#22 Das Darmstadt-Virus: Der FC St. Pauli und Taktik

Shownotes

Ob schottische Furche, Darmstadt-Virus oder Deutschländer-Würstchen – in Folge 22 von FCSP-Geschichte(n) sprechen Thomas und Christopher mit Special Guest Tim Eckhardt über alles, was das braun-weiße Taktikherz höherschlagen lässt.
Thomas beleuchtet die anarchische Frühphase der Fußballtaktik, Christopher erzählt von Uli Maslos legendärem 3-3-3-1-System, und Tim nimmt uns mit auf eine Tour de Force durch zwei Jahrzehnte Taktik- und Systemgeschichte am Millerntor.

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00:00:00: Als Marmoush gegen Würzburg eingewechselt wurde, habe ich meinem Bruder geschrieben,

00:00:05: "Oh, diese Art von Spielertypen haben wir

00:00:08: jetzt aber auch zu oft im Kader." Ich hab das natürlich auch verfolgt,

00:00:12: er hat irgendwie drei Zweikämpfe, alle drei verloren und einmal ist er

00:00:16: mit dem Ball ins Aus gelaufen, das war richtig geil.

00:00:20:

00:00:23:

00:00:28:

00:00:34: Hallo und herzlich willkommen zu FCSP-

00:00:39: Geschichten, das n in Klammern, dem offiziellen Podcast des FC St.

00:00:44: Pauli-Museums. Heute sind wir mal in kleiner Besetzung da,

00:00:49: Ich bin Thomas und neben mir sitzt Christopher. Moin.

00:00:54: Und dafür, aber alleine sind wir nicht, denn dafür haben wir uns einen Gast

00:00:57: eingeladen, den viele von Euch vielleicht kennen

00:01:00: werden, wenn Ihr zum Beispiel hin und wieder mal

00:01:03: beim MillernTon-Podcast rein hört oder aber, wenn Ihr zum Beispiel nach den Spielen

00:01:07: des FC St. Pauli wissen wollt, welche Taktik der Trainer gewählt hat und

00:01:11: wie gut oder auch schlecht die Spieler diese umgesetzt haben.

00:01:14: Herzlich Willkommen, Tim. Moin.

00:01:16: Ja, Du bist aus gutem Grunde hier, denn für unser heutiges Thema hätten wir

00:01:20: uns keinen besseren Experten wünschen können,

00:01:22: denn es soll um Taktik gehen und vielleicht vorweg stellst Du Dich erstmal

00:01:26: kurz vor. Ja, total gerne. Also erstmal, ich freue mich riesig hier zu sein,

00:01:29: ich habe auch richtig Bock und wir haben vorher jetzt schon ein bisschen drüber

00:01:34: gewitzelt, ob uns allen bewusst ist, wie lange diese Sendung jetzt gehen

00:01:37: könnte, aber genau, ich habe, also ich habe ein bisschen was

00:01:40: mitgebracht und erstmal habe ich mich natürlich selber mitgebracht,

00:01:44: also ich bin Tim

00:01:45: vom MillernTon, Tim Eckhardt. In einem anderen Berufsleben kann man auch Doktor Tim

00:01:50: Eckhardt sagen. Und damit fang ich mal an. Ich bin promovierter Naturwissenschaftler,

00:01:55: hab Geowissenschaften studiert und arbeite inzwischen an der Universität

00:02:00: Hamburg als Wissenschaftler und habe zu Treibhausgasemissionen im sibirischen

00:02:04: Permafrost meine Doktorarbeit geschrieben.

00:02:07: 2017 war das und habe dann nebenbei, so 2015 hab ich schon angefangen für den

00:02:12: "Übersteiger" zu schreiben.

00:02:15: Bin dann immer mehr sozusagen in die digitale Welt rübergegangen.

00:02:18: Übersteiger-Blog ging dann auch so n bisschen los und dann haben wir, 2017

00:02:22: wurde ich auch das erste Mal damals von Maik in den MillernTon-Podcast eingeladen.

00:02:26: Auch zum Thema Taktik, so wie bei Euch, das heißt das geht jetzt los. Also ich

00:02:31: wurde damals auch zum Thema Taktik eingeladen und dann wurde ich ein festes

00:02:34: Mitglied, könnt Ihr Euch schon mal drauf einstellen und irgendwann hab ich den

00:02:39: Bums übernommen. So läuft das. So läuft das bei St.

00:02:41: Pauli. Genau.

00:02:42: Genau. Und dann bin ich erst im Podcast-Team

00:02:45: gewesen, da haben Maik und ich den

00:02:47: Übersteiger-Blog sozusagen nicht begraben, aber wir haben,

00:02:51: wir haben dann sozusagen den MillernTon, den auch zum Blog erweitert und dann

00:02:55: haben wir das so über die Zeit weiterentwickelt. Erst haben wir das

00:02:58: ganz lange hobbymäßig betrieben und so ab

00:03:01: 2020 reifte in uns die Idee, dass wir da vielleicht mal Bock haben zu

00:03:04: gucken, wie weit können wir denn damit gehen.

00:03:07: Und dann haben wir ab 2021, lief dann meine letzte Anstellung an der

00:03:12: Universität, lief aus, ich hab, naja, viel Freizeit hatte ich nicht,

00:03:16: aber ich hab auf jeden Fall entschieden, ich will das mal ausprobieren mit

00:03:21: MillernTon, mit dem Sportjournalismus allgemein,

00:03:23: hab dann als Sportjournalist gearbeitet, also als freier Sportjournalist,

00:03:28: hab dann aber auch währenddessen den MillernTon weiter professionalisiert.

00:03:33: Hatte unter anderem auch eine Zeit lang einen Arbeitsplatz hier im Museum,

00:03:38: also in den Büroräumen des Museums. Wir erinnern uns.

00:03:43: Und inzwischen ist es so, dass der MillernTon stolz darauf ist,

00:03:47: ein anerkanntes, professionelles Medium zu sein,

00:03:51: Sportmedium oder Medium, das über den FC St. Pauli berichtet.

00:03:55: Das ist sozusagen meine eine berufliche Hälfte ist das,

00:03:59: und Maik ist auch dabei, der verdient damit auch

00:04:03: Geld. Und dann haben wir inzwischen ja Nina

00:04:05: auch schon angestellt, das heißt, wir wachsen auch,

00:04:07: wir wollen auch weiter wachsen, aber immer mit so ein bisschen

00:04:10: Augenmaß, das muss man natürlich alles,

00:04:13: wir sind immer noch ein sehr, sehr kleines Licht,

00:04:16: das muss man auch sagen, auch wenn wir gerne sehr laut sind in dem,

00:04:19: was wir tun, aber wir sind so im Vergleich zu anderen,

00:04:21: fallen uns immer wieder auf, dass wir doch eher ein kleines Licht sind.

00:04:25: Christopher hat vor Anspannung über diese

00:04:27: Geschichte gerade seinen Kugelschreiber zerbrochen.

00:04:32: Mit Parteiwerbung drauf. Kein Wunder. Ich hab die nicht gewählt.

00:04:37: Ich schwöre. Wie auch immer der hierher gekommen ist.

00:04:40: Schön, dass du da bist. Ja, man muss vielleicht auch noch dazu sagen,

00:04:45: dass ja auch nicht nur der MillernTon mit Deinen Taktikanalysen,

00:04:48: sondern auch die PK, PK steht nicht für Polizeikommissariat,

00:04:52: sondern Pressekonferenz, dass du da natürlich auch

00:04:55: mittlerweile eine wichtige Funktion einnimmst.

00:04:58: Und ich lehne mich glaube ich nicht so weit aus dem Fenster, wenn man sagt,

00:05:03: zum Thema Taktikanalyse können St. Pauli-Fans nur noch milde lächeln,

00:05:07: wenn in der Fachpresse noch damals der Trainer von Nürnberg,

00:05:10: Klaus, von der abkippenden Sechs spricht und alle stirnrunzelnd da

00:05:14: sitzen. Da waren die St. Pauli-Fans durch Tim quasi schon so

00:05:18: informiert, dass wir natürlich genau wussten,

00:05:21: was eine abkippende Sechs ist. Absolut. Oder inverse

00:05:23: Außenverteidiger.

00:05:25: Von breitziehenden Zehnern hat er damals auch gesprochen. Das war, glaube ich,

00:05:30: das war so das Ding, wo sie alle gesagt haben, hey

00:05:33: der spinnt doch komplett. Schwimmende Neun.

00:05:37: Ich wollte gerade sagen, wenn du ne Sechs komplett abkippst, ist sie dann ne 9. Also eigentlich.

00:05:42: Oder ein halbes Unendlichzeichen. Wir sind

00:05:46: hier tatsächlich für das Thema Taktik, hat Thomas schon gesagt,

00:05:50: wir haben alle Geschichten vorbereitet.

00:05:53: Die aber ein bisschen aufeinander aufbauen logischerweise.

00:05:57: Und wir wollen mal tatsächlich chronologisch erst mal gucken,

00:06:00: wo kommt eigentlich diese sogenannte Taktik,

00:06:03: das Spielsystem im Fußball, eigentlich her und Thomas hat mal was zu den

00:06:08: Ursprüngen, die Ursuppe der Fußballtaktik mal

00:06:10: vorbereitet. Ja, ganz genau. Wenn man so historischen Aufzeichnungen

00:06:14: oder auch Erzählungen heutiger Zeit über diese Zeit Glauben schenken kann,

00:06:19: hat der Fußball in Deutschland ja damit begonnen,

00:06:22: dass August Hermann, ein Turnlehrer aus Braunschweig,

00:06:25: sich im Jahre 1874 einen Fußball aus England schicken ließ und diesen hat er

00:06:29: dann seinen Schülern ohne weitere Erklärung einfach hingeworfen und dann

00:06:33: beobachtet, wie sie von sich aus angefangen haben zu

00:06:36: kicken. Von Taktik war in dem Moment natürlich

00:06:38: noch keine Rede, es wurde dorthin gelaufen,

00:06:40: wo der Ball war.

00:06:42: So sahen aber die Anfänge des Fußballspiels vielerorts aus und neben

00:06:46: Hermann stand an diesem 29. September 1874 der heute weitaus bekannte Lehrer Konrad

00:06:51: Koch. Und auch wenn hier und da vor allem von

00:06:53: in Deutschland lebenden Engländern Fußball schon früher gespielt wurde,

00:06:57: Koch hat als erster einen systematischen Schulfußball gefördert und auch vor allen

00:07:02: Dingen die Regeln ins Deutsche übersetzt. Das hat natürlich der Verbreitung auch

00:07:07: durchaus gut getan.

00:07:09: Zu jener Zeit war man sich im übrigen aber noch gar nicht einig,

00:07:13: ob man nun Fußball mit oder ohne Aufnehmen des Balles spielen wollte,

00:07:17: sprich Rugby oder Fußball. Zunächst war es zumeist eine Mischung,

00:07:20: die Trennung der beiden Sportarten erfolgte erst nach und nach,

00:07:24: auch bei Koch, aber heute sollte es ja weniger um Regeln

00:07:27: gehen, sondern mehr um die Spieltaktik. Interessant,

00:07:30: es gibt schon sehr frühe Aufzeichnungen, was Spieler dann für Aufgaben auf dem

00:07:35: Feld haben.

00:07:36: Von der Gelehrtenschule des Hamburger Johanneums gibt es eine Regelschrift

00:07:40: schon vom Dezember 1876. Reiner Fußball war das natürlich

00:07:44: auch noch nicht, es ist, wie seinerzeit allgemein üblich,

00:07:47: da erlaubt, den Ball mit der Hand zu stoppen,

00:07:49: aber er darf immerhin nur mit dem Fuß weitergespielt werden, also immerhin.

00:07:53: Das Team wird da unterteilt in Goalkeeper, die das Goal zu decken haben,

00:07:57: es wird da in einer Mehrzahl geredet, also offensichtlich gab es da mehr als

00:08:01: einen Goalkeeper.

00:08:03: Also das ist wahrscheinlich eher so Torwart und Verteidigung gemeint

00:08:07: möglicherweise. Oder wer gerade hinten ist. Ja so in

00:08:10: etwa. Dann gibt es die leichten Brigaden, die, "in mäßiger

00:08:14: Entfernung zum eigenen Goal platziert werden", und ganz wichtig,

00:08:17: "hier ist unbedingter Gehorsam gegen ihren Führer erforderlich".

00:08:21: Damit ist dann der Captain gemeint, natürlich des Teams.

00:08:24: Es klingt alles sehr sympathisch und dann haben wir ganz sicherlich dann vorne

00:08:28: gemeint die Bulldoggen, die ohne bestimmte Aufstellung dem Ball

00:08:31: überall hin folgen sollen. Also das klingt alles noch ziemlich wild

00:08:35: und eher ungeordnet, trotz dieser Aufteilung und man sieht

00:08:38: auch, englische Begriffe sind anfangs noch sehr üblich,

00:08:41: trotz einer Übersetzung der Regeln, die Grundbegriffe sind immer noch aus dem

00:08:45: Englischen, werden dann aber mit der Zeit

00:08:47: eingedeutscht.

00:08:48: Spätestens mit Beginn des Ersten Weltkrieges,

00:08:51: als alles Englische dann nicht mehr ganz so angesagt war.

00:08:55: Ein gutes Beispiel dafür ist auch der Hamburger Verein FC Britannia,

00:08:59: der sich dann 1914 in SC Blücher umbenennt,

00:09:01: nach einem preußischen Offizier, also von einem Extrem ins andere, wenn man so will.

00:09:06: In Österreich und auch besonders in der Schweiz gibt es zum Beispiel heute noch

00:09:11: ganz oft Corner, Goalie, Penalty und der auch heute hier oft genutzte Assist ist

00:09:15: dort immer schon verbreitet gewesen.

00:09:18: Aber in welcher Formation hat man anfangs nun wirklich reinen Fußball gespielt?

00:09:24: Anfangs tatsächlich so wie oben beschrieben, alles nach vorne.

00:09:28: Ein Torwart, ein oder später zwei defensive Spieler,

00:09:31: ansonsten Stürmer. Dem zugutekommt, bis Anfang des 20. Jahrhunderts durfte zudem

00:09:37: der Torhüter auch außerhalb des Strafraums die Hand nutzen.

00:09:41: Die erste wirklich feste Taktik nach diesem 1-0-9 oder ähnlichem ist

00:09:46: ist dann wirklich ein 2-3-5, das kennt man noch länger. Vor dem Torhüter, zwei

00:09:51: Verteidiger, dann drei Mittelfeldspieler und nur noch fünf

00:09:54: Angreifer, auch bekannt als, viele haben diesen Begriff

00:09:57: vielleicht schon mal gehört, Schottische Furche.

00:10:01: Furche ganz einfach wegen der Form, vom Tor aus immer breiter werdend und

00:10:05: schottisch aufgrund der Herkunft, denn während in England zunächst das

00:10:10: später immer noch als charakteristisch bezeichnete Kick and Rush vorherrschte.

00:10:15: Also der Ball auf die zahlreichen Stürmer nach vorne gedroschen wurde,

00:10:19: hatte sich in Schottland schon ein technisch hochwertigeres Passspiel

00:10:23: entwickelt, für das dann auch eine festere

00:10:25: Positionierung und auch Verteilung der Spieler notwendig war.

00:10:28: Auf dem Kontinent hat diese etwa 1870 bis 1880 begonnene Entwicklung erst später

00:10:33: stattgefunden, wie ja überhaupt der Fußball hier weit

00:10:35: später verbreitet wurde. In diesem 2-3-5 haben dann aber auch der FC

00:10:39: St. Pauli beziehungsweise zuvor die Fußballer

00:10:41: des St. Pauli Turnvereins gespielt.

00:10:44: Das war alles ziemlich starr festgelegt. Es gab zumeist eine Stammelf für die ganze

00:10:48: Saison, alle Spieler kannten ihre Position,

00:10:50: auch das Publikum und die Berichterstatter,

00:10:52: was dann auch dazu führte, dass Presseberichte der 1910er-

00:10:54: und 20er-Jahre oft ohne Namen auskommen.

00:10:57: Da wird dann zum Beispiel nur so der gute Mittelläufer oder Außenstürmer

00:11:00: hervorgehoben, oder dass der Mittelstürmer drei Tore

00:11:03: erzielt hat, Spielernamen waren selten.

00:11:05: Das ist natürlich auch für uns nicht einfach,

00:11:08: wenn wir da ein bisschen herumforschen, welche Spieler denn so in der Anfangszeit für

00:11:12: unseren Verein gekickt haben, dann findet man da nicht so oft Namen,

00:11:16: also da sind noch sehr, sehr viele Spiele ohne Aufstellung

00:11:19: bekannt leider. Ab den späten 1920er-Jahren hat

00:11:22: sich das System dann ein wenig verändert, der Mittelläufer wurde etwas nach hinten

00:11:27: zwischen die beiden Verteidiger gezogen.

00:11:30: Die beiden Halbstürmer agierten ebenso nach hinten orientiert bei gegnerischem

00:11:34: Ballbesitz. Man sprach nun vom WM-System, was aber nichts mit einer

00:11:38: Weltmeisterschaft zu tun hat. Ich dachte gerade Restverteidigung.

00:11:42: Nee, noch nicht, noch nicht. Jedenfalls nicht, dass das bekannt geworden wäre.

00:11:46: Aber einmal kurz, also Schottische Furche, das, was wir heute oft sehen,

00:11:50: wenn man diesen 2-3 Aufbau hat, heute nennt man das 2-3 Aufbau, zwei

00:11:53: Innenverteidiger, drei im Defensivbereich und dann bleiben ja noch fünf über, das ist

00:11:57: tatsächlich also von der Grundstruktur ist das ähnlich zur Schottischen Furche,

00:12:01: was man heute ganz, ganz viel sieht bei ganz vielen Teams. Ja, also nicht mehr

00:12:06: über das komplette Spiel sozusagen aber in entsprechenden

00:12:09: Situationen dann.

00:12:11: Dieses WM-System wie gesagt, hat mit einer Weltmeisterschaft

00:12:15: nichts zu tun, sondern das liegt an der Anordnung der

00:12:18: Spieler auf dem Feld, weil die sieht dann halt in der

00:12:21: Grundformation wie ein W und ein M aus, diese Veränderung geschah auch zunächst in

00:12:25: England, erst später, zum Teil erst nach dem

00:12:27: Zweiten Weltkrieg, auf dem Kontinent.

00:12:30: Und auch wenn man jetzt eigentlich ein 3-4-3 System vor sich hatte,

00:12:33: die Auflistung der Spiele an Spielberichten blieb noch bis weit in die

00:12:37: 60er- und 70er-Jahre so wie gehabt. Also der Mittelläufer auch im

00:12:40: Mittelfeld aufgezählt wurde und die fünf Stürmer gemeinsam.

00:12:43: Das ist also auch in allen was weiß ich Kicker und ähnlichem zu sehen,

00:12:47: was immer diese mit so einem Semikolon zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen

00:12:51: wird immer so aufgeschrieben. Übrigens die klassische Nummerierung der Spieler hat

00:12:55: auch ihren Ursprung in der Schottischen Furche.

00:12:58: Wenngleich Nummern auf den Trikots erst nach dem 2. Weltkrieg

00:13:01: nach und nach zur Regel wurden. Die Verteidiger hatten die 2 und 3,

00:13:05: der Mittelläufer die 5, die weiteren Mittelfeldspieler die 4 und

00:13:08: 6, die Außenstürmer die 7 und 11 und der

00:13:11: Mittelstürmer die 9. Ja, mit der Zeit wurde das Spiel dann von der

00:13:14: Ausrichtung her immer defensiver, ein weiterer Mittelfeldspieler,

00:13:18: nämlich die 4, ging auch noch weiter nach hinten,

00:13:20: dann also der dann später klassische Innenverteidiger oder Ausputzer.

00:13:25: Neben dem dann 5 der Libero, das heißt,

00:13:27: der Mittelläufer hat sich dann auch wieder,

00:13:29: das war eher eine sehr wichtige Position in jener Zeit,

00:13:32: da hatte er nämlich die Aufgabe, zum einen den gegnerischen Mittelstürmer

00:13:36: zu decken, aber auf der anderen Seite auch das

00:13:38: eigene Angriffsspiel nach vorne zu treiben oder zu koordinieren,

00:13:41: das war immer so die Top-Position im Spiel war eigentlich dieser

00:13:45: Mittelläufer.

00:13:47: Genau, die beiden Halbstürmer, also die 8 und die 10,

00:13:50: spielten ebenfalls dann später fest im Mittelfeld und so kam es dann zum

00:13:54: Beispiel zu einer Art 4-3-3 und in etwa dieser Formation wurde dann zum Beispiel

00:13:58: das DFB-Team Weltmeister 1974. Das war nur ein sehr,

00:14:01: sehr rudimentärer Überblick über die fußballerische Frühgeschichte,

00:14:05: da könnte man auch stundenlang darüber referieren,

00:14:08: was es da alles auch für Unterschiede gab zwischen eben britischem und

00:14:13: kontinentaleuropäischem Fußball oder auch den südamerikanischen Fußball mit

00:14:17: einbezieht, der ja auch lange Zeit eine eigene

00:14:20: Entwicklung nahm. Das ist natürlich auch eine ganz große

00:14:23: Geschichte, aber so viel Zeit werden wir heute

00:14:26: sicherlich doch nicht haben und außerdem wollen wir ja auch Tim mit einbinden in

00:14:31: die neueren Geschichten und das sollte jetzt passieren.

00:14:36: Dann gehen wir nämlich auch mal zu meiner Geschichte,

00:14:39: denn Tim wird uns natürlich auch noch was erzählen. Aber wir starten einmal.

00:14:44: Und zwar habe ich mich mit einer Person auseinandergesetzt,

00:14:47: die für vieles bekannt ist, aber für die meisten wahrscheinlich nicht

00:14:51: mehr für taktische Finesse. Meine Geschichte heißt "Der beste Bayern-

00:14:55: Trainer, den es nie gegeben hat oder ohne Außen an

00:14:59: die Spitze".

00:15:01: Dem FC St. Pauli könnte diese Saison

00:15:05: etwas Historisches gelingen, etwas, das seit knapp 29 Jahren auf sich warten

00:15:09: lässt. Der Nicht-Abstieg, genauer gesagt eine Bundesligasaison,

00:15:13: an dessen Ende der Klassenerhalt steht. Ob Stanislawski,

00:15:17: Demuth oder KaPe Nemet, ihnen allen gelang nicht mehr,

00:15:20: was zum bisher letzten Mal einem Mann gelang,

00:15:23: der der Felix Magath des deutschen Fußballs war,

00:15:26: bevor es Felix Magath in dieser Form gab. Ein knurriger Konditionsfetischist,

00:15:30: über den Hermann Klauck, immerhin 40 Jahre in verschiedenen Posten im FC St.

00:15:35: Pauli aktiv, sagte, "Ein sehr merkwürdiger Typ,

00:15:37: mit dem ich nie klar gekommen bin". Ein Mann,

00:15:40: dessen ruppige und oldschoolige Art vielen eher im Gedächtnis blieb als seine

00:15:44: taktische Finesse.

00:15:46: Ein Trainer, der, sagen wir mal, wenig für Zwischenmenschliches in der

00:15:51: Kabine übrig hatte und kernige Sätze raustat wie folgenden: "Jungs, was ist los,

00:15:57: darf nicht passieren, ist passiert, keiner wird erschossen heute Abend",

00:16:02: wir reden natürlich von Uli Maslo, keiner wird erschossen heute Abend,

00:16:07: heute mal nicht.

