#14 "Jetzt reißen wir Ingolstadt ab!" Der FC St. Pauli und Trophäen
Shownotes
Karamba, Karacho, das einzige überregionale Finale der Vereinsgeschichte! In der ersten erstklassigen Folge von FCSP-Geschichte(n) erzählt Christopher von der Deutschen Amateurmeisterschaft 1981 und von Jens-Peter Box' bescheuertstem Silvester. Celina beschäftigt sich mit der (Früh-)Geschichte des DFB-Pokals – und am Rande auch mit dem FC St. Pauli. In Christophs Story wird es dirty: Sieben Jahrzehnte Rasen-Geschichte im Schnelldurchlauf.
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00:00:25: Moin und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge FCSP-
00:00:28: Geschichte(n). Das n in Klammern. Ich heiße Celina und sitze hier
00:00:32: mit meinen Kollegen Christopher. Hallo. Thomas. Guten Morgen. Und
00:00:36: Christoph. Hallo, moin. Im FC Sankt Pauli Museum in der Gegengerade
00:00:39: des Millerntor-Stadions wo die erste Mannschaft des FC
00:00:43: St. Pauli vor kurzem Fußballgeschichte geschrieben
00:00:46: hat. Seit dem 12. Mai 2024 sind wir das offizielle Vereinsmuseum
00:00:49: eines Erstligisten, genau genommen das offizielle
00:00:52: Vereinsmuseum des einzigen Fußball-Erstligisten aus
00:00:55: Hamburg. Ich kann es gar nicht oft genug sagen.
00:00:59: Seit dem 19. Mai wissen wir außerdem, dass wir eine neue
00:01:02: Vitrine bauen müssen, denn die Meisterschale kommt ins Museum.
00:01:05: Spätestens zur neuen Saison. Ihr ahnt es vielleicht schon, das
00:01:09: Thema dieser Folge liegt quasi auf der Hand, wir sprechen heute
00:01:12: über Titel und Trophäen. Titel, Thesen, Temperamente quasi,
00:01:15: aber bevor wir in die Auslosung starten, wie geht's Euch denn
00:01:18: so, wie habt ihr den Aufstieg und die Meisterschaft erlebt und
00:01:21: habt ihr das Ganze eigentlich schon verarbeitet?
00:01:26: Verarbeitet eigentlich noch nicht. Also das kommt
00:01:28: wahrscheinlich erst so langsam nach und nach, vielleicht dann
00:01:30: wenn der Spielplan rauskommt, dass man wirklich sieht, oh, wir
00:01:32: spielen jetzt wirklich in der ersten Bundesliga oder so.
00:01:36: Ansonsten erlebt relativ langweilig im Stadium.
00:01:40: Aber nicht auf dem Rasen. Und das ist eben auch bei der
00:01:43: Meisterschaft oder bei der Meisterschaftsfeier
00:01:45: Pfingstmontag auf dem Spielbrunnenplatz, war ich auch
00:01:47: nicht, weil ich mir schon dachte, dass das so sehr voll
00:01:49: wird, wie es dann ja auch war.
00:01:52: Ich hab aber von meinem Wohnzimmerfenster aus die Busse
00:01:54: mit dem Team noch vorbeifahren sehen auf der Budapester
00:01:57: Straße. Also das Erlebnis war dann schon dabei, die
00:02:00: Schalenübergabe konnte man ja im Livestream verfolgen und die
00:02:03: Musik war teilweise auch zu Hause zu hören, insofern.
00:02:05: Deichkind am Ende sogar bei geschlossenen
00:02:08: Fenstern, also das war dann doch noch ein Tick lauter
00:02:11: offensichtlich, als die anderen Fenster vor. Waren ja zum
00:02:14: Glück nur drei Songs. Christopher sieht immer noch
00:02:16: ganz leicht geshellshockt aus. Also für mich war das
00:02:19: natürlich auch 29 Jahre später nach dem letzten Rasenaufstieg,
00:02:23: da war ich nicht dabei, da war ich zu jung. Da war ich dabei,
00:02:26: aber auch nicht auf dem Rasen. Auch nicht, er bleibt sich treu.
00:02:30: Ja, für mich war das auch, also wirklich eine der, muss ich
00:02:33: jetzt mal sagen, da lehne ich mich, glaube ich, nicht weit aus
00:02:36: dem Fenster, wenn ich sage, ist eine der schönsten Phasen, die
00:02:38: ich beim FC St. Pauli sportlich so erlebt habe.
00:02:42: Trotz Derbyniederlage und das soll ja was heißen. Ja, ich war auf
00:02:46: dem Rasen, habe
00:02:47: kein Stück rausgerissen. Der Montag war auch sehr schön, da
00:02:51: haben wir ja dann
00:02:52: gemeinsam das Viertel noch mal unsicher gemacht, da gab es
00:02:56: ja eine Demo und danach dann quasi den Weg ins Viertel. Da
00:02:59: haben wir dann
00:03:01: mit einschlägigen Personen am Jolly auf die Mannschaft
00:03:05: gewartet und dann habe ich mich über,
00:03:09: wie sagt man das? Ich habe mich über Vitamin B in
00:03:13: den Backstage-Bereich der
00:03:16: Aufstiegsfeierlichkeiten reingeschlichen. Ich habe Jens
00:03:20: Duve quasi sein
00:03:22: Plus1-Bändchen von der Hand gerissen, um dann mit
00:03:26: meinem Bruder gemeinsam, Grüße an dieser Stelle, gegen 02:00 Uhr
00:03:30: nachts noch in der Instagram- Story von Hauke Wahl
00:03:34: aufzutauchen. Also alles was im Schmidt's Tivoli
00:03:37: passiert ist, bleibt im Schmidt's Tivoli. Außer diese Instagram-
00:03:40: Story von Hauke Wahl. Da gab es aber noch ein paar mehr
00:03:42: Instagram-Stories glaube ich. Und das Photobombing von
00:03:45: von Gernot Stenger, das durfte ich dann auch so erleben.
00:03:47: Tatsächlich also richten wir glaube ich einfach die Champions
00:03:50: League-Feierlichkeiten, wenn es denn so weit ist, einfach über
00:03:53: das Museum aus, dann haben wir auf jeden Fall genug Bändchen
00:03:55: für alle, die es auch verdienen und niemand muss sich hinterher
00:03:58: reinschmuggeln. Trotzdem natürlich vielen Dank für die
00:04:01: Bändchen die wir schon mal bekommen haben, aber wie auch
00:04:03: immer. Bändchen für alle. Ja, im Grunde genommen wäre das sehr demokratisch gewesen.
00:04:07: Jedenfalls fand ich mich in der etwas ungewöhnlichen Situation
00:04:10: wieder, im richtigen Moment vom Klo wieder zu kommen, was beim
00:04:13: Fußball eigentlich unmöglich ist. Man weiß ja, man geht eigentlich
00:04:16: dann aufs Klo, wenn das Tor fällt. Als ich von der
00:04:19: Toilette des Schmidt Theaters wieder nach oben ging, stand der
00:04:22: Präsident mit der Schale und ich dachte okay alles klar, ich
00:04:24: nehme sie dann mal kurz ab, Oke, und dabei entstand dann eben
00:04:27: ein, finde ich, sehr lustiges Foto, weil ich mich kurz vorher
00:04:30: auch noch mit dem früheren Vizepräsidenten Gernot Stenger
00:04:33: unterhalten hatte, der dann wirklich so von der Seite wie
00:04:36: ein völlig begeistertes und ich meine das sehr, sehr positiv,
00:04:39: wie ein völlig begeistertes, leicht wahnsinnig vor Freude
00:04:41: seiendes Muppet so von der Seite springt, und ich bin ein großer
00:04:44: Muppet Show-Fan, ich habe jetzt also nicht etwa gerne
00:04:47: verunglimpft, im Gegenteil, sage ich immer wieder gerne, Kermit
00:04:50: der Frosch ist der größte Entertainer des 20. und 21.
00:04:52: Jahrhunderts und sein
00:04:53: Team ist wirklich über alle Zweifel erhaben, da können wir
00:04:56: alle noch lange üben, bis wir so gut sind wie die.
