#23 Allez, Braun-Weiß, Allez: Der FC St. Pauli und seine Farben

Shownotes

115 Jahre FC St. Pauli, 115 Jahre Braun und Weiß – in Folge 23 von FCSP-Geschichte(n) sprechen Thomas, Celina und Christopher über die Geschichte der Braun-Weißen Trikotfarben am Millerntor.

Celina beleuchtet die Entwicklung der Trikotfarben im Fußball, Christopher erzählt, wer die braun-weißen Farben ans Millerntor brachte, und Thomas präsentiert die skurrilsten Farbkombinationen in der Vereinsgeschichte, denn: Schwarz-Weiß-Blau kann nicht nur der HSV.

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00:00:00: Ach so, so seid Ihr denn bereit? Ich hab nichts getrunken,

00:00:04: mein Hals trocknet aus, ich trink einfach das alte Wasser. Gibt's

00:00:08: nicht ein Bier, ein Alster oder so? Ich weiß nicht.

00:00:11: Es ist immerhin schon 15:31 Uhr. Das können wir doch sagen,

00:00:14: es ist 15:31 Uhr, wir haben kein Wasser mehr,

00:00:17: deswegen trinken wir jetzt Bier. Herzlich willkommen zu FCSP-Geschichte(n), zu einer

00:00:22: besonders lustigen Folge FCSP-Geschichte(n). Naja.

00:00:30:

00:00:35:

00:00:39:

00:00:44: Herzlich willkommen zu einer neuen

00:00:51: Folge FCSP-Geschichte(n), das n in Klammern, der offizielle Podcast des FC St.

00:00:56: Pauli-Museums.

00:00:58: Wir sitzen hier im FC St. Pauli-Museum in der Gegengerade des

00:01:03: Millerntor-Stadions und mit mir sitzen hier Celina. Hallo, moin. Und Thomas.

00:01:08: Ja, guten Tag. Ich weiß, die Vorstellung kam für alle überraschend

00:01:13: und wir haben uns jetzt mal eine besondere Folge für Euch überlegt,

00:01:18: die wir jetzt einfach mal anders starten als sonst,

00:01:22: denn ich starte sie mit einer Frage.

00:01:26: Wisst Ihr, was Notts County, der älteste noch im Profifußball

00:01:30: spielende Verein der Welt, und Juventus Turin gemeinsam haben.

00:01:34: Dass sie beide Fußball spielen, würde ich jetzt erst mal sagen. Stimmt,

00:01:39: kann ich nicht verneinen, kann ich nicht verneinen. Ja,

00:01:43: das hätte ich auch gesagt. Sind natürlich die Trikotfarben.

00:01:47: Ah und wisst ihr auch warum? Ich vermute mal, Du wirst es wissen. Ja.

00:01:53: Das hat mit einem Engländer namens John Savage zu tun,

00:01:56: und zwar im Jahr 1891 wechselte Savage zu Inter Mailand und bei Inter Mailand war

00:02:02: er nicht nur erfolgreicher Stürmer, sondern auch Kapitän, 1900 schloss er sich

00:02:07: dann Juventus Turin an und wurde der erste ausländische Spieler,

00:02:11: der Norditaliener. So viel dazu. Zu diesem Zeitpunkt spielte Juventus Turin in

00:02:17: pinken Trikots. Im Jahr 1901 ließ Savage verlauten, der

00:02:21: physische Zustand der pinken Trikots erinnert ihn an "A Gang of War Survivors",

00:02:26: Savage ließ seine Kontakte nach England spielen und fragte bei seinem

00:02:30: Heimatverein Notts County an, ob sie den Italienern einen Satz ihrer

00:02:33: Schwarz-Weiß gestreiften Jerseys schicken würden und Notts County willigte ein.

00:02:38: Doch ganz reibungslos ging der Farbwechsel nicht vonstatten,

00:02:42: denn Vereinslegende Domenico Donna beschrieb die neuen Farben als "Klamotten

00:02:46: für eine Beerdigung".

00:02:48: Doch Donna änderte seine Meinung sehr schnell und ließ verlauten,

00:02:52: das Schwarz-Weiß der neuen Jerseys zeugt von guter alter Piemonter Eleganz.

00:02:57: Die Bianconeri, die legendären Schwarz-Weiß gestreiften

00:03:00: Trikots von Juventus Turin, waren geboren. Und um die Geschichte noch mal kurz

00:03:05: abzurunden.

00:03:06: Im Jahr 2011 lud Juventus Turin Notts County zum

00:03:10: Einweihungsspiel ihrer neuen Arena ein.

00:03:13: Juventus-Ausrüster Adidas wollte sogar so weit gehen und sich beim Fünftligisten

00:03:18: Notts County 110 Jahre später revanchieren. Ein ganzer Satz neuer Trikots sollte es

00:03:23: sein, doch Notts County lehnte ab, man hatte doch gerade erst für zwei Jahre

00:03:28: einen Ausrüsterdeal mit Adidas-Erzfeind Puma unterschrieben, schade.

00:03:33: Hätten sie auch mal Fünfe gerade sein lassen können. Und warum erzähle ich das Ganze?

00:03:38: Weil wir heute über Trikotfarben sprechen. Genau. Und weil wir ein FC St.

00:03:41: Pauli-Podcast sind oder vielleicht auch der FC St. Pauli-Podcast sind,

00:03:45: sprechen wir heute auch darüber, warum der FC St.

00:03:48: Pauli in seinen Vereinsfarben in Braun und Weiß spielt.

00:03:51: Wie langjährige Hörer*innen dieses Podcasts sicherlich wissen,

00:03:54: ist der Fußball im 19. Jahrhundert von England nach Kontinentaleuropa

00:03:58: rübergeschwappt.

00:04:00: Und bevor es im englischen Fußball Bekleidungsregeln gab,

00:04:03: herrschte da ziemliche Anarchie auf dem Platz.

00:04:05: Die Spieler trugen wahlweise weiße Cricket-Outfits,

00:04:08: Flanellshirts oder auch formelle Oberbekleidung und die Mannschaften

00:04:12: nutzten Schals, Hüte oder Schärpen, um die Teams zu markieren.

00:04:16: Erst mit der beginnenden Professionalisierung des Fußballs

00:04:19: begannen Clubs in England wie auch in Deutschland einheitliche Trikots und

00:04:23: Hosen zu ordern, damals möglichst günstig und möglichst

00:04:26: haltbar.

00:04:28: Es gab im ausgehenden 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20.

00:04:31: Jahrhunderts ein paar Standarddesigns aus schwerer Baumwolle

00:04:35: in der Regel, immer langärmlig und immer mit Ausschnitt,

00:04:38: entweder geknöpft oder geschnürt. Als sich

00:04:41: 1888 in England die erste Fußballliga gründete,

00:04:45: führten dann einige Clubs einfarbige Shirts ein,

00:04:48: während andere zweifarbige Modelle wählten und wieder andere Clubs

00:04:52: verschiedenfarbige Längsstreifen wählten.

00:04:55: In vielen Fällen ist heute nicht mehr bekannt,

00:04:58: warum genau Clubs sich für bestimmte Farben entschieden haben.

00:05:02: Oftmals gab es dafür pragmatische Gründe oder lokale Bezüge.

00:05:05: Möglicherweise sowas wie Stadtwappenfarben und ähnliche Sachen

00:05:10: auch. Ja, genau das meine ich mit lokale Bezüge.

00:05:13: Aber zum Beispiel, ich glaube Brighton hat sich Blau und Weiß gegeben,

00:05:17: einfach weil das die Farben des Meeres sind. Das macht da Sinn.

00:05:21: Das erklärt auch die Möwe im Wappen.

00:05:23: Weil sich dann aber relativ schnell das

00:05:26: Problem ergab, dass Mannschaften mit den gleichen Farben

00:05:29: gegeneinander spielten, wurde zumindest in England die Regel

00:05:33: eingeführt, dass alle Teams immer ein weißes

00:05:36: Wechseltrikot mit sich führen mussten und sich dann zur Not umziehen zu können.