00:16:10: Der Mann, von dem wir reden, der es als Letzter geschafft hat mit dem

00:16:14: FC St. Pauli in der Bundesliga die Klasse zu

00:16:16: halten. Uli Maslo. Ich hole dazu jetzt einmal ein

00:16:19: bisschen aus, damit wir ungefähr wissen, wo wir uns hier befinden.

00:16:22: Das Jahr 1994 am Millerntor. Nach einer katastrophalen Saison 92/93, wir

00:16:27: erinnern uns, manche, wir haben das auch schon im Podcast mal

00:16:30: bearbeitet. Leo Manzi schießt gegen Hannover in der

00:16:33: letzten Minute gefühlt das Tor zum 1:0 und der FC St.

00:16:36: Pauli steigt in der Mammutsaison mit 24 Mannschaften nicht ab.

00:16:40: Er schießt nicht nur gefühlt das Tor, er macht es wirklich.

00:16:43: Das gefühlte Tor war ein echtes Tor. Ja,

00:16:46: also nach einer katastrophalen Saison 92/93 schien es beim FC St.

00:16:50: Pauli nun wieder bergauf zu gehen. Unter Trainer Seppo Eichkorn ging es

00:16:54: nach einem verkorksten Saisonstart endlich nach oben,

00:16:57: stand man am 10. Spieltag der Saison 93/94, auch damals spielten noch 20 Teams in der

00:17:02: Liga, auf einem enttäuschenden 12. Platz hinter dem SV Meppen,

00:17:06: so war man am 27. Spieltag bis auf Platz 2 vorgedrungen.

00:17:10: Klingt erstmal ganz gut, doch die Saison verlief alles andere als

00:17:13: harmonisch. Im Wintertrainingslager kam es zum Eklat,

00:17:16: als Kapitän Schlindwein den Brasilianer Leo Manzi rassistisch beleidigte,

00:17:20: ein Spieler steckte es der Presse und die Zeiten wurden ungemütlich für alle

00:17:24: Beteiligten. Diese Geschichte könnt ihr in Folge 7

00:17:27: unseres Podcast auch nachhören, "Politik am Millerntor", da möchte ich mich jetzt

00:17:31: nicht weiter mit beschäftigen, hört das gerne nach.

00:17:34: Neben den ganzen Störgeräuschen im Club kam es auch

00:17:38: noch dazu, dass man am 36. Spieltag kurz vor knapp

00:17:41: von den Aufstiegsrängen abrutschte und mit einem 1:4 beim VfL

00:17:46: Wolfsburg wurden dann am letzten Spieltag alle Aufstiegsträume beendet und die St.

00:17:50: Pauli-Fans feierten trotzdem den Aufstieg der ich sag mal befreundeten Münchner

00:17:54: Löwen. Ich möchte da einwirken einige St. Pauli-Fans,

00:17:58: das waren bei weitem nicht alle, aber es gab sie,

00:18:00: es gab sie und es gab da auch sagen wir mal Diskussionen würde ich es mal nennen

00:18:05: auf der Rückfahrt und ähnliches, wie auch immer.

00:18:09: Sehr gut. Das waren andere Zeiten. Ein neuer Trainer musste her,

00:18:13: denn Präsident Heinz Weisener sägte quasi die ganze Saison über schon am

00:18:19: Stuhl des unliebsamen Seppo Eichkorn. Fündig wurde der FC St. Pauli in Bahrain,

00:18:24: dort arbeitete seit einigen Jahren der gebürtige Wattenscheider Uli Maslo.

00:18:30: Der galt als Taktikfuchs und Schleifer zugleich.

00:18:33: Maslo trainierte bereits Schalke 04, Borussia Dortmund und Eintracht

00:18:37: Braunschweig, bevor es ihn für acht Jahre nach Katar und

00:18:40: Bahrain zog. Präsident Heinz Weisener hatte bei der

00:18:43: Vorstellung von Maslo eigentlich nur noch einen Wunsch,

00:18:46: dass die Querelen jetzt endlich aufhören. Mit Maslo holte man sich einen Trainer,

00:18:50: der von Autorität, Selbstbewusstsein, stolz und markigen Sprüchen nur so

00:18:54: strotzte. Zum Dienstantritt von Maslo zu seiner Taktikpräferenz gefragt,

00:18:59: sagte er, ich zitiere hier aus der "taz" vom 19.

00:19:02: Juli 1994, ich lese den kleinen Abschnitt aus dem Artikel vor:

00:19:05: "Doch der 56-Jährige hatte dennoch revolutionäres im Sinne.

00:19:09: Das moderne 4-4-2 System (Raum- statt Mann- deckung mit einer Viererabwehrkette) will

00:19:13: er einführen, "wenn die Spieler mitziehen" (Zitat Maslo).

00:19:17: Das kann dauern, denn bislang waren Schlindwein und Co.

00:19:20: nicht gerade für taktische Finessen zu haben.

00:19:23: Den Sportlehrer aus Wattenscheid ficht dies nicht an.

00:19:26: Zitat: "Die Spieler werden es schon verstehen".

00:19:29: Ja und was war denn das jetzt nun für ein revolutionäres System?

00:19:33: Bei den meisten von Maslo trainierten Mannschaften bevorzugte er ein 3-2-4-1

00:19:38: System, ein eher defensives System, das sich dadurch auszeichnete,

00:19:42: dass die Mittelfeldspieler sofort aufrückten um den Stürmer zu unterstützen,

00:19:47: inklusive kompliziertes Laufwegesystem. Dieses System galt tatsächlich als eines

00:19:52: der aufwändigsten Systeme der 90er-Jahre in der Bundesliga.

00:19:57: Als die meisten anderen Mannschaften in der Liga noch mit dem gängigen 3-1-4-2

00:20:01: spielen. Mit dem FC St. Pauli spielte er aber nach fruchtlosen

00:20:05: Versuchen keine Viererkette, sondern in einer leicht abgeänderten Form

00:20:10: ein 3-3-3-1. Maslo spielte dabei ohne Außenverteidiger und mit zwei Spitzen.

00:20:16: Maslo selbst dazu rückblickend: "Bei St. Pauli haben wir ein erfolgreiches System

00:20:20: gespielt, das ich heute in der Bundesliga kaum noch

00:20:23: sehe. Das 3-3-3-1 System mit zwei Mittelstürmern

00:20:26: hintereinander und vorne zwei echten Flügelstürmern. Attacke total.

00:20:30: Das System habe ich zu meiner Zeit als Spieler in Haarlem praktiziert,

00:20:34: auch Ajax Amsterdam war damit sehr erfolgreich und Fitness-Coach Rainer

00:20:38: Sonnenburg sorgte für die nötige Kondition."

00:20:41: Ja, also 3-3-3-1 ohne Außenverteidiger. Klingt nach geballter Mitte.

00:20:45: Genau, klingt nach sehr zentralem Fußball,

00:20:48: aber erstmal gab der Erfolg dann Maslo recht, denn der FC St.

00:20:52: Pauli unter Maslo spielte seine Gegner teilweise an die Wand.

00:20:56: Es folgte im Saisonfinale 94/95 ein viel umjubelter 5:0-

00:20:59: Heimsieg gegen Homburg und der Wiederaufstieg in die Bundesliga. Im Film

00:21:03: zum Aufstieg 1995 besuchte Journalist Peter Ritterhoff

00:21:07: Trainer Maslo im Maritim Hotel in Travemünde.

00:21:10: Und hakte investigativ bei Maslo nach, was es mit seiner Spielidee so auf sich

00:21:14: hat. Und da hören wir jetzt einmal rein: "Doch zurück zum Ernst des Fußballerlebens,

00:21:18: spricht zur Überlebenstaktik in der ersten Liga,

00:21:21: Trainer Uli Maslo spielt mit St. Pauli ein offensives System,

00:21:24: das dem taktischen Verständnis seiner Spieler alles abverlangt. Anhand der

00:21:28: Bilder vom 2:2 gegen Istanbul erklärt der Trainer das Spiel seiner Mannschaft.

00:21:32: Beginnen wir doch einfach mal bei der Hintermannschaft, Herr Maslo.

00:21:37: Ja, wir spielen in der Hintermannschaft mit

00:21:39: einer Dreierkette, das heißt mit zwei Manndeckern und mit einem

00:21:42: Libero, wobei der Libero jeweils nach Bedarf

00:21:45: einmal auf einer Linie spielt, einmal dahinter spielt oder einmal vor

00:21:49: der Abwehr spielt. Bei den beiden Manndeckern ist es so,

00:21:52: sie haben die Hauptaufgabe, die gegnerischen Stürmer auszuschalten,

00:21:56: vor allen Dingen den Spielfluss zu den beiden Sturmspitzen des Gegners zu

00:22:00: unterbrechen, dass da nicht gespielt werden kann.

00:22:04: Dass der Gegner gezwungen wird, quer zu spielen oder in,

00:22:07: ich würde mal sagen schwierige Passpassagen eingehen muss oder in

00:22:11: Dribblings gezwängt wird, wobei wir ihn dann zu Fehlern leiten.

00:22:15: Das heißt also auch bei der Ballannahme sofort attackieren. Ja,

00:22:19: enge Manndeckung für die beiden Manndecker,

00:22:22: hohe Konzentration und Sturmspitzen ausschalten als Anspielstation fürs

00:22:26: gegnerische Mittelfeld. Aber dann auch

00:22:29: von diesen drei Innenverteidigern schaltet sich einer immer wieder mit

00:22:34: ein und zwar in Ballnähe. Der Mann geht mit,

00:22:36: damit wir Überzahl bekommen und dann stellen die beiden oder besser gesagt von

00:22:41: den drei Manndeckern geht einer mit und stellt mit Carsten Pröpper zentral

00:22:45: Überzahl her und von den beiden äußeren Leuten im vorderen Mittelfeld kommt einer

00:22:50: rein und dann haben wir wieder 3 gegen 2 hinten aber der ballentfernte Mann

00:22:55: sichert ab.

00:22:56: Der ballnahe Mann geht auch wieder mit. Das ist im Grunde der vierte

00:23:00: Abwehrspieler dann, wenn man so will, Libero plus zwei Manndecker. Nein,

00:23:05: er übernimmt dann eine Manndecker- Funktion,

00:23:08: dann haben wir wieder diese Dreierkette." Tim. Ja. Meinst Du Dieter Schlindwein

00:23:13: hat verstanden was Uli Maslo von ihm wollte? Es ist spannend, also wie

00:23:18: lange ist das jetzt her, 30 Jahre? 30 Jahre, genau.

00:23:22: Es ist schon spannend, wenn es dann über Überzahl in Ballnähe geht,

00:23:27: wer sichert ab, ballferner Spieler sichert ab und klar Manndeckung hinten aber gut

00:23:31: Mannorientierung, da sage ich auch noch was zu,

00:23:34: was für eine Renaissance das erlebt so, aber es ist spannend,

00:23:38: dass Uli Maslo da schon relativ ähnlich auch spricht zu dem was

00:23:43: heutige Trainer so erzählen und genau.

00:23:46: Soll ich noch eine Äußerung zum 3-3-3-1? Bitte.

00:23:50: Wir werden das natürlich noch weiter

00:23:53: beleuchten, aber Du kannst schon mal gerne.

00:23:55: Es ist natürlich brutal, das kann man nicht sagen,

00:23:58: Deutschland ist ja also als Fußballland lange hinterher gewesen

00:24:02: sozusagen, was dieses 4-4-2 angeht, was in Italien so populär wurde,

00:24:06: ziemlich schnell sehr populär und was aufgrund seiner Struktur her von außen,

00:24:10: weil die Außenbahnspieler, weil da auf einmal die Außen regelmäßig

00:24:14: besetzt wurde.

00:24:15: Anderen Systemen einfach überlegen war, das kann man nicht anders sagen. In

00:24:19: Deutschland, Fußball- Deutschland ist es ja ganz lange so

00:24:22: gewesen, dass ich glaube, in Deutschland, das war die letzte Bastion des Liberos,

00:24:25: ist das ganz lange gewesen, weil es aber auch ein Land gewesen ist,

00:24:28: oder was heißt ein Land gewesen, das klingt jetzt viel zu staatstragend,

00:24:32: aber weil es auch in der Bundesliga immer

00:24:34: Spieler gab, die das konnten, Franz Beckenbauer, 1974 hast du hast du ja

00:24:37: schon erwähnt, Thomas, ich meine, das ist ja oft so Pragmatismus,

00:24:40: der gewählt wird von Trainern, da kannst du natürlich so ein

00:24:43: System mit so einem Spieler

00:24:45: kannst du natürlich auch spielen, der verteidigen kann als Libero aber halt

00:24:49: auch das Spiel machen kann. 90er-Jahre Prime Time von Lothar Matthäus

00:24:52: in Deutschland gewesen, so ne, da hast du natürlich, bist du ja nicht auf

00:24:56: die Idee gekommen, der wird jetzt ein, ich sag mal einfacher Innenverteidiger.

00:25:00: Matthias Sammer dann hat das so n bisschen übernommen,

00:25:03: aber da wurde es dann schon schwammig, weil die Probleme wurden immer größer,

00:25:06: weil die Außenpositionen nicht besetzt waren und auch wenn Uli Maslo das

00:25:10: gut beschreibt.

00:25:12: Ich erinnere jetzt nicht so viele Spiele davon und hab mir aus taktischer Sicht

00:25:15: nicht so viel angeschaut, aber ich bin mir ziemlich sicher,

00:25:18: dass St. Pauli in der Bundesliga, klar, die haben die Klasse gehalten,

00:25:22: aber Probleme mit dem Tempo bekommen hat, weil natürlich diese Verschiebeaktion,

00:25:25: die er dann da einleitet, da überladen wir,

00:25:28: da muss einer dazu kommen, wenn einer dazu kommen muss,

00:25:30: dann erfordert das immer erst mal Erkennen von einem Problem sozusagen,

00:25:34: ich muss dahin und da musst du den Weg dahin gehen, das heißt,

00:25:37: du bist sozusagen immer nur in der Reaktionsrolle,

00:25:39: du kannst nicht agieren eigentlich und du musst

00:25:42: eigentlich immer reagieren auf irgendwas. Meist sind das dann Laufwege,

00:25:45: die du machen musst. Kondition war ja auch ein großes Thema,

00:25:48: da kommt es natürlich drauf an. Wenn du aber dann auf einmal allein gegen

00:25:52: Spieler spielst, in der Liga höher, die physisch einfach viel besser sind,

00:25:55: dann wird das natürlich problematisch, wenn du so ein laufintensives Spiel hast,

00:25:59: wo du ganz bewusst irgendwie auf, ja auf gewisse Bereiche verzichtest.

00:26:04: Machen natürlich alle. Timo Schultz hat mal den schönen Satz

00:26:06: gesagt, also was so Taktik angeht, "einen Tod musst du sterben auf dem Platz",

00:26:10: also du musst ein Spielfeld, eine Spielfeldzone musst du hergeben.

00:26:13: Blessin sagt das heutzutage auch immer, dass man irgendwie so in Räume in die ein

00:26:17: Gegner rein kann die uns nicht interessieren,

00:26:19: da können die machen was sie wollen so, das ist uns egal,

00:26:22: das riskieren wir einfach nicht, aber das ist natürlich,

00:26:25: ich find das irgendwie spannend, dass Uli Maslo schon damals doch recht

00:26:28: ähnlich gesprochen hat, ne, dann haben wir mit 3 gegen 2 Überzahl,

00:26:31: Ballferner rückt dann ein, sichert ab und

00:26:33: so.

00:26:34: Heute nutzt man anderes Wording, manchmal klingt das ein bisschen mehr

00:26:37: bisschen fancy, ja sozusagen ein bisschen

00:26:39: moderner, aber es ist im Grunde schon ähnlich,

00:26:41: so ne. Also ich finde auch gerade so

00:26:44: 70er-Jahre, du hast die, hattest du gerade die Niederländer auch

00:26:47: angesprochen? Nee, hatte ich nicht, aber die haben ja ein ähnliches System

00:26:50: gespielt, also auch gerade mit, aber nur ich,

00:26:53: aber nicht so die Spieler waren viel,

00:26:55: also weniger positionsgebunden sagen wir mal so, die haben ja alle,

00:26:58: haben alles gemacht so nach dem Motto, also die hatten so ein Verständnis.

00:27:02: Dass sie gesehen haben, mein Kollege geht jetzt dahin,

00:27:05: da muss ich seine Position übernehmen und solche Geschichten.

00:27:08: Also die hatten natürlich auch ne Grundformation,

00:27:10: wo auch in etwa ein 4-3-3, kommt das hin von der Gesamtzahl her, ja doch,

00:27:12: kommt hin, aber eben viel,

00:27:15: ja man hat viel mehr rotiert, würde man heute sagen sicher.

00:27:17: Aber ich wollte nur ganz kurz sagen, weil du jetzt gerade die Kondition

00:27:20: ansprichst. Ich bin mir gar nicht mal sicher,

00:27:22: also wir hatten ja dann eben mit Rainer Sonnenburg,

00:27:25: Du hast den Namen schon genannt, einen festen Konditionstrainer,

00:27:27: ich bin mir gar nicht sicher, ob das alle Vereine damals schon so

00:27:30: hatten.

00:27:31: Dass da wirklich jemand explizit sich darauf,

00:27:33: oder dass tatsächlich einer der Co-Trainer die halt einmal laufen gescheucht hat.

00:27:37: Wir hatten einen Konditionstrainer zu

00:27:40: einer Zeit, als der Co-Trainer noch gleichzeitig der

00:27:43: Torwarttrainer war, ja gut oder so, also genau ja,

00:27:45: also deswegen war die Realität ja eben, ich denke mal auch paar andere,

00:27:48: andere Vereine hatten das wahrscheinlich gar nicht,

00:27:50: oder das hat einer mit übernommen, sozusagen auch, also da waren wir dann,

00:27:54: das war natürlich wirklich wichtig für für ihn dann auch,

00:27:56: dass die Spieler dann auch wirklich

00:27:59: 90 Minuten durchgezogen haben und da wurden die Grundlagen dann gelegt. Ja,

00:28:03: ich meine damals ging es noch für viele Clubs auch in der

00:28:07: Vorbereitung immer noch ins Lauftrainingslager,

00:28:10: das sagt ja eigentlich schon alles, ne, wir gehen aber jetzt noch mal zurück ins

00:28:14: Maritim Hotel Travemünde, denn Uli hat natürlich auch noch was

00:28:18: zur Offensive zu sagen und da wollen wir natürlich auch noch mal reinhören,

00:28:22: denn ich weiß gar nicht ob man das da raushört aber

00:28:26: der Carsten, um den es geht, das ist natürlich der Carsten Pröpper.

00:28:30: "Also Carsten, ich möchte zu Carsten noch was sagen,

00:28:33: ist natürlich eine sehr zentrale Rolle und wie wir das spielen spielt es in

00:28:37: Deutschland keiner, weil Carsten ist in einer Position,

00:28:40: wo er permanent vor der Abwehr spielt und permanent hinter den Spitzen, das heißt,

00:28:45: es ist sehr wichtig für uns, dass die drei Reihen

00:28:48: Abwehr, Mittelfeld und Sturm eng hintereinander

00:28:51: spielen, das heißt, sobald Carsten rausgeht,

00:28:53: muss sich Dammann oder die drei Leute eng auf Carsten schieben und Carsten schiebt sich

00:28:57: auf den Sturm, so dass wir zwischen den Sturmspitzen und

00:29:01: unserer Hintermannschaft eine möglichst kurze Distanz haben,

00:29:04: dass die langen Laufwege wegfallen, das hat auch zum Teil schon sehr gut

00:29:08: funktioniert, das ist eine wichtige Variante für

00:29:11: uns und dann geht es über Carsten als zentralen Mittelfeldspieler.

00:29:16: Dann spielt ja rechts Hanke, links Hollerbach in der alten Saison.

00:29:19: Mit diesen Mittelfeldspielern haben wir aber immer am Strafraum gespielt,

00:29:23: die haben nicht draußen gespielt. Hollerbach hat früher immer draußen an

00:29:27: der Linie gespielt und Hanke draußen an der Linie,

00:29:30: die habe ich jetzt nach innen gebracht, weil die abwehrstark sind,

00:29:34: sie stehen jetzt innen am 16 Meter Raum, das heißt die erste Dreierreihe unserer

00:29:38: Abwehr, diese drei davor und dann habe ich vier

00:29:40: Angreifer, das heißt

00:29:42: rechts ein offensiver Mittelfeldspieler, links ein offensiver. Links

00:29:46: das war der Darek Szubert meistens, der mit Hollerbach sich dann auf dieser

00:29:51: Seite gut ergänzt hat. Auf der rechten Seite war dann meistens

00:29:55: Schweißing oder Drilling, Driller mit Hanke und dann zwei jeweilige Sturmspitzen da

00:29:59: vorne vor, also offensive Mittelfeldspieler rechts

00:30:02: und links mit zwei Sturmspitzen." Ja, Martin Drilling, wer kennt den nicht, Legende.

00:30:08: Aber auch spannend, was er da sagt, zu lange Laufwege ne.

00:30:11: Also das ist natürlich das Problem was er, was die natürlich haben ne,

00:30:15: dass du Abstände gering halten musst und dann ist es natürlich

00:30:19: total zentriert, dass die Formation anscheinend

00:30:22: gewesen auf Carsten Pröpper, also nur auf den einen Spieler sozusagen

00:30:25: runter gebrochen sozusagen wenn der das macht,

00:30:28: dann macht ihr das sozusagen, also dann macht ihr, geht es ja auch in

00:30:32: Verschiebebewegung beziehungsweise so Rotation wenn Carsten Pröpper da

00:30:36: irgendwie

00:30:37: ne andere Idee hat sozusagen, da müssen alle anderen drauf reagieren.

00:30:41: So wird heute maximal, ich sag mal 5-6 Spieler auf der Welt

00:30:44: dürfen so Fußball spielen eigentlich, dass sie einfach machen was sie wollen.

00:30:48: So aber wird Carsten Pröpper natürlich auch nicht gemacht haben,

00:30:52: war ja auch eher ein sehr smarter Fußballer,

00:30:54: aber genau das was er gesagt hat, da ganz am Anfang mit wann wer

00:30:58: raufschiebt und so. Du hast diese Tondatei ja schon im

00:31:01: Vorgespräch, Vorbereitung hast du so rumgeschickt.

00:31:04: Das hab ich da schon nicht verstanden. Ich hab das jetzt auch nicht verstanden.

00:31:08: Aber was soll Oliver Schweißing sagen? Ja solang die Spieler das verstehen ist

00:31:13: alles gut, ja eben ja und da kommen wir jetzt

00:31:15: nämlich auch zu dem Punkt, haben denn die Spieler es verstanden? Der

00:31:19: Aufstieg 1995 überdeckte ein bisschen die Tatsache,

00:31:22: dass Maslo sich mit fast jeder Person im Verein anlegte, eines seiner Opfer,

00:31:27: Manager Jürgen Wähling.

00:31:29: Dieser trat von seinem Posten zurück und der FC St.

00:31:31: Pauli ging ohne Sportdirektor in die Bundesliga Saison 95/96. Wir wissen, das ist

00:31:35: immer eine gute Idee keinen Sportdirektor zu haben, gerade was Transfers angeht.