00:04:59: Starke Thesen, die hier aufgestellt werden. Na ja, also
00:05:02: eben das war jedenfalls weil, vorher hatte ich dann noch mal
00:05:04: bei dieser Demo war ich halt eben auch, fand die Bandbreite
00:05:07: noch sehr beeindruckend.
00:05:10: Dass eben bei der Demo, man hätte dann auch noch ein größeres
00:05:13: Publikum gewünscht, eben
00:05:15: auch ein Holocaust-Überlebender sprach und der ja auch im Museum
00:05:19: gewesen ist. Ich stehe gerade blöderweise voll auf dem
00:05:22: Schlauch, weil ich gerade den Namen vergessen habe.
00:05:26: Ivar Buterfas-Frankenthal.
00:05:30: Das hatte dem Tag dann doch noch mal eine tiefere Bedeutung auch
00:05:33: verliehen und man hofft natürlich, dass dieser leichte
00:05:36: Turn zum Erfolgsclub tatsächlich dazu beitragen kann, dass die
00:05:39: Werte, die wir mit dem FC St. Pauli verbinden, insbesondere
00:05:42: Antifaschismus, Antirassismus, Antidiskriminierung, dann
00:05:45: tatsächlich auch noch weiter verbreitet werden. Dieser
00:05:47: Versuch ist ja eigentlich jetzt richtig erst eröffnet worden, ein
00:05:51: Versuchsteilnehmer hat sich gerade aus dem selbigen
00:05:53: verabschiedet, die anderen sind alle dabei und ich hoffe, dass
00:05:57: das gelingt und was das angeht, St. Pauli also jetzt so ganz
00:06:00: allmählich wirklich nicht mehr Underdog, bin ich sehr gespannt
00:06:03: und ja auch immer noch ein bisschen am Verarbeiten.
00:06:06: Aber jetzt natürlich noch mal zur Ausgangsfrage. Celina, wie
00:06:09: hast du denn den Aufstieg erlebt? Ich wollt es auch gerade
00:06:12: fragen, ja. Ich sage mal so, ich habe im Volkspark geweint.
00:06:17: Während des Aufstiegs? Nee, davor.
00:06:22: Und dann habe ich am Millerntor geweint, aus wesentlich
00:06:25: erfreulicheren Gründen. Während ich auf dem Rasen lag.
00:06:30: Und dann musste ich erstmal in Urlaub fahren und hab die
00:06:34: Aufstiegsfeier verpasst, weil ich in Portugal war, was aber für
00:06:37: meine Nerven dann nach den ganzen Strapazen auch dringend
00:06:41: notwendig war. Wollen wir mal in die Thematik starten. Sehr
00:06:45: gerne. Dann werde ich mal wieder die Lose rausholen und dann
00:06:48: gucken wir mal. Warum tust du das, Thomas? Wir müssen auch
00:06:52: immer an unsere Ersthörer*innen denken, weil ungefähr
00:06:55: drei Millionen werden prognostiziert. Wir sind jetzt Erstliga-Podcast.
00:06:59: Weil wir doch immer auslosen, wer dann von euch die Geschichte als erste
00:07:04: verbreiten darf. Genau, denn wer heute einsteigt in unseren
00:07:07: Erfolgspodcast, ihr werdet drei Geschichten hören, welche,
00:07:10: verraten wir jetzt noch nicht, die Reihenfolge
00:07:15: ermittelt Thomas - Don't call him Schiedsrichter.
00:07:19: Gewohnt unbestechlich.
00:07:22: Genau, keine Klarnamen. Genau, ich fange einfach mal an und
00:07:27: lose Christopher. Ah ja.
00:07:29: Ja, Titel, Thesen, Temperamente. In der 14. Folge unseres Podcasts
00:07:33: wenn ich richtig gerechnet hab. Ja, kommt hin. Anlässlich dessen
00:07:37: ist es natürlich so, dass wir hier drei Geschichten vorbereitet haben.
00:07:41: Und meine Geschichte nenne ich "Ein Finale am Telefon oder mein
00:07:46: bescheuertstes Silvester".
00:07:49: Die frühen 80er-Jahre des FC St. Pauli sind selbst für Expert*innen
00:07:52: hier im Museum nicht immer so ganz einfach zu fassen. Also
00:07:56: Lizenzentzug, Amateurfußball, Spiele gegen Lurup und
00:07:59: Delmenhorst, ein leeres Millerntor und eine Truppe
00:08:02: voller No names.
00:08:04: Wir reden ja hier in der Sendung über Titel, Triumphe, Pokale
00:08:07: und warum erzähle ich dann von einer Zeit, in der man mit dem
00:08:10: FC St. Pauli eher mit dem Vollstreckungstitel als mit
00:08:13: Meisterschaften den Verein in Verbindung gebracht hat? Ich
00:08:16: beginne meine Geschichte aber erstmal jetzt an der Küste
00:08:20: Somalias.
00:08:21: Das ist vollkommen logisch. Eben. Da geht es nämlich los.
00:08:24: Wir hatten uns auch darauf geeinigt, dass wir die
00:08:27: Geschichten nicht zu straight erzählen wollen.
00:08:31: Eben.
00:08:32: "5. Januar 1983. Mogadischu. Zu Spielbeginn überreichten wir
00:08:36: jedem Spieler von Horseed FC eine Anstecknadel und einen
00:08:39: Autoaufkleber des FC St. Pauli. Um 22:00 Uhr ist die offizielle
00:08:43: Verabschiedung durch die Verbandsfunktionäre aus Somalia.
00:08:46: Äußerst peinlich. Der somalische Verband überreichte dem Verein
00:08:50: und unserem Delegationsleiter Fritz Grünhage ein Holzgestell
00:08:53: mit einer Elfenbeinskulptur. Der FC St. Pauli hatte für die
00:08:56: offiziellen Somalias keine Geschenke, Hermann Klauck
00:09:00: übergab stattdessen dem Sportminister von Somalia auch
00:09:03: nur einen Autoaufkleber."
00:09:05: Immerhin, das war zu der damaligen Zeit quasi die Hälfte
00:09:09: des flüssigen Vermögens. Hier beschreibt also St. Pauli-
00:09:12: Abwehrspieler Jens-Peter Box in seinem Tagebuch High- und
00:09:15: Lowlights als Teil einer braun- weißen Delegation an der
00:09:18: Ostküste Afrikas im Winter 82/83. Die Delegation war kurz nach
00:09:22: Weihnachten über die Zwischenstation in Kairo in der
00:09:25: somalischen Hauptstadt Mogadischu angekommen. Den Flug
00:09:28: beschreibt Box mit den Worten "Schlafen im Flugzeug schwierig,
00:09:31: Sitzreihen zu eng."
00:09:33: Darf ich eine kurze Zwischenfrage stellen? Wo ist
00:09:36: denn bitte diese Elfenbeinskulptur abgeblieben?
00:09:38: Warum steht die nicht bei uns im Museum?
00:09:41: Wahrscheinlich dürfte die gar nicht ausgeführt werden
00:09:44: wegen Artenschutzbestimmungen. Fritz Grünhage bitte melden. Es
00:09:47: gibt so einige Sachen. Im Zoll
00:09:50: hängengeblieben. Man weiß es nicht. Doch warum war der
00:09:54: FC St. Pauli in Somalia?
00:09:56: Die Frage wird man ja mal stellen dürfen. Wir gehen also
00:09:59: zurück ins Jahr 1979, denn da geht es überhaupt erst richtig
00:10:03: los. Dem FC St. Pauli wurde nach dem Bundesliga-Abstieg, dem
00:10:06: Missmanagement um das Präsidium von Ernst Schacht und Max Uhlig
00:10:10: und der dadurch entstandenen Verbindlichkeiten am Ende der
00:10:13: Zweitliga-Saison 78/79 die Lizenz für die neue
00:10:16: Saison in der zweiten Liga verwehrt. Absturz
00:10:20: ins Amateurlager, Neuaufbau in den drittklassigen Amateur-
00:10:23: Oberliga Nord, der Vorstand um Max Uhlig und Ernst Schacht trat
00:10:26: zurück und mit Wolfgang Kreikenbohm, einem
00:10:29: Bundeswehroffizier a.D. und Ponyhofbesitzer in
00:10:31: Personalunion, war ein neuer Präsident gewillt, den maroden
00:10:34: Klub zu sanieren.