00:05:40: In den Jahrzehnten nach 1888 wurden die Trikots dann immer diverser und auch

00:05:45: individueller.

00:05:48: Anfangs war es übrigens auch so, dass Torhüter immer dieselben Trikots wie

00:05:51: ihre Teamkameraden getragen haben und sich von den Kameraden nur dadurch

00:05:55: unterschieden haben, dass sie sich zusätzlich noch ne Mütze

00:05:58: aufgesetzt haben, was naheliegenderweise immer wieder zu

00:06:01: Schwierigkeiten beim Erkennen von Handspiel geführt hat.

00:06:04: Und deshalb wurden dann auch die Keeper irgendwann verpflichtet,

00:06:07: andersfarbige Trikots zu tragen, also andersfarbig als ihre Teamkameraden.

00:06:12: In Deutschland beziehungsweise im deutschen Kaiserreich entwickelten sich

00:06:16: die meisten Fußballclubs, wie Ihr wisst, ja aus Turnvereinen.

00:06:20: Und weil die traditionelle Turnerfarbe Weiß war,

00:06:22: spielten auch die Fußballabteilungen zunächst oftmals in Weiß und behalfen

00:06:26: sich ähnlich wie in England mit verschiedenen oder verschiedenfarbigen

00:06:30: Accessoires, um die Teams zu unterscheiden.

00:06:32: In Deutschland waren das anscheinend besonders gerne Mützen und Socken.

00:06:38: Vielleicht habt Ihr ja mitbekommen, dass der FC Bayern seit Kurzem einen

00:06:42: großen historischen Schatz ausstellt, nämlich das älteste erhaltene

00:06:46: Fußballtrikot Deutschlands. Da bin ich sehr neidisch.

00:06:48: Das sieht allerdings ein bisschen aus wie eine Mischung aus Nacht- und Anzughemd,

00:06:52: also da muss man wirklich schon recherchieren,

00:06:55: um rauszufinden, dass das ein Fußballtrikot ist.

00:06:58: Es ist schlicht weiß mit Kragen und Knöpfen,

00:07:00: und auf den ersten Blick wirklich, wirklich schwierig als Fußballtrikot zu

00:07:04: identifizieren.

00:07:07: Bei der Gründung des FC Bayern waren die Vereinsfarben übrigens noch Blau und Weiß,

00:07:12: wie die bayerische Flagge. Erst nach der Fusion mit dem Münchner Sportclub 1906

00:07:18: begann das Team Rote Shorts zu den Weißen Jerseys zu tragen.

00:07:22: In Hamburg begann der geordnete Fußballbetrieb 1894 mit der Gründung des

00:07:27: Hamburg-Altonaer Fußballbundes, die Verbandsfarben waren natürlich? Rot-

00:07:32: Weiß. Ich wollte es gerade sagen, Stadtfarben wahrscheinlich.

00:07:36: Rot und Weiß. Die Gründungsmitglieder waren der Altonaer Fußballclub von 1893.

00:07:42: Wir kennen ihn heute noch als kurz Altona 93 und der Hamburger Fußballclub von 1888.

00:07:48: Das ist ein Vorgängerverein des HSV, einer von vielen Vorgängervereinen des

00:07:53: HSV, nicht der älteste, aber der zweitälteste. Genau,

00:07:57: und dann waren da noch zwei andere Vereine dabei,

00:08:00: die sich schon relativ früh wieder aufgelöst haben, der FC Association

00:08:06: von 1893 und der Borgfelder Fußballclub von 1894.

00:08:09: Die Vereinsfarben des Hamburger Fußballclubs von 1888,

00:08:13: waren blau und Weiß. Das sind ja auch noch zwei Farben,

00:08:16: die sich heute in den Vereinsfarben des HSV wiederfinden.

00:08:20: Also das Schwarz kam dann von dem Älteren, nämlich dem SC Germania,

00:08:25: die hatten nämlich Blau-Schwarz als Farben und das hat insgesamt dieses Schwarz-Weiß-

00:08:30: Blau des heutigen Wappens dann auch ergeben letztlich.

00:08:36: Wo kommt das Rot her? Von der Stadt Hamburg. Verrückt. Ja, das hat man,

00:08:40: weil man als Hamburger Sportverein sich ja dann tituliert hat,

00:08:44: hat man dann wohl auch eben die Stadt mit reingenommen,

00:08:48: farblich gesehen. Die Vereinsfarben von Altona 93 waren damals und sind auch noch

00:08:53: heute Schwarz, Rot und Weiß, das sind die Farben des Deutschen

00:08:58: Kaiserreiches.

00:08:59: Eine Vereinslegende von Altona 93 besagt, dass die ursprünglichen Vereinsfarben

00:09:03: eigentlich mal Grün und Weiß waren. Angeblich wurden diese Trikots bei einem

00:09:08: frühen Spiel mal vergessen, woraufhin sich das Team dann in einer

00:09:12: Kaserne am Exerzierplatz Schwarz-Weiß- Rot geringelte lange Unterhemden von der

00:09:16: kaiserlichen Marine ausgeliehen hat und die dann anschließend einfach behalten

00:09:21: hat anscheinend.

00:09:22: Ich möchte da Altona 93 wirklich nichts unterstellen,

00:09:26: aber es ist natürlich auch möglich, dass die Farbwahl einfach auf eine

00:09:30: besonders patriotische Haltung zurückzuführen ist.

00:09:33: Immerhin lobte der Altonaer Oberbürgermeister Emil Brix von der

00:09:37: NSDAP den Verein anlässlich seines 40- jährigen Jubiläums im Dezember 1933 für

00:09:42: seine, ich zitiere, "immer konstante nationale Haltung". Brix betonte außerdem,

00:09:48: "Seine Schwarz-Weiß-Roten Vereinsfarben hat der AFC trotz allen Anfeindungen

00:09:53: niemals im Stich gelassen". Aber vielleicht war das ja auch nur

00:09:57: Wunschdenken von Brix. Apropos patriotische Gesinnung und

00:10:00: Vereinsfarben. In Bezug auf den FC St. Pauli betonte die Hamburger Sportpresse

00:10:06: noch Anfang der 1930er Jahre, man solle und dürfe "die Braunen Hosen der

00:10:10: Kiezkicker keinesfalls politisch verstehen".

00:10:15: Genau das ist natürlich auch erstmal die große Frage.

00:10:24: Wie ging's eigentlich los mit Braun-Weiß und dazu machen wir jetzt mal direkt ne

00:10:38: Textanalyse. Nous sommes St. Pauli, et nous allons gagner. Allez Braun-Weiß! Allez, Braun-Weiß, allez!

00:10:46: Wo wir gehen oder stehen, liefern wir den Beweis, unser Herz ist Braun-Weiß. In unzähligen Chants der Kurven dieser Welt,

00:10:56: dieser Fußballwelt, wird sich darauf bezogen auf die Vereinsfarben deines,

00:11:02: meines, unseres Vereins, so auch wie eben gehört am Millerntor.

00:11:08: Und da gibt es natürlich noch unzählige weitere Beispiele,

00:11:12: wie zum Beispiel "Come on you Boys in Brown", Allez,

00:11:15: Braun-Weiß, Allez", "Unser Herz schlägt Braun-Weiß",

00:11:18: wie gerade eben gehört oder "Braun und Weiß,

00:11:20: das sind die Farben und das seit 1910". Sind die Farben oder sind unsere Farben?

00:11:25: Das ist die große Frage. USP bitte melden, Text-Unsicherheit im

00:11:28: Museumspodcast. Jedenfalls 1910 nicht so ganz,

00:11:31: denn wir wären ja nicht der Museumspodcast, wenn wir jetzt nicht etwas klugscheißen

00:11:36: müssten. Wir wollen

00:11:37: natürlich niemandem ihre Lieder madig machen, aber so viel Zeit muss sein.