00:31:40: Das Fußballfachmagazin "kicker" prognostizierte in seinem Sonderheft: "St.

00:31:44: Pauli wird von Beginn an kämpfen müssen", und bemängelte "es besteht noch

00:31:47: erheblicher Nachholbedarf am Millerntor was die Infrastruktur betrifft,

00:31:51: augenfälliges Beispiel, nur eine Sekretärin auf der Mini-Geschäftsstelle."

00:31:59: Aber Konditionstrainer. Davon unbeeindruckt war Maslo selbst,

00:32:03: stolz ließ er verlauten "Gegen Bundesliga-Clubs

00:32:06: können wir unser System sogar noch besser entfalten". Ja klar,

00:32:09: um dann noch am ganz großen Rad zu drehen: "Mit meinem Spielsystem kann ich den

00:32:14: Bayern die Meisterschaft garantieren." Ach ja, Also Uli. Warum die

00:32:19: uns den nicht sofort weggekauft haben weiß ich auch nicht.

00:32:22: Uli hatte ein gesundes Selbstbewusstsein.

00:32:26: Und Ulis Selbstbewusstsein stieg noch mehr,

00:32:29: denn am ersten Spieltag der Bundesliga- Saison 95/96 schlug man zu Hause den TSV

00:32:34: 1860 München mit 4:2 und war erstmals in der Vereinsgeschichte am Ende eines

00:32:40: Spieltages Tabellenführer der 1. Bundesliga.

00:32:43: Uli war stolz und stolz auf sich und stolz auf sein System und stolz ein

00:32:49: Deutscher zu sein.

00:32:52: Ja, alle, die dabei waren, werden sich erinnern. Und die,

00:32:55: die nicht dabei waren, werden es nun erfahren,

00:32:58: und zwar aus einem "taz"-Artikel vom August 1995. Thomas liest nämlich jetzt einmal

00:33:04: vor aus der "taz". August 1995. Das ist überschrieben mit

00:33:07: offensichtlich einem Zitat, "Kleines Missverständnis am Millerntor.

00:33:11: Seit dem Wochenende erreicht die Geschäftsstelle des FC St.

00:33:15: Pauli ungewöhnlich viel Fanpost.

00:33:17: Doch es sind keine Glückwünsche zum 4:2- Auftaktsieg gegen München 1860,

00:33:22: die beim Tabellenführer der Fußball- Bundesliga en masse eingehen.

00:33:26: Ganz im Gegenteil, Protestbriefe und Faxe landen dort

00:33:29: gleich dutzendweise, versendet von empörten Anhängern,

00:33:32: die am Millerntor einen Verfall der politischen Sitten wittern.

00:33:37: Ein knapper Satz ist der Grund für die Riesenaufregung. "Ich bin stolz,

00:33:41: Deutscher zu sein", hatte St. Paulis Trainer Uli Maslo unter anderem

00:33:45: am Samstagabend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF erklärt,

00:33:49: als er zu seinen Erfahrungen als Fußballlehrer im Ausland befragt wurde.

00:33:53: "Das war eine unglückliche Formulierung", hat inzwischen auch der 57-Jährige

00:33:57: eingesehen, der mehrere Jahre am Arabischen Golf

00:34:00: tätig war. "Es tut mir leid", sagte Maslo gestern zur taz. Geschockt

00:34:05: sei er über die große Resonanz, doch in die rechte Ecke

00:34:08: wolle er sich nicht drängen lassen. "Ich habe nur über Sport gesprochen,

00:34:12: nicht über Politik". Nationalistische Position vertrete er

00:34:16: nicht, "ich bin missverstanden worden". Eine Lehre hat der gebürtige

00:34:20: Wattenscheider schon gezogen, "in Zukunft würde ich noch mehr abwägen,

00:34:24: was ich sage". Von den Fans glaubt Maslo, dass sie seine Entschuldigung akzeptieren

00:34:28: werden."

00:34:30: Die "taz" schob dann noch mal zwei Tage später eine Glosse nach und die geb ich mal Tim

00:34:35: zum vorlesen. "Wie schön wäre es gewesen, an dieser Stelle eine Glosse über den

00:34:40: neuen Kult des FC St. Pauli zu schreiben. Ergreifende Böklunder-Gedichte aus dem

00:34:44: Stadionlautsprecher über lange Friesen

00:34:47: (extraknackig), Saftwürstchen (zart) und Landbockwürste nebst ihrer

00:34:52: fußballerischen Entsprechung auf dem Millerntorrasen.

00:34:56: Doch beim Schauen des sonnabendlichen Aktuellen Sportstudio stockte dem

00:35:00: Chronisten der Kugelschreiber." Die Dramatik, unfassbar. "Nicht nur, dass St.

00:35:04: Pauli-Trainer Uli Maslo gegenüber Moderator Michael Steinbrecher quengelte,

00:35:08: die sportliche Leistung seiner Spieler würde in den Presseberichten nicht

00:35:13: genügend gewürdigt. Nein, der Übungsleiter des Vereins mit der

00:35:16: internationalistischen Attitüde outete sich gleichzeitig auch noch als

00:35:20: Deutschländerwürstchen.

00:35:22: "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein", proklamierte der Coach ungefragt in die

00:35:26: schmerzenden Ohren der St. Pauli-Fans linker Couleur. Nun,

00:35:29: die freie Meinungsäußerung ist ein schützenswertes Grundrecht,

00:35:33: und dass ein ältlicher Mann den Taten seiner Vätergeneration unkritisch

00:35:37: gegenübersteht, ist so ungewöhnlich nicht.

00:35:40: Aber wenn ein Fußballtrainer, zudem einer, der gern damit kokettiert,

00:35:44: akademisch gebildeter Geografie- und Sportlehrer zu sein, Parolen raushaut,

00:35:49: die Anfang der 80er-Jahre von dem Republikaner-Vorläufer "Konservative

00:35:54: Aktion" verbreitet wurden, bedarf das wohl einer Erklärung."

00:35:58: Und auch das Fanzine "Unhaltbar!", lange Zeit ja noch parallel mit dem "Übersteiger"

00:36:03: aktiv, klärte in der Causa Sportstudio auf.

00:36:07: "Inzwischen wissen wir ja, dass nichts so nationalistisch gemeint

00:36:10: ist, wie es einmal ausgesprochen worden ist.

00:36:12: Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein, was Herr Maslo Fans und Verantwortlichen

00:36:15: am 12. August zur Tabellenführung bescherte,

00:36:17: war eben nichts als ein Missverständnis, wie uns "MoPo" und "Abendblatt" aufklärten.

00:36:21: 3-4 Tage kursierte der Satz in der Presse, dann folgte die Abbitte Maslos,

00:36:25: besser gesagt eine Relativierung, nach der die Ohren nicht mehr zugehalten,

00:36:28: sondern verdutzt gerieben werden mussten. Nebelleuchten eingeschaltet und

00:36:32: aufgepasst. Ich hätte besser sagen sollen, ich bin stolz,

00:36:34: ein Fußballdeutscher zu sein."

00:36:38: Ja, ja, okay so. Aber trotz aller Querelen,

00:36:41: die sich Heinz Weisener ja offensichtlich nicht mehr gewünscht haben wollte,

00:36:47: stand der FC St. Pauli zum Ende der Hinrunde 95/96 auf

00:36:51: einem magischen neunten Tabellenplatz. Also die Taktik funktioniert und die "Bild"

00:36:58: schreibt dazu: "Auch nach vier Spieltagen hält sich der Aufsteiger oben. Langsam

00:37:02: verbreitet sich in Fußball-Deutschland die Erkenntnis,

00:37:05: da in Hamburg da passiert was. Zuletzt merkte es die Millionentruppe von

00:37:09: Bayer Leverkusen. 1:1 gegen den Aufsteiger, Duselpunkt für die Bayer-Stars, obwohl St.

00:37:13: Pauli (Gelb-Rot für Hanke in der 28. Minute) über eine Stunde in

00:37:17: Unterzahl wühlte. Hinterher schwärmte selbst die Fußball-

00:37:20: Prominenz. Ex-Bayer-Stürmer Andreas Thom: "So viele Chancen wie St.

00:37:23: Pauli hatte hier noch keiner". DFB-Trainer Rainer Bonhof: "St. Pauli

00:37:27: hat nicht nur frech, sondern auch klug gespielt".

00:37:30: Bayer-Manager Reiner Calmund: "Verdammt, da haben wir Glück gehabt." St.

00:37:34: Pauli-Show mit zehn Mann, was ist an dem Wunder dran?

00:37:37: Erstmal eine ganz merkwürdige Taktik. Trainer Maslo,

00:37:40: "so wie wir spielt in Deutschland kein

00:37:42: anderer", nennt es 3-3-3-1 System, heißt vorne eine Spitze, dahinter drei offensive,

00:37:47: drei defensive Mittelfeldspieler und die Innenverteidigung,

00:37:50: wobei die Aufgabenverteilung ständig wechselt, alle Stürmer mal nach vorne,

00:37:54: alle helfen mal hinten. Ergebnis, wer gegen die Wuseltruppe nicht höllisch aufpasst,

00:37:58: hat plötzlich ein oder zwei ungedeckte Hamburger im Strafraum.

00:38:01: Leverkusen passte häufiger nicht auf und durfte sich bei Pauli-Stürmer Yuriy

00:38:05: Savichev bedanken, der fluchte "das gibt's doch gar nicht, fünfmal

00:38:09: frei vom Tor

00:38:10: und ich treffe kein einziges Mal." Mensch Yuriy. Yuriy Savichev, ja.

00:38:14: Und zum Beispiel das "Hamburger Abendblatt" machte den Erfolg,

00:38:18: den man eben in der Hinrunde feierte, mit Tabellenplatz Neun und der Maslo-Taktik

00:38:23: auch an einem Mann fest. Und zwar an Dirk Dammann.

00:38:26: "Libero Dirk Dammann hat nicht nur in der Defensive fast alles im Griff,

00:38:30: er nutzt auch jede Gelegenheit, um mit nach vorne zu stürmen und damit

00:38:34: für Verwirrung beim Gegner zu sorgen.

00:38:38: Wenn Dammann marschiert, rückt Manndecker Paul Caligiuri in den

00:38:41: zentralen Abwehrbereich, sichert hinten ab, läuft

00:38:43: Dammann aus der Spitze zurück, übernimmt er zunächst den Gegenspieler

00:38:46: Caligiuris, bis alles wieder in geordnete Bahnen

00:38:49: übergehen kann. Der FC St. Pauli kann sich glücklich schätzen,

00:38:52: einen Routinier wie den US-Nationalspieler noch in letzter Sekunde verpflichtet zu

00:38:56: haben, er passt genau ins Konzept." Ich vermute, auch den meisten Hörer*innen

00:38:59: wird der Name Paul Caligiuri nichts mehr sagen und da liegt dann auch schon das

00:39:03: Problem.

00:39:04: Denn der Höhenflug endete halt auch jäh. Zoff mit den eigenen Spielern,

00:39:08: zu hartes Training, Ignoranz gegenüber den eigenen Amateuren

00:39:11: und den Fans sowie eine ruppige Art Vereinsmitarbeiter*innen gegenüber und

00:39:15: ein Taktikleak in der "Bild", preisgegeben von Maslo selbst.

00:39:19: Der damalige Spieler Michel Dinzey sagte,

00:39:21: "der Trainer war so überzeugt von sich, der ist dann erstmal direkt zur "Bild"

00:39:25: gegangen und hat genau erklärt wie wir spielen.

00:39:28: Bis dahin waren wir ganz gut unterwegs, aber dann wurde es schwierig".

00:39:34: Doch der Klassenerhalt gelang mit einem 2:2 beim KSC am 33. Spieltag,

00:39:38: also bis heute historisch und bisher nicht noch mal geschafft.

00:39:42: Wir arbeiten dran, Herr Blessin, Sie haben einen Auftrag. Mit Helmut

00:39:46: Schulte wurde dann zur Saison 96/97 ein alter Bekannter als Sportdirektor

00:39:50: installiert, nachdem man ein Jahr ohne auskommen

00:39:53: musste, sein Vorgänger Jürgen Wähling, erwähnte

00:39:56: ich bereits, wurde im Sommer von Uli Maslo aus dem

00:39:59: Verein gedrängt

00:40:01: und vergrault. Die "taz" brachte daraufhin einen Hammer-Gag

00:40:04: am ersten Spieltag der Saison 96/97. In einem frei erfundenen Fragebogen von St.

00:40:09: Pauli-Trainer Uli Maslo. Frage "Herr Maslo,

00:40:12: welche geschichtlichen Gestalten verachten sie am meisten?" Antwort "Hitler,

00:40:17: Stalin und Jürgen Wähling." Ja, andere Zeiten auch bei der "taz" in den

00:40:21: 90er-Jahren. Das System Maslo bekam Risse innerhalb

00:40:25: der Mannschaft, die Rädchen griffen nicht mehr ineinander,

00:40:28: doch einen Uli Maslo

00:40:30: schockt das nicht. "Haben Sie irgendeinen Trainer im Kopf der

00:40:34: Welt, der diesem Kader die

00:40:36: Bundesligatauglichkeit zusprechen würde oder der mit diesem Kader die Bundesliga

00:40:41: immer halten könnte? Ja. Wer ist das? Uli Maslo." Weiterhin gesundes Selbstvertrauen. Das ist

00:40:46: auch sauber journalistisch gearbeitet, so ne suggestiv, haben sie irgendeinen

00:40:51: Trainer der ganzen Welt der das könnte? Ich meine das ist ja überhaupt

00:40:56: keine Suggestivfrage oder irgendwie.

00:40:59: Ich finde, dafür hat Uli Maslo das noch ganz gut

00:41:02: gewuppt die Antwort. Gerade noch mal so. Als

00:41:04: Beispiel für die Rädchen, die nicht mehr ineinandergriffen in der

00:41:08: Taktik, hier ein Beispiel. Manager Helmut Schulte soll dem

00:41:11: sichtlich verunsicherten Außenbahnspieler Christian Springer beim 0:3 gegen Bayern

00:41:16: von der Seitenlinie zugerufen haben, "Christian spiel einfach das,

00:41:19: was du kannst. Du bist doch eigentlich ein

00:41:21: Instinktfußballer".

00:41:23: Ja, und der Rest ist Geschichte. Nach einem desolaten Auftritt in Freiburg

00:41:28: inklusive Busblockade der mitgereisten Fans wurde Uli Maslo im April 1997

00:41:32: entlassen. Sein Co-Trainer KaPe Nemet übernahm und

00:41:35: schaffte es mit sechs Niederlagen in sechs Spielen und 1:18 Toren nicht mehr, das

00:41:40: Ruder rumzureißen und verewigte sich in der Ahnengalerie der schlechtesten

00:41:44: Bundesligatrainer aller Zeiten.

00:41:47: Und Uli Maslo wäre nicht Uli Maslo, wenn er nicht kurz vor seiner Entlassung

00:41:51: auf die Frage nach seiner Zukunft am Millerntor geantwortet hätte.

00:41:55: "Mir ist scheißegal was mit mir passiert".

00:41:58: Wir sind natürlich dann in einer Zeit Ende der 90er-Jahre, wo es dann erstmal,

00:42:02: ich sag mal mediumgut weiterging, wenn ich jetzt so grob über die Trainer

00:42:06: denke, die wir dann hatten, da war zum Beispiel Gerhard Kleppinger,

00:42:10: Eckhard Krautzun, ja genau, erst Eckhard Krautzun,

00:42:13: dann Gerhard Kleppinger.

00:42:15: Wen hatten wir da noch? Dann kam Willi Reimann richtig,

00:42:18: Willi Reimann, Dietmar Demuth, dann sind wir auf einmal schon wieder

00:42:22: kurzzeitig in der Bundesliga also aber alles,

00:42:24: es war ein ziemliches Hin und Her und Auf und Ab und genau dann hatten wir

00:42:28: natürlich noch Franz Gerber, Andy Bergmann,

00:42:31: dann sind wir fast schon im hier und jetzt und dann waren sie fast schon,

00:42:35: also ja fast. Dann sind sie noch 20 Jahre, genau, die gehen ja wie im Nu.

00:42:39: Ja, ich finde es interessant. Also was Uli Maslo da natürlich,

00:42:43: also in sehr von sich selbst überzeugter Art und Weise dargestellt hat und mit

00:42:48: dieser modernen Taktik, ich glaube, das ist dann auch so, wenn man dann hört,

00:42:52: dass da so ein Journalist eine Frage stellt,

00:42:55: die ja doch irgendwie arg vorgefertigt klingt so, dann

00:42:59: kriegt man schon eine Idee davon, dass da vielleicht etwas eine Art

00:43:03: Legende geschaffen werden sollte, könnte sein,

00:43:06: ich bleibe jetzt hier mal im Konjunktiv.

00:43:09: Fußballtaktik. Thomas, Du hattest das ganz schön gesagt oder

00:43:13: dargestellt, was früher so war, ganz bekannt ist natürlich 1990 WM-Finale,

00:43:17: Taktik des deutschen Nationalteams, Franz

00:43:20: Beckenbauer sagt einfach "Geht's raus, spielt Fußball".

00:43:23: Ganz so ist es natürlich nicht gewesen, und Franz Beckenbauer kommt ja aus einer

00:43:28: Zeit und hatte ja auch Lothar Matthäus damals mit auf dem Platz.

00:43:33: Die haben sich natürlich selbst viel selbst organisiert auf dem Platz,

00:43:37: haben viel auch selber richtig gemacht auf dem Platz.

00:43:39: Und haben sich natürlich auch an schon bewusst oder unbewusst an so gewisse

00:43:44: taktische Konzepte gehalten, was geht und was nicht.

00:43:46: Das haben viele gemacht, es ist aber so, dass man schon sagen kann,

00:43:50: dass gerade der Bereich taktische Grundkonzepte,

00:43:53: dass der spätestens in den 80er-Jahren, als das 4-4-2 eben aus Italien rüberkam,

00:43:57: dass das damals

00:43:58: sozusagen noch viel mehr Bedeutung gewann, als es vorher hatte.

00:44:02: Vorher war auch viel, oft spricht man ja vom sogenannten

00:44:05: Heldenfußball, also dass Fußballer einfach aufgrund

00:44:08: ihrer individuellen Qualität sozusagen da in die bestmögliche Position gebracht

00:44:12: werden, das ist natürlich auch bei Fußballtaktik

00:44:15: so und es geht natürlich auch Hand in Hand, man muss irgendwie

00:44:20: immer bedenken, dass wenn man sagt, ok, da wird jetzt irgendwie n System

00:44:24: geschaffen und retroperspektiv sagt man dann so.

00:44:27: Ja das war super und ne super Idee von dem Trainer damals.

00:44:32: Ganz oft ist es ganz purer Pragmatismus.

00:44:34: Also dass man einfach sagt, okay, ich habe jetzt den Spieler,

00:44:37: der ist aber ja, der spielt zwar gerne im Sturm,

00:44:39: aber das kann er eigentlich gar nicht so richtig. Das heißt,

00:44:42: ich mache jetzt irgendwie was anderes, weil ich brauche den, weil vielleicht,

00:44:45: ich habe niemanden auf der Bank oder er ist so gut in anderen Bereichen,

00:44:48: dass ich irgendwie was um den herum bauen muss, das heißt,

00:44:51: ganz oft entstehen Sachen nicht so, dass ein Trainer sich hinsetzt oder

00:44:54: eine Trainerin sich hinsetzt und sagt, wie will ich eigentlich Fußball spielen,

00:44:58: was ist das Ideale, sondern meist ist es so,

00:45:00: dass das ganz pragmatisch gemacht wird sozusagen,

00:45:02: und dann ganz pragmatisch geschaut wird, okay was

00:45:04: mach ich denn mit dem Kader, den ich habe, mit den Spielern,

00:45:07: wie können die spielen, was sind deren Stärken?

00:45:09: Und dann wird sozusagen das Beste darauf aufgebaut,

00:45:12: hat Uli Maslo ja anscheinend auch gemacht,

00:45:14: dass er entschieden hat, okay ich habe irgendwie keine Außenbahn-Spieler,

00:45:18: das heißt ich spiele auch ohne Außenbahn- Spieler, ob das dann funktioniert hat?

00:45:21: Naja ist natürlich schwierig. Ist das der Grund warum Stanislawski Mo

00:45:25: Sako zum Mittelstürmer gemacht hat? Ja das ist ja spannend ne also Morike

00:45:28: Sako, den hatte ich ja mal in einem Podcast zu Gast, der hat halt gesagt.

00:45:32: Er wurd dann damals auch angesprochen, auch bevor dann der Transfer zustande kam.

00:45:36: Wurde dann gesagt, ja du bist hier unser neuer Mittelstürmer

00:45:39: und er sagte, hey ich bin überhaupt kein Mittelstürmer,

00:45:41: war immer Sechser, wollt auch immer auf der Sechs spielen. Hat dann in England da ja

00:45:45: ne Zeit lang irgendwie Mittelstürmer gespielt und auch n paar Tore gemacht

00:45:48: aber er hat von Anfang angesagt, nee ich gehör eigentlich auf die Sechs, ich

00:45:51: seh vielleicht so aus aber ich bin n Mittelstürmer aber ich bin eigentlich

00:45:55: keiner, aber das wollte irgendwie niemand hören

00:45:57: und er hat sich natürlich dem dann auch oder was heißt natürlich er hat sich

00:46:01: dem Wunsch, ein Mittelstürmer zu sein, dem hat er sich auch ganz gerne gefügt,

00:46:05: dann glaube ich ne und also genau von den physischen Eigenschaften her hat das

00:46:09: natürlich auch funktioniert, aber ja, der passte nicht so richtig eigentlich

00:46:12: dahin. In Sachen Fußballtaktik ist es ja

00:46:15: dann doch, ist die Entwicklung der letzten 20 Jahre,

00:46:17: die habe ich mir jetzt mal ja ohne eine große Story draus zu machen,

00:46:21: ich habe mir das mal vorgenommen, so die letzten 20 Jahre geschaut,

00:46:24: was war im Weltfußball so an taktischen Dingen los und wie war der FC St.

00:46:27: Pauli da, mit welchem Trainer war der FC St.

00:46:30: Pauli da irgendwie

00:46:31: gerade zugange bzw. was haben die gemacht und wir starten beim Champions League-

00:46:35: Finale 2006, damals hat Arsenal gegen Barcelona gespielt und es war für mich

00:46:39: damals, also damals war es für mich einfach nur

00:46:41: ein Fußballspiel was ich gerne geguckt habe und da waren halt gute Fußballer,

00:46:45: denen habe ich auch gerne zugeschaut, aber es war schon so eine Art Zeitenwende,

00:46:49: es war vor 2006, also Champions League-Finale 2006

00:46:52: Barcelona gewinnt 2:1

00:46:54: unter anderem weil Jens Lehmann damals im Tor der Gunners einen frühen Platzverweis

00:46:58: bekommen hat. Und weil Arsenal ganz lange in Unterzahl

00:47:01: spielte, trotzdem noch 1:0 in Führung gegangen ist.

00:47:03: Dann hat Barca das am Ende aber gedreht und Arsenal dominierte damals die Premier

00:47:08: League auch zu einer Zeit, also 2 Jahre davor.