00:10:36: Doch dies erwies sich als eine zähe Angelegenheit. Unter Neu-
00:10:40: Trainer Kuno Böge errang man dann am Ende der Saison 79/80 einen
00:10:44: enttäuschenden 10. Platz in der Amateur-Oberliga Nord, Man
00:10:48: landete hinter Clubs wie dem uns allen bekannten MTV Gifhorn und
00:10:52: Union Salzgitter.
00:10:55: Doch bereits in der Folgesaison erreichte man mit einer Gruppe
00:10:58: an jungen Spielern wie Jürgen Gronau, Reenald Koch und Joachim
00:11:02: Philipkowski, der den durchschnittlichen St. Pauli-
00:11:05: Fans ja vielleicht sogar noch was sagt, den ersten Platz in
00:11:08: der Amateur-Oberliga Nord und damit erstmals der Titel in der
00:11:12: besagten Oberliga Nord. Doch es folgte kein Aufstieg in den
00:11:15: Profifußball, an dieser Stelle zitiere ich zum ersten, aber
00:11:18: nicht zum letzten Mal einen Evergreen aus deutschen
00:11:21: Fankurven: "Scheiß DFB". Denn der DFB pochte
00:11:24: darauf, den Fußball zu professionalisieren und die
00:11:27: damals zweigleisige zweite Liga zu einer eingleisigen zu
00:11:31: fusionieren. Dies führte dazu, dass es keinen Aufsteiger aus
00:11:35: der Liga unterhalb der neuen zweiten Liga geben sollte.
00:11:38: Skandal. Der damalige Kapitän des FC St. Pauli, Michael
00:11:41: Strunck, erinnert sich: "Das war schon eine Enttäuschung, weil wir
00:11:45: wussten ja, dass wir die deutsche Meisterschaft oder
00:11:48: besser norddeutsche Meisterschaft gewonnen haben und
00:11:52: leider Gottes nicht aufsteigen konnten.
00:11:54: Das ist natürlich sehr schade gewesen. Wir wären gerne
00:11:57: aufgestiegen mit der Mannschaft und ich glaube, wir hätten mit
00:12:01: der Mannschaft auch noch was erreichen können zu der Zeit der
00:12:04: zweiten Liga." Einziger Trost, der FC St. Pauli durfte als Meister
00:12:08: der Oberliga Nord an der Qualifikationsrunde zum Finale
00:12:11: um die deutsche Amateurmeisterschaft 1981
00:12:13: teilnehmen. Richtig gehört, es gab den offiziellen Titel
00:12:16: Deutscher Amateurmeister, es gab sogar eine deutsche Amateur-
00:12:20: Nationalmannschaft. Zur Saison 1949/50 noch vor Gründung der
00:12:23: Bundesliga führte der DFB den sogenannten Vertragsspieler in
00:12:27: der höchsten deutschen Liga ein.
00:12:30: Ein Spieler, der für seine Tätigkeit auf dem Feld entlohnt
00:12:33: wurde. Man nannte diese Spieler Halbprofis. Alle
00:12:36: Nichtvertragsspieler und alle Vereine unterhalb der damals
00:12:39: ranghöchsten Oberliga galten weiterhin als Amateure. Erst mit
00:12:43: Einführung der Bundesliga 1963 endete der DFB die Statuten und
00:12:47: es wurde knapp 80 Jahre nach Beginn des Profifußballs in
00:12:50: England auch auf deutschen Sportplätzen von bezahltem
00:12:53: Fußball gesprochen. Österreich führte übrigens schon 1923/24
00:12:57: Profifußball ein, also
00:12:59: Deutschland schon immer Vorreiter in allem gewesen.
00:13:03: Und eben diese Amateurvereine spielten zum Ende jeder Saison
00:13:07: um den offiziellen Verbandstitel deutscher Amateurmeister.
00:13:11: Vereine wie der TSV Marl-Hüls, SC Tegel oder STV Horst-Emscher
00:13:15: konnten diesen prestigeträchtigen Titel erringen. Rekordsieger ist
00:13:20: bis heute übrigens der SC Jülich von 1910 mit drei Titeln in Folge
00:13:24: von 1969 bis 1971. Falls Ihr Euch fragt, wo Jülich ist, das ist in
00:13:28: Nordrhein-Westfalen, ganz klar. Nach mehreren Veränderungen am
00:13:32: Modus fand das letzte echte Finalspiel um die deutsche
00:13:36: Amateurmeisterschaft am 15. Juni 1997 zwischen Rot-Weiß
00:13:40: Oberhausen und dem SSV Reutlingen 05 statt. Wir hören
00:13:43: mal kurz rein: "Oliver
00:13:45: Ebersbach mit einer 100- prozentigen Chance. Er scheitert
00:13:49: an Gästetorwart Potye. Das wäre es noch einmal gewesen, danach
00:13:53: aber der Schlusspfiff im Niederrheinstadion, der SSV
00:13:57: Reutlingen schlägt Rot-Weiß Oberhausen mit 2:1.
00:14:01: Der dritte der Regionalliga Süd, zum zweiten Mal nach 1974
00:14:05: deutscher Amateurmeister und der Jubel nach der Partie genauso
00:14:09: meisterlich wie die Vorstellung der verjüngten Mannschaft von
00:14:13: Trainer Martin Hägele während der gesamten 90 Minuten zuvor.
00:14:17: Glückwunsch auch von hier an den SSV Reutlingen."
00:14:22: Ja Glückwunsch auch von hier. Aber natürlich. SSV
00:14:25: Reutlingen, das ist ja auch ne tolle Sache. Ja und 16 Jahre
00:14:28: zuvor 1981 mischte nun also der FC St. Pauli mit als
00:14:31: amtierender Meister der Amateur- Oberliga Nord.
00:14:34: Insgesamt acht Meister der jeweiligen Oberliga-Staffeln
00:14:37: traten in Hin- und Rückspielen gemeinsam oder gegeneinander im
00:14:41: KO-System an. Ende Mai 1981 musste der FC St. Pauli nun, man
00:14:45: stelle es sich vor, zum 1. FSV Mainz 05, Meister der
00:14:48: Oberliga Südwest. In schicken neuen Trikots, extra für diesen
00:14:52: Anlass mit "Block House" beflockt. Offenbar wollte man sich nicht
00:14:56: die Blöße geben mit dem regulären Sponsor "Bierbörse
00:14:59: Kleinkleckersdorf" aufzulaufen.
00:15:03: Dass ausgerechnet ein Ur-HSVer wie Eugen Block den FC St. Pauli
00:15:07: sponserte, kann ich mir persönlich nur damit erklären,
00:15:10: dass man im Jahr 1981 dem kleinen Stadtteilverein
00:15:13: keinerlei Potenzial zusprach, um dem HSV jemals den Rang als
00:15:16: Nummer Eins in der Stadt abzulaufen.
00:15:20: Klares Fehlurteil, würde ich sagen. Danke Eugen Block, Du
00:15:23: warst dafür verantwortlich.
00:15:25: Bevor er öffentlich zugab, die AfD zu wählen, die es damals ja
00:15:28: auch noch nicht gab. Mit einem 1:0 im Hinspiel und einem 3:1 im
00:15:32: Rückspiel setzte man sich also gegen die Mainzer durch. Eine
00:15:35: Woche später stand bereits das Halbfinalspiel gegen den MTV
00:15:38: Ingolstadt an, aus dem 2004 übrigens der
00:15:40: ehemalige Bundesligist FC Ingolstadt 04 hervorgeht. Für
00:15:44: den bereits erwähnten Jens-Peter Box Fußball unter erschwerten
00:15:47: Bedingungen. Wir hören mal rein: "Und dann ist letztendlich
00:15:51: Saisonende, Urlaubsplanung für diese Zeit gewesen und meine
00:15:54: Frau hatte Urlaub und wir wollten verreisen und haben
00:15:57: letztendlich den Urlaub auch gemacht, aber so, dass wir die
00:16:01: Möglichkeit hatten,
00:16:04: dann im Falle einer deutschen Amateurmeisterschaft die Spiele
00:16:07: mitzumachen. Das war nicht so einfach, weil man nicht
00:16:11: wusste, wann und wo finden diese Spiele statt. Wir haben
00:16:14: letztendlich dann den Urlaub in Österreich verbracht und haben
00:16:17: dann die Möglichkeit genutzt, dann für die Spiele, die während
00:16:21: der Urlaubszeit stattgefunden haben, dann eine Unterbrechung
00:16:24: des Urlaubs vorzunehmen, um an diesen Spielen teilnehmen zu
00:16:28: können. Dabei ist mir einer abgerutscht, der ist dann auch reingegangen, wir
00:16:31: sind weitergekommen und das war natürlich die Krönung
00:16:34: schlechthin. Aus dem Urlaub mal kurz zurück, ein Tor schießen
00:16:38: und wieder in den Urlaub fahren."