00:11:42: Genau genommen spielte man am Millerntor nicht immer Braun-Weiß,

00:11:46: denn Celina hat es ja gerade schon erwähnt, der FC St. Pauli,

00:11:50: wie viele andere Vereine auch, hat seine Wurzeln in der Turnbewegung und

00:11:55: die war traditionell Weiß und so auch die Fußballer.

00:11:58: Die Farbe der Fußballer wurde 1909 auf einer Versammlung der Spielabteilung des

00:12:03: Hamburg-St. Pauli Turnvereins beschlossen.

00:12:06: Aber wie kam es dazu? Gehen wir mal etwas zurück in die

00:12:09: anarchische Frühzeit des Hamburger Fußballs, Ihr kennt sie alle,

00:12:13: oft gehört und heiß geliebt. Ich erwähne noch mal,

00:12:16: ich erkläre es noch mal für alle, die es vielleicht nicht genau wissen,

00:12:20: allgemein bekannt ist, dass der Hamburg-St. Pauli Turnverein

00:12:24: der Mutterverein des FC St. Pauli ist. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der

00:12:28: Verein ausschließlich dem Turnen zugeneigt, eine Spiel- und Sportabteilung begann sich

00:12:33: erstmals 1898 zu formieren.

00:12:35: So wurden erstmals Mannschaftssportarten wie Faust- und Schlagball sowie das

00:12:40: neumodische Fußball ausprobiert, ohne durchschlagenden Erfolg.

00:12:43: Es sollte noch etwas dauern, bis Fußball seinen Durchbruch am

00:12:47: Millerntor feiern konnte. Im Jahr 1907 traten die Fußballer aus St.

00:12:50: Pauli erstmals regelmäßig gegen andere Teams an,

00:12:53: allerdings ohne einem Ligabetrieb anzugehören. Schwimmverein Aegir,

00:12:57: FC Nienstedten oder die Fußballmannschaft des Lehrerseminars hießen dann damals die

00:13:02: Gegner. Zu dieser Zeit spielte St. Pauli noch in Weiß.

00:13:05: Ein Weißes Ballett vom Millerntor, so ungewöhnlich war es eben nicht,

00:13:09: denn wie ich schon erwähnte, Weiß war die Farbe der Turner und so auch

00:13:13: ihrer Fußballer. Die Spielabteilung entwickelte sich

00:13:16: langsam, aber stetig, die Abteilung wählte einen eigenen

00:13:20: Fußballausschuss, ein Spielführer wurde gewählt und man

00:13:23: richtete ein eigenes Kassenwesen ein, nur um direkt ein Manko von 79 Mark zu

00:13:27: vermelden. Leere Kassen also auch zum Start,

00:13:30: aber auch davon ließen sich die Fußballer nicht entmutigen.

00:13:35: Im Februar 1908 wurde im Protokoll der Spielabteilung vermerkt:

00:13:39: "Weiter teilt Abteilungsleiter Henry Rechtern mit,

00:13:42: dass in diesem Jahre der Abteilung nicht dieselben Mittel zur Verfügung

00:13:46: stehen würden wie im vorigen Jahr. Es muss deshalb versucht werden,

00:13:50: möglichst zu sparen. Zur Anschaffung von Hosen für die Fußballmannschaft wird

00:13:55: beschlossen, solche anzuschaffen, und zwar wird die Kasse der Abteilung bis

00:13:59: zu 20 Mark beisteuern."

00:14:01: 20 Mark für Hosen. Immerhin. Also soll ja niemand sagen,

00:14:05: man hätte ohne Hosen gespielt. Doch Spielgeräte und Fußbälle mussten

00:14:08: ebenso gekauft werden. Dies bezog die Spielabteilung vom

00:14:12: örtlichen Sportwarengeschäft Steinberg & Co. an der Reeperbahn,

00:14:15: der Inhaber Ernst August Steinberg war nicht nur hamburgweit für seine gute

00:14:19: Importware aus England bekannt, er war glücklicherweise auch Mitglied im

00:14:23: St. Pauli Turnverein, weshalb man über ihn Bälle und Schuhe zu

00:14:27: Freundschaftspreisen beziehen konnte.

00:14:31: Je mehr Spiele die Fußballer spielten, desto öfter stand man gerade gegen andere

00:14:35: Turnvereine eben vor dem Problem, wer ist wer bei Weiß gegen Weiß.

00:14:39: Gerade die reinen Fußballvereine etablierten früh Vereinsfarben,

00:14:42: um sich von ihren Gegnern zu unterscheiden,

00:14:45: Celina hatte es ja gerade schon erwähnt, und auch die Spielabteilung war bestrebt,

00:14:49: durch eigene Farben vielleicht eine höhere Wiedererkennung,

00:14:53: vielleicht auch eine Identifikation zu erreichen.

00:14:56: Im Jahr 1908 nahmen die Faustballspieler des Turnvereins an einem Turnier in

00:15:00: Frankfurt teil. Teilnehmer der Reisegruppe war Henry

00:15:04: Rehder, der 1924 der erste Präsident des FC St.

00:15:06: Pauli werden sollte. Auf dem Foto des Faustballteams ist eine

00:15:10: Neuheit zu entdecken, die Spielabteilung tritt nicht in Weiß an.

00:15:14: Zwar tragen sie ihre Weißen Turnerhosen, doch wählten sie als Jersey eine Art

00:15:19: langärmligen dunklen Rollkragenpullover. Auf einem etwas später

00:15:23: geschossenen Foto der ersten Fußballmannschaft,

00:15:26: genaues Datum unbekannt, wir gehen aus von 1909 oder 1910,

00:15:29: ebenfalls mit Henry Rehder drauf, existiert ebenfalls dieses Outfit bei den

00:15:33: Fußballern. Ob es sich da um Braun handelt,

00:15:36: lässt sich nicht abschließend sagen, denn die Fotos sind natürlich monochrom

00:15:40: aufgenommen, Schwarz wird es nicht gewesen sein,

00:15:43: denn das war damals aufgrund dass die Schiedsrichter Schwarz getragen

00:15:47: haben, nicht erlaubt als reines Jersey, also keine Jerseys sind komplett Schwarz.

00:15:53: Was wir aber wissen, am 21. April 1909 trat ein Mann in Erscheinung,

00:15:57: der bisher vor allem als Spieler der vierten Herren aktiv war: Amandus Vierth.

00:16:02: Vierth war so etwas wie ein Spätzünder, erst mit 30 Jahren trat Vierth bei St.

00:16:06: Pauli ein und war als Spieler Ü30 quasi ein Unikat.

00:16:10: Die Spieler der ersten und zweiten Mannschaft waren teilweise bis zu zwölf

00:16:14: Jahre jünger als Amandus Vierth, doch Vierth übernahm auch eine Funktionärs-

00:16:18: und Leitungsposition bei St. Pauli.

00:16:21: Zum Beispiel soll er laut der Vereins- Chronik 1924/1925 maßgeblich am Bau des

00:16:26: ersten Rasenplatzes beteiligt gewesen sein. Naja,

00:16:29: doch zurück ins Jahr 1909, bereits seit Anfang des Jahres wuchs bei den

00:16:33: Fußballern der Wunsch, Teil des Norddeutschen Fußballverbandes

00:16:37: zu werden, um endlich am regelmäßigen Ligabetrieb

00:16:40: teilnehmen zu können. Eine Bedingung: Vereinsfarben für die

00:16:44: Spielkleidung mussten festgelegt werden.

00:16:48: Dazu eine kleine Notiz aus den Protokollen vom 21. April 1909: "5.

00:16:52: Antrag auf Kleidung der Fußballspieler. Diese Frage soll mit zwei bekannten

00:16:56: Vorschlägen der Versammlung nochmals vorgelegt werden,

00:17:00: bevor Definitives an den Bund gemeldet wird."