00:47:10: 2006 war Champions League Finale, 2003/ 2004 waren sie die Invincibles haben ne

00:47:14: Saison ohne Niederlage beendet.

00:47:16: Und die haben damals mit Arsene Wenger, die haben doch einen Fußball gespielt,

00:47:20: der relativ neu war, der viel schneller war als alles,

00:47:22: was vorher gespielt wurde. Es war der berühmte, sagen natürlich alle,

00:47:25: hab ich schon mal gehört, One Touch Football,

00:47:27: den man damals gespielt hat, es war auch so One Touch,

00:47:29: es ging einfach immer schnell und es hatte das Ziel,

00:47:32: dass man ja eigentlich doch schnell vertikal spielt, heute sagt man,

00:47:35: man spielt vertikal. Früher hat man gesagt,

00:47:37: man spielt schnell nach vorne, jetzt sagt man, man spielt vertikal,

00:47:39: weiß ich nicht, warum das so ist, weil es irgendwie besser klingt oder so,

00:47:43: aber man sagt vertikal, die haben immer Arsenal.

00:47:45: Hat immer schnellstmöglich nach vorne gespielt,

00:47:47: hatte auch die Spieler dafür Thierry Henry zu der Zeit, fantastischer bester

00:47:51: Fußballer, also ästhetischster Fußballer aller

00:47:53: Zeiten, für mich immer noch Dennis Bergkamp,

00:47:56: ja den eigentlich einfach unfassbar gerne, wenn ich mal traurig bin,

00:47:59: dann schaue ich mir so Zusammenstellungen von Toren und Assists und Aktionen von

00:48:03: Dennis Bergkamp, das macht mich immer glücklich,

00:48:06: es macht mich immer glücklich und

00:48:08: auf der anderen Seite war aber der FC Barcelona,

00:48:10: der von Haus aus schon immer so ne Art Ballbesitzteam gewesen ist,

00:48:13: so mit Johan Cruyff, der damals da war, der auch als Trainer, der so diese ganzen,

00:48:17: diesen Spirit, diese Philosophie da reingebracht hat,

00:48:19: wir sind Barcelona, wir spielen unseren Fußball,

00:48:21: wir sind mutiges Team.

00:48:23: Und auch wenn damals nur einer davon eingewechselt wurde,

00:48:26: aber sie saßen damals schon auf der Bank, auf der Bank saßen zwei sehr junge Spieler

00:48:30: von Barcelona, es sind nämlich Andres Iniesta und Xavi

00:48:33: gewesen, die beide damals schon dabei waren und

00:48:36: die übernahmen dann sozusagen so mit Pep Guardiola als Trainer,

00:48:39: der dann 2008 dazu kam, übernahmen sie die taktische

00:48:42: Vorherrschaft des Weltfußballs, würde ich sagen, mit einem

00:48:45: Stil, der One Touch ähnlich war,

00:48:47: aber ganz andere Herangehensweise hatte. Den Tikitaka.

00:48:50: Das ist sozusagen dann da reinkommen. Also wir haben 2006,

00:48:52: war sozusagen dann irgendwie so ne Art Zeitwende,

00:48:55: auch wenn es nicht so genau passt. Ich press das hier jetzt rein,

00:48:57: weil ich diesen Punkt, ich will ihn jetzt einfach machen.

00:49:02: Tikitaka was ist das für ein Spielstil? Während bei One Touch

00:49:05: das immer schnell nach vorne ging, war es bei Tikitaka so,

00:49:07: es geht erst mal um Ballbesitz, es geht darum, den Ball zu haben,

00:49:10: wird auch gerne mit One Touch gespielt, konnten sie auch,

00:49:13: aber es wird vielmehr auch horizontaler gespielt, es werden Angriffe abgebrochen,

00:49:16: es wird nicht auf Gedeih und Verderb versucht,

00:49:18: dieses Englische sozusagen wir pushen jetzt hier maximal nach vorne und wollen

00:49:22: das in dieser Situation durchbringen, da wurd dann im spanischen Fußball

00:49:25: Barcelona, was ja später dann auch spanische

00:49:27: Nationalmannschaft dann sich durchgesetzt hat, da wird dann auch, ja,

00:49:30: da wird dann viel abgebrochen, im

00:49:32: Ballbesitz bleiben, die Spiele wurden also es wurde sehr dominant,

00:49:35: was die gespielt haben und man muss überlegen,

00:49:37: Barcelona mit Guardiola sehr erfolgreich zu der Zeit. Spanien 2008

00:49:41: Europameister geworden, 2010 Weltmeister geworden,

00:49:43: 2012 sind sie noch mal Europameister geworden, muss ich jetzt sagen,

00:49:46: jetzt ist bei mir schon los, oh ja wird schon schwierig,

00:49:49: aber genau also die haben einfach auch, mit diesen Spielern haben sie den

00:49:53: Weltfußball dominiert und vor allem mit diesem Spielstil und da kommen wir eben

00:49:57: rein in die Zeit, jetzt haben wir fange ich mal an mit

00:49:59: Holger Stanislawski.

00:50:01: Der 2007 übernommen hat den FC St. Pauli und dann von 2007 bis 2011.

00:50:05: Ganz kurzer Einschub, 2012, ja, Spanien hat gewonnen, 4:0 gegen Italien,

00:50:09: ah ja genau, also relativ deutlich offensichtlich.

00:50:12: Und man kann das natürlich immer im Nachgang kann man sowas immer ganz schön

00:50:17: auch taktische Muster, was war damals so, das kann man unfassbar gut an so an ja

00:50:21: Europa- und Weltmeisterschaften irgendwie auch darstellen.

00:50:26: Weil man es aber natürlich auch idealisiert.

00:50:28: So einfach ist es natürlich nicht, es verschiebt sich immer so ein bisschen.

00:50:32: In Deutschland war, Fußball- Deutschland war lange Zeit da hinterher,

00:50:35: also diese taktischen Entwicklungen,

00:50:38: es hat ewig gedauert, bis das 4-4-2 überhaupt Einzug in

00:50:41: Deutschland gehalten hat, ganz lange war eben dieses 3-5-2 so ein

00:50:44: System mit Libero, weil es eben noch einen Libero gab,

00:50:47: mit Matthäus sozusagen, aber dann so eine Viererkette,

00:50:50: das kam irgendwie erst ein bisschen später so richtig erfolgreich.

00:50:54: Während Frankreich 1998 mit einer Viererkette schon Weltmeister geworden

00:50:58: ist, hat Deutschland noch versucht, da mit einem 3-5-2 da irgendwie

00:51:01: durchzukommen. Das hat nicht funktioniert, das hat dann nicht einfach,

00:51:05: ja hat nicht mehr geklappt. Frankreich damals 4-4-2 mit Raute gespielt,

00:51:09: Werder Bremen Double gewonnen, 2004 4-4-2 mit Raute ganz wichtig und das

00:51:12: ist nämlich auch der Einstieg sozusagen zu dem,

00:51:15: was Holger Stanislawski da mit dem FC St. Pauli gespielt hat,

00:51:18: der hat ein 4-2-3-1 gespielt.

00:51:20: Und dieses 4-2-3-1 sagt ja schon diese 2 vor der 4 sagt ja schon,

00:51:23: da sind zwei Sechser dabei, ne Doppelsechs und dann hat man drei

00:51:27: davor, zwei offensive außen und eine Zehnerposition nur noch einen Stürmer und

00:51:31: das 4-2-3-1, das war damals in Fußball- Deutschland war das total en vogue,

00:51:35: das haben ganz, ganz viele gespielt, weil das ne gute taktische Grundordnung

00:51:39: gegen ein 4-4-2 mit Raute gewesen ist. Also quasi so ne Art Reaktion.

00:51:44: Taktische Grundkonzepte was wann gespielt wird,

00:51:46: was en vogue ist, ganz oft ne Reaktion auf andere taktische Konzepte gewesen,

00:51:50: also hast du ne Phase von zwei Jahren in denen spielen alle mit Raute,

00:51:53: oder spielen Teams sehr erfolgreich mit Raute,

00:51:55: dann stellen ganz viele andere Teams auf Raute um und dann musst du wieder

00:51:59: Lösungen gegen diese Raute finden. Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

00:52:02: Ja genau da kommen wir auch noch zu, die Geschichte wiederholt sich auch so n

00:52:06: bisschen genau und der Fokus beim FC St. Pauli war eben

00:52:09: das Zentrum kompakt halten, dafür gab es eben die Doppelsechs,

00:52:13: weil dieses Rautensystem, diese Mittelfeldraute eben viele Spieler

00:52:16: im Zentrum hat. Das heißt, man hat versucht da sich gegenüber

00:52:20: gegen zu stellen, und zwar mit einer Doppelsechs,

00:52:23: dann nach vorne. Wir erinnern uns alle total gerne,

00:52:25: weil ich auch fand, dass das der Fabio Cannavaro des FC

00:52:28: St. Pauli gewesen ist. Nach vorne war es oft der lange Ball von

00:52:32: Fabio Morena, der gewählt wurde.

00:52:34: Dazu hatte man oft zwei technisch starke offensive Außen, vorne dann eher so ein

00:52:39: Typ klassischer Wandspieler nennt

00:52:42: man das heute, also einen großen, recht bulligen Stürmer,

00:52:46: aber dann hat man eben auch schnelle technische Außen gehabt und grundsätzlich,

00:52:51: das ist ja eher schon weniger mit Taktik zu tun, sondern eher mit Philosophie.

00:52:56: Unter Holger Stanislawski hat der FC St. Pauli offensiv sehr mutigen Fußball

00:53:01: gespielt, man ging für gute Offensive...

00:53:05: Also ich wollt nicht unterbrechen, wollte nur also,

00:53:07: was mir noch in Erinnerung geblieben ist,

00:53:10: dass mir das erste Mal aufgefallen ist, im Gegensatz zu den vielen Spielen davor,

00:53:14: dass bei Holger Stanislawski es anfing, ich weiß nicht, ob es bei Bergmann auch schon

00:53:17: war, aber auf jeden Fall bei Stanislawski das von hinten raus gespielt wurde,

00:53:21: also dass eben nicht mehr dieses klassische Ball rausdreschen,

00:53:24: wenn es hinten brenzlig wird, sondern es wurde möglichst versucht zu

00:53:27: spielen, also raus zu

00:53:29: kombinieren, wie auch immer aus der Abwehr und eben nicht mehr

00:53:33: dieses wir hauen einfach den Ball auf die Tribüne und das ist mir so das erste da

00:53:37: eigentlich irgendwie aufgefallen, dass das wirklich charakteristisch war.

00:53:40: Also vielleicht ist das auch eine Fehlannahme von mir,

00:53:43: aber ich glaube das ist schon auch gewollt sage ich mal offensichtlich dann

00:53:46: vom Trainer. Genau, wie gesagt, es geht immer so Hand in Hand finde ich

00:53:49: immer so Hand in Hand, was hast du auch für Spieler,

00:53:52: was können die überhaupt ne also man hat dann gewisse Spieler hat man auf einmal,

00:53:56: die

00:53:57: bieten dir was an, die haben auf einmal Eigenschaften,

00:54:00: die andere Spieler vorher nicht hatten.

00:54:02: Die Innenverteidiger haben sich damals extrem entwickelt,

00:54:05: Fabio Morena wär zehn Jahre vorher im Leben kein Innenverteidiger gewesen,

00:54:08: weil er einfach von der Statur das gar nicht,

00:54:11: da gar nicht reingepasst hätte in dieses System und dann war aber waren die

00:54:14: Ansprüche auf einmal anders an Innenverteidiger,

00:54:17: es war ja, ist ja tatsächlich so, dass man ganz oft

00:54:20: denn man, man hatte ganz lange den Zehner, den Spielmacher,

00:54:22: dann wurde der der Zehner wurde auf einmal n Sechser,

00:54:24: wurde immer weiter zurückgezogen, da hat man so n tieferen Spielmacher und

00:54:27: irgendwann ging es los. Das war auch die Zeit,

00:54:29: ich komm gleich zum BVB zu der Zeit, dann ging es los,

00:54:31: dass auf einmal die Innenverteidiger die Spielmacher wurden, weil man

00:54:35: immer weiter von hinten das Spielfeld,

00:54:37: das Spiel sozusagen aufbauen wollte. Das heißt,

00:54:39: man brauchte dann da auch technisch stärkere Leute und fing halt auch an,

00:54:42: dass die Innenverteidiger sozusagen mehr den Ball haben.

00:54:45: Inzwischen hat sich das Ganze noch weiter nach hinten gelegt,

00:54:47: dass die Torhüter die Spielmacher waren, so ne,

00:54:49: das hatte dann so den Peak mit Manuel Neuer sozusagen und zieht sich

00:54:53: dann ja auch immer weiter durch, aber es ist dann eben ja genau,

00:54:56: es war so diese Entwicklung, dass man ja andere Spielertypen braucht

00:54:58: und auch andere Konzepte, dass man eine Zeit lang hat man den Ball

00:55:01: sozusagen einfach nach vorne abgegeben als Verteidiger, dann war es

00:55:04: vorbei. Dann war Job done sozusagen, und dann hat man sich damit nicht befasst.

00:55:09: Und jetzt und dann mit der Zeit wurde es halt immer, wurde es immer wichtiger,

00:55:13: auch dass man ja Aufbaukonzepte hatte. Der FC St.

00:55:15: Pauli hat unter Stanislawski offensiv sehr mutigen Fußball gespielt und

00:55:20: für gute Offensivaktionen ging er auch gerne ins Risiko, das ist eine wichtige,

00:55:24: ja ein wichtiger Grundsatz, auch eine wichtige Philosophie,

00:55:27: also da wurde nichts abgebrochen, da wurde nicht, das primäre Ziel war nicht

00:55:32: der Blick für oh wie sind wir in der Rückverteidigung,

00:55:34: wie können wir absichern, sondern das primäre Ziel war oh,

00:55:37: wie können wir jetzt hier n Tor erzielen, sozusagen ne, das ist ne,

00:55:40: also das ist ne Grundherangehensweise und dass diese Herangehensweise,

00:55:43: dieser Blick worauf schaut man zuerst, wie können wir absichern oder wie können

00:55:47: wir jetzt n Tor erzielen, das spielt in der ganzen Geschichte des

00:55:50: FC St. Pauli. Wenn ich jetzt die letzten 20 Jahre

00:55:52: einbeziehe, dann spielt er sozusagen Ping Pong

00:55:55: die ganze Zeit. Dann kommt der eine Trainer, der sagt,

00:55:57: ich will hier offensiv, das will ich haben und dann sagt der

00:56:00: andere Trainer, nee, offensiv geht gar nicht.

00:56:02: Ich würde auch gerne, aber es geht momentan einfach nicht,

00:56:05: wir haben einfach nicht die Spieler oder es ist einfach nicht die Zeit. Und

00:56:08: Tore zu erzielen war für den FC St. Pauli unter Stanislawski nie ein Problem,

00:56:12: also die haben eigentlich immer Tore erzielt,

00:56:14: außer ganz am Ende 2011 also dann sozusagen letztes Halbjahr 2011 als

00:56:17: viele Spieler auch gefehlt haben, da wurde es schwierig mit Tore erzielen,

00:56:20: aber sonst hatte der FC St. Pauli nie Probleme Tore zu erzielen unter

00:56:24: Stanislawski.

00:56:24: Aber immer Probleme, den eigenen Kasten sauber zu halten.

00:56:28: Also man ist auch als Aufsteiger, hat man sich relativ viele Gegentore gefangen,

00:56:32: anders als jetzt beim letzten Aufstieg zum Beispiel,

00:56:35: das ist aber auch ein anderes Extrembeispiel.

00:56:37: Wenn man sich anschaut Stanislawskis letzte Saison,

00:56:40: das war auch der Beginn einer, ich würde sagen aus taktischer Sicht eine

00:56:44: der größten Zeitenwenden im Weltfußball, der letzten seit der Einführung des 4-4-2

00:56:49: aus Italien so in den 80er-Jahren.

00:56:52: Denn es gab diesen spanischen Tikitaka- Fußball 2008/2010 extrem dominant und

00:56:57: dieser Tikitaka-Fußball hatte einen neuen Gegner als Spielstil bekommen.

00:57:01: 2011 wurde Borussia Dortmund nämlich mit Trainer Jürgen Klopp und dem von ihm mal

00:57:07: bezeichneten Heavy Metal-Fußball Deutscher Meister. Pressen, pressen.

00:57:11: Genau, der Begriff Gegenpressing wurde auf einmal extrem populär,

00:57:15: im Englischen heißt das übrigens counterpressing,

00:57:19: weil man eben, weil es von der Definition

00:57:21: her darum geht, man verliert den Ball und will den Konter

00:57:25: verhindern. Das heißt, man presst auf den Konter sozusagen,

00:57:28: man möchte das verhindern. Ich glaube in Spanien ist das auch,

00:57:32: ist das über die Übersetzung irgendwie auch Konterpressing, in Deutschland heißt

00:57:36: es Gegenpressing, weil es irgendwie ja eine gegenläufige

00:57:39: Bewegung ist, das Wort

00:57:42: Gegenpressing wurde so von Jürgen Klopp, glaube ich, das allererste Mal verwendet.

00:57:46: Interessant ist, bereits ein paar Jahre vorher sprach

00:57:49: Jürgen Klinsmann von etwas, das nannte er das Prinzip der sofortigen

00:57:53: Ballrückeroberung, und zwar... Ein bisschen lang

00:57:56: vielleicht. Genau ein bisschen lang vielleicht, kurz

00:57:59: also nicht lang, sondern kurz war seine Zeit,

00:58:02: die er damals als Trainer des FC Bayern verbracht hat.

00:58:05: 2008 bis 2009, in der Saison war Trainer.

00:58:08: Interessant aber durchaus, dass dieses Prinzip schon erkannt wurde.

00:58:11: Wir wollen hier viel schneller den Ball gewinnen und das war tatsächlich etwas,

00:58:15: was wirklich neu war im Fußball, also dieses Gegenpressing, dieses Prinzip,

00:58:18: wir haben jetzt, ich glaube, bei Klopp waren es am Anfang,

00:58:21: wir haben jetzt fünf Sekunden Zeit, wir verlieren den Ball,

00:58:23: haben fünf Sekunden Zeit, den Ball zurückzugewinnen,

00:58:25: ansonsten ziehen wir uns zurück, also dieses,

00:58:27: dass man so gewisse so ein Prinzip hatte mit, wir gehen da,

00:58:31: wir ziehen uns nicht zurück, weil wir den Ball verloren haben,

00:58:34: sondern wir gehen noch mal extra drauf sozusagen.

00:58:36: Das war einfach etwas ganz Neues, mit dem sich auch gegnerische Teams,

00:58:39: mit denen sie überhaupt nicht klar gekommen sind,

00:58:42: wirklich gar nicht und damit wie gesagt ist Borussia Dortmund dann

00:58:45: zweimal in Folge Deutscher Meister geworden, und es war für ganz,

00:58:48: ganz viele Teams waren das ganz große Probleme,

00:58:50: die damit einhergingen, und es war damals so,

00:58:53: dass der Stanislawski-Fußball, dieses 4-2-3-1, dieses Mutige,

00:58:55: wir haben eine gute Idee bei Aufbau und so.

00:58:58: Das haben viele Teams damals gemacht. Viele haben aufgebaut,

00:59:01: hatten den Mut zu spielen und so und dieses das, was Dortmund dann gemacht hat,

00:59:05: das war natürlich auf der einen Seite total aufregend und neu,

00:59:08: weil man hat auf einmal nur noch intensiven Fußball gehabt,

00:59:11: man hat keine Ruhe mehr auf dem Platz gehabt, man muss aber sagen, das

00:59:15: was da folgte darauf war nicht, dass das alles nur noch intensiv und alle

00:59:18: nur noch Tempo machen, sondern es folgte eine

00:59:21: sehr, sehr lange Phase, die auch bis heute teilweise noch anhält,

00:59:24: wo viele Teams ganz, ganz, ganz vorsichtigen Fußball spielen.

00:59:27: Genau deshalb, weil sie eben maximal unter Druck gesetzt

00:59:30: werden, und das ist auch beim FC St. Pauli die Zeit gewesen dann.

00:59:33: Ich wollte gerade mal dazu sagen, dass Fabio Morena auch nicht mehr die

00:59:37: Zeit gehabt hätte, diese langen Bälle zu spielen,

00:59:39: wenn es da schon wirklich das Gegenpressing gegeben hätte oder wirklich

00:59:43: ein offensiv, also im letzten Drittel quasi das

00:59:45: Pressing, weil er hatte ja Zeit, ich erinnere mich dann wirklich,

00:59:48: dass er so

00:59:49: da stand und man so geguckt hat, so wo spielt der den langen Ball hin und

00:59:52: ab der Mittellinie hat da niemand mehr irgendwie angegriffen. Genau,

00:59:55: es war ja damals so ne Zeit, wo also wie radikal diese Umstellung

00:59:58: damals gewesen ist. Es gab ja damals so die Zeit, du hast

01:00:01: das mit der Ruhe ganz schön beschrieben, die Innenverteidiger mussten sich

01:00:05: komplett umstellen auf einmal, die mussten sich auf einmal daran gewöhnen, ey

01:00:08: da läuft jemand auf mich zu, der will was von mir,

01:00:11: der will den Ball wieder haben. Das

01:00:12: ist jetzt n bisschen extrem ausgedrückt, aber das kannte man oft auch gar nicht.

01:00:17: Man hatte irgendwie die Ruhe und die Zeit und auf einmal kommt da ein Team an,

01:00:21: was nur presst die ganze Zeit auch viel höher presst als viele andere und ich

01:00:25: fand das auch ganz interessant, dass es damals ja schon fast

01:00:28: psychologisch wurde, dass das Ziel ja auch war,

01:00:30: dass man den Frust, wenn man den Ball verloren hat,

01:00:33: versuchte wieder loszuwerden bei den Spielern,

01:00:35: dass die keinen Frust empfinden, weil sie dadurch

01:00:38: daran gehindert werden, sofort in die Gegenpressingbewegung zu

01:00:41: kommen, dass sozusagen beim Ballverlust, du verlierst den Ball, ärgerst dich,

01:00:45: oh Mann ey, warum hab ich den nicht dahin gespielt

01:00:48: oder spiel doch zu mir, du Idiot, so dass dieses Gefühl sozusagen ja

01:00:52: mehr oder weniger abtrainiert werden sollte.

01:00:54: Wahrscheinlich auch wird mit verschiedenen Spielformen oder so,

01:00:58: dass man viel mehr bereit und viel schneller

01:01:00: bereit ist für ne Gegenpressingaktion. Also da ging es damals viel

01:01:04: um sowas. Dass man den Ballverlust da sofort

01:01:07: ausblendet und sofort wieder in die nächste Aktion reingeht.

01:01:10: Diese Klopp'schen Prinzipien.

01:01:12: Die gekommen sind, St. Pauli abgestiegen

01:01:14: Ende 2011, Dortmund auch Saison 2011/2012 Deutscher Meister geworden.

01:01:17: Damals gab es aber noch nicht so viele Antworten darauf,

01:01:20: also da hatten die Teams noch, die wussten immer noch nicht genau,

01:01:23: wie denen passiert und haben auch noch gar nicht,

01:01:25: haben ja auch weil es ja auch relativ chaotisch war aus Dortmund gespielt,

01:01:29: teilweise auch noch gar nicht richtig verstanden,

01:01:31: was machen die da überhaupt so ungefähr und man muss auch sagen.

