Unglück, der Dom abends ist natürlich ein absoluter Siegesgarant.

01:28:10: Ich erinnere mich sehr gut an ein 1:4 zu Hause gegen Aachen.

01:28:14: Ich glaube, der Dom hat stattgefunden in dem Moment, das ist meine Dom-Erfahrung möchte

01:28:20: ich dazusagen.

01:28:21: Tim hat das dann ja auch sehr eloquent gekontert als Medienfachmann der er ist: "Jetzt komm

01:28:25: mir nicht mit Fakten."

01:28:26: Sehr richtig.

01:28:28: Trotzdem möchte ich Dich Thomas und gerne auch Dich Tim, wenn Du uns zuhörst, was Du

01:28:32: ja tust, weil Du schon mehrfach gesagt hast, dass Du diesen Podcast hörst, möchte ich

01:28:37: Euch gerne offiziell damit beauftragen, das doch mal tatsächlich ein für alle Mal zu

01:28:42: klären und statistisch zu erheben.

01:28:44: Ich soll jetzt irgendwie sämtliche Dom-Phasen der letzten 120.000 Jahre zusammen tragen

01:28:50: und dann gucken, wann wir in der Zeit wie gespielt haben?

01:28:54: Ja, aber mir reichen die letzten 100 Jahre.

01:28:57: Thomas, seit 1893.

01:28:58: Ja, schöne Idee.

01:29:00: Ist nicht ohne.

01:29:02: Du machst das schon.

01:29:04: Das war meine Investigativ-Recherche zum Thema.

01:29:07: Sehr gut, der Mythos hat sich bestätigt.

01:29:12: Man könnte vielleicht noch ergänzen, dass ohne den Hamburger Dom und seine räumliche

01:29:17: Nähe zum Millerntor-Stadion eventuell der Totenkopf niemals auf die Gegengerade gekommen

01:29:23: wäre.

01:29:24: Da ist was dran.

01:29:27: Noch so ein Mythos.

01:29:28: Dieser Mythos, den Doc Mabuse ja maßgeblich selber mitbegründet hat, besagt, dass er

01:29:34: eines Tages auf dem Weg zu einem Heimspiel auf dem Dom entweder eine Totenkopfflagge

01:29:38: geklaut oder gekauft hat und diese mit ins Stadion gebracht hat.

01:29:42: Möglicherweise war es auch vom Heimspiel, dann Fahne geklaut, gekauft und dann etwas

01:29:47: später aber auf jeden Fall mitgenommen und Du hast vollkommen recht.

01:29:49: Ja, also, ob er das so mangels räumlicher Nähe auch gemacht hätte, also ob er in irgendeinen

01:29:57: anderen Laden gegangen wäre extra, sei mal dahingestellt.

01:30:00: Oder das wäre eine ganz andere Fahne mit einem ganz anderen Symbol geworden.

01:30:03: Man weiß es nicht.

01:30:04: Der berühmte Augenklappen-Totenkopf.

01:30:05: Genau, an den erinnere ich mich auch als ich Kind war, so vier oder fünf Jahre alt.

01:30:10: Da gab's diese Totenkopfflaggen mit dem, wie nennt man das, ein Kopftuch, Bandana und Augenklappe.

01:30:18: Ja, die Totenkopf-Geschichte natürlich übrigens auch im FC St. Pauli-Museum gründlichst anzuschauen.

01:30:24: Falls Ihr noch nicht da wart, kommt doch einfach mal vorbei.

01:30:27: Falls Ihr schon da wart und es mochtet, sagt es anderen weiter.

01:30:29: Gilt auch für diesen Podcast natürlich.

01:30:33: Aber war das, ich wollte auf gar keinen Fall Deine Geschichte jetzt abschneiden.

01:30:37: Nein, das war das Ende meiner Investigativ-Recherche.

01:30:39: Ja, würde ich sagen, erzählen wir vielleicht noch mal kurz, was so in nächster Zeit bei

01:30:43: uns im FC St. Pauli-Museum los ist, richtig?

01:30:47: Ja, erwähnen sollten wir noch die Woche des Gedenkens, wo wir am 4. Mai einen Vortrag

01:30:53: von Frauke Steinhauser haben, die ja auch vor kurzem ein Buch über jüdische Sportlerinnen

01:30:58: und Sportler im NS in Hamburg geschrieben hat und was dann auch noch stattfinden wird,

01:31:03: Anfang Juni, vom 9. bis 11. Juni ist ja das AntiRa, da gibt's ja glaube ich auch von uns

01:31:08: noch ein Angebot, oder?

01:31:10: Es gibt das ganze Wochenende ermäßigten Eintritt für alle Besucher:innen, also unabhängig

01:31:15: davon, ob sie fürs AntiRa anreisen oder da Teilnehmer:innen sind und außerdem, Ihr erfahrt

01:31:21: es hier als allererste, werden wir eine kleine Ausstellung selber vorbereiten, in der wir

01:31:29: erste Forschungsergebnisse vorstellen aus dem Rechercheprojekt was Christopher in seinem

01:31:33: Beitrag heute angerissen hat.

01:31:35: Genau über jüdische Fußballer im Hamburg-St. Pauli Turnverein.

01:31:41: So ist es.

01:31:42: Ja darauf darf man auf jeden Fall sehr gespannt sein.

01:31:45: Ich finde es wirklich sehr wichtig und gut, dass so viele neue Sachen da auch ans Licht

01:31:49: gekommen sind.

01:31:50: Ja und dann bleibt uns einfach nur noch, Euch zu danken fürs Zuhören.

01:31:53: Wenn es Euch gefallen hat, sagt es weiter.

01:31:56: Und bis zur nächsten Folge und gern auch mal vor Ort bei uns im FC St. Pauli-Museum

01:32:01: oder natürlich auch überall im Internet auf Social Media und so weiter.

01:32:04: Richtig. Ja.

01:32:06: Tschüss, tschüss, tschüss

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.