00:17:03: Antragsteller Amandus Vierth schlug eine einheitliche Sportkleidung der Fußballer

00:17:08: vor, Dunkelbrauner Jersey mit Weißen

00:17:10: Aufschlägen und Weißer Hose.

00:17:13: Um die Eigenständigkeit der Fußballer zu betonen,

00:17:15: galt der Antrag ausschließlich für die Fußballer des St. Pauli Turnvereins,

00:17:19: nicht für die anderen Mannschaftssportarten der Spielabteilung.

00:17:23: Was der andere Vorschlag war und warum es Braun-Weiß wurde,

00:17:26: lässt sich nicht abschließend hundertprozentig klären.

00:17:29: Der Verdacht liegt nahe, dass aus Kostengründen auf eine günstige

00:17:32: Farbe gegangen wurde, die auch durch mehrfaches Waschen nicht

00:17:35: in Mitleidenschaft gezogen wurde, vielleicht in Anlehnung an Juventus Turin

00:17:39: und die "Gang of War Survivors".

00:17:44: Es könnte aber auch sein, wie der Enkel von Amandus Vierth vermutete,

00:17:49: dass alle anderen Farben schon vergeben waren.

00:17:52: So wurde ihm das jedenfalls vom Opa über den Vater sozusagen weitererzählt.

00:17:57: Genau.

00:17:58: Also was Hamburg betrifft, kann das sogar sein,

00:18:00: weil es gibt zwar zwei andere Vereine in Hamburg tatsächlich,

00:18:03: die auch in Braun spielen oder in Braun- Weiß,

00:18:05: aber das sind beides Vereine aus dem Arbeitersport.

00:18:07: Also Komet Blankenese und auch die Vorgängervereine der Spielvereinigung

00:18:11: Billstedt-Horn. Also wären sie nie im Ligabetrieb

00:18:13: aufeinander getroffen. Eben, also die waren sozusagen nicht im Fokus der St.

00:18:17: Pauli-Fußballer, weil es eben der andere, ein anderer Verband war

00:18:20: sozusagen. Insofern im, in Anführungsstrichen, "bürgerlichen Fußballverband" gab es eben

00:18:24: keine Braunen Farben, jedenfalls keine, die wir wissen, sagen wir mal so.

00:18:27: Und es ist ja auch kostengünstiger, denn was Celina ja erzählt hat,

00:18:30: dass man ein Ausweichtrikot braucht, wenn jetzt auf einmal alle in Rot-Weiß

00:18:33: aufgelaufen sind, braucht es ja trotzdem ein Ausweichtrikot.

00:18:36: Wenn du nur in Braun aufgelaufen bist und

00:18:38: kein anderer Braun war, konntest du dir das Ausweichtrikot

00:18:40: eigentlich schon mal sparen.

00:18:45: Zeitgleich mit den Vereinsfarben wurde auch der endgültige Antrag auf Aufnahme

00:18:49: in den Norddeutschen Fußballverband gestellt.

00:18:52: Zur Saison 1910/1911 durften die Fußballer vom Millerntor erstmals im

00:18:56: Hamburger Ligasystem um Punkte kämpfen und das in Braun-Weiß.

00:18:59: Wir wissen vielleicht nicht, warum die Jerseys Braun-Weiß waren,

00:19:02: zumindest nicht hundertprozentig abschließend, wir wissen aber,

00:19:06: wo die Jerseys herkamen. Ich zitiere wieder aus dem Protokoll der

00:19:09: Spielabteilung,

00:19:10: dieses mal vom 28. Juli 1910, also kurz vor dem Ligastart und der

00:19:14: sogenannten Ligapremiere der Fußballer vom St. Pauli Turnverein.

00:19:18: Ich zitiere: "Um Viertel nach 7 eröffnet Henry Rechtern die Sitzung und lässt

00:19:22: zunächst den Schriftwort die Protokolle der beiden letzten Sitzungen verlesen,

00:19:27: im Anschluss daran berichtet Ludwig Wesemüller,

00:19:30: dass er sich wegen der Tore mit dem Zeugwart Köster in Verbindung

00:19:35: gesetzt hätte, aber wegen der hohen Preise noch zu keinem Resultat

00:19:40: gekommen sei. Mit der Firma Steinberg & Co.

00:19:43: hatte er wegen der Jerseys unterhandelt und es soll versucht werden,

00:19:47: solche aus England importieren zu lassen." Die ersten Jerseys zum Ligastart wurden

00:19:53: also aus England importiert, ebenfalls über die bereits erwähnte Firma

00:19:57: Steinberg & Co. Und wer war der Mann,

00:20:00: von dem die Fußballer nicht nur die ersten Bälle und Schuhe bezogen,

00:20:04: sondern auch ihre ersten richtigen Jerseys aus England importieren ließen?

00:20:08: Da hole ich jetzt mal ein bisschen aus, schnallt euch also ein bisschen an. Ganz ungewöhnlich.

00:20:13: Ernst August Steinberg wurde 1858 als Sohn der jüdischen Eltern Salomon

00:20:17: Steinberg und Johanna Rosenthal im südniedersächsischen Mackensen bei Dassel

00:20:22: geboren. Ach da. Das liegt bei, natürlich, wir wissen es alle, bei Göttingen.

00:20:28: Sein älterer Bruder Julius Steinberg eröffnete bereits in den 1870er-Jahren in

00:20:33: Hamburg ein sogenanntes Herrenausstattermagazin in der Langen

00:20:38: Reihe Nummer 3, nicht in St. Georg, sondern auf St. Pauli.

00:20:42: Bis 1899 trug der Westteil der Reeperbahn nämlich den Namen Lange Reihe. 1902 wurde

00:20:48: Ernst August Steinberg Mitglied im St. Pauli Turnverein.

00:20:54: Ernst August Steinberg spürte den Zeitgeist und formte die Filiale von

00:20:58: einem klassischen Herrenausstatter zu einem Spezialgeschäft für Sportbekleidung

00:21:03: und -ausrüstung aller Art. Das Geschäft lief erfolgreich, so

00:21:07: erfolgreich, dass Steinberg mehrere Zweigstellen in

00:21:10: Hamburg eröffnete, Neuer Wall 26-28, Große Bleichen

00:21:13: 16-18 und Große Bergstraße 115. Die Büroräume von Steinberg & Co.

00:21:17: in den Großen Bleichen dienten dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten

00:21:21: übrigens als Geschäftsstelle.

00:21:24: Sport lag also in der Familie. Sein Sohn Herbert Steinberg übernahm

00:21:28: nicht nur eine Zweigstelle seines Vaters in der Großen Bergstraße,

00:21:32: er spielte auch erfolgreich für den SC Victoria und ab 1919 für den Eimsbütteler

00:21:37: TV, wo er gemeinsam mit Max Kulik spielte. Max Kulik sollte Euch bekannt sein

00:21:42: mittlerweile. 1933, nach Ausschluss jüdischer Sportler*innen, gründete Herbert

00:21:47: Steinberg die Sportgruppe Schild Altona und leitete dort die Fußballabteilung.

00:21:52: Die Sportgruppe Schild Altona gehörte zum eben erwähnten Dachverband des

00:21:56: Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, nur so als Ergänzung. Mit Machtübertragung

00:22:01: an Adolf Hitler geriet auch Steinberg & Co.

00:22:04: als jüdisches Sportgeschäft in Schwierigkeiten. Nach mehreren

00:22:07: Boykottaufrufen und Anschlägen durch SA- Männer sah sich Ernst August Steinberg

00:22:11: nicht mehr in der Lage, seine Geschäfte zu halten.

00:22:15: Im November 1938 wurde das letzte Ladengeschäft von Ernst August Steinberg

00:22:20: in der Großen Bergstraße 115 "arisiert". Profiteur der "Arisierung" war Max Boge,

00:22:26: NSDAP- und SA- Mitglied, Kreisamtsleiter in Altona und

00:22:29: zufälligerweise auch im textilen Einzelhandel in Altona aktiv.