01:01:34: Was in der Bundesliga gespielt wird und gerade en vogue ist,

01:01:37: das kam zu der Zeit, heute auch noch ein bisschen, aber nicht mehr ganz so,

01:01:41: weil sich Teams schon taktisch viel schneller entwickeln.

01:01:44: Aber es war zu der Zeit so, dass das immer mit Versatz,

01:01:47: teilweise jahrelangem Versatz in der zweiten Liga angekommen ist. Das heißt,

01:01:51: wir haben 2011/2012 hat man noch nicht viel von diesem Dortmund Prinzip gesehen,

01:01:55: von dieser Idee. Was man aber gesehen hat, war André Schubert,

01:01:58: der damals Trainer war beim FC St. Pauli und ich möchte an dieser Stelle

01:02:02: sagen: André Schubert,

01:02:04: Du bist schuld, dass ich Taktikliebhaber geworden bin. Ja,

01:02:07: ist das so? Ja, es ist so. Einer muss es ja sein.

01:02:10: Ja genau, damals als Trainer galt bereits vorher

01:02:13: als extrem versessen, er war bei Paderborn,

01:02:15: er war bei Paderborn Trainer, galt als extrem versessen,

01:02:19: teilweise auch sehr verbissen, ich glaube, das haben wir auch alle miterlebt

01:02:23: dann beim FC St. Pauli, sonderlich beliebt soll er dann

01:02:26: auch gar nicht so gewesen sein.

01:02:28: Aber wie gesagt, er ist der Grund warum ich Taktikliebhaber

01:02:31: geworden bin beziehungsweise das auch neu entdeckt habe.

01:02:34: Denn im Februar 2012, Ihr erinnert Euch alle hundertprozentig nicht mehr,

01:02:39: spielte der FC St. Pauli zu Hause am Millerntor gegen

01:02:42: Eintracht Braunschweig, so wie ist es ausgegangen das Spiel? 2012 war das. War das das

01:02:46: letzte Spiel von Bruns und Ebbers. Nee, kann ja im Februar nicht gewesen.

01:02:50: Nee Ebbers hat so und jetzt kommt es nämlich, Ebbers hat nämlich nicht gespielt.

01:02:55: Es fehlte ein Stürmer auf dem Platz. Also nur zu zehnt? Nein. Nein,

01:02:59: der FC St. Pauli hat in der Offensive mit Fin Bartels, Kevin Schindler,

01:03:05: Entschuldigung, ja nun.

01:03:07: Max Kruse und Florian Bruns gespielt und das Spannende.

01:03:10: Keiner dieser Spieler war ein echter Stürmer, falsche Neun.

01:03:13: Alle sollten diese Position nur situativ besetzen. Der FC St.

01:03:17: Pauli agierte ohne echten Stürmer auf dem Platz,

01:03:19: der Begriff falsche Neun fand erstmals Eingang in die Geschichte des FC St.

01:03:23: Pauli, aber das war doch, das war bei Dortmund,

01:03:26: war das doch mal Mario Götze, oder?

01:03:29: Hat doch auch so ne falsche Neun gespielt damals. Ja ich glaub Mario Götze hat auch,

01:03:32: ist ja auch viel von außen gekommen. Ja Kuba Blaszczykowski, Kevin Großkreutz und

01:03:35: doch Mario Götze, der ist das auch gewesen,

01:03:37: falsche Neun gab es auf jeden Fall schon länger im Fußball ne Michel Platini

01:03:41: ganz berühmte falsche Neun irgendwie eigentlich n Zehner wenn man,

01:03:43: wenn man so will Johann Cruyff ja damals schon, also es wurde nicht so bezeichnet,

01:03:47: aber er war ja auch nominell auch Stürmer, es war ja aber eigentlich schon eher dann

01:03:50: der Spielmacher-Typ der da ein bisschen hinter den Spitzen geht,

01:03:53: genau das sind so die so diese typischen Spieler die eigentlich zu torgefährlich

01:03:57: sind um nur der Lieferant zu sein.

01:03:59: Klassische 10 technisch zu stark und aber auch zu kreativ,

01:04:02: um nur als Stürmer zu agieren. Klingt nach Carsten Propper.

01:04:05: Genau also Michel Platini, Roberto Baggio, die haben solche Rollen

01:04:09: auch immer gespielt, allerdings meist im 4-4-2, das bedeutet,

01:04:12: sie haben diese, waren einer dieser zwei Spieler vorne, das heißt,

01:04:16: es gab noch einen richtigen Stürmer. Beim FC St.

01:04:19: Pauli gab es damals keinen richtigen Stürmer, sondern diese Räume, diese Räume,

01:04:23: die sollten immer situativ besetzt werden, warum hat man das gemacht?

01:04:27: Eine falsche Neun oder ohne echten Stürmer spielen, das ging natürlich darum.

01:04:31: Du hast über die Manndeckung gesprochen, über diese klassischen Manndecker,

01:04:34: das löste sich damals immer mehr auf, es sollte,

01:04:36: es wurde viel mehr mit Raumdeckung gespielt,

01:04:38: weil es eben zum Beispiel keinen richtigen Stürmer mehr gab. In so einem

01:04:42: 4-4-2, da wusste man, es gibt zwei Stürmer und wir haben zwei

01:04:44: Innenverteidiger, dann ist die Zuordnung ziemlich klar

01:04:47: gewesen, das hat man damals versucht aufzulösen,

01:04:49: unter anderem damit, dass man eben keinen richtigen Stürmer

01:04:52: aufstellt und dann hat man vier Spieler die diese zwei Positionen bekleiden,

01:04:55: aber immer nur situativ, in gewissen Phasen.

01:04:59: Sonderlich erfolgreich war das offensichtlich nicht. Nee, danke,

01:05:02: ja genau, sonderlich erfolgreich war das nicht,

01:05:05: der FC St. Pauli, es war ein fürchterliches Spiel,

01:05:07: ich hab fürchterlich geflucht, also ich hab wirklich geflucht,

01:05:10: es ging 0:0 aus damals St. Pauli gegen Braunschweig,

01:05:12: ich hab fürchterlich geflucht, aber ich hab mich damals damit befasst.

01:05:16: Hä, warum macht er denn das? Ich hab ja nicht.

01:05:18: Also natürlich hab ich im ersten Moment gedacht, ey, bist du dumm, André Schubert,

01:05:22: dass du hier keinen Stürmer aufstellst. 0:0 da hast du die Quittung dafür bekommen,

01:05:26: aber natürlich wusste man auch irgendwie, André Schubert ist jetzt nicht dafür

01:05:29: bekannt, dass der taktisch kompletten Kokolores da

01:05:32: machen wird, sondern er wird sich schon was dabei

01:05:34: gedacht haben. Dann hab ich angefangen, was hat er sich denn dabei gedacht und

01:05:38: dann ging das irgendwie los, dass ich mich viel, viel mehr als früher,

01:05:41: ich hab ja auch schon Fußball gespielt zu der Zeit oder noch Fußball gespielt zu

01:05:45: der Zeit, so rum

01:05:46: muss ich es formulieren. Ich hörte da gerade auf,

01:05:48: habe aber auch Teams trainiert, habe mich aber nie so tief mit taktischen

01:05:52: Dingen befasst. Und da ging es eigentlich los,

01:05:55: dass ich mich dann mit Fußballtaktik viel mehr befasst habe als früher. Dieses

01:05:59: 0:0 gegen Braunschweig im Februar 2012, es war kalt und wir hatten eine extreme

01:06:04: Chancenarmut, weil der Raum da vorne nicht besetzt

01:06:06: wurde, aber genau Schubert war da nicht so

01:06:09: erfolgreich beim FC St. Pauli möchte man eigentlich sagen, naja.

01:06:12: Er war eigentlich schon sehr erfolgreich, sehr erfolgreich,

01:06:15: aber nicht erfolgreich genug, um da sozusagen in der

01:06:19: Folgesaison Weihnachten noch auf dem Trainerstuhl zu sitzen. Ich glaube nicht,

01:06:23: dass es damals oder was heißt, ich glaube nicht,

01:06:26: also aus taktischer Sicht oder spielerischer Sicht,

01:06:29: das waren wohl eher nicht die Gründe, würde ich mal behaupten,

01:06:33: warum er dann gehen musste, sondern es war schon

01:06:36: zwischenmenschlich gab es durchaus ein paar Probleme. Thomas klär mich gerne auf,

01:06:40: wenn Du das anders weißt. Ich wollte sagen, in seiner ersten Saison,

01:06:44: also 11/12, da sind wir ja immerhin Vierter geworden,

01:06:47: genau punktgleich mit dem dritten, also dem Relegationsplatz,

01:06:50: Fortuna Düsseldorf also, das war ja nicht unerfolgreich,

01:06:53: kann man die Saison also gerade dieses, dieses Abfangen,

01:06:56: das haben wir ja das Mal davor ganz anders erlebt, das Abfangen nach der Bundesliga,

01:07:00: Abstiege, das ist ja 2002/03 nun überhaupt nicht

01:07:02: funktioniert hat.

01:07:04: Und das hat ja nun deutlich besser, das war ja eigentlich schon gut,

01:07:08: aber ich denke auch, dass es dann eben dieses,

01:07:10: also ganz oft werden ja beim FC St. Pauli Trainer im Herbst entlassen,

01:07:14: das war ja auch in den Neunzigern schon sehr oft der Fall und ja,

01:07:17: da hat nicht immer im Zweifel nicht immer, oft natürlich mit den sportlichen

01:07:21: Problematiken zu tun, aber im Zweifel auch nicht immer.

01:07:24: Aber diese Phase betreten wir jetzt auf jeden Fall,

01:07:26: dass Trainer im Herbst entlassen, muss Schubert, gutes Beispiel,

01:07:29: dann ist Michael Frontzeck dann gekommen.

01:07:32: Schubert 4-2-3-1 weitergespielt, Frontzeck probierte vor allem zu Beginn auch gern

01:07:36: flaches 4-4-2. Flaches 4-4-2, was heißt das? Wir haben das 4-4-2 mit Mittelfeldraute

01:07:40: gehabt, also einem Sechser, zwei Achter, so halb links, halb rechts und einer 10,

01:07:44: und beim flachen 4-4-2 hat man wirklich so zwei Ketten,

01:07:46: das heißt mit einer Doppelsechs und dann einen rechten und einen linken

01:07:50: Mittelfeldspieler und dahinter eben auch noch eine Viererkette und vorne zwei Stürmer.

01:07:55: Doppel-8 sozusagen. Ja, ja, genau, es war tatsächlich eher n muss genau

01:07:59: Doppel-8, Frontzeck eher ne Doppel-6 würde ich sagen,

01:08:01: Frontzeck eher ne Doppel-6 dahinter, also dann also ne wie auch immer,

01:08:05: was hat man damals versucht, also das 4-4-2 das war damals extrem

01:08:08: populär zu der Zeit, zu der Frontzeck-Zeit er sagte als er angekommen ist sagte er

01:08:12: die Mannschaft braucht Stabilität und Kompaktheit,

01:08:14: wichtig ist total entscheidender Punkt der auch für das 4-4-2 für die Entscheidung

01:08:18: wahrscheinlich ich.

01:08:20: Ja, der Wichtigste war, wichtig ist, dass wir die Abstände zwischen den

01:08:24: Mannschaftsteilen gering halten. Das konnte man damals mit dem 4-4-2 eben

01:08:27: machen, es ging immer mehr in diese Raumdeckung,

01:08:29: weil man eben immer mehr Probleme hatte, Spieler zu greifen,

01:08:32: weil die Zuordnung gar nicht so klar war, das heißt,

01:08:35: teilweise hat man das dann sozusagen komplett aufgelöst und gesagt,

01:08:38: es ist uns scheißegal wie ihr euch aufstellt,

01:08:40: wir stehen hier im 4-4-2 ganz eng, halten die Abstände ganz eng und lassen

01:08:44: euch da, wo

01:08:46: es für uns wichtig ist, lassen wir euch einfach keinen Raum.

01:08:49: Und da gab es extrem erfolgreiche Teams, die im 4-4-2 zu der Zeit gespielt haben.

01:08:53: Paar Jahre später gab es so eine kleine Renaissance von 4-4-2,

01:08:56: das war 2016 bei der Europameisterschaft, Island ist das gewesen,

01:08:59: die haben so ein ganz kompaktes 4-4-2 gespielt,

01:09:02: wo sich alle anderen Teams die Zähne dran ausgebissen haben und der FC St. Pauli

01:09:06: hat das eben auch versucht, ne tief stehen, kompakt stehen,

01:09:09: Abstände gering halten.

01:09:12: Und das wurde viel, viel defensiver gedacht als dieses

01:09:16: 4-2-3-1. Und insgesamt löste sich dann

01:09:19: sozusagen diese mannorientiertere Spielweise.

01:09:22: Sie löste sich auf und es ging immer mehr in diese Raumdeckung,

01:09:27: und dann wurden Spieler auf einmal wichtig, die diese Räume irgendwie ja,

01:09:33: ich sage deuten konnten. Und da kam ein gewisser Spieler,

01:09:36: der auch den Beinamen "Der Raumdeuter" hat. Thomas Müller kam damals auf in dieser

01:09:40: Zeit, das war so dieses 4-4-2, also Abstände zwischen den Ketten gering

01:09:44: halten und dann gab es auf einmal Spieler, deren Aufgabe war das nicht,

01:09:47: du bist jetzt Stürmer, du stehst da vorne drin und da bist du

01:09:51: sowieso gefangen dann sozusagen, sondern du bewegst dich ständig zwischen

01:09:54: den Ketten, pendel zwischen den Ketten. Mesut Özil war

01:09:57: auch überragend in diesem Spiel zwischen den Ketten. Florian Wirtz

01:10:01: ist heute extrem gut.

01:10:02: Der kann das heute extrem gut, diese Räume dann zu deuten

01:10:06: sozusagen. Thomas Müller technisch limitiert,

01:10:09: aber was der sozusagen an Spielverständnis hatte,

01:10:12: wann er sich wo bewegen konnte, das war damals extrem wichtig,

01:10:15: weil viele Teams eben das 4-4-2, das flache 4-4-2 spielten.

01:10:19: Das Problem des flachen 4-4-2, und das war auch ein bisschen das Problem

01:10:23: von Michael Frontzeck damals, beziehungsweise das 4-2-3-1,

01:10:26: was er dann auch gespielt hat, mit dem Fokus auch auf enge Abstände ist,

01:10:30: es

01:10:32: wirklich sehr, sehr, sehr unattraktiv gewesen. Es ist wirklich,

01:10:35: ich habe auch echt viel gelöscht aus der Saison,

01:10:37: nur dass es wahnsinnig zäh und unattraktiv war.

01:10:39: Genau Frontzeck wurde das damals auch nachgesagt,

01:10:41: unattraktiver Spielstil, später wurde auch sozusagen die öffentliche Erklärung

01:10:45: für seine Entlassung war dann auch so. Ja, wir

01:10:48: wollen wieder attraktiveren Fußball sehen, weil es dann später kam

01:10:51: dann irgendwann raus, Frontzeck wollte einen neuen Vertrag

01:10:54: haben mit längerer Laufzeit und und und. Das wurde dann alles nicht, gab

01:10:57: dann Streit, aber es wurde eben dieser, wir spielen nicht attraktiv genug,

01:11:00: wir wollen wieder

01:11:02: attraktiver werden, das war damals sozusagen das,

01:11:05: ja genau die offizielle Erklärung, die auch viel Anklang fand beim FC St.

01:11:09: Pauli oder bei den Anhänger*innen des FC St. Pauli.

01:11:12: Frontzeck hat aber schon nach Ende seiner ersten Saison, Saison 12/13, hat er schon

01:11:17: was gesagt wo man dann merkt, okay hier nimmt jetzt langsam die

01:11:21: Klopp'schen Prinzipien, die nehmen jetzt langsam so zu, halten

01:11:24: Einzug.

01:11:25: Er sagte kurz nach Saisonende 2012/2013 sagte er,

01:11:28: wir werden wahrscheinlich etwas am System verändern. Ich möchte,

01:11:32: dass wir höher verteidigen, also da ging es dann schon in die

01:11:36: Richtung, wir wollen wieder höher pressen, wir wollen aktiver pressen,

01:11:40: aktiver sein und viel Zeit hatte er dazu aber nicht das umzusetzen,

01:11:44: weil im Herbst wurde er dann entlassen. Herbst

01:11:47: 2013 war Schluss für ihn und sein Co- Trainer übernahm, Roland Vrabec übernahm.

01:11:54: Der dann wieder, möchte nicht spoilern, aber schon goldene Zeiten,

01:11:57: die da mit kamen oder absolut aber aus, ich sag mal aus taktischer Sicht total

01:12:01: interessant, weil Roland Vrabec war auf einmal ein

01:12:03: Trainer der ja gesagt hat, der viel offensiver gedacht hat,

01:12:06: der natürlich diese das sozusagen erhört hat,

01:12:09: diesen Wunsch nach attraktiverem Fußball erhört hat.

01:12:13: Aber nicht umgesetzt bekommen hat.

01:12:16: So möchte ich das mal ausdrücken. Also er ließ auch gerne in 4-4-2 spielen,

01:12:20: bei dem die Außenbahnspieler also rechtes und linkes Mittelfeld,

01:12:23: aber auch die Außenverteidiger, extrem offensiv agierten,

01:12:26: also extrem viel mit vorschoben, das war allerdings und da muss man sagen

01:12:29: ok,

01:12:31: gute Idee, gute Prinzipien vielleicht sozusagen und

01:12:35: auch mutig und Mut sollte an sich, finde ich persönlich, immer belohnt werden,

01:12:41: aber damals völlig falsche Zeit. Saison 2013/2014. Ich habe gesagt,

01:12:46: taktische Muster gehen immer mit Versatz in die zweite Liga. 13/14, 14/15 das waren so

01:12:52: die Jahre in denen

01:12:54: Gegenpressing ganz populär wurde und aber auch die ersten

01:12:58: Verhaltensweisen gegen das Gegenpressing ganz populär wurden in der zweiten Liga.

01:13:03: Das heißt, genau während Vrabec versuchte, mit dem FC St.

01:13:07: Pauli offensiven Fußball zu spielen, mit diesen sehr hochschiebenden offensiven

01:13:11: Außenbahnspielern war der Trend eher gegenläufig. Der allgemeine Trend war,

01:13:16: dass man sozusagen, dass man viel mehr reagieren muss auf

01:13:20: dieses Gegenpressing, Reaktion auf das zunehmende hohe Anlaufen

01:13:23: war,

01:13:24: dass die Clubs deutlich vorsichtiger

01:13:27: agierten. Wir haben zu der Zeit ein Virus gehabt,

01:13:30: was um sich griff, so möchte ich es fast bezeichnen,

01:13:34: weil das wirklich zu einem jahrelangen Tod des schönen

01:13:38: Fußballs in der zweiten Liga führte und der Wirt dieses Virus,

01:13:43: der heißt SV Darmstadt 98, der ist nämlich so,

01:13:47: der ist nämlich 2014/2015 in die Liga gekommen.

01:13:49: 13/14, 14/15 Vrabec war dann schon der Kram,

01:13:52: hat sozusagen noch gegen Darmstadt gespielt, war das Dirk Schuster? Nee,

01:13:56: der hat gar nicht mehr gegen Darmstadt gespielt, weil es war ja letzter Zeit.

01:14:00: Dirk Schuster ist auf jeden Fall aufgestiegen mit Darmstadt 98 und

01:14:04: Darmstadt 98 damals Spielsystem extrem kompakt,

01:14:06: auch so ein 4-2-3-1 extrem kompakt stehen, langer Ball nach vorne,

01:14:10: auf den großen Stürmer Dominik Stroh-Engel war das,

01:14:13: später war es Sandro Wagner und

01:14:15: extrem schnelle offensive Außenbahnspieler und die ziehen sich ganz

01:14:19: kompakt zusammen und dann Fokus auf langer Ball,

01:14:21: zweiter Ball. Sehr, sehr unorganisiert, sehr unstrukturiertes Spiel,

01:14:25: vor allem aber Fokus auf schnelles Umschaltspiel.

01:14:28: Das hatten dann damals sozusagen alle gemein, die sich tief zurückzogen.

01:14:31: Alle Teams, die sich tief zurückzogen, die haben alle diesen Fokus auf schnelles

01:14:35: Umschaltspiel gelegt, schnelle Außenbahnspieler wollten

01:14:37: möglichst schnell nach vorne kommen, das heißt, wenn da ein Team kommt, FC St.

01:14:40: Pauli mit Roland Vrabec das sagt, wir spielen jetzt hier,

01:14:43: wir versuchen jetzt hier das Spiel zu eröffnen,

01:14:45: wir schieben unsere offensiven Außen oder unsere Außenbahnspieler extrem weit hoch,

01:14:48: um da irgendwie Überladung zu machen, und du hast auf einmal ein Team gesagt,

01:14:51: ja, schiebt mal hoch, wir wollen in eure Räume,

01:14:53: hinter euren Außenbahnspielern, da wollen wir hin, das ist,

01:14:56: sobald wir den Ball gewinnen, wir stehen sowieso

01:14:58: eng, kompakt, spielt hier erst mal durch, wenn wir einen Ball gewinnen,

01:15:01: dann spielen wir schnellstmöglich nach vorne mit langen Bällen und dann, das

01:15:05: beißt sich einfach und das war einfach damals nicht,

01:15:07: auch wenn das von der Idee richtig gut gewesen ist. Oder weiß ich nicht,

01:15:10: wie gut das gewesen ist. Aber auf jeden Fall mutig gewesen ist mit

01:15:14: wir wollen jetzt hier offensiver Akzente setzen, attraktiver spielen,

01:15:17: ist es sozusagen in die, man ist sozusagen mehr oder weniger ins

01:15:20: offene Messer gelaufen. In die völlig falsche Zeit hinein ist das

01:15:23: damals passiert mit Vrabec beim FC St. Pauli.

01:15:25: Wer waren denn damals unsere Außenspieler, war das schon Halstenberg?

01:15:29: Halstenberg war damals schon, genau Halstenberg war, Schachten und genau

01:15:33: Schachten, Buballa war damals auch schon da,

01:15:35: also 13/14 das war die Saison wo Vrabec jetzt glaube ich anfängt,

01:15:39: also nicht nur ganz untalentierte Spieler, nein, nein überhaupt nicht,

01:15:43: also das war es war auch damals, also genau man muss das ja auch immer

01:15:46: betrachten, so taktische Maßgaben, wann wurden die wie umgesetzt

01:15:50: beziehungsweise mit welchen Spielern wurde

01:15:53: das gespielt und das zählte halt immer rein,

01:15:55: dass man irgendwie auch drauf achten muss. Ok,

01:15:57: man hat jetzt die und die Spieler mit Daniel Buballa und Marcel Halstenberg

01:16:01: hatte man damals auch Spieler, mit denen du sagen musstest.

01:16:04: Ok, das war für Zweitliga-Verhältnisse war

01:16:06: das, war die linke Außenbahn, die war richtig, richtig gut besetzt zu

01:16:10: der Zeit, das heißt man konnte auch sagen, ok wir

01:16:12: wollen da mutig spielen auf der Seite, Buballa hat auch teilweise offensiv außen

01:16:16: gespielt.