00:16:41: Ja, so ist das Profitum: Urlaub, Tor, Urlaub. Genau. Aber es ist
00:16:44: ja die Amateurmeisterschaft, also kein Profitum. Amateurtum
00:16:47: genau, Amateurprofitum sagen wir mal, haben wir auch eine gewisse
00:16:50: Tradition drin.
00:16:52: Ja, also St. Pauli zog mit einem 2:1 Hinspielsieg und einem
00:16:56: dramatischen 2:2 bei den Ingolstädtern ins Finale ein.
00:16:59: Dort sollte man auf die Amateure des 1. FC Köln treffen.
00:17:05: "Finale! Bravo St. Pauli", titelte die 'Hamburger
00:17:08: Morgenpost'. Mit dem Flieger sollte es zurück nach Hamburg
00:17:11: gehen, wusste die 'MoPo' zu berichten und schrieb dazu
00:17:14: "Singend und tanzend, aber diszipliniert, war bald Münchens
00:17:18: Flughafen in St. Paulis Händen. Strahlend voran Trainer Kuno
00:17:22: Böge". Es wurde also laut 'Morgenpost' diszipliniert
00:17:25: gefeiert.
00:17:26: Und getanzt. Und getanzt, aber diszipliniert. Ein etwas anderes
00:17:30: Bild zeichnete Springer- Journalist Gerhard Peters.
00:17:35: "Ingolstadt, 9. Juni. "Jetzt reißen wir Ingolstadt ab", brüllte
00:17:38: Walter Frosch durch die Kabinengänge des MTV-Stadions.
00:17:41: "Aber wir müssen gleich los", widersprach einer. Walter lachte
00:17:44: nur, "das dauert doch nicht lange".
00:17:47: Wirklich, im Sprüche klopfen und Feiern ist St. Pauli schon
00:17:51: Meister. Die Rückreise von Ingolstadt nach Hamburg war eine
00:17:54: einzige Fete. Ein "Hipp Hip Hurra" nach dem andern und Sekt satt
00:17:58: schon in der Kabine. Busfahrer Alois hatte für die Fahrt zum
00:18:02: Flughafen nach München genug Sechserpackungen Pils unterm
00:18:05: Sitz und die passende Kassette im Rekorder, Heinos größte
00:18:09: Erfolge. Mehr laut als schön, grölten alle also mit bei "Die
00:18:12: schwarze Barbara". Obmann Schröder versuchte zu "Caramba Caracho, ein
00:18:16: Whisky", einen Schuhplattler zwischen Lenkrad und Sitz". Das
00:18:19: klingt alles ganz fantastisch. "Hinten
00:18:22: spielten die fünf Jugendspieler schüchtern Skat. Präsident
00:18:25: Kreikenbohm überlegte, ob er Dienstag oder Mittwoch
00:18:27: Vorstandssitzung halten sollte und überhörte großzügig als
00:18:31: Frosch trocken meinte "Macht doch Dienstag und Mittwoch", den Gag
00:18:34: habe ich nicht verstanden, aber gut, wird damals wahrscheinlich
00:18:37: irgendwie funktioniert haben. Doppelte Vorstandssitzung ist
00:18:40: ein Brüller. "Keinen störte es, als im Flugzeug die Gassenhauer der
00:18:44: Vorsänger Strunck, Noldt und Mackensen immer unfeiner wurden.
00:18:47: Warum auch. Trainer Böge freute sich an Bier und Korn. Präsident
00:18:50: Kreikenbohm auf das nächste NDR- Interview. Riesenbeifall für
00:18:53: Mackensens Parole "Wenn Köln kommt, sollen sie die Bundesliga-
00:18:56: Mannschaft schicken, sonst erledigen wir das Endspiel
00:18:59: telefonisch."
00:19:00: Da sind echt ein paar dabei, die sind quasi zeitlos. Also
00:19:04: mit dem telefonischen Endspiel zum Beispiel. "Später, als man
00:19:08: mit Damen und Asti Spumante im Swimmingpool von Gönner
00:19:11: Schwemmer plätscherte, fand Verteidiger Strunck alles nur
00:19:15: noch
00:19:15: "allerliebst".
00:19:18: Wow. Entzückend hätte ich auch sehr hübsch
00:19:21: gefunden. Ich muss dazu sagen, aufgrund der sehr vielen
00:19:23: Flüchtigkeitsfehler im Text von Gerhard Peters hat Gerhard Peters
00:19:26: wahrscheinlich auch einen Korn mitgetrunken.
00:19:29: Ja, also gute Laune auf dem braun-weißen Gute Laune-Dampfer
00:19:32: und ein Finalsieg am Telefon, wie ihn Uwe Mackensen prophezeit
00:19:36: hat. "Caramba, Caracho, ein Whisky", und da hören wir doch
00:19:39: mal rein.
00:19:43: "Caramba, Caracho, ein Whisky Caramba, Caracho, ein Gin.
00:19:50: Verflucht, Sacramento, Dolores und alles ist wieder hin"
00:19:58: Das ist ein schönes Lied. Kulturprogramm hier. Verflucht,
00:20:03: Sacramento, Dolores. Abriss.
00:20:07: Ich weiß nicht, ob Deichkind jemals die Leute so in Ekstase
00:20:10: versetzt haben wie "Caramba, Caracho, ein Whisky" im Flieger
00:20:13: von München nach Hamburg. Warum haben wir eigentlich nicht Heino zur Aufstiegsfeier
00:20:16: eingeladen? Aus Gründen. Mashup mit "Krawall und Remmidemmi"
00:20:20: wäre ja drin. Zurück zu dieser wunderbar beseelten
00:20:24: Delegation, die sich auf dem Rückweg aus dem gewonnenen
00:20:27: Halbfinale aus Ingolstadt wieder zurück nach Hamburg machte.
00:20:31: Präsident Wolfgang Kreikenbohm gab etwas nüchterner, aber nicht
00:20:35: weniger selbstbewusst als Uwe Mackensen zu Protokoll, "Ich hole
00:20:39: das Finale nach Hamburg."
00:20:42: Der DFB bestimmte damals, dass das Finale im Heimstadion eines
00:20:45: Finalteilnehmers ausgespielt werden musste. Kreikenbohm
00:20:48: weiter: "Ich will über einen Sponsor, vielleicht eine
00:20:51: Hamburger Brauerei, das Spiel nach Hamburg bringen. Dem Gegner
00:20:54: wird eine Einnahmebeteiligung und Reisespesen versprochen.
00:20:57: Schaffen wir das, machen wir ein Volksfest daraus."
00:21:02: Ja, offensichtlich. Dieses Volksfest hat es nie gegeben,
00:21:05: denn das Finale fand im Franz- Kremer-Stadion in Köln statt.
00:21:10: Sehr zur Enttäuschung
00:21:12: des FC St. Pauli. Die Anspannung im Verein war wie zu
00:21:16: erwarten hoch, immerhin das erste überregionale Finale der
00:21:20: Vereinsgeschichte. In der Vereinszeitung titelte man
00:21:24: "FC St. Pauli im Endspiel gegen Köln. St. Pauli Fans". Ich mach es
00:21:28: mal anders.
00:21:30: FC St. Pauli im Endspiel gegen Köln! St. Pauli-Fans! Ganz
00:21:35: Fußball, Deutschland blickt nach Köln! Unterstützt unseren Club
00:21:39: durch zahlreiche Anreise und ein gutes Bild in der
00:21:43: Öffentlichkeit!