00:22:34: Max Boge trat 1928 in die NSDAP ein und wurde im Buch "Blutgeld - Materialien zu

00:22:39: einer deutschen Geschichte",

00:22:42: geschrieben von Heinrich Breloer und Horst Königstein,

00:22:45: exemplarisch als hochrangiges Mitglied der Altonaer SA genannt,

00:22:49: die aus dem Kleinbürgertum entstanden. Im April 1933

00:22:52: war Boge Führer der Altonaer Ortsgruppe des "Kampfbundes für den gewerblichen

00:22:57: Mittelstand", später auch NS-HAGO genannt, eine Organisation mit dem Ziel der

00:23:01: Gleichschaltung in allen wirtschaftlichen Verbänden und Innungen.

00:23:05: Der Kampfbund war maßgeblich für Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte

00:23:09: verantwortlich.

00:23:11: Im Jahr 1939 wurde Max Boge in den Vorstand der neu fusionierten

00:23:16: gemeinnützigen Siedlungs-AG Altona berufen, kurz SAGA.

00:23:20: Noch kurz auf die Altonaer SA zu sprechen, zu deren aktiven inneren Kreis auch Max

00:23:27: Boge gehörte.

00:23:30: Diese wurde maßgeblich von Paul Moder angeführt und aufgebaut.

00:23:33: Paul Moder wurde nach der Besetzung Polens SS- und Polizeiführer in Warschau,

00:23:38: 1941 war er für die SS-Division "Totenkopf" an unzähligen Kriegsverbrechen in

00:23:42: Osteuropa beteiligt. Im Februar 1942 wurde er während der Kesselschlacht von

00:23:46: Demjansk getötet.

00:23:49: Im Jahr 1939 blieb Herbert Steinberg, dem Sohn von Ernst August Steinberg, nach der

00:23:54: Verfolgung, Malträtierung und anschließender "Arisierung" seines

00:23:58: Familienunternehmens nur noch die Flucht. Seinen fast 80jährigen Vater Ernst

00:24:02: August Steinberg musste er in Nazi- Deutschland zurücklassen.

00:24:06: Ernst August Steinberg starb 1940 völlig verarmt an Altersschwäche.

00:24:10: Sein Sohn Herbert floh nach Brasilien. 1943 wurde das Geschäft in der Großen

00:24:14: Bergstraße 115 von einer Bombe getroffen und brannte vollständig aus.

00:24:20: 1954 stellte Herbert Steinberg einen Antrag auf Wiedergutmachung und benannte

00:24:24: Max Boge als Arisierungsprofiteur. Herbert Steinberg verlor die Klage gegen

00:24:29: Boge, da dieser mehr als zehn Zeugen ausfindig

00:24:31: machte, die aussagten, er habe Steinberg in einer ausweglosen

00:24:35: Situation, ich zitiere, "nur unter die Arme greifen

00:24:38: wollen" und Aussagen eines vermeintlichen Zeugen mit, ich zitiere, "Steinberg suchte

00:24:42: nur einen Dummen, der ihm sein marodes Geschäft überteuert

00:24:46: abkaufen sollte".

00:24:48: Entnazifizierung in Deutschland hat einfach super geklappt.

00:24:51: Ich weiß gar nicht, was die Leute haben. Ja, also es hat besonders gut geklappt,

00:24:56: denn Max Boge annoncierte noch bis mindestens 1973 für sein

00:24:59: Bekleidungsgeschäft in der Ottenser Hauptstraße

00:25:02: 13, zum Beispiel im "Heimatboten", der Zeitung des Nienstedtner

00:25:06: Heimatvereins. Hat sehr gut geklappt, also die Entnazifizierung. Max Boge als SA-

00:25:10: Mitglied und NSDAP-Mitglied konnte eigentlich nahtlos weiter anknüpfen.

00:25:14: Aber wir gehen zurück ans Millerntor.

00:25:18: Bis Ende der 1910er-Jahre spielte St. Pauli in den von Steinberg importierten

00:25:22: Jerseys. Erst zu Beginn der 20er-Jahre tauschte

00:25:25: man dann die Reihenfolge, Weißes Hemd und Braune Hosen. Spielte man zuerst

00:25:30: also in Braunen Hemden mit Weißen Aufschlägen und Weißen Hosen,

00:25:34: nun also Weißes Hemd, Braune Hose. Dies brachte den Spielern des FC St.

00:25:38: Pauli auch den Spitznamen "die Mokkahosen vom Millerntor" ein.

00:25:42: Charmant.

00:25:43: Das 1930 erschienene Jubiläumsbuch des FC St.

00:25:46: Pauli zum 20-jährigen Bestehen eröffnete mit den Zeilen des Lyrikers und

00:25:50: Kabarettisten Hans Harbeck und ich zitiere jetzt aus einem, wie nennt man, ein Gedicht,

00:25:55: ein Gedicht über den FC St. Pauli. "Wir haben Stiefel, Netze, Leinwand,

00:26:00: Gitter uns nach und nach vom Munde abgespart.

00:26:02: Der Anfang war bescheiden und oft bitter, erst ganz allmählich kamen wir in Fahrt.

00:26:08: Wir spielten Fußball, ohne zu verzagen. Die Ligareife war der Preis. An Siegen

00:26:13: reich, wenn auch nicht ungeschlagen, bewährten sich die Farben Braun und Weiß.

00:26:18: Kein Streit soll uns in Zukunft wieder spalten. Wir wollen dafür sorgen,

00:26:23: dass wir fest, treu und brüderlich zusammenhalten und

00:26:26: dass der Sportgeist uns nie verlässt."

00:26:31: Autor dieser Zeilen wie gesagt der Lyriker Hans Harbeck.

00:26:34: Vier Jahre nach diesen Zeilen belegten die Nazis Harbeck mit einem Berufsverbot.

00:26:39: 1944 wurde er in "Schutzhaft" genommen. Und der Importeur der ersten Braun-Weißen

00:26:44: Jerseys? Nach 1933 ist der Name Steinberg nirgendwo mehr zu finden,

00:26:48: aber für mich wird die Geschichte, wie die Braun-Weißen Trikots als Millerntor kamen,

00:26:54: von nun an immer mit der Person Ernst August Steinberg verknüpft sein. Ja.

00:27:00: Das heißt natürlich auch, dass die Braun-Weißen Vereinsfarben des FC

00:27:04: St. Pauli wesentlich älter sind als die

00:27:06: politische Farbe Braun in Deutschland. Auf jeden Fall.

00:27:09: Da ist es vielleicht auch noch mal interessant zu erwähnen,

00:27:13: dass die Nationalsozialisten bis 1923 mit der Farbe Braun überhaupt nichts am Hut

00:27:18: hatten. Also zu dem Zeitpunkt oder bis 1923

00:27:21: trugen die SA-Männer eigentlich in der Regel was sie wollten.

00:27:25: Oftmals waren das graue Uniformteile aus dem Ersten Weltkrieg,

00:27:29: weil schon so ein Drang bestand, sich zu uniformieren. Das gemeinsame

00:27:34: Erkennungsmerkmal zu dem Zeitpunkt war aber die Hakenkreuzarmbinde,

00:27:38: die war ja bekanntlich Rot. Also so gesehen ist eigentlich Rot die

00:27:43: Farbe der frühen NS-Bewegung und das Braune Hemd hat sich dann erst nach

00:27:48: Hitlers Entlassung aus dem Gefängnis 1924 etabliert.

00:27:52: Es ist gut möglich, dass die Farbe Braun auch von den

00:27:55: Nationalsozialisten deshalb gewählt wurde, weil sie parteipolitisch noch nicht

00:28:00: vergeben war, also weil die Nationalsozialisten sich

00:28:03: damit auch von den Roten Kommunisten dann deutlich abgrenzen konnten.