01:16:17: Teilweise hat Halstenberg das gemacht, aber man musste auf jeden Fall beide

01:16:21: aufstellen und schon hat man irgendwie so im Prinzip, dass man sagt,

01:16:24: so okay wir müssen da über die Außenbahn, müssen wir so spielen.

01:16:27: Man muss aber sagen, dass dieser Fokus, Darmstadt ist

01:16:30: aufgestiegen, schaffte auch den Durchmarsch mit diesem

01:16:32: tiefen 4-2-3-1, kompakter Fußball, langer Ball, zweiter Ball sind sie

01:16:35: aufgestiegen und ließ im Grunde eine zweite Liga in Schutt und Asche zurück,

01:16:39: man kann das nicht anders bezeichnen wirklich.

01:16:42: Darmstadt hat das wirklich in Schutt und Asche gelegt

01:16:45: sozusagen mit seinem Fußball, und hat sie alle dafür, hat überall dafür

01:16:49: gesorgt, dass man in der Folge, in den Folgejahren

01:16:52: ne komplette Fehlervermeidungsliga hatte und das auch sich in dem Fußball zeigte,

01:16:57: der dann kam, sozusagen nur noch dann das Risiko immer

01:17:00: weiter, also immer weiter minimiert wurde,

01:17:03: und dass sozusagen jede

01:17:05: offensive Spielidee, die so ein bisschen mehr Kreativität

01:17:08: forderte, dass das alles im Keim erstickt wurde

01:17:11: dadurch. Und in die Zeit kommt dann auch, man muss es ehrlich sagen,

01:17:15: auch wenn er menschlich total gut passte, kommt Ewald Lienen natürlich auch rein,

01:17:19: der dann so genau das bediente. Also wir haben wieder Ping Pong zurück zu

01:17:23: defensiverem Fußball, zum Fokus auf Defensive. Ewald Lienen auch 4-2-3-1 gespielt,

01:17:28: klarer Fokus auf ne stabile Defensive, offensiv war das Team damals total oder

01:17:32: nicht total, aber oft abhängig von der

01:17:35: individuellen Qualität der offensiven Außenbahnspieler und es ist auch

01:17:39: allgemein ein Muster, was es damals gab im Weltfußball.

01:17:42: Also wir haben damals Ribéry und Robben zum Beispiel gehabt,

01:17:46: als offensive Außenbahnspieler, es war damals ganz häufig,

01:17:50: war die Idee von Teams, wir bringen unsere offensiven Außen

01:17:54: in direkte Duelle und dann lösen sie das irgendwie und dann wird das,

01:17:58: darüber knacken wir gegnerische Defensiven, weil wir eben

01:18:03: qualitativ da irgendwie. Ja dann kam die Inverted Winger sozusagen,

01:18:07: das hatte, das war damals die Hochzeit 2014/2015/2016,

01:18:10: das war damals sozusagen die Hochzeit von diesen Inverted Wingern,

01:18:13: dass die angefangen haben, nur noch über diese direkten Duelle zu

01:18:17: versuchen, Spiele zu lösen und alles daneben durch

01:18:20: das Zentrum hat man gar nicht mehr gespielt,

01:18:22: das hat man sich einfach nicht mehr getraut.

01:18:25: Weil eben viel genau von da, wenn du da einen Ball verloren hast,

01:18:28: dann war eben das Umschaltspiel so stark

01:18:31: beziehungsweise die Teams wussten dann eigentlich genau was sie machen wollten

01:18:35: und sind dann auch oft hinter die gegnerischen Außen gekommen und dann wird

01:18:38: es einfach immer schwierig und deswegen gab es eben so einen ganz krassen Fokus

01:18:42: auf offensive Außenbahnspieler in der Offensive.

01:18:45: Insgesamt dominierte also so ein Fehlervermeidungsfußball. Umschaltfußball

01:18:49: dominierte damals und das passt auch genau ganz gut zur Entwicklung des

01:18:52: Weltfußballs. Role Model

01:18:55: zu der Zeit ist Atletico Madrid gewesen, mit Diego Simeone,

01:18:59: damals noch ein sehr junger Trainer, oder hat gerade erst angefangen,

01:19:03: sind dann, ich glaube 2014, guck in meine Aufzeichnungen, im

01:19:07: Jahr 2014 Spanischer Meister geworden, also zu der Zeit und mit so einem ganz

01:19:11: krassen Fokus nur auf Umschaltspiel. Chelsea feierte mit José Mourinho auch so

01:19:16: eine Renaissance, José Mourinho auch dafür bekannt,

01:19:19: dass er gerne auch wenn es sein muss, den Autobus da hinten parkt und

01:19:24: das französische Nationalteam mit Griezmann damals,

01:19:26: der auch bei Atletico ja so erfolgreich war und dann auch im Nationalteam

01:19:30: erfolgreich war, das sorgte dann dafür, das wurde 2016 Europameister mit

01:19:34: so einem Fokus auf Umschaltspiel. Also während das deutsche Nationalteam

01:19:37: damals mutig nach vorne gespielt hat mit offensiven Außenbahnspielern auch viel

01:19:41: lösen wollte, haben die Franzosen mit Mbappé und so die

01:19:44: dann hochkamen langsam Stück für Stück mit schnellen Außen,

01:19:47: dann waren wir noch Dembelé, der dann irgendwann mit reinkam und so,

01:19:50: dass man da sozusagen mit schnellen Außen und Griezmann so mit perfektem Konter-

01:19:54: Fußball quasi gespielt hat, also sozusagen diese

01:19:57: Fehlervermeidungsstrategie auf die Spitze getrieben.

01:20:00: Und dann war Frankreich ist ja auch 2018 dann Weltmeister geworden,

01:20:03: und das war schon extremer Fokus auf Umschaltspiel. Viel,

01:20:06: viel Tempo war gefragt, besonders in der Offensive,

01:20:09: und man muss immer gucken, gab es beim FC St.

01:20:12: Pauli dieses Tempo überhaupt so, das waren sozusagen die,

01:20:15: die vielleicht dann auch die Kernprobleme, die,

01:20:17: die so ein Team dann auch damals hatte. Unter Lienen.

01:20:20: Gab es so Spieler dazu überhaupt? Daniel Buballa

01:20:24: der noch ein bisschen Tempo hatte oder so? Ja, wir hatten so vorne Sobota,

01:20:27: das hat er in der Zeit, aber ja, ich wollte sagen,

01:20:29: aber das wäre halt der Außenbahnspieler letztlich da oder Miyaichi,

01:20:32: der natürlich auch viel verletzt war, das waren so die Außenspieler die

01:20:36: die mir jetzt so einfallen. Genau Miyaichi wäre so der Spieler

01:20:39: gewesen, der zu der Zeit auf jeden Fall sehr gut

01:20:41: reingepasst hätte ne, also was man auch brauchte,

01:20:43: diese Attribute die man damals an offensive Außenbahnspieler hatte in

01:20:47: diesem 4-2-3-1, dass man eben dieses, dieses temporeiche da mit reinbringt und

01:20:51: so.

01:20:51: Also der, ich sag mal so, der Transfer hat total Sinn gemacht,

01:20:55: aber ja die Leidensgeschichte da brauchen wir hier jetzt nicht

01:20:59: ausfüllen. Es gab damals diese Dreier oder

01:21:02: diese Doppelsechs, die wurde auch gerne in dem

01:21:05: zweiten Jahr von Lienen. Also Lienen hat ja einmal Klassenerhalt in

01:21:08: Darmstadt geschafft mit der Niederlage, Darmstadt ist damals aufgestiegen,

01:21:12: 1:0 damals durch einen Standard und danach war das nur fürchterliches Gekicke.

01:21:20: Hat dann in einem Jahr darauf war die Doppelsechs gerne besetzt mit Bernd

01:21:24: Nehrig und Enis Alushi. Ja genau, Ihr erinnert Euch und davor spielte auch

01:21:28: gerne jemand, der Marc Rzatkowski,

01:21:31: war das nicht aber auch seine Durchbruchsaison,

01:21:33: wo er dann endlich mal zentral gespielt hat,

01:21:36: genau wo er dann endlich mal zentral gespielt hat und da,

01:21:39: das war sozusagen Rzatkowski war sozusagen die Kreativzentrale des FC St.

01:21:43: Pauli, Enis Alushi eher so der Ballverteiler und

01:21:45: Nehrig eher so der Zerstörer.

01:21:48: Genau, aber das war halt dann hatte man vorne

01:21:50: Lennart Thy, so einen klassischen Wandspieler,

01:21:53: der diese Einstürmer-Position dann auch irgendwie ganz gut hinbekommen hat,

01:21:57: obwohl er gar nicht, ja körperlich gar nicht,

01:22:00: gar nicht da so mit reinpasste. Aber das war eben damals das,

01:22:03: wie der FC St. Pauli spielte und Lienen probierte viel rum,

01:22:06: auch mal 4-1-4-1, aber hauptsächlich ist man eben in diesem

01:22:09: 4-2-3-1 geblieben und das war damals, ich sag mal so, es war jetzt nicht so,

01:22:13: dass das...

01:22:14: Man war nicht hinten dran, was so die taktische Entwicklung angeht,

01:22:17: sondern man ist sozusagen mit dem Strom geschwommen,

01:22:20: wenn man richtig erfolgreich sein will, dann schwimmt man am besten vor dem Strom,

01:22:25: sozusagen, wenn man richtig wenig Erfolg haben

01:22:28: will, dann bleibt man hinterher, aber es war auf jeden Fall so,

01:22:31: dass Ewald Lienen eher so ein ja doch auch durchaus weiter diesen Fokus auf

01:22:35: kompaktere, auf defensive Stabilität hatte und

01:22:38: kompakteren Fußball spielen wollte. Es gab doch eine Zeit.

01:22:42: Das muss dann ja nach Lienens Trainerjob bei uns gewesen sein,

01:22:46: wo es eine Live-Sendung vor dem Spiel gab im Clubheim mit einem

01:22:51: eingesetzten Moderator und Ewald Lienen und wo Ewald Lienen quasi immer anhand des Sheets

01:22:57: was sie bekommen haben. Wer spielt beim Gegner so quasi schon mal

01:23:01: die taktische Analyse machen musste und ich möchte Ewald Lienen nicht zu nahe treten,

01:23:07: aber ich hatte schon damals das Gefühl, dass so

01:23:10: modernere Varianten nicht so unbedingt sein Steckenpferd waren,

01:23:15: wie zum Beispiel auf die Frage hin, wenn Mannschaften nur mit einem

01:23:19: Außenbahnspieler spielen, quasi ein, wie heißt das noch mal,

01:23:23: was dann Kostic bei Frankfurt so berühmt gemacht hat, sozusagen der,

01:23:27: Schienenspieler, genau das hat ja Lienen damals schon so

01:23:32: gesagt, ja, aber dann sind die ja unterbesetzt,

01:23:35: fehlt ja einer.

01:23:38: Ja, erinnere ich mich, gab es damals immer live auf Facebook. Ja,

01:23:41: nicht alle haben mich alle älteren, ich glaube,

01:23:44: eine Saison lang haben die das dann immer regelmäßig so vor dem Spiel

01:23:48: Sendungen und eben genau das mit Ewald. Ja ja genau das, dieses Neue,

01:23:52: dieses neue soziale Medium namens Facebook, ja, das ist ein heißes Teil,

01:23:56: also Ewald Lienen hatte dann eine sehr gute Saison mit dem FC St.

01:23:59: Pauli 16/17 ist man auch vierter geworden glaube ich 17/18.

01:24:04: War es dann Moment 16/17? Nee, 15/16, 15/16 ich bin eins zu weit. Ja,

01:24:08: 15/16 ist man Vierter geworden, 16/17 wurde es aber wieder schwierig,

01:24:11: da ist man dann sozusagen, dass man auch wieder tief unten

01:24:14: reingerutscht in den Abstiegsstrudel. Dann kam ein Co-Trainer,

01:24:18: dann wurde Ewald Lienen nicht entlassen, sondern es kam ein Co-Trainer namens Olaf

01:24:22: Janßen zum FC St. Pauli, der FC St. Pauli spielte eine unfassbar starke

01:24:26: Rückrunde, richtig rekordverdächtige Rückrunde und

01:24:29: Janßen übernahm dann das Team im Sommer.

01:24:32: So ein bisschen gegen den Willen von Ewald Lienen. Sommer 2017 sind wir jetzt.

01:24:35: Sommer 2017 und jetzt spielen wir den Ping Pong Ball,

01:24:38: jetzt spielen wir den Tischtennisball wieder zurück.

01:24:41: Janßen wollte wieder den Fokus auf Ballbesitz legen,

01:24:44: auf offensiveren Fußball, er sagte damals Interview Oktober 2017

01:24:47: dem "Abendblatt" erklärte er, "Wir müssen uns immer mal wieder

01:24:50: klarmachen wo die Mannschaft vor einem Jahr im November stand,

01:24:53: sie lag in allen Bereichen am Boden, wenn man dann sieht worüber wir jetzt 10

01:24:57: Monate später reden, wäre es gerechter,

01:25:00: wenn man der Mannschaft Zeit für die Entwicklung gibt.

01:25:02: Dies gilt insbesondere im spielerischen Bereich,

01:25:05: wenn man eine Mannschaft in dieser Hinsicht auf den Kopf stellt und sie von

01:25:08: einem Team, das selten am Ball ist und auf Konter

01:25:11: setzt", das war der Lienenfußball, "zu einer

01:25:13: Ballbesitzmannschaft umfunktioniert und versucht,

01:25:15: den Gegner spielerisch in die Knie zu zwingen,

01:25:18: dann ist das mit praktisch den gleichen Spielern ein ambitioniertes Vorhaben und

01:25:22: braucht einfach Zeit." Obwohl ja die Spieler tendenziell dafür

01:25:25: da waren. Also Waldemar Sobota.

01:25:27: Ballsicherer Spieler auf jeden Fall. Also zumindest in meiner Wahrnehmung, Mats

01:25:32: Möller Daehli, mit Aziz Bouhaddouz dann ja ein Stürmer, der schon auch anspielbar war,

01:25:37: also nicht nur Sturmtank, sondern auch ein bisschen was mit dem Fuß

01:25:41: konnte. Christopher Buchtmann also wenn er denn nicht verletzt,

01:25:46: wenn er nicht verletzt war, dann damals noch in seiner Prime,

01:25:49: also das war ja glaube ich, also würde ich jetzt mal grundsätzlich

01:25:54: sagen, ist es die Idee

01:25:56: gar nicht so, also gar nicht so abwegig. Ja, genau,

01:25:59: also es war im Grunde auf der einen Seite hast du natürlich den Wunsch,

01:26:03: du willst attraktiveren Fußball spielen, letztendlich wollen alle attraktiven

01:26:07: Fußball spielen, es wollen alle, aber es gibt halt die,

01:26:10: die sozusagen sich mutig da irgendwie sich so ein Konzept überlegen,

01:26:14: was Janßen damals sagte ist halt, er sagte halt auch, wir haben das gleiche

01:26:18: Team was erfolgreich

01:26:20: defensiven Fußball gespielt hat sozusagen und wollen jetzt daraus ein

01:26:24: Ballbesitzteam formieren. Hm das könnte schwierig werden, sagte er.

01:26:28: Das Interview stammt aus Oktober 2017 und er sagte hm, das braucht Zeit.

01:26:32: Viel Zeit hatte er nicht, im Dezember 2017 wurde er entlassen.

01:26:36: Immerhin nicht Herbst genau, also Janßen probierte extrem vieles,

01:26:39: wirkte am Ende tatsächlich schon gerade die letzten Spiele da,

01:26:43: wo extrem viel probiert wurde, wirkte es wie Aktionismus und der Effekt

01:26:47: war eher gegenseitig. Aus einem Team, welches zu Saisonbeginn immer wieder

01:26:51: extrem gute Phasen mit dem Ball hatte, das war nämlich auch so,

01:26:54: die sind gar nicht so schlecht in die Saison gestartet, wurde ein,

01:26:59: muss es so sagen, in allen Belangen sehr schlechtes Team.

01:27:03: Und Anfang Dezember wurde Janßen dann entlassen und damit wurde im Grunde

01:27:07: dann auch die Idee vom Ballbesitz- Fußball von offensiverem, attraktiverem

01:27:12: Fußball wurde begraben, Markus Kauczinski wurde Trainer des FC St.

01:27:16: Pauli. Und der stellte gleich, der übernahm das Team und stellte gleich

01:27:20: zu Anfang mal klar und sagte, der FC St. Pauli sei eine Umschaltmannschaft.

01:27:25: Das hat er gesagt, ganz am Anfang, und hat das auch relativ klar.

01:27:29: Ja hat dann auch relativ klar das umgesetzt und so wurde dann auch gespielt.

01:27:33: Langer Ball auf den Stürmer, dahinter zentrumsfokussiert

01:27:36: drei Offensivspieler die sich auch sehr eng zusammenzogen,

01:27:38: Mats Möller Daehli war damals dabei, Waldemar Sobota, Dritten müsste ich mir

01:27:42: jetzt überlegen. Ich glaube der Sahin war zu der Zeit. Ja

01:27:45: Sahin kam dann auch, genau, genau und im Winter kam dann noch ein zweiter Stürmer

01:27:49: neben ihm, also es war ein Allagui, war schon da, Bouhaddouz hast du schon

01:27:53: erwähnt und da kam Diamantakos auch noch.

01:27:55: Also da wurde schon auch auf diese

01:27:58: Art Stürmer wurde auf jeden Fall offensichtlich Wert gelegt.

01:28:01: Ich muss ja auch bei Kauczinski sagen, ich glaube,

01:28:04: ich habe keinen Trainer erlebt, der so positionsfremd Spieler aufgestellt

01:28:08: hat. Florian Carstens, rechter Verteidiger.

01:28:11: Das war glaube ich noch dieses Benedikt

01:28:14: Höwedes 2014 Weltmeister, dann auch die immer die Frage,

01:28:18: wo spielt eigentlich Jerry Dudziak?

01:28:21: Der wurde dann ja bei uns auch als linker oder rechter Verteidiger aufgeboten und

01:28:25: hat dann beim HSV seine beste Saison als zentraler Mittelfeldspieler gespielt.

01:28:29: Muss man sich auch mal vorstellen und Mats Möller Daehli immer links außen,

01:28:32: obwohl die Leute sagen, er muss Zehn spielen.

01:28:35: Ja, das stimmt, der hat immer, der hat genau das stimmt,

01:28:37: also der hat auch auf einmal auch mindestens auch außen gespielt,

01:28:40: hast du recht? Ja nee, Mats wurde immer zur,

01:28:42: der wurde sehr oft außen eingesetzt, das stimmt, das hat er ja auch noch,

01:28:45: das war ne große Diskussion damals zu der Zeit,

01:28:47: ne das war also bei Kauczinski ist mir das wirklich,

01:28:49: ist mir das wirklich so hängen geblieben, dass das wirklich so viele

01:28:52: positionsfremde Aufstellungen teilweise waren.

01:28:54: Genau, es war damals auf jeden Fall so, dass das Team durchaus nicht

01:28:58: unerfolgreich gewesen ist mit dem Fußball, wenngleich es überhaupt nicht schön

01:29:02: anzusehen war. Kernkompetenz damals hat Christopher

01:29:05: Buchtmann

01:29:07: zusammengefasst. Unsere größte Stärke ist unser

01:29:10: Gegenpressing, das wir sehr gut umsetzen, so ne also da hat man schon gesehen, okay,

01:29:14: jetzt geht es hier, der Fokus ist ganz klar da in dem Bereich

01:29:18: gesetzt und der FC St. Pauli war ja nicht unerfolgreich damit.

01:29:22: Es wurde aber immer schwierig für das Team,

01:29:24: wenn der Gegner sich mal tiefstehender zusammengezogen hat,

01:29:28: dann da Lösungen zu finden, war immer die größte

01:29:31: Herausforderung für den FC St. Pauli. Je mehr, je erfolgreicher man war,

01:29:35: wurde man sozusagen Opfer des eigenen Erfolgs, also man wurde,

01:29:39: man wurde sozusagen erfolgreich, stand plötzlich,

01:29:42: man überwinterte auf Platz 3 und da wurden natürlich so zarte

01:29:45: Aufstiegshoffnungen wurden natürlich

01:29:50: auch geäußert. Markus Kauczinski hat übrigens selber damals

01:29:54: gesagt, Leute, also wir, so gut sind wir gar nicht,

01:29:57: wir stehen, wir überperformen sozusagen,

01:30:00: das wollte aber niemand hören. Es fehlte auch der Kader um etwas anderes

01:30:04: zu spielen, also viele waren verletzt. Veerman hat sich glaube ich damals das Kreuzband gerissen.

01:30:08: Es waren halt Spieler verletzt und dann

01:30:11: ging es dann weiter, Kadersituation wurde immer schlechter.

01:30:15: Es wurde mit der Zeit auch immer weniger mutig.

01:30:18: Also man wurde immer vorsichtiger, man zog sich immer weiter zurück,

01:30:22: man spielte immer weiter diesen... Meier kam da, entschuldige. Genau,

01:30:25: Alex Meier kam damals mit rein und man wurde immer vorsichtiger,

01:30:30: es fehlte extrem viel Mut dann in der Spielweise, es wurde immer tiefer,

01:30:34: man zog sich immer weiter zurück, sämtliche Ideen was Offensivfußball

01:30:38: anging, die starben immer mehr ab.

01:30:41: Und es fehlte Tempo und Dribbelstärke im Kader zu der Zeit.

01:30:44: Cenk Sahin hat das so n bisschen abgedeckt, aber auch nicht so richtig,

01:30:48: weil er vor allem auch viel zu radikal war in seinem Spiel beziehungsweise in

01:30:52: taktische Konzepte gar nicht so richtig reinpasste.

01:30:55: Genau und wenn man sich anschaut, wie andere Teams in der Zeit ihre Art

01:30:59: des Fußballs aufbauten, dann kann man, also das ist

01:31:03: ganz gut vergleichbar eigentlich was damals zu der Zeit abging,

01:31:07: Heidenheim ist da zu der Zeit immer mit

01:31:10: spielerisch limitierten Mitteln beziehungsweise was die individuelle

01:31:14: Qualität angeht mit limitierten Mitteln, haben die aber immer ein Konzept gehabt,

01:31:18: was den anderen ja n bisschen mehr oder weniger überlegen war.

01:31:21: Nämlich so n Vollgasfußball, dieses extrem schnelle Umschneiden,

01:31:24: extrem hohes Tempo, extremes Pressing, das war über Jahre in der zweiten Liga

01:31:27: erfolgreich, hat sie auch in die Bundesliga gebracht

01:31:30: oder man spielte schon etwas anderes zu der Zeit, die Dreierkette kam nämlich

01:31:34: wieder zurück in den Weltfußball.

01:31:36: Das waren so die ersten, die das in der zweiten Liga

01:31:39: richtig durchbrachten. Das war Union Berlin damals mit Urs

01:31:42: Fischer, die haben das sozusagen, die haben dann sozusagen, sind damit ja

01:31:45: aufgestiegen und haben das in der Bundesliga dann so auch,

01:31:48: das muss man auch schon sagen, muss man da auch so n bisschen, das Klima

01:31:51: mit vergiftet, das Spielklima mit dem Erfolg,

01:31:54: den sie hatten, aber das war sozusagen, das war die Zeit,

01:31:56: in die wir da reinkommen, Kauczinski wurde dann entlassen im

01:32:00: Frühjahr 2019, dieses Mal nicht im Herbst. April noch, also April,

01:32:04: also relativ spät eigentlich, wenn man so will. Genau,

01:32:07: und dann kam Jos Luhukay, der zerstörte alles.

01:32:10: Und am Ende auch sich selbst.

01:32:14: Das kann man definitiv so sagen, ich möchte aber noch mal ganz kurz sagen,

01:32:18: dass kurz bevor Kauczinski entlassen wurde, haben wir das Derby 0:4 zu Hause

01:32:22: verloren. So sieht's aus, ja und

01:32:24: danach haben wir in Sandhausen noch verloren,

01:32:27: so auch 0:4 oder 0:5. Ich glaube nicht, das wir das hätten erwähnen müssen, aber gut.

01:32:31: Wir sind ja auch für die

01:32:34: unangenehmen Wahrheiten da. Genau und Jos Luhukay war also, der verscherzte sich das

01:32:38: schon eigentlich kurz vor Saisonbeginn mit allen Spielern,

01:32:41: vermutlich auch mit den Verantwortlichen beim FC St.

01:32:44: Pauli und dabei möchte ich durchaus betonen,

01:32:47: dass das was so taktische Stilmittel angeht,

01:32:49: war das ein durchaus interessanter Trainer.

01:32:52: Zu Beginn seiner Amtszeit sagte er, "grundsätzlich wollen wir hoch aggressiv

01:32:57: den Gegner unter Druck setzen und ihn zu Fehlern zwingen".

01:33:00: Das passte schon sehr gut zu der Zeit, ne, also man wollte vor allem hoch pressen,

01:33:04: man wollte so n bisschen genau dieses, den

01:33:08: Gegner zu Fehlern zwingen sozusagen. Während die einen Teams,

01:33:11: die suchen möglichst die Möglichkeiten gar keine Fehler zu machen,

01:33:15: die anderen wollen eben diese Fehler irgendwie auslösen und auffällig war,

01:33:20: dass unter Luhukay das Team extrem flexibel war, taktisch vor allem.

01:33:24: Zeigte sich immer gut auf den Gegner eingestellt und gerade als man das Gefühl

01:33:28: hatte, dass es jetzt so langsam alles Hand und

01:33:31: Fuß bekommt, was man hatte, kam die Pandemie und danach war nichts

01:33:35: mehr so wie vorher, muss man ehrlich sagen und taktisch war

01:33:39: es unter anderem erstmals seit Ewigkeiten, war im Derby im Februar 2020 was wir 2:0

01:33:43: gewonnen haben, sah man

01:33:45: zum allerersten Mal seit Ewigkeiten wieder eine Dreierkette beim FC St. Pauli.

01:33:50: Genau das war damals und das Derby wurde im 3-4-1-2 gewonnen,

01:33:53: damals mit Ryo Miyaichi als rechten Schienenspieler.

01:33:56: Genau haben sie damals so gewonnen, aber dann mit

01:33:59: Veerman und Diamantakos vorne drin, Waldemar Sobota dahinter und dann

01:34:03: hat man Rico Benatelli da mit drin gehabt in der Verlosung, Matt Penney dann als

01:34:08: linker Schienenspieler und genau das war dann sozusagen 3-4-1-2 und man kann gar

01:34:12: nicht, also ich sag mal so, Jos Luhukay

01:34:15: an einem System, an einer Formation festzumachen,

01:34:17: das haut schon gar nicht mehr hin. Das wird schon relativ schwierig,

01:34:21: weil er viel probiert hat, sich viel immer auf den Gegner

01:34:23: eingestellt hat beziehungsweise das Team immer viel auf den Gegner eingestellt,

01:34:27: was grundsätzlich ganz gut funktioniert hat,

01:34:29: muss man dazu sagen und es ist sowieso eine Zeit,

01:34:32: wir reden ganz viel über Formation, wir haben ganz am Anfang viel über

01:34:35: Formation geredet, ich habe mich jetzt davon schon so ein

01:34:38: bisschen entfernt in diesen ganzen Erzählungen, weil Formation immer weniger

01:34:42: Bedeutung hat. Pep Guardiola hatte so 2018,

01:34:45: hat er irgendwann gesagt. Das was er so hört an Formation,

01:34:47: das sind für ihn alles Telefonnummern, das ist egal.

01:34:50: Auf dem Spielfeld sieht das anders aus beziehungsweise da

01:34:54: geht es viel mehr um Prinzipien, so um Spielprinzipien,

01:34:57: was machen wir wenn das und zwar nicht was machen wir wenn wir 1:0 zurückliegen,

01:35:00: sondern was machen wir wenn der Ball in der Zone ankommt und wir den Ball da

01:35:04: gewinnen, was passiert dann, wo muss ich drauf achten?

01:35:08: Dieser Fokus auf Prinzipien oder dass

01:35:11: Spieler gewisse Räume abdecken, da kommen wir zu Fabian Hürzeler gleich

01:35:15: noch, dass Spieler, dass man nicht mehr denkt in Position,

01:35:18: du bist jetzt der linke Verteidiger, sondern dass man eher in Räumen denkt mit

01:35:23: ich muss die linke Zone hinten, die muss besetzt sein,

01:35:27: egal von wem, der Spieler, der da am nächsten ist besetzt diese Zone,

01:35:30: wenn wir den Ball verlieren und so, das kommt halt später rein,

01:35:34: das heißt diese Formation an sich, das verliert immer mehr

01:35:37: an Bedeutung es wird alles viel, ja, wie soll man sagen,

01:35:40: so organischer. Oder ja auch einfach nur, also ohne jetzt diese sehr detaillierte

01:35:44: Sache was du meintest, aber auch mal grundsätzlich gab es ja

01:35:46: dann schon noch das, was dann auch in der Berichterstattung

01:35:49: dann durchaus auch erkannt wurde nach und nach,

01:35:51: dass dann ein Team halt eine Grundformation hatte,

01:35:54: die aber zum Beispiel bei Ballbesitz dann so aussah und gegen den Ballbesitz wieder

01:35:58: anders aussah, also dass dann immerhin schon mal in

01:36:00: diesen beiden Hauptsituationen, du hast den Ball, du hast den Ball eben nicht,

01:36:04: dass da sich schon mal Veränderungen einstellen.

01:36:06: Und dann natürlich noch detaillierter,

01:36:08: dann für ganz bestimmte Situationen bestimmte Räume.

01:36:11: Aber dieses grundsätzlich mit dem Ball spielen wir so, ohne Ball spielen wir so,

01:36:15: das hat sich dann ja auch durchaus durchgesetzt.

01:36:18: Ist das der sogenannte fluide Fußball? Ja, ich weiß nicht, aber ja,

01:36:22: könnte man vielleicht so nennen. Seit heute ist das der, ja.

01:36:25: Ist das nicht so Fluid Football, ich weiß,

01:36:27: ich hab mich nur damit ganz kurz beschäftigt,

01:36:29: weil Tim Walter bei seiner Ankündigungspressekonferenz bei Hull City

01:36:33: von Liquid Football gesprochen, Liquid.

01:36:36: Das meinte er vielleicht, das ist ja stark. Liqueur Football.

01:36:40: Aber es ist auf jeden Fall so, das ist vollkommen richtig.

01:36:44: Sehe ich auch so, dass man immer im Grunde fängt man dann

01:36:47: an, irgendwie in offensiven und defensiven

01:36:50: Grundformationen zu denken und auch die zu beschreiben, und ich tue mich momentan,

01:36:55: wenn ich bei MillernTon was schreibe, dann tue ich mich schwer damit zu sagen,

01:37:00: spielt der FC St. Pauli ein 3-4-3 oder ein 5-2-3

01:37:03: sozusagen. Also ist das ein je nach defensiver oder

01:37:07: offensiver Grundausrichtung sozusagen, und das wurde damals auch so,

01:37:10: das war vorher mit so einem 4-4-2 und so oder dann 3-5-2 in den Neunzigern oder so

01:37:15: die ersten, das 4-4-2 mit Raute und so, da war das viel klarer,

01:37:18: doch offensiv wie defensiv wurde das im Grunde ähnlich gespielt beziehungsweise

01:37:23: mit ähnlichen Positionen, das verschwimmt immer mehr und das muss

01:37:27: man auch einfach. Ja genau das ist jetzt im

01:37:29: Weltfußball verschwimmt das immer mehr, dass immer mehr

01:37:34: die Positionen viel mehr aufweichen und das viel mehr darum geht,

01:37:37: dass gewisse Rollen eingenommen werden auf dem Platz. Luhukay musste

01:37:42: gehen am Saisonende und Timo Schultz übernahm und Timo Schultz sagte einen

01:37:46: schönen Satz, er sagte viele Sätze, weil wir auch den großen,

01:37:50: langen Podcast, ein großes Podcastprojekt mit ihm aufgenommen haben,

01:37:53: er sagte einen Satz, das hat er nicht bei unserem Podcast

01:37:57: gesagt, sondern gegenüber der "Süddeutschen

01:37:59: Zeitung" mal gesagt

01:38:01: in Bezug auf seinen Spielstil und den finde ich ganz schön,

01:38:05: weil es auch sehr schön beschreibt, was er versucht hat.

01:38:09: "Pessimismus passt nicht zum FC St. Pauli", hat er gesagt,

01:38:12: und Timo Schultz ist ein Trainer gewesen,

01:38:15: Er ist ja noch Trainer, momentan ohne Job, aber er ist ja noch Trainer,

01:38:20: aber seine Zeit beim FC St. Pauli zeichnete sich durch extrem viel

01:38:24: Mut aus. Wenn man schaut wo Timo Schultz herkommt,

01:38:27: nämlich

01:38:28: in seiner Prime sozusagen Aufstieg geschafft unter Stanislawski,

01:38:31: dann kann man auch eine Idee davon bekommen, wo er das her hat

01:38:35: sozusagen. Damals auch Stanislawski, hatten wir ja schon, auch sehr mutiger Trainer

01:38:39: gewesen, mutiger Spielstil und dieser Mut kann

01:38:42: auch schiefgehen, gerade zu der Zeit konnte es schiefgehen,

01:38:45: aber es war ja irgendwie so on the Edge zu okay es ist jetzt mal wieder an der

01:38:49: Zeit und man muss auch sagen, der Kader passte damals extrem gut da

01:38:53: rein, es kamen nämlich damals

01:38:55: ziemlich viele Zocker zum FC St. Pauli. Finn Ole Becker kam hoch aus der

01:38:59: U19, Leart Paqarada technisch extrem stark,

01:39:01: Daniel Kofi Kyereh ist dabei gewesen, Rodrigo Zalazar kam dazu,

01:39:05: später kam noch Marcel Hartel mit rein. Es sind extrem viele Spieler gewesen,

01:39:09: die sehr gut Fußball spielen konnten, technisch sehr gut Fußball spielen

01:39:13: konnten und der FC St. Pauli führte dann etwas wieder ein, was

01:39:18: 15 Jahre lang ad acta gelegt wurde, weil das dekodiert wurde.

01:39:21: Die Mittelfeldraute kam wieder und der FC St. Pauli war eines der ersten Teams,

01:39:25: europaweit weiß ich nicht, aber auf jeden Fall in Deutschland was zu

01:39:29: der, was wieder mit einer Raute gespielt hat,

01:39:31: plötzlich was gesagt hat. OK das ist jetzt hier das 4-2-3-1

01:39:34: beziehungsweise

01:39:35: Teams entwickelten sich auch so ein bisschen dann wieder ja,

01:39:38: flaches 4-4-2 auch mal und so und dann wurde halt gesagt okay wir haben jetzt

01:39:42: diese Bündelung an technisch starken Spielern, an Zockern,

01:39:46: wir können das lösen, wir können das mutig lösen,

01:39:48: wir spielen da rein in eine Zone da vorne, erstmal haben wir Spieler,

01:39:52: die können da mit einem Kontakt da schon irgendwie aufdrehen oder

01:39:56: so und wir haben dann aber auch die Möglichkeit,

01:39:58: dass wir das dann auch spielerisch lösen können da vorne und deswegen

01:40:02: wurde mit viel Qualität

01:40:04: in der Offensive konnten Spiele dann ganz anders gespielt werden

01:40:08: beziehungsweise konnte Timo Schultz ganz anders spielen lassen als seine Vorgänger.

01:40:13: Mit viel mehr Mut eben. Dafür wurde er belohnt 2021,

01:40:16: also erstes halbes Jahr war schwierig, dann 2021 war ein einziger Rausch.

01:40:21: Gegen die Spieler selber und aber auch das Spielsystem gegen diese Raute

01:40:26: war in der zweiten Liga kein Kraut gewachsen und die

01:40:30: Liga, die unter ja fast ein Jahrzehnt seit

01:40:32: Darmstadt da sozusagen einmal alles in Schutt und Asche gelegt hat,

01:40:36: die unter extremer Angst litt, so Fehlervermeidungsfußball,

01:40:39: hatte auf einmal so ne, wie so eine Blume die aufging wieder, wie

01:40:42: die auf einmal anfangen zu blühen, auf einmal waren da wieder Spieler die

01:40:46: mutig durch das Zentrum gespielt haben die mutig da aufgebaut haben,

01:40:50: die das versucht haben. Und ja klar, das hat nicht immer funktioniert und

01:40:53: Gegentore waren immer das Problem von Timo Schultz,

01:40:56: aber nie das Tore erzielen war ein Problem,

01:40:58: sondern es war immer so dieses ein Tor mehr als der Gegner erzielen,

01:41:01: das war wichtiger als die 0 muss hinten stehen und diese Liga die

01:41:05: ein Jahrzehnt unter extremer Angst litt, hatte auf einmal so eine Blüte irgendwie

01:41:10: und auf einmal so einen aufregenden erfrischenden Fußball,

01:41:12: mutiger Offensivfußball und das war also...

01:41:15: Ich muss ehrlich sagen, 2021 den Fußball von Timo Schultz beim FC

01:41:18: St. Pauli. Ich habe das geliebt, bis heute ist das so eine Phase, wo ich,

01:41:22: wo ich dachte, also Hürzeler- Fußball extrem dominant und so,

01:41:25: das war auch total beeindruckend, aber dieser rauschhafte Offensiv-Fußball

01:41:29: von Timo Schultz, das war so wunderschön, war eine wunderschöne fußballerische,

01:41:33: wunderschöne Zeit. Dann kam Omar Marmoush dazu,

01:41:36: natürlich war der wieder weg dann so, aber dann kam auf einmal Jacko,

01:41:40: kam dazu, Marcel Hartel kam dazu, Daschner kam auf einmal auf und und und.

01:41:43: Das war also, es war richtig,

01:41:45: es war eine richtig schöne fußballerische

01:41:47: richtig tolle Phase beim FC St. Pauli und es war das erste Mal seit Holger

01:41:50: Stanislawski, dass offensiver Mut wieder belohnt wurde,

01:41:53: sozusagen das, was Vrabec versucht hat. Das ist halt gescheitert,

01:41:56: was Janßen versucht hat, ist auch gescheitert,

01:41:58: immer diese Vorstöße sozusagen mit yay, wir wollen jetzt wieder offensiver

01:42:01: spielen, mutiger spielen, hat nicht funktioniert,

01:42:03: endete fast im Abstieg, Trainer wurde wieder gewechselt.

01:42:06: Da hat es funktioniert, auch weil er am Trainer festgehalten

01:42:09: wurde, das muss man ja auch sagen. Timo Schultz das erste halbe Jahr hat

01:42:12: es ja nicht so richtig funktioniert, da hat er diese Stabilität,

01:42:15: defensive Stabilität nicht hinbekommen aber dann ging es halt.

01:42:18: Natürlich, hat Timo Schultz ja bei uns im Podcast selbst gesagt,

01:42:21: bin ich jetzt n besserer Trainer, weil Guido Burgstaller fit geworden ist.

01:42:25: Der hat sich ja damals früh verletzt so und dann hat Burgi auf einmal alles

01:42:28: getroffen, Marmoush war da, das geht natürlich auch immer Hand in

01:42:31: Hand so. Diese Mittelfeldraute wurde übrigens auch erst eingeführt als

01:42:35: Marmoush da war und Burgstaller wieder fit war,

01:42:37: davor hat er auch anders spielen lassen, aber da wurde das dann sozusagen

01:42:41: gespielt, weil man dann auf einmal das so spielen

01:42:43: konnte. Aber

01:42:45: so schön dieser mutige Schultz-Fußball war, wir wissen auch alle, wie er endete.

01:42:50: Es gab einen neuen Trend im Profifußball. Schon wieder. Ja genau,

01:42:53: Mannorientierung wurde wieder in und die Dreierkette hielt immer mehr Einzug und

01:42:58: für den FC St. Pauli wurde das irgendwann zum Problem,

01:43:01: weil die defensive Stabilität zu leiden begann.

01:43:04: Als dann auch noch die Offensive, die Qualität in der Offensive fehlte,

01:43:08: Kyereh war weg, Burgstaller war weg, Marmoush war weg.

01:43:12: Da lief zwar immer noch einiges zusammen beim FC St. Pauli,

01:43:15: man spielte nicht schlecht, aber man spielte hier nicht mehr so

01:43:19: erfolgreich wie vorher und das 4-4-2 mit Mittelfeld-Raute,

01:43:22: das hatte Probleme gegen Formation mit Dreierketten,

01:43:25: weil die eben die Breite viel besser abdecken konnten und wenn sie

01:43:28: mannorientiert gespielt haben, dann fehlte es eben.

01:43:31: Genau, dann gab es eben Probleme mit der defensiven Stabilität und

01:43:36: für ein Spitzenteam spielte St. Pauli zu der Phase viel zu häufig, fing

01:43:40: man sich die Gegentore und das war dann das Ende auch von der Zeit von Timo

01:43:44: Schultz Ende 2022, weiß man nicht genau, nicht nur deswegen

01:43:48: vielleicht, führen wir jetzt nicht weiter aus.

01:43:51: Fabian Hürzeler kam zum FC St. Pauli, übernahm als Co-Trainer.

01:43:54: Er führte damals die Dreierkette übrigens nicht ein,

01:43:57: das war Timo Schultz noch als Timo Schultz Cheftrainer war.

01:44:00: Haben wir nicht mit einer Dreierkette noch das Derby gewonnen?

01:44:03: Genau mit einer Dreierkette 3:0 das Derby gewonnen, das war sozusagen

01:44:07: die Geburt der Dreierkette beim FC St. Pauli. Erik Smith genau das war erstmals,

01:44:11: das war zu Zeiten von als Timo Schultz noch Trainer war,

01:44:14: dann kam Fabian Hürzeler und

01:44:16: der Tischtennisball geht wieder zurück auf die andere Seite.

01:44:19: Fabian Hürzeler hat glaube ich keinen Satz häufiger gesagt als "die 0 ist die

01:44:23: Basis, sie ist unsere Identität", das hat sich, glaube ich,

01:44:26: bei allen eingebrannt, und während man bei Timo Schultz immer das

01:44:29: Gefühl hatte, ok, der will Tore erzielen, hatte man das Gefühl bei Fabian Hürzeler

01:44:33: ja, die 0 ist die Basis, also da ging es um die 0,

01:44:35: also Rückkehr auf einen Defensivfokus.

01:44:39: Fabian Hürzeler hat mir das mal persönlich übelgenommen,

01:44:42: dass ich ihn als defensiv denkenden Trainer bezeichnet habe. In einem Beitrag,

01:44:46: der vom NDR mal aufgezeichnet wurde. Aber so muss man es ja sagen,

01:44:49: aber der defensive Fokus von Fabian Hürzeler ist ein anderer gewesen

01:44:53: als viele andere hatten, viele haben sich dann kompakt

01:44:56: zurückgezogen gesagt hier, ihr habt den Ball, macht mal.

01:44:58: Fabian Hürzeler hat eine andere Idee als Lienen und Kauczinski gehabt,

01:45:02: sondern er hat auch immer gesagt, "wenn wir den Ball haben kann der Gegner

01:45:06: kein Tor erzielen" und

01:45:07: daraus wurde dann sozusagen im Umkehrschluss ein extrem dominantes Team.

01:45:12: Ballbesitz- Fußball und defensiver Fokus wurden

01:45:15: miteinander verbunden. Man hat durch

01:45:17: viele lange Ballbesitzphasen, hat man sozusagen den Gegner am Tore

01:45:21: schießen gehindert und hat selber auch Lösungen gefunden. Genau das war die Phase,

01:45:26: wo der FC St. Pauli auf jeden Fall der dominanteste FC

01:45:30: St. Pauli aller Zeiten, oder die ich je

01:45:32: gesehen habe, wurde.

01:45:34: Das funktionierte auch viel unabhängiger von den Spielern.

01:45:37: Leart Paqarada wechselte damals, hat man gedacht so, oh, was machen wir jetzt.

01:45:40: Daschner ist damals weggegangen, der ne starke erste Halbserie unter

01:45:43: Hürzeler gespielt hat, das lief trotzdem, also dieses System

01:45:46: das funktionierte trotzdem, weil man eben n bisschen unabhängiger

01:45:49: wurde von den Einzelspielern, bei Schultz war man n bisschen abhängiger

01:45:52: von den Einzelspielern.

01:45:54: Das war, glaube ich schon wirklich so, dass das alle wussten.

01:45:57: Also jetzt eben auch die Ersatzspieler sozusagen wirklich genau wussten,

01:46:00: was auf der Position, auf der sie dann eingesetzt werden,

01:46:03: zu tun ist, weil das wirklich so klar ist. So,

01:46:05: du spielst jetzt von mir aus dann den linken Schienenspieler, was auch immer,

01:46:08: oder du spielst da im Mittelfeld, aber er weiß dann ganz genau, das

01:46:11: und das ist meine Aufgabe auf dieser Position, und das ist so dieses,

01:46:14: also da war es in Anführungsstrichen egal, wer da spielt, ist

01:46:17: natürlich sehr übertrieben, aber so von der Grundidee her.

01:46:20: Wen ich da jetzt hinstelle ist erstmal zweitrangig,

01:46:23: Hauptsache er weiß was er zu tun hat da. Genau und das fand ich eben auch und das

01:46:27: war auch interessant und das war auch wirklich das,

01:46:29: was sozusagen nicht nur en vogue war, was man früher,

01:46:32: dass man sozusagen mit dem Strom mitgeschwommen ist,

01:46:35: sondern der FC St. Paulis damals unter Fabian Hürzeler...

01:46:38: Damals, ist ja gar nicht so lange her, so eine Art Trendsetter geworden,

01:46:42: also dieses im Aufbauspiel wurde ganz viel rotiert.

01:46:44: Wir erinnern uns, Marcel Hartel immer im Aufbauspiel auf einmal aufgelöst, ist auf

01:46:48: einmal Stürmer geworden und

01:46:51: dann Leart Paqarada, später dann Philipp Treu.

01:46:53: Die lösten ihre Position auf, sind auf einmal auch von dieser

01:46:56: Schienenposition ins defensive Mittelfeld, Eric Smith,

01:46:59: eigentlich zentraler Innenverteidiger, rückte immer wieder nach vorne,

01:47:03: hat dann sozusagen als defensiver Mittelfeldspieler mit aufgebaut und es

01:47:07: wurde allgemein ganz viel rotiert, das war natürlich eine klare Reaktion auf

01:47:10: die vielen Mannorientierungen, die es gab so,

01:47:13: mit denen Timo Schultz Probleme hatte.

01:47:15: Mannorientiertere Spielweisen hat man einfach dadurch aufgelöst,

01:47:18: dass man sozusagen die Gegenspieler, die einem zugeordnet waren,

01:47:22: in Gebiete auf dem Platz geführt hat, in denen die sich gar nicht wohlfühlen.

01:47:25: Warum sollte also, warum sollte sozusagen der

01:47:28: Offensivspieler, der bei Marcel Hartel, der ja auf der Sechserposition war,

01:47:32: sozusagen dem auch zugeordnet, warum sollte der denn in die eigene

01:47:35: Innenverteidigung mit zurückgehen, wenn Marcel Hartel da hingeht,

01:47:39: das führt auf jeden Fall zu einem Problem und dann auch zu Zuordnungsproblematiken.

01:47:43: Wenn die Spieler das gemacht haben, hatte St. Pauli auf einmal

01:47:46: paradiesische Zustände im eigenen Aufbauspiel vorne.

01:47:48: Wenn sie es nicht gemacht haben, musste die Übergabe funktionieren,

01:47:51: also das war sozusagen, man hat also angefangen,

01:47:53: weil eben von dieser Raumorientierung, dass sich in den letzten Jahren ganz

01:47:57: extrem hin zur Mannorientierung wieder mehr entwickelt hat, hat man angefangen,

01:48:00: viel mehr zu rotieren. Stuttgart und Leverkusen letzte Saison

01:48:03: extrem erfolgreich damit gewesen.

01:48:05: Der FC St. Pauli, letzte Saison extrem erfolgreich damit

01:48:08: gewesen, aber eine Liga tiefer und man hat das

01:48:10: eben. Genau das war durchaus schon so, dass man das als erstmalig sozusagen

01:48:15: als richtig neu bezeichnen konnte und sagen konnte,

01:48:18: so okay und damit lehne ich mich auch nicht zu weit aus dem Fenster.

01:48:21: Fabian Hürzeler mit dem System, der Spielidee,

01:48:24: der Philosophie und der Umsetzung

01:48:27: einer der aufregendsten Trainer Europas gewesen. Also immer noch.

01:48:29: Also mir ist letzte Saison halt tatsächlich, wenn ich dann mal,

01:48:32: also weniger als früher, aber doch mal Bundesliga geguckt habe und

01:48:35: auch mal ein ganzes Spiel, wenn es so ein Einzelspiel war,

01:48:38: freitags oder sonntags. Augsburg gegen Wolfsburg. Das nun gerade nicht,

01:48:41: aber wenn ich Leverkusen eben mal angeguckt habe und habe immer gedacht so,

01:48:44: die spielen ja wie wir, also gerade dieser Aufbau von hinten und

01:48:47: so, das ist, das sieht ja aus wie bei uns.

01:48:49: Das war wirklich so sehr, sehr ähnlich, definitiv ja.

01:48:52: Genau, Leverkusen hat das dann noch n bisschen anders gemacht.

01:48:55: Die haben sozusagen während sie also... Viele Teams versuchen,

01:48:58: Ketten breit zu ziehen, also da sozusagen Risse in den Ketten

01:49:00: durch die Abstände, durch horizontale Abstände zu bekommen,

01:49:03: indem sie schnell verlagern. Bei Leverkusen ist es ein bisschen anders,

01:49:06: die spielen immer so Ping Pong vertikal ne Granit

01:49:08: Xhaka und die Innenverteidigung, Jonathan Tah, die spielen so lange hin und her und

01:49:11: vergrößern den Abstand dann sozusagen immer weiter zwischen den Ketten,

01:49:14: dass irgendwann zwischen den Ketten Räume entstehen, also auf vertikaler Ebene,

01:49:18: während andere versuchen das immer in die Breite zu ziehen

01:49:20: auf horizontaler Ebene, hat Leverkusen das sozusagen

01:49:22: in so einer vertikalen Ebene versucht. Ist ja auch egal.

01:49:26: Wir reden hier eigentlich über den FC St. Pauli.

01:49:29: Ich bin hier gerade abgewandert sozusagen.

01:49:32: Wir kommen jetzt, letzter Trainer, weil Fabian Hürzeler hat uns verlassen,

01:49:37: Alexander Blessin

01:49:39: kam zum FC St. Pauli. Da war ja was. Den gab es auch noch. Ja genau,

01:49:42: den gibt es auch noch, genau, Leipziger Trainerschule, inzwischen sehr

01:49:45: bekannt und berühmt tatsächlich, wenn man sich anschaut,

01:49:48: welche Trainer im Weltfußball momentan sehr erfolgreich sind und welche davon

01:49:52: alle

01:49:53: irgendwann mal in der Leipziger Fußballschule waren, die ja sozusagen mit

01:49:57: dem Urvater Ralf Rangnick mehr oder weniger begründet wurde,

01:50:01: dann ist das schon beeindruckend, wer da alles so den Weg,

01:50:04: die Wege reingefunden hat in erfolgreiche Trainerkarrieren.

01:50:08: Da fallen mir nur zwei Namen ein, Achim Beierlorzer und Alex Zorniger.

01:50:13: Zum Beispiel, aber auch andere wie Julian Nagelsmann

01:50:16: oder der beste Trainer der Welt, Alexander Blessin natürlich.

01:50:20: Also Blessin, Leipziger Trainerschule, da muss man sich schon fragen,

01:50:23: wie passt das überhaupt zusammen mit diesem ballbesitzorientierten,

01:50:27: sehr dominanten Spielstil des FC St. Pauli, der nicht für Tempo bekannt ist?

01:50:31: Leipziger Fußball eher genau das Gegenteil, temporeich, hohes Pressing,

01:50:35: viel Tempo, immer viel im Sprint bewegen. St. Pauli aufgestiegen mit Hürzeler

01:50:39: nicht aufgrund der Sprintstärke, sondern weil man eben sehr dominant

01:50:43: spielte und sehr kontrolliert spielen konnte. Sehr passsicher. Da fällt mir auch ein,

01:50:46: da hatten wir, glaube ich mal irgendwann drüber

01:50:49: gesprochen im Laufe dieser Saison damals, dass ich mich an kein einziges Kontertor

01:50:53: erinnern konnte unter Hürzeler. Also unsererseits? Ja genau, unsererseits.

01:50:57: ja, also ganz, ganz selten. Also mal, ich glaube irgendwie mal Sandhausen,

01:51:01: da gab es mal so einen Befreiungsschlag von Metcalfe über

01:51:04: gefühlt 80 Meter in den Fuß von Dapo. Ja nee, das war ja einstudiert,

01:51:07: genau nach so einem Einwurf. Ja genau, aber das war halt auch nicht so n

01:51:11: richtiger Konter, sondern sah schon aus wie gewollt,

01:51:14: aber mal richtig so Umschaltsituationen schnell nach vorne

01:51:16: und die Gunst der Stunde nutzen eher selten tatsächlich. Also die Grundidee

01:51:20: von Fabian Hürzeler und Alex Blessin ist schon ähnlich,

01:51:23: die wollen beide die 0 halten, sie gehen das aber komplett anders an.

01:51:26: Also es ist tatsächlich so, dass diese

01:51:28: Ballbesitzorientierung von Hürzeler, die ist jetzt

01:51:31: so ein bisschen weg. Es ist allerdings auch nicht so,

01:51:34: dass der FC St. Pauli eine temporeiche Pressingmaschine

01:51:37: geworden ist. Das, was man vielleicht von einem Trainer,

01:51:40: der in Leipzig ausgebildet wurde, erwarten könnte.

01:51:42: Es hat ja ganz klar der Pragmatismus gewonnen,

01:51:45: es gibt ebenfalls diesen Fokus auf die 0, aber der Ansatz ist anders,

01:51:48: weniger Ballbesitz, es gibt mehr Fokus auf Ballgewinne und

01:51:51: Umschaltmomente, das sehen wir auf jeden Fall schon,

01:51:54: der FC St. Pauli ist dann schon ein sehr viel

01:51:56: klareres Pressingteam geworden als in der Vorsaison.

01:52:00: Das ist aber auch, muss man sagen, das ist der Bundesliga angepasst.

01:52:04: Die Bundesliga ist eine Pressingliga, das ist,

01:52:06: und zwar viel mehr als alle anderen Ligen auf der Welt,

01:52:09: also in der Bundesliga ist Pressing sozusagen das wichtigste Stilelement,

01:52:13: während das in anderen Ligen, weiß ich nicht,

01:52:16: eher dann ballbesitzorientierte Phasen sind oder wie man versucht,

01:52:20: durch das Zentrum aufzubauen oder oder oder, ist in der Bundesliga Pressing das

01:52:24: wichtigste Element.

01:52:27: Es ist auch immer noch von Teams durchsetzt, die versuchen,

01:52:29: Fehler zu vermeiden. Das gibt es auch immer noch,

01:52:32: es gibt nur wirklich nur eine Handvoll, ein halbes Dutzend Teams,

01:52:35: bei dem man eine klare Idee bei Ballbesitz erkennen kann und die das auch

01:52:38: mutig durchziehen. Gladbach interessanter Gegner, die sind

01:52:40: zum Beispiel eines der wenigen Teams, bei denen man das auch ziemlich klar

01:52:44: erkennt, die ich eher zu Teams zählen würde,

01:52:46: die jetzt nicht so erfolgreich sind. Klar, Stuttgart erkennt man,

01:52:49: Leverkusen erkennt man, Bayern München erkennt man,

01:52:51: Dortmund will auch was machen, Gladbach zählt jetzt nicht

01:52:54: unbedingt dazu, dass man sagen kann,

01:52:56: so okay die

01:52:57: zählen da oben rein, die versuchen es aber trotzdem. Es

01:53:00: gibt aber noch viele Teams, die Fehler vermeiden und Alex Blessin

01:53:03: hat das im Oktober so ein bisschen entnervt festgestellt, dass er gesagt hat,

01:53:07: als er gefragt wurde, was haben denn so Teams wie Mainz und so

01:53:10: was haben die denn voraus, weil denn damals gegen Heidenheim wurde

01:53:13: schon gespielt, gegen Mainz wurde schon gespielt,

01:53:16: gegen Augsburg und und und, und da hat er gesagt, "diese Teams,

01:53:19: die gehen in gewissen Momenten überhaupt nicht ins Risiko".

01:53:23: Das hat er damals festgestellt, und dahin hat sich der FC St.

01:53:26: Pauli auch entwickelt. Dass dieses Risiko dann teilweise einfach

01:53:29: nicht mehr eingegangen wird, und das ist jetzt gar nicht negativ,

01:53:33: das meine ich überhaupt nicht negativ, weil es ist, wenn man mit ja,

01:53:36: muss man ja auch sagen, was individuelle Qualität angeht,

01:53:39: wenn man mit limitierten Mitteln unterwegs ist,

01:53:41: ist das völlig angebracht, da eben sich

01:53:44: diesem Fußball so anzupassen und nicht zu sagen,

01:53:46: wir spielen jetzt hier weiter dominant und funktioniert dann zwar nicht,

01:53:50: aber wir spielen, wir bleiben unserem Stil treu sozusagen,

01:53:52: sondern es ist tatsächlich so, dass der Pragmatismus in dem Fall gewinnt

01:53:56: und auch die deutlich erfolgreichere Variante sein dürfte.

01:53:59: Aber das ist auf jeden Fall interessant. Wir sind jetzt wieder,

01:54:02: der Ping Pong Ball ist wieder zurückgegangen,

01:54:04: wir sind von so einem ballbesitzorientierten Team,

01:54:06: auch wenn Hürzeler sozusagen so ein bisschen so eine hybride Lösung hatte,

01:54:10: weil er eigentlich defensiv dachte, er will die 0 halten und das durch

01:54:13: Ballbesitz lösen, sind wir jetzt wieder zum Team wo es

01:54:15: darum geht kompakt zu stehen, auf Umschaltspiel zu setzen,

01:54:18: wenig ins Risiko zu gehen und und und. Während man beim FC St.

01:54:21: Pauli war ja dieses, unter Hürzeler war es ja so,

01:54:23: dass da die Innenverteidiger so ja aufreizend irgendwie gewartet haben,

01:54:26: bis da mal ein Gegenspieler kommt und so, die wollten ja den

01:54:29: Druck haben sozusagen, die wollten angelaufen werden.

01:54:31: So und da unter Blessin geht man da oft einfach gar nicht ins Risiko.

01:54:34: Das hat sich auch sehr offensichtlich verändert

01:54:37: schon mal. Genau und letztendlich ist es so, um jetzt mal die große Klammer schließen,

01:54:40: auch wenn ich mir das damals gar nicht überlegt hatte,

01:54:43: als ich das hier runtergeschrieben hab, wenn man so will,

01:54:45: dann ist das von Hürzeler ist das eher dieser Tikitaka-Stil gewesen,

01:54:48: ne dass man viel Ballbesitz hatte und den Gegner damit sozusagen auch zermürbt hat

01:54:52: und das von Blessin ist dann eher so dieses schnelle vertikalere Spiel,

01:54:55: dieser One Touch Football, auch wenn das bei uns mit One Touch nicht

01:54:58: so gut

01:54:59: funktioniert aber dann genau. Also die Idee ist auf jeden Fall dahinter

01:55:03: zu erkennen und wie gesagt, dieses Ping Pong Spiel,

01:55:05: das finde ich als ich das jetzt gemacht habe ist mir das eigentlich erst richtig

01:55:08: aufgefallen, dass wir das durchaus haben, ne,

01:55:11: dass man durchaus immer wieder so eine Welle,

01:55:13: so ein Tal hat wo man sagt wir müssen defensiv stabil stehen und dann oh nee,

01:55:16: das ist uns zu langweilig oder zu stabil oder irgendwann gehen

01:55:19: dann die offensiven Ideen aus hin zu wir wollen wieder mutiger spielen.

01:55:23: Oder der neue Trainer hat ne andere Idee schlicht. Genau, hat ne andere Idee

01:55:27: und es ist immer, man kann das eigentlich ganz gut immer so am Weltfußball an dem

01:55:30: Geschehen irgendwie ausmachen und ich bin gespannt was so in fünf Jahren über diese

01:55:34: Phase hier jetzt gerade, wie man dann darüber schreibt, weil natürlich,

01:55:38: muss man ja auch sagen bei all dem, was ich jetzt hier über Fußballtaktik

01:55:41: erzählt hab. Man idealisiert natürlich auch ganz viel

01:55:44: ne, weil man sagt dann immer, oh, die haben das damals in dem und dem

01:55:48: System gespielt und ganz toll und das war die Antwort schlechthin,

01:55:51: aber oft ist es halt wie gesagt irgendein pragmatischer Ansatz, weil man sagt, ok,

01:55:55: ich hab die Spieler nicht oder muss da irgendwie ne

01:55:59: Lösung finden und dann geht man da viel pragmatischere Wege. Manchmal wird auch,

01:56:04: nicht nur manchmal, sondern relativ oft werden auch

01:56:06: Dinge überinterpretiert. Da sagt man nur, das ist n taktisches Muster,

01:56:10: dabei ist das nicht selten auch Zufall, dass gewisse Dinge auf dem Fußballplatz

01:56:14: passieren, die man dann sich später zunutze macht,

01:56:16: weil man dann erkennt, Oh, das hat ja funktioniert, aber woher,

01:56:19: wie hat denn das funktioniert? Ach so, ja ok, das forcieren wir jetzt mal.

01:56:23: Diese Situation, die, die forcieren wir noch mal,

01:56:25: dass das passiert, so ungefähr. Oder aber du hast dann doch

01:56:29: intelligente Spieler, die dann wirklich auch eigene Ideen

01:56:32: entwickeln, die vielleicht nicht zwingend immer mit

01:56:34: dem Trainer im Vorwege abgestimmt sind, sondern einfach sagt, so okay,

01:56:37: das mache ich jetzt einfach mal und dann sieht man,

01:56:39: oh es funktioniert und das klappt gut und dann gut, dann lassen wir das mal so,

01:56:43: dann nehmen wir das sozusagen in unsere Taktik auf.

01:56:45: Also solche Sachen gibt es mit Sicherheit auch,

01:56:47: dass da Spieler doch auch mal individuell sich Sachen überlegen

01:56:50: für sich. Nicht mehr so wie früher oder?

01:56:53: Was Uli Maslo gesagt hat mit Carsten,

01:56:55: der quasi alles machen kann. Der Freigeist. Nee,

01:56:57: das ist sicherlich dann schon in gewisse Schemen dann gepresst,

01:57:01: die eben vorgegeben sind, aber ich glaube schon,

01:57:03: dass es immer noch weiterhin Spieler gibt, die da auch sich ihre Freiheiten

01:57:07: nehmen. Würde ich jetzt mal nennen, durchaus,

01:57:10: weil das ja auch wieder so eine eben, alles ist bekannt,

01:57:13: alles ist analysiert, jede Taktik, jedes Ding wird analysiert,

01:57:17: also sowohl von den eigenen Teams, vom eigenen

01:57:20: Verein, Team, als auch vom Gegner natürlich.

01:57:23: Und insofern ist natürlich dann auch wieder dann gut,

01:57:26: wenn du da einen Überraschungseffekt hast. Wenn ein Spieler doch mal was macht,

01:57:31: was nicht irgendwo schon analysiert ist am Ende. So ist es. Ich bin gespannt.

01:57:36: Wir alle, also immerhin zum Thema jetzt aktuell,

01:57:39: also was ja offensichtlich funktioniert, dieser Fokus auf die Defensive,

01:57:44: der funktioniert ja offensichtlich, das ist ja nun ganz deutlich nach 26

01:57:48: Spieltagen.

01:57:49: Das mit der Offensive, gut, wir hoffen das Beste. Ja genau,

01:57:52: also es ist halt The Price to Pay, Man muss sich halt für eine Sache

01:57:56: entscheiden, gerade wenn man dann ja an der

01:57:58: einen oder anderen Stelle limitiert ist, dann kann man eben nicht alles haben.

01:58:02: Ich bin gespannt ob das, wie lang das sozusagen hält,

01:58:05: wie lange man sozusagen sagen kann, okay wir müssen hier in der Bundesliga müssen

01:58:09: wir uns reinbeißen, weil den Ausblick kann man glaube ich

01:58:12: schon geben, wenn man sich anschaut wie sich Teams

01:58:15: in der Bundesliga halten und das seit teilweise einem Jahrzehnt.

01:58:18: Die beißen seit einem Jahrzehnt genauso sich durch. Also klar,

01:58:21: in Augsburg wurde jetzt gesagt, wir wollen attraktiveren Fußball spielen,

01:58:25: das war jetzt mit Thorup der Fall, da ging es dann darum,

01:58:28: das war ein großes Thema bei denen im Sommer, dass das zu unattraktiv ist,

01:58:32: und wir müssen wieder attraktiver werden und so, aber die, also,

01:58:35: die haben sich da jetzt 10 Jahre lang durchgebissen

01:58:38: sozusagen durch so einen Fußball. Auch immer, glaube ich,

01:58:41: Platz 13, 12, 11 also, das heißt also, man muss da irgendwie,

01:58:44: also entweder schafft man das.

01:58:47: Ja, so genau klar, durch gutes Scouting muss man das

01:58:50: natürlich, kann man das natürlich schnell raufschaffen. Durch taktische Konzepte,

01:58:54: die irgendwie ja dann nicht nur en vogue sind,

01:58:56: sondern die durchaus vielleicht Trends setzen,

01:58:58: kann man dadurch dann auch irgendwie besser reinkommen, aber es wird,

01:59:02: machen wir uns nichts vor, wenn wir etablierter Bundesligist werden

01:59:06: wollen als FC St. Pauli, dann wird das Jahre dauern.

01:59:08: Aber trotzdem, wenn mir jemand sagt, ihr spielt jetzt zehn Jahre am Stück

01:59:12: Bundesliga, aber es wird nicht schön, würde ich nehmen.

01:59:16: Schönheit liegt da auch immer im Auge der Betrachter*innen.

01:59:21: Also das ist ja natürlich auch immer so die Sache,

01:59:24: ich find das zum Beispiel tatsächlich sehr schön zu sehen,

01:59:28: dass auf dem Feld ein Team steht, ich find,

01:59:30: das merkt man in der jetzigen Phase ganz extrem,

01:59:34: dass da keine Einzelspieler sind, die sozusagen ja doch irgendwie für sich

01:59:38: selbst

01:59:39: agieren, sondern das ist wirklich so ein Team,

01:59:42: die alles versuchen und gemeinsam das versuchen und auch wissen,

01:59:46: wir können das nur gemeinsam lösen, das finde ich,

01:59:49: das hat ein starkes verbindendes Element momentan. Absolut.

01:59:53: Aber das war auf jeden Fall ein wilder Ritt durch fast 20 Jahre Taktik beim FC

01:59:58: St. Pauli. Ja, mit spannenden Namen, die wieder in den Fokus geraten sind

02:00:03: dadurch. Allerdings.

02:00:07: Ja, vielen Dank, Tim. Ja, sehr gerne. Ich habe auch schon erwartungsgemäß ganz

02:00:11: schön lang gesabbelt jetzt, oder? Ja, das war zu befürchten,

02:00:14: muss ich ehrlich sagen, Tim geht jetzt unters Sauerstoffzelt und

02:00:18: unsere Hörer*innen natürlich nicht, die lassen sich das jetzt nämlich alles

02:00:22: noch mal durch den Kopf gehen und schicken uns bitte Gegenargumente,

02:00:25: warum vielleicht unter Kauczinski eigentlich der

02:00:28: attraktivste Fußball gespielt wurde. Wir haben es nur nicht verstanden.

02:00:32: Genau das ist natürlich auch so, dass ich dann natürlich,

02:00:34: wenn man das zusammenfasst, dann muss man das auch so ein bisschen

02:00:37: idealisieren, also man wird natürlich all

02:00:40: den Trainern und den taktischen Mitteln und den Spielern,

02:00:42: den wird man auch nicht gerecht, wenn man das auf ich berichte jetzt mal

02:00:45: zehn Minuten über das taktische Konzept von Ewald Lienen.

02:00:48: Mir bleibt eigentlich auch nichts mehr zu sagen, außer Tim, vielen Dank,

02:00:51: hört bitte alle den MillernTon weiterhin.

02:00:54: Ladet vielleicht mal Hauke Wahl ein. Und lest. Und lasst ein Aufnahmegerät

02:00:58: laufen. Genau, lest und hört. Ich war zum Glück dabei auf

02:01:02: dem Schiff, insofern bin ich einer der wenigen

02:01:05: lebenden Zeugen sozusagen. Das wird in 30 Jahren noch wichtig,

02:01:09: Thomas. Wahrscheinlich. Und ja, von daher vielen Dank,

02:01:13: ich hoffe es hat Euch gefallen.

02:01:15: Mammutfolge zum Thema Taktik und ich hoffe, Tim wird irgendwann mal wieder

02:01:20: hier zu Gast sein. Ja, ab jetzt ja dauerhaft, wisst Ihr ja. Eben,

02:01:25: also jetzt, habt Ihr Euch eingefangen.

02:01:28: das ist das Darmstadt 98-Virus. Angst. Genau. Ja, vielen Dank und

02:01:33: ich würde sagen bis zum nächsten Mal. Ja Tschüss, danke für die Einladung. Ciao.

02:01:38: Tschüss.

02:01:46:

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