00:21:45:
00:21:47: Jetzt Flagge zeigen! St. Pauli
00:21:50: ist wieder in. Ausrufezeichen? Ohne Ausrufezeichen, Punkt. So in ist
00:21:52: St. Pauli auch wieder nicht gewesen.
00:21:55: Ja, St. Pauli war also wieder in und so in das etwa 7.000
00:21:58: Menschen das Finale gegen die Köln-Amateure in Köln sehen
00:22:01: wollten und ganz Fußball- Deutschland war wohl auch ein
00:22:03: wenig übertrieben, denn es blickte nicht einmal die Presse
00:22:06: wirklich am 14. Juni zum Finale der Amateurmeisterschaft.
00:22:11: Die Spielzusammenfassung las sich etwa so: "Vor 7.000 Zuschauern
00:22:14: schoss Bernd Grabosch die Kölner nach 20 Minuten in Führung, St.
00:22:18: Pauli drängte auf den Ausgleich und jubelte, als Uwe Knodel den
00:22:21: Ball eine Viertelstunde vor Schluss in die Kölner Maschen
00:22:24: bugsierte, doch Schiedsrichter Franz-Josef Hontheim verweigerte
00:22:28: dem Treffer die Anerkennung.
00:22:31: Libero Frosch stürmte wutentbrannt auf den
00:22:33: Innenrichter zu, um sich zu beschweren. Damit fehlte er
00:22:36: hinten, als Hans Faust im Gegenzug das Tor zum 2:0
00:22:39: schoss. Also ein weiteres Mal "Scheiß DFB", und das zumindest
00:22:43: aus Sicht von Walter Frosch, denn der sagte "Der Ball war
00:22:46: mindestens 20 Zentimeter hinter der Linie, das haben die Herren
00:22:49: vom DFB doch fein geplant, das sieht man ja auch schon am
00:22:52: Heimspiel der Kölner" und mit Nachdruck sagte er dem
00:22:55: 'Abendblatt'-Reporter "Das können Sie alles so schreiben". Auch für
00:22:58: Michael Strunck, den damaligen Kapitän, war der Schuldige
00:23:02: klar.
00:23:03: "Das Spiel hätten wir auch gewinnen können, aber wir haben
00:23:06: es nicht gewonnen aufgrund dessen, weil so viele
00:23:08: Entscheidungen da waren. Da haben sich auch der ganze Verein
00:23:10: oder der Vorstand auch darüber aufgeregt.
00:23:13: Ich weiß nur, dass wir ins Flugzeug gestiegen sind, nach
00:23:16: Köln geflogen sind und dann das Spiel gemacht haben. Und da im
00:23:20: Endeffekt richtig verschaukelt wurden."
00:23:25: Aufgrund des engen Spielplans rund um das Finale und der
00:23:27: Entscheidung des Hamburger Verbands, sich nicht für ein
00:23:30: Heimspiel St. Paulis im Finale einzusetzen, nannte Trainer Kuno
00:23:33: Böge den Verband schlicht "eine Mafia".
00:23:35: Kreikenbohm sprach nur von "Enttäuschung gegenüber dem
00:23:38: Verband" und dass man sich trotz Meisterschaft trotzdem erst noch
00:23:42: über eine Ausscheidungsrunde für den DFB-Pokal qualifizieren
00:23:45: müsse, ließe Kreikenbohm auch "am Verband zweifeln".
00:23:49: Aufgebracht ging es zum Abschlussbankett der Funktionäre
00:23:52: und Teams. Ob die Hühnersuppe mit Einlage und das
00:23:54: Boeuf Stroganoff mit gemischtem Salat die Wut besänftigen
00:23:57: konnte, bleibt leider ungeklärt.
00:23:59: Nach 1981 wurde der FC St. Pauli noch zweimal Meister der
00:24:03: Oberliga Nord, bis man sich ab 1987 endgültig wieder im
00:24:06: deutschen Profifußball etablieren konnte.
00:24:10: Du hast die frischen Erdbeeren zum Dessert vergessen. Frische
00:24:13: Erdbeeren gab es auch, lecker, lecker. Als Geschenk für die Meisterschaft
00:24:17: 1981 und Finalteilnahme schickte der DFB nun den FC St. Pauli im
00:24:21: Winter 1982/83 nur knapp anderthalb Jahre nach der Liga-
00:24:24: Meisterschaft dann auf eine eingangs erwähnte gesponserte
00:24:28: Reise nach Ostafrika. Vom 27. Dezember bis 17. Januar waren
00:24:31: Somalia, Kenia und Tansania die Station der 16-köpfigen
00:24:35: Reisegruppe aus St. Pauli. In extra angefertigten blau-weißen
00:24:38: Trikots ohne Wappen und mit 100% Polyester spielte man sechs
00:24:42: Spiele in drei Ländern vor mehr als 89.000 Zuschauern. Eine Reise
00:24:46: nicht ohne Unwägbarkeiten und Hürden, wie so oft scheiterte der
00:24:50: Verein auch manchmal an sich selbst.
00:24:52: So gab Jens-Peter Box zur vom Verein organisierten
00:24:55: Silvesterfeier in Somalia zu Protokoll: "Mogadischu 31.12.1982.
00:24:59: Noch nie so bescheuert Silvester gefeiert. Unsere Clubfunktionäre
00:25:03: sind einfach zu blöd."
00:25:06: Ein schönes Schlusswort.
00:25:09: Übrigens kann man auch gleich damit verbinden, dass man dieses
00:25:11: Horror-Trikot in Blau bei uns im Museum im
00:25:14: Original sehen kann. Aber hallo. Auch Stories über diese tatsächlich
00:25:19: sehr außergewöhnliche Afrika Reise dann lesen kann. Mit
00:25:22: ihrer frohsinnigen, jedenfalls zum Teil frohsinnigen Vorgeschichte,
00:25:26: die Ihr jetzt gerade erfahren habt, zusammen besonders gut. Ja,
00:25:30: blau-weiß doch eine fantastische Farbkombination für St. Pauli-Trikots.
00:25:34: Ja, kaum verbraucht, mir fiele kein Hamburger Club ein, der das
00:25:38: schon verwendet. Kein sportlich relevanter
00:25:42: jedenfalls. Es ist ja nicht so, dass wir nicht zwölf Jahre
00:25:46: später in schwarz-weiß-blau aufgelaufen sind.
00:25:50: Ab und zu muss es einfach mal sein. Das blau-weiß lag ja an dem dann
00:25:53: auch nur Sponsor, der da für diese Afrikareise sein Logo auf
00:25:56: die Brust hat tackern lassen. So eine Baufirma, die eben
00:25:59: Firmenfarben blau-weiß hatte. Aber der Vorteil ist ja, dieses
00:26:02: blau-weiße Trikot hat hier in Deutschland oder in Hamburg nie
00:26:05: jemand zu Gesicht bekommen, also spielend, weil es eben nur bei
00:26:08: dieser Afrikareise getragen wurde, insofern. Außer Besucher*innen
00:26:11: des FC St. Pauli-Museums. Das hängt als Mahnmal bei uns im
00:26:14: Museum tatsächlich.
00:26:15: Es ist so, dass insbesondere jüngere Fans vom Glauben abfallen, wenn
00:26:19: sie das sehen, haben wir schon öfter mal erleben dürfen. Ich
00:26:22: weiß auch nicht, ob die Älteren, da haben wir anscheinend
00:26:25: schon zu viel schlimme Trikots erlebt, die wundern sich dann
00:26:28: meistens etwas weniger.
00:26:30: Ja, wir haben noch ein paar Geschichten auf Lager, da werd
00:26:34: ich mal wieder ein bisschen mischen und aufblättern.
00:26:38: Und erblicke Celina. Als St. Pauli- Fan und Mitarbeiterin eines
00:26:41: Museums, in dem Stand heute keine einzige Trophäe zu sehen
00:26:45: ist, wir haben ja schon angekündigt, dass sich das bald
00:26:48: ändern wird, aber aktuell sind da keine,
00:26:52: hab ich mit dem Thema dieser Folge zunächst ein bisschen
00:26:55: gefremdelt und hab mir dann nur folgerichtig überlegt über einen
00:26:59: Pokal zu sprechen, den wir nie gewonnen haben, nämlich über den
00:27:03: DFB-Pokal.