00:28:07: Es ist aber auch überliefert, dass die Nazis nicht immer glücklich

00:28:11: waren mit ihrer Farbwahl, weil sie natürlich auch sich mit

00:28:15: Exkrementen assoziieren ließ naheliegenderweise und auch

00:28:20: für homofeindlichen Spott immer wieder benutzt wurde.

00:28:24: Was die Entwicklung der Fußballtrikots allgemein betrifft. Es ist so,

00:28:29: dass neue Materialien für Fußballtrikots erst nach dem Zweiten

00:28:33: Weltkrieg entwickelt wurden. Also bis dahin gab es, waren hauptsächlich

00:28:38: immer noch diese langärmligen schweren Baumwollshirts verbreitet.

00:28:43: Und die Innovation quasi für neue Trikot- Materialien nach dem Zweiten Weltkrieg,

00:28:47: die kam dann auch nicht mehr aus England,

00:28:50: sondern eher aus Italien und Südamerika. Das hat natürlich auch was damit zu tun,

00:28:54: dass diese schwere Baumwolle für wärmere Temperaturen halt einfach überhaupt nicht

00:28:58: geeignet war, da hat man sich ja wirklich zu Tode

00:29:01: geschwitzt, also gab es dann immer mehr Experimente

00:29:03: mit leichteren Baumwollstoffen, mit taillierten Schnitten und auch mit

00:29:07: kürzeren Ärmeln oder mit kurzen Ärmeln.

00:29:09: Und dieses ganze Konzept Trikot- Sponsoren kamen generell erst in den 70er-

00:29:15: und 80er-Jahren auf. Da fällt Euch ja bestimmt auch direkt

00:29:19: dieses berühmte Eintracht Braunschweig- Trikot mit dem Jägermeister-Logo ein, mit

00:29:25: dem Braunschweig 1973 tatsächlich Fußballgeschichte geschrieben hat und in

00:29:30: den 80er-Jahren wurde Baumwolle dann nach und nach durch Polyesterstoffe abgelöst.

00:29:36: Und in den 90er Jahren, als Fußballtrikots

00:29:39: dann zum Merchandise und damit auch zum großen Geschäft wurden,

00:29:42: spätestens da haben Teams angefangen, wild mit Mustern und Farben zu

00:29:46: experimentieren. Das hatte dann teilweise auch nicht mehr

00:29:50: viel mit den eigentlichen Vereinsfarben zu tun und weil das wirklich teilweise

00:29:54: kuriose Formen angenommen hat, lassen wir uns heute nicht nehmen,

00:29:58: da Euch auch noch mal einen kleinen Überblick über die kuriosesten Ausfälle

00:30:02: des FC St. Pauli zu geben, da hat Thomas was vorbereitet.

00:30:07: Ja, genau. Also wir sprechen ja heute über die

00:30:10: Farbkombination Braun-Weiß, wozu zu sagen ist,

00:30:13: dass sich zu diesen ziemlich genau 116 Jahre alten Vereinsfarben ja auch noch zwei

00:30:19: halboffizielle Zusatzfarben gesellt haben mit der Zeit. Einmal haben wir da das

00:30:24: Schwarz, welches mit der sogenannten neuen

00:30:27: Fanszene der 1980er ins Stadion kam und

00:30:31: heute natürlich seinen sichtbarsten Ausdruck im quasi zweiten Vereinslogo,

00:30:36: dem Totenkopf, findet. Wobei der Totenkopf ja Weiß ist,

00:30:39: aber das Drumherum ja in der Regel Schwarz. Und auch Trikots wurden

00:30:43: tatsächlich immer mal wieder mit Schwarz versehen, zum Beispiel gab es 2011/12,

00:30:48: ein Braun-Schwarz gestreiftes Auswärtstrikot.

00:30:52: Oder, erinnern sich auch sicherlich noch viele, 2007 Aufstieg in die zweite Liga in

00:30:57: ganz Schwarz. Mit Grün-orange. Ja gut, Werbung lassen wir mal außen vor.

00:31:01: Aber das war das das berühmt-berüchtigte. Silber-Nieten-Trikot. Ja, genau, dieses Rock n Roll,

00:31:06: was auch immer, oder ja, auf jeden Fall, ja genau die Schriftart sozusagen der

00:31:11: Beflockung war auch sehr skurril, so Silber glaube ich auch irgendwie,

00:31:16: das war alles ganz wild.

00:31:19: Genau und außerdem neben dem Schwarz haben wir auch noch das Rot seit einigen

00:31:23: Jahren relativ präsent. Nun könnte man sagen,

00:31:26: im Vereinswappen ist ja auch Rot enthalten, ja,

00:31:29: aber die Farbkombination Braun-Weiß- Rot ist ja eigentlich vor allem so eher

00:31:33: aus der Fanszene gekommen und dann von Merch und Vermarktung adaptiert worden.

00:31:38: Also mal wieder, war ja beim Totenkopf letztlich auch ähnlich. Erstmals in der

00:31:42: Neuzeit war das sehr sichtbar bei den Trikots der Saison 2009/2010, also

00:31:47: Bundesligaaufstieg.

00:31:48: Die mit der Dacia-Werbung und dem Wappen in der Mitte und da war zum Braun und

00:31:53: Weiß ja auch ein sehr breiter Roter Streifen noch auf dem Jersey und dann die

00:31:57: Ausweichtrikots hatten dann das umgedreht, aber das war auf jeden Fall sehr sichtbar,

00:32:02: dass da Rot mit dabei war. Eines der wenigen Trikots was ich mir

00:32:05: gekauft habe. Ich tatsächlich auch und zwar aus dem

00:32:08: Grunde, weil es Anfang der Saison noch gar keinen Trikot-

00:32:10: Sponsor gab und da wurden die ohne Sponsor verkauft,

00:32:13: also nur mit dem Wappen in der Mitte, das fand ich richtig schick.

00:32:18: Passt zwar nicht mehr, aber es ist schick. Aber so ähnlich gab es die tatsächlich

00:32:23: früher schon, Anfang 1970er, da hatten wir ein Weißes Trikot,

00:32:26: das hatte links einen Braunen und einen Roten Längsstreifen.

00:32:30: Auch schick. Durchaus, ja. Also diese Farbkombi gab es durchaus

00:32:33: schon in früheren Zeiten mal. Aber jetzt mal abgesehen von diesen vier

00:32:37: Farben, es gab in der Vereinsgeschichte auch

00:32:40: schon diverse farbliche Geschmacksverirrungen.

00:32:43: Und dabei meine ich nicht die bunten Torwarttrikots,

00:32:46: die sich in der Regel ja bei keinem Verein an den herkömmlichen Farben

00:32:49: orientieren. Den Grund, der wurde ja auch schon genannt,

00:32:52: die Unterscheidungsmöglichkeit vor allen Dingen auch für den Schiedsrichter.

00:32:56: Das bronzene Bundesligatrikot von 2010, das kann natürlich mit viel Wohlwollen

00:33:01: noch als Braun durchgehen, wenn man möchte,

00:33:03: aber ein paar andere Beispiele hätte ich da noch.

00:33:06: Fangen wir mal in den bunten 1970ern an.

00:33:08: Der Ausrüster Hummel war nicht nur zwischen 2014 und 2016 Partner,

00:33:13: sondern auch schon 1975 liefen die Braun- Weißen Kicker in Hummel-Sportkleidung auf,

00:33:19: wobei Braun-Weiß? In etwas rostigem Rot und sogar in Grün erstrahlten die

00:33:24: Oberkörper der Kicker. Ein Jahr später war Hummel zwar offenbar

00:33:28: schon wieder Geschichte, das könnten Adidas-Trikots gewesen

00:33:32: sein, die hatten da am Ärmel so drei Streifen,

00:33:35: aber kein Logo auf der Brust.

00:33:39: Aber die Farben schienen den Verantwortlichen durchaus gefallen zu

00:33:42: haben möglicherweise, denn das Rot wurde noch knalliger und ein

00:33:46: sattes Grün gab es weiterhin auch. Und auch das Teamfoto im kicker-

00:33:50: Sonderheft war sehr hübsch, da hat man nämlich auch in schönem Grün

00:33:54: posiert. War das Rot dann Heimtrikot?

00:33:57: Ich bin mir nicht sicher, ob es da so Unterscheidungen in dem Sinne gab,

00:34:00: ich vermute mal ja. Aber wie gesagt, wenn man für das offizielle

00:34:04: Mannschaftsfoto in Grün posiert.

00:34:06: Keine Ahnung. Klingt für mich nicht so, als hätte Hummel halt einfach Standard.

00:34:11: Ja nur wie gesagt das waren schon wieder eigentlich keine Hummel,

00:34:15: das war im Jahr davor, das war so ein rostiges Rot,

00:34:18: das kann man auch noch wenn man möchte mit Braun so ein bisschen in Verbindung

00:34:22: bringen, aber es ist also rostrot, Braun- Rot, schwierig.

00:34:25: Aber in dem in dem Jahr, wir sind jetzt 76/77, das war ein richtig knalliges Rot

00:34:29: Das heißt also 76/77 das Jahr, in dem wir nicht in Braun-Weiß

00:34:33: aufgelaufen sind?

00:34:34: Genau. Und dann offensichtlich ja erfolgreich

00:34:37: gewesen, weil ja aufgestiegen. Es gibt aber auch Fotos aus dem Jahr,

00:34:40: da gab es weiße Trikots, also komplett Weiß,

00:34:42: weil dann irgendwann ist da ja auch der erste Trikotsponsor

00:34:46: des FC St. Pauli aufgetaucht, nämlich die Firma Lüder Bauring,

00:34:49: und da gibt es mehrere Varianten, nämlich auf weißem Trikot,

00:34:52: auf grünem Trikot, auch auf rotem. Also ich vermute auch,

00:34:55: es gab damals noch nicht so wirklich Ausrüsterverträge, sondern ich sag mal,

00:34:59: das wurde das aufgetragen, was noch im Schrank des Zeugwartes zu

00:35:02: finden war. Solide.

00:35:05: Ja, also ich glaube sogar wirklich, grundsätzlich gab es, die Mannschaften

00:35:08: oder die Vereine wurden ausgestattet vom örtlichen,

00:35:11: wie ja auch schon die Firma Steinberg, vom örtlichen Sportartikelhändler und der

00:35:15: hatte dann eben irgendwelche Sachen am Start. Es gab glaube ich die Firma,

00:35:18: wie hieß die, Palme, glaube ich oder auch noch andere,

00:35:21: ich komme jetzt gerade nicht auf den Namen. Auf jeden Fall,

00:35:23: die hatten so einen ganzen Katalog mit mit den wildesten Mustern und Farben und

00:35:27: da hat man sich dann ausgesucht, ja das passt zu unserem Verein,

00:35:30: davon nehmen wir einen Satz und das war es dann im Endeffekt,

00:35:33: also das war dann eher.

00:35:35: Also wie gesagt Ausrüsterverträge. Ich glaube das kam auch wirklich erst

00:35:40: später, als dann diese, die von Celina eben genannte Merchandising

00:35:44: wie heißt das? Kommerzialisierung, das ist das bessere Wort, genau ja,

00:35:49: Apropos Rot, in früheren Zeiten ist natürlich schwer

00:35:52: auszumachen, welche Farbe die Spielkleidung auf

00:35:55: Schwarz-Weiß-Aufnahmen hatte.

00:35:59: Etwa 1937/38 haben die Trikots auf den vorliegenden Bildern jedenfalls ein

00:36:03: merkwürdiges Muster. Die Ärmel sind offensichtlich weiß,

00:36:06: der Rest des Hemdes hat eine eher blasse Farbe,

00:36:09: ich hab das mal durch so ein Kolorierungsprogramm laufen lassen,

00:36:12: das Ergebnis ist irgendwie blassrot, Rosa, jedenfalls meistens,

00:36:16: die Vorlagen sind da auch in unterschiedlicher Qualität und da kam

00:36:20: auch zum Teil ein schickes hellblau heraus. Wird wohl nicht mehr so wirklich

00:36:24: aufzuschlüsseln sein, wie die Spieler damals aufgelaufen sind.

00:36:29: Sieht aber wirklich ganz interessant aus, weil es so ein bisschen so einen Batik-

00:36:33: Charakter hat, als wäre das auch so handgefärbt. Könnte aber auch am Foto

00:36:37: liegen. Vielleicht hat der Zeugwart oder die

00:36:39: Zeugwartin noch mal persönlich noch mal gebatikt. Die Trennung zwischen dem

00:36:43: eingefärbten und dem nicht eingefärbten Bereich ist sehr verlaufend.

00:36:48: Ja das stimmt. Ich kenne ein Foto von, das ist auch bei uns in der

00:36:51: Lebenswege-Ausstellung von dem ehemaligen Spieler Herbert Müller und der steht da

00:36:55: auch im Trikot der offiziellen

00:36:57: ersten Mannschaft und das sieht einfach aus wie ein Pullunder, als hätte er so einen,

00:37:02: als hätte er so einen Wollpullunder über so ein Weißes T-Shirt gezogen.

00:37:05: Das sieht dann, das sieht dann eher so nach 1910 aus als

00:37:08: jetzt nach halbwegs professionellem Fußball.

00:37:11: Bei ihm war es dann eher 30er-Jahre. Insofern ja, also wie gesagt,

00:37:15: das ist eben das Problem mit Schwarz-Weiß- Fotos,

00:37:17: die wird man nie so richtig ergründen können, was da wirklich zu sehen war.

00:37:21: Springen wir mal ganz, ganz viel weiter, wer den traurigen Abstieg 1991 in der

00:37:25: Relegation noch vor Augen hat,

00:37:27: wird durch den Tränenschleier vielleicht auch die Trikots jenes 29. Juni erahnen.

00:37:32: Schön gesagt. Ich meine nichts gegen längs gestreifte

00:37:35: Hemden, aber mussten sie Lila-Schwarz sein?

00:37:38: Lila-Schwarz ist schon steil. Ja, also kein Vereinswappen mit drauf,

00:37:42: nur die damalige Deutscher Ring-Werbung und der Ausrüster, damals wie heute Puma.

00:37:47: Ich hätte Patrick getippt. Nee, die waren

00:37:50: später. Ja, stimmt, die waren später 1992. Nee, die waren ein Jahr später,

00:37:54: genau das war das einzige Jahr, das waren

00:37:57: diese Schachbrett-Trikots, diese schicken mit, nee,

00:38:00: das waren die nicht. Diadora, das war Diadora, Patrick war noch ein

00:38:04: Jahr später, aber sind nicht die jetzigen weißen

00:38:07: Auswärtstrikots irgendwie an diese Patrick-Trikots angelehnt,

00:38:10: so mit diesen Schneeketten? Nee das waren wirklich Puma, bisschen

00:38:14: groß, okay also die haben natürlich schon ihre eigene Designs neu aufgelegt wieder.

00:38:19: Nee, Patrick war tatsächlich 1993 dann, aber dieses eine Jahr mit dem

00:38:23: Schachbrett war Diadora mit dem Schnürkragen und das war eigentlich

00:38:27: ziemlich schick, aber ganz Braun-Weiß, aber davon habe ich keins.

00:38:31: Ich hatte vorhin schon erwähnt dieses Braun-Weiß-Rote Trikot von 2010,

00:38:35: das hab ich in meinem Kleiderschrank, ansonsten ist die Sammlung relativ

00:38:40: übersichtlich, was so meine Trikot-Sammlung angeht,

00:38:43: aber eins fällt da tatsächlich aus dem Rahmen. Langärmlig,

00:38:47: Böklunder-Wurstwerbung drauf und Schwarz- Weiß-Blau. Pfui Deibel.

00:38:50: Keine Ahnung, was den Verein und/oder Ausrüster Reusch da geritten hat

00:38:55: und auch keine Ahnung warum ich mir das auch noch zugelegt habe.

00:39:00: Vielleicht wegen der Bundesliga-Zeit Mitte der 90er, als diese Farben en vogue

00:39:05: waren. Oder wegen Böklunder. Nicht zwingend, nee. Lecker, lecker Böklunder.

00:39:11: Das war halt mit drauf. Die war dann auch noch, die Werbung

00:39:14: war auch noch Rot glaube ich irgendwie, also das war dann noch mal eine andere Farbe.

00:39:19: Ich hatte das Heimtrikot davon, ja, das war dann immerhin Braun-Weiß.

00:39:22: Da ist auch Rot drin, aber rote Sterne, stimmt die Reuschsterne. Reuschsterne

00:39:27: genau, genau. Aber dieses Blau hatte durchaus eine

00:39:30: gewisse Bedeutung, wer sich Bilder vom Bundesliga-

00:39:33: Aufstieg 1995 anschaut, wird sich wundern, denn zu Braun-Weißen Trikots werden blaue

00:39:38: Stutzen getragen.

00:39:40: Grund dafür? Ausrüster Reusch hatte schon zu Beginn

00:39:43: der Partnerschaft 1994 eine Ausweichkluft mit Blau-Schwarzen Längsstreifen zur

00:39:47: Verfügung gestellt. Ganz genau bekomme ich das jetzt leider

00:39:50: auch nicht mehr zusammen, aber fest steht, im Februar 1995 wurde ein

00:39:54: Heimspiel gegen Hansa Rostock 2:0 gewonnen und da wurden zu Braun-Weißen

00:39:58: Trikots und braunen Hosen blaue Stutzen getragen.

00:40:00: Möglicherweise waren dem Schiedsrichter die eigentlich dazugehörigen weißen

00:40:05: Socken zu ähnlich zu den ebenfalls weißen der Rostocker.

00:40:08: Was jetzt mal zu absoluter Verwirrung führt, wenn die Stutzen gleich aussehen.

00:40:12: Genau, wenn du dann irgendwo in so einem Wooling

00:40:15: da erkennen willst, wer hat wen getreten, genau auf jeden Fall diese farbliche

00:40:19: Erfolgsmischung wurde dann ein paar Spiele lang durchaus beibehalten und auch

00:40:23: am 18. Juni 1995 das entscheidende Spiel gegen den FC Homburg wurde zwar obenrum

00:40:27: in Braun-Weiß gekickt, die fünf Tore aber wurden von Beinen in

00:40:31: blauen Stutzen erzielt. Waren die blauen Stutzen nicht aber auch

00:40:34: Blau und dann Schwarz-Weiß?

00:40:36: Also hatten die nicht eigentlich fast identische HSV,

00:40:39: weil der HSV läuft ja ganz traditionell zumindest früher in blauen Stutzen und

00:40:43: dann oben Schwarz-Weiß gestreift. Ja, ich weiß was Du meinst.

00:40:46: Da müsste ich jetzt tatsächlich mal auf die Fotos noch mal gucken,

00:40:50: aber die waren schon hauptsächlich blau. In der ersten Bundesliga-Saison

00:40:54: dann nach diesem Aufstieg gab es dann ein ganz blaues Ausweich-Trikot mit schwarzem

00:40:58: Kragen, die blauen Socken haben dann übrigens

00:41:01: nicht mehr so die Rolle gespielt. Jedenfalls nicht zu dem

00:41:04: Braun-Weißen Outfit.

00:41:06: Und 96/97, also zweites Bundesligajahr. Da wurde noch einer drauf gesetzt,

00:41:10: dünne Längsstreifen in Schwarz und Weiß kamen hinzu und fertig war eines der

00:41:15: hässlichsten Trikots der Vereinsgeschichte. Toll,

00:41:18: dass ich eines davon besitze. Das mit Jack Daniels? Nein, das war das,

00:41:22: was ich am Anfang beschrieb, dieses Schwarz-Weiß-

00:41:25: blaue Reusch und Böklunder. Nee, Jack Daniels kam dann danach, also nach dem Abstieg,

00:41:30: die sind ja durchaus ganz schick.

00:41:32: Also sogar auch dann, da gab es ja ein Schwarz-Oranges

00:41:36: tatsächlich. Stimmt. Was auch nicht viel mit den Vereinsfarben zu tun hat zugegebenermaßen,

00:41:40: es war auch nicht Schwarz, es war ganz, ganz dunkles Blau. Ja,

00:41:44: das müssten wir noch mal, das möchte ich noch mal.

00:41:47: Da müssen wir nochmal, das müssen wir nochmal unterm Mikroskop

00:41:50: betrachten. Genau, da holen wir nochmal die Experten

00:41:53: vom FC Bayern München-Museum, die wissen, wie man Trikots auf jeden Fall,

00:41:56: also da ist wirklich, da ist wirklich noch mal darauf

00:41:58: zurückzukommen, zu empfehlen, sich das mal anzugucken.

00:42:01: Es gibt auch ein Video beim FC Bayern- Museum, wie die Recherche vonstatten ging,

00:42:05: dass man überhaupt herausgefunden hat, dass dieses Nachthemd,

00:42:08: nenne ich jetzt auch mal, tatsächlich ein Fußballtrikot war,

00:42:10: es gibt da wirklich Merkmale, woran man das von den Experten irgendwie

00:42:15: untersucht, Textil- und sonst wie Menschen. Und das ist dann offensichtlich wirklich

00:42:20: ein Fußballtrikot, ein Sporttrikot gewesen,

00:42:22: und das ist sehr spannend das sich mal anzuschauen.

00:42:25: Liebe Hörer*innen des Podcasts des FC St. Pauli-Museums,

00:42:29: genannt FCSP-Geschichte(n), das n in den Klammern. Solltet Ihr alte Nachthemden auf

00:42:33: dem Dachboden haben und

00:42:36: meinen, dass Opa die einfach nur aufbewahrt hat,

00:42:38: weil aus welchen Gründen auch immer, nicht wegschmeißen,

00:42:42: lieber noch mal gucken. Mit der kleinen Einschränkung,

00:42:45: dass euer Großvater dann im besten Fall auch irgendwas mit dem FC St.

00:42:49: Pauli zu tun hatte. Genau. Oder dem St. Pauli Turnverein. Oder

00:42:53: wenigstens was mit Fußball oder Rugby oder Schlagball oder Faustball.

00:42:58: Handball. Alles. Begebt Euch auf Eure Dachböden,

00:43:01: sucht in den Nachthemden Eurer Großeltern, in den alten Koffern und jedes Nachthemd

00:43:07: könnte ein Jahrhundertfund sein. Das wissen die Kollegen vom FC Bayern-

00:43:12: Museum nur zu gut. So ist es. Das war jetzt ein kurzer,

00:43:16: knackiger Podcast, den wir heute aufnehmen wollten,

00:43:19: das haben wir uns vorgenommen, wir haben es auch geschafft,

00:43:24: ich gucke auf die Uhr und

00:43:26: ich hoffe, Ihr wurdet jetzt informiert.

00:43:29: Ihr könnt weitreichenden Falscherzählungen über unsere Vereinsfarben nun im Internet

00:43:35: mit voller faktenbasierter Kompetenz genau entgegentreten.

00:43:41: Wenn Euch diese Folge gefallen hat, tut was Ihr immer tut,

00:43:45: hinterlasst uns eine positive Bewertung auf der Plattform Eurer Wahl und

00:43:50: empfehlt uns weiter, das würde uns sehr freuen. Absolut und

00:43:56: ganz wichtig, wenn Ihr Ideen für weitere Themen habt,

00:44:01: dann schickt uns gerne welche zu. Per Mail an info@1910-museum.de.

00:44:08: Betreff Podcast. Vielen Dank, bis bald.

00:44:15:

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