00:27:04: In 81 Austragungsrunden ist der FC St. Pauli dreimal bis ins
00:27:08: Achtelfinale und fünfmal bis ins Viertelfinale gekommen. Das
00:27:12: Halbfinale haben wir genau einmal erreicht, im April 2006
00:27:16: gegen Bayern München.
00:27:17: Es wird euch jetzt sicher nicht wundern, dass der FC Bayern mit
00:27:21: 20 Siegen und 24 Endspielteilnahmen das
00:27:24: erfolgreichste Team in der Geschichte des DFB-Pokals ist.
00:27:27: Außerdem ist München eine von nur drei Städten, die zwei DFB-
00:27:30: Pokalsieger hervorgebracht hat. Denn auch 1860 hat zweimal den
00:27:34: DFB-Pokal gewonnen. 1942 und 1964. Preisfrage: Wisst Ihr,
00:27:37: welches die anderen Städte sind? Liebe Zuhörer*innen zu Hause, Ihr
00:27:41: könnt jetzt einmal kurz auf Pause drücken und in Ruhe
00:27:44: überlegen, ich bin mir sicher, dass meine Expertenkommission
00:27:48: hier gleich ohne lange nachzudenken die richtige
00:27:51: Antwort raushauen wird.
00:27:53: Ich frag noch mal.
00:27:56: Welche zwei anderen Städte außer München haben in ihrer
00:28:00: Geschichte zwei DFB-Pokalsieger hervorgebracht? Berlin und
00:28:03: Cuxhaven.
00:28:05: Das ist, glaube ich, also mindestens bei Cuxhaven ist es
00:28:08: sicherlich falsch. Mir würde nicht mal ein Verein aus Cuxhaven einfallen. Das
00:28:11: ist doch Deine Hood. Wie heißt denn der Verein von Cuxhaven? In
00:28:14: Wirklichkeit Cuxhavener Sportverein, der wurde dann
00:28:17: wegfusioniert zu Rot-Weiß
00:28:18: Cuxhaven, das gibt ihn jetzt glaube ich wieder
00:28:21: irgendwie als lauen Abklatsch, aber früher,
00:28:23: als da noch solide Arbeit geleistet wurde, waren wir quasi
00:28:27: Pokalsieger.
00:28:29:
00:28:33: Ich würde jetzt, also bei einer Stadt bin ich mir
00:28:35: glaube ich relativ sicher. Das ist nämlich Essen. Ich
00:28:38: glaube, es war nämlich Schwarz- Weiß, die haben das glaube ich,
00:28:41: Schwarz-Weiß Essen, die haben das weiß nicht 50er-Jahre,
00:28:43: irgendwann glaube ich mal den Pokal gewonnen. Beide in den
00:28:46: 50ern. Oder beide, genau und Rot- Weiss Essen.
00:28:49: Auf jeden Fall war Rot- Weiss Essen nach Schwarz-Weiß
00:28:51: Essen.
00:28:53: Ja, Schwarz-Weiß Essen hat 1959 den DFB-Pokal gewonnen.
00:28:59: Und Rot-Weiss Essen 1953. Das ist dann eher davor.
00:29:04: Ja, richtig.
00:29:08: Und die dritte Stadt? Das ist auch zugegebenermaßen die, auf
00:29:11: die man am schwersten kommt.
00:29:15: Wüsste ich tatsächlich, weil das wirklich so eine Besonderheit
00:29:17: ist, dass ist tatsächlich Wien. Richtig, Wien, und weißt Du auch
00:29:20: welche Wiener Vereine?
00:29:23: Rapid auf jeden Fall.
00:29:26: Die waren das erste und dann First Vienna. First Vienna,
00:29:29: Wienna oder Vienna. Ich hätte es jetzt Vienna ausgesprochen, das
00:29:33: müssten Wiener*innen mir sagen, wie das genau ist. Vienna,
00:29:36: vielleicht auch Wienna wie Wien, ich weiß es nicht.
00:29:40: Wir haben auch lange nichts mehr über Trittau gesagt.
00:29:44: Die waren auch nie Pokalsieger, aber Wien ist glaube ich
00:29:49: richtig. Wien ist richtig genau, also Rapid Wien hat 1939 den
00:29:53: Pokal gewonnen gegen FSV Frankfurt und First Vienna würde
00:29:57: ich sagen, hat 1943 im Finale gewonnen und zwar gegen den LSV
00:30:02: Hamburg.
00:30:03: Wofür steht LSV?
00:30:06: Luftwaffensportverein. Korrekt.
00:30:09: Denn das Wien zwei DFB-Pokalsieger hervorbringen konnte, ist
00:30:14: offensichtlich den Besonderheiten der Zeit
00:30:17: zuzuordnen und dem "Anschluss" Österreichs, in Anführungszeichen
00:30:21: "Anschluss".
00:30:23: Der LSV Hamburg bestand aus Flakschützen, die in Hamburg
00:30:27: ihren Kriegsdienst absolvierten. Mit dabei Nationalspieler und
00:30:30: St. Paulianer - Karl Miller. Karl Miller.
00:30:33: Für Miller war die Partie gegen First Vienna bereits das dritte
00:30:37: Pokalendspiel. Als Gastspieler des Dresdner SC war er schon an
00:30:41: den Pokalsiegen 1940 und 1941 beteiligt gewesen, also an den
00:30:44: Pokalsiegen des Dresdner SC. Und nicht nur er, sondern
00:30:48: auch noch Heinz Hempel, Walter Dzur, Helmut Schön, Fritz
00:30:52: Machate und Heinrich Schaffer, glaube ich, habe ich alle, habe
00:30:56: ich alle aus dem Kopf. Das müssten alle sein. Ich kann das bestätigen, hat
00:30:59: keinen Zettel in der Hand, das ist etwas schockierend.
00:31:04: Die alle später in der Wunderelf außer Helmut Schön, glaube
00:31:07: ich dann, den zählt man nicht zur Wunderelf dazu. Zwei Auftritte
00:31:10: reichen nicht. Also ich habe drei in der Statistik, aber offenbar
00:31:13: nicht viele. Aber wo ist der eigentlich? Wiesbaden?
00:31:19: Entschuldigung, raus. Also wenn ihr Euch ein ähnliches Level an
00:31:23: Fußball Know How erarbeiten wollt wie wir, dann könnt Ihr
00:31:27: zum Beispiel all diese Dinge auf der Webseite des DFB nachlesen.
00:31:32: Dafür findet sich in der Rubrik Statistik
00:31:35: eine fortlaufend geführte Liste aller bisherigen DFB-
00:31:40: Pokalsieger. Diese Liste beginnt in der Saison 1934/35.
00:31:46: Aber ich weiß, was Ihr Euch jetzt fragt. Wie ist der DFB-
00:31:50: Pokal eigentlich entstanden?
00:31:54: Die Sportzeitschrift 'Fußball' berichtet im November 1934.
00:31:59: "Auf Veranlassung des Herren Bundesführers Linnemann hat der
00:32:02: Reichssportführer von Tschammer und Osten in diesen Tagen der
00:32:06: deutschen Fußballgemeinde einen Pokal gestiftet, um den die
00:32:09: Mannschaften unserer Vereine spielen sollen.
00:32:13: Damit kann nunmehr eine Idee verwirklicht werden, die im
00:32:16: Hinblick auf die große Popularität der Spiele um den
00:32:18: Pokal von England im Verlauf der Jahre auch in Deutschland immer
00:32:21: wieder erörtert wurde.
00:32:23: Über theoretische Betrachtung sind wir deshalb nie
00:32:26: hinausgekommen, weil vor 1933 überhaupt jede Idee im Streit
00:32:30: der vom", und Achtung, jetzt kommt so ein süddeutsches Wort,
00:32:33: "Kantönligeist" regierten deutschen Fußballorganisation
00:32:37: unterging."
00:32:39: Kantönligeist ist schweizerisch, abwertend für engstirniges,
00:32:42: provinzielles Denken.
00:32:44: Was Eugen Seybold, der Herausgeber des 'Fußball', damit
00:32:47: ausdrücken wollte, ist relativ eindeutig. Der lange gehegte
00:32:50: Traum von einem deutschen Vereinspokal konnte nur durch
00:32:53: die Gleichschaltung des deutschen Fußballs und durch die
00:32:56: Auflösung der Regionalverbände verwirklicht werden.
00:32:59: Durch das Führerprinzip, das nun auch im Fußball galt und von
00:33:02: Linnemann ausgefüllt wurde, gab es keinen nennenswerten
00:33:06: Widerspruch mehr. Also beim DFB von Linnemann.
00:33:09: Diese Gleichschaltung hatte DFB- Präsidenten und Pokalinitiator
00:33:13: Felix Linnemann selbst aktiv vorangetrieben.
00:33:16: Die erste deutsche Vereinspokalmeisterschaft wurde
00:33:19: dann 1935 ausgetragen.
00:33:21: 4.000 Vereine nahmen an dieser ersten Auflage teil. In der
00:33:24: ersten Runde spielten die Kreisligisten gegeneinander, ab
00:33:28: der dritten Runde stiegen dann auch die Gauligisten ein. Die
00:33:31: erste Schlussrunde startete am 18. August 1935, das Finale wurde
00:33:35: am 8. Dezember 1935 im Düsseldorfer Rheinstadion
00:33:38: ausgetragen, damals war das nämlich noch nicht definiert,
00:33:41: dass das Pokalfinale in Berlin stattfinden muss, deshalb im
00:33:44: Düsseldorfer Rheinstadion. Der 1. FC Nürnberg schlug den
00:33:48: Lieblingsverein des Reichssportführers, Schalke 04
00:33:51: mit 2:0.
00:33:52: Wobei das mit dem festen Berlin-Standort ist ja tatsächlich erst 1985
00:33:56: das erste Mal so gemacht worden, weil Berlin 1988 eben nicht als
00:34:01: Austragungsort bei der EM in Deutschland, aus
00:34:05: politischen Gründen hat man darauf verzichtet, Berlin da mit
00:34:09: als Standort. Als Ausgleich haben sie dann für drei Jahre oder
00:34:13: so das Pokalfinale gekriegt und weil das so gut angekommen ist
00:34:18: sozusagen, ist es seitdem immer da, das ist so der Hintergrund.
00:34:22: Total gut
00:34:23: angekommen. Naja, offensichtlich haben die das dann weitergeführt
00:34:26: bis heute. Es ist ja auch ein großes Stadion.
00:34:30: Ja, im Sommer 1936 wurde der deutsche Vereinspokal dann dem
00:34:33: Stifter zu Ehren in Tschammerpokal umbenannt. Der Pokal selbst, und
00:34:37: jetzt sind wir wieder bei Podcast als visuelles Medium,
00:34:40: ich versuch Euch mal ein Bild zu zeichnen, sah aus wie eine
00:34:43: überdimensionierte silberne Blumenvase mit Henkeln und trug
00:34:47: die Inschrift "Deutscher Fußballpokal. Wanderpokal des
00:34:50: Reichssportführers" plus eingraviertes Hakenkreuz. Nach
00:34:53: und nach wurden dann die Namen und die Wappen der Siegerteams
00:34:56: ergänzt.
00:34:58: Der FC St. Pauli kam nur zweimal über die Qualifikationsphase des
00:35:02: Tschammerpokals hinaus. 1937 und 1938. Beide Male war in der
00:35:06: Hauptrunde dann direkt wieder Schluss. 1937 verlor man zu
00:35:10: Hause gegen Rot-Weiß Oberhausen, 1938 auswärts 1:5 bei Rot-Weiss
00:35:14: Essen. Zu diesem Zeitpunkt spielte Karl Miller übrigens
00:35:18: noch für die Pokalmannschaft des FC St. Pauli, also Karl Miller
00:35:22: hat mit drei Teams am Tschammerpokal- Wettbewerb teilgenommen.
00:35:28: Darf ich noch kurz was Aktuelles einfügen oder eine Brücke ins
00:35:32: heute? In dieser Zeit 19, ich glaube es war auch 37 haben wir
00:35:36: nämlich auch
00:35:39: das erste Mal und auch das einzige Mal, doch 1937.
00:35:42: Entschuldigung, Juni 1937 gegen eine Mannschaft aus Halle gespielt,
00:35:45: wie wir es ja demnächst wieder tun werden.
00:35:48: Aber? Aber sie hieß dann noch nicht Hallescher FC, den gab es
00:35:52: erst viel, viel später, sondern die Sportfreunde Halle. 6. Juni
00:35:55: 1937, 4:1 Heimsieg, aber die Sportfreunde Halle sind nicht
00:35:59: der Vorgängerverein vom HFC, das war ein Verein namens
00:36:02: Wacker Halle. Die Sportfreunde sind 1945 aufgelöst worden, wie
00:36:05: eigentlich alle Vereine im Osten und sind dann nie
00:36:09: wiedergegründet worden, aber es war das erste und einzige Mal, dass
00:36:12: die erste Mannschaft des FC St. Pauli gegen eine Mannschaft aus
00:36:16: Halle gespielt hat und jetzt heute das zweite Mal oder heute,
00:36:19: in diesem Jahr, besser gesagt.
00:36:23: Sehr interessant.
00:36:26: Für fußballhistorisch interessierte Menschen. Also nicht für
00:36:29: alle Menschen vielleicht. Doch. Definitiv. Warum seid
00:36:33: Ihr sonst hier, wenn Ihr das nicht hören wollt. Warum hören uns dann
00:36:37: so viele Millionen? Es hören ja eigentlich alle. In den
00:36:40: ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs wurde der Pokal als
00:36:44: Ablenkung vom Kriegsalltag inszeniert und weiter
00:36:47: ausgetragen, das letzte Finale fand 1943 statt. In seiner
00:36:50: Funktion als Kriminalist und Leiter der Kripo-Leitstelle
00:36:54: Hannover war Felix Linnemann ab 1939 aktiv am Massenmord an
00:36:57: Sinti und Roma beteiligt.
00:37:00: Im selben Jahr, in dem sich der DFB formell auflöste, Linnemann
00:37:03: gehörte zu den Liquidatoren, also 1940, trat Linnemann
00:37:06: außerdem in die SS ein und brachte es innerhalb von fünf
00:37:09: Jahren bis zum Standartenführer. Und was meint ihr, wie lange hat
00:37:13: der Nachkriegs-DFB gewartet, bis er den Tschammerpokal, dieses Love Child
00:37:16: eines hochrangigen NSDAP- Politikers und eines SS-
00:37:19: Standartenführers mit Allmachtfantasien wieder aus der
00:37:22: Versenkung geholt hat?
00:37:26: Ja, also Anfang der 50er ging das wieder los. Ganze sieben Jahre,
00:37:31: richtig. Vorher
00:37:33: wurde kein Pokal ausgespielt?
00:37:34: Nee. Nee, also die DDR hat tatsächlich quasi mit einem
00:37:37: vergleichbaren Konstrukt etwas früher wieder losgelegt.
00:37:41: Aber in Westdeutschland, also in der BRD, hat es sieben Jahre
00:37:44: gedauert. Und es war auch der gleiche Pokal? Dazu
00:37:48: komm ich gleich.
00:37:50: Also ganze sieben Jahre. Das ist immerhin 78 Monate länger als
00:37:54: Linnemanns Haftstrafe nach 1945. Die dauerte nämlich tatsächlich
00:37:58: nur ein halbes Jahr.
00:38:00: Linnemanns Biografie, das soll hier einmal kurz erwähnt, ist
00:38:03: das perfekte Beispiel für einen bagatellisierenden und
00:38:06: leugnenden vergangenheitspolitischen Umgang
00:38:09: mit ehemaligen Fußballfunktionären nach 1945.
00:38:12: Auch daran zu sehen, dass noch heute im niedersächsischen
00:38:14: Steinhorst jedes Jahr ein Felix Linnemann-Sportfest stattfindet.
00:38:19: Das
00:38:19: könnt ihr alles nachlesen. Das würde jetzt an dieser Stelle ein
00:38:21: bisschen zu weit führen.
00:38:24: Nicht nachlesen könnt ihr das in dieser Form beim DFB. Im DFB-
00:38:27: Onlinelexikon ehemaliger Präsidenten steht, Stand heute
00:38:31: morgen, unter Linnemanns Namen der lobende Zusatz "Herbergers
00:38:34: Entdecker".
00:38:35: Nicht etwa "Mitverantwortlich für die Gleichschaltung des
00:38:38: deutschen Fußballs im Nationalsozialismus" oder
00:38:40: "beteiligt an der Deportation von niedersächsischen Sinti und Roma
00:38:44: nach Auschwitz". Zur Saison 1952/ 53 kehrte der Tschammerpokal
00:38:47: jedenfalls als DFB-Pokal in die deutschen Fußballstadion zurück.
00:38:50: Mit neuem Namen, aber im alten Gewand. Die DFB-Führung hielt es
00:38:53: offensichtlich nicht für nötig, für den Neuanfang auch eine neue
00:38:57: Trophäe anzuschaffen, stattdessen entschied man sich
00:39:00: für ein Upcycling des alten Nazi- Pokals. Hakenkreuz und Stifter
00:39:03: wurden kurzerhand durch eine Plakette mit den Buchstaben DFB
00:39:06: überdeckt, das ist ja auch nachhaltiger.
00:39:09: In der Vorrunde
00:39:12: der ersten Nachkriegspokalsaison fuhr der FC St. Pauli ins
00:39:16: Saarland und schlug den 1. FC Saarbrücken mit 2:1. Die
00:39:20: Torschützen der Vollständigkeit halber hießen Hans Wehrmann und
00:39:24: Harald Stender, nachdem ja unser Südkurvenvorplatz benannt ist.
00:39:28: Wegen dieses Tores? Wohl nicht Kurz, Hans Wehrmann ist der Mann
00:39:32: der Schwester von Achim Reichel
00:39:35: gewesen. Das ist so. Alohahe, Grüße gehen raus. Ist Hans Wehrmann nicht
00:39:38: immer der, wo wir uns auf eine verzweifelte Suche nach
00:39:41: Fotomaterial begeben haben? Ja.
00:39:44: Einer von vielen. Das ist eigentlich quasi. Falls Ihr Euch
00:39:48: fragt, was wir den ganzen Tag so machen als hauptberufliche
00:39:51: Museumsmitarbeiter*innen des Rechercheteams, wir machen
00:39:55: sowas, wir suchen Fotos, Fotos von Hans Wehrmann zum Beispiel.
00:39:59: Jeden Tag wieder. Im Achtelfinale trafen die St. Paulianer, die
00:40:02: damals in der Oberliga Nord kickten, dann auf den
00:40:05: zweitklassigen Duisburger Stadtteilclub Hamborn 07, damals
00:40:09: zweite Oberliga West.
00:40:11: Nach einem 1:1 nach Verlängerung wurde das damals noch übliche
00:40:14: Wiederholungsspiel am Millerntor angesetzt. Thomas, wann hat man
00:40:17: eigentlich aufgehört, Wiederholungsspiele
00:40:21: zu machen?
00:40:22: Keine Ahnung. Jetzt hab ich ihn. Jetzt hab ich ihn überraschend
00:40:26: gefragt. Das weiß ich nicht, also diese
00:40:31: Modi, heißt das glaub ich, wurden ja immer mal geändert. Es gab
00:40:34: auch mal zwischendurch, ich glaub zwei Jahre oder so wurde der
00:40:37: Pokal auch in Hin- und Rückspiel ausgetragen, tatsächlich in den
00:40:40: Siebzigern glaube ich war das. Und auch die teilnehmenden
00:40:44: Vereine waren ja immer mal, also mal waren es nur acht und mal waren
00:40:47: es 128 oder wie viele sind das dann 64 doch ja ist richtig,
00:40:50: also da weiß ich jetzt nicht, also irgendwann wurde es einfach
00:40:54: mal gelassen. In England übrigens immer noch Standard. Ich glaube,
00:40:57: ist es nicht gerade jetzt zur neuen Saison.
00:41:01: Also zur Freude glaube ich, der Trainer und Spieler, weil der
00:41:04: Spielplan in England dermaßen voll war. Wenn du unentschieden
00:41:07: gespielt hast im Pokal, musstest du dann noch mal eine Woche
00:41:11: später irgendwann unter der Woche noch mal nach Millwall
00:41:14: fahren und wiederholen. Naja, jedenfalls sollte es dann ein
00:41:17: Wiederholungsspiel geben am Millerntor und das sollte
00:41:20: ursprünglich am 19. November 1952 stattfinden.
00:41:23: Wurde dann aber auf den zweiten Weihnachtsfeiertag 1952
00:41:27: verschoben und das aus einem ganz besonderen Grund. Und zwar war
00:41:32: die Partie zwischen dem FC St. Pauli und Hamburg ausgewählt
00:41:35: worden, um das bislang eher unbekannte Medium Fernsehen in
00:41:39: Deutschland populär zu machen. Erst einen Tag zuvor war in der
00:41:42: BRD der regelmäßige Sendebetrieb eingeführt worden, es gab nur
00:41:46: einen Sender, den Nordwestdeutschen Rundfunk [NWDR], und
00:41:48: das Programm lief nur von 20 bis 22:00 Uhr. Eigentlich, denn für
00:41:52: die erste Fernseh- Liveübertragung eines Fußballspiels
00:41:55: in Deutschland wurde direkt eine Ausnahme gemacht. Lange bevor
00:41:59: der FC St. Pauli
00:42:02: seine erste Flutlichtanlage erhielt, waren die Teams am
00:42:05: Millerntor nämlich auf Tageslicht angewiesen, konnte man natürlich
00:42:09: nicht zwischen 20 und 22:00 Uhr senden. Schon gar nicht
00:42:12: im Dezember. Schon gar nicht im Dezember. Wisst
00:42:15: Ihr, wann am Millerntor die erste Flutlichtanlage eingeweiht
00:42:17: wurde?
00:42:19: 1990 oder 1991, ich glaube 1990 oder? Ich dachte
00:42:24: 1989. 1990 war die Anzeigetafel. Ach verflixt, ja, manchmal gerät es
00:42:27: einem auch ein bisschen durcheinander, aber ja, die Zeit
00:42:30: war ja jedenfalls grundsätzlich. Sehr, sehr spät, jedenfalls.
00:42:33:
00:42:34: Ja, also ich hatte vorhin mit Thomas besprochen. April 1989, da
00:42:37: wurde ich dann direkt wieder so ein bisschen ankorrigiert, weil
00:42:41: das war natürlich nur das Spiel, bei dem die Flutlichtanlage
00:42:44: eingeweiht wurde, also das erste Abendspiel seit Erbauung der
00:42:47: Flutlichtanlage. Stimmt. Wenn man ganz korrekt sein will.
00:42:51: Seit Jahresbeginn stand das Ding irgendwie schon und dann aber
00:42:54: die ersten Spiele waren irgendwie nachmittags und da
00:42:57: wurde das Ding noch nicht angeschaltet und dann war es ein
00:43:00: Freitagsabendspiel gegen Leverkusen in dem Fall. Aber
00:43:03: warum wurde jetzt ausgerechnet dieses Spiel ausgewählt, also
00:43:06: warum die Partie St. Pauli gegen Hamborn?
00:43:09: Habt ihr da eine Theorie? Kult, beides Kultclubs, da
00:43:12: hat das Marketing des einzigen Fernsehsenders gesagt, komm, das
00:43:15: machen wir, nein natürlich im Ernst nicht, das kann es nicht
00:43:18: gewesen sein. Naja, St. Pauli war ja damals jetzt also auch,
00:43:21: sie waren populär. Sie waren tatsächlich sehr gut, aber
00:43:24: Hamborn, da weiß ich das tatsächlich überhaupt nicht einzuordnen,
00:43:27: also war die Wunderelf hat ja wirklich und ganz im Ernst auch
00:43:30: im Kicker Lob bekommen, sie würden mit den besten Fußball in
00:43:33: Deutschland spielen.
00:43:34: Das war ja genau so die Zeit oder kurz danach. Es war
00:43:37: nicht mehr ganz Peak Wunderelf, aber man war noch ziemlich gut
00:43:41: im Rufe denke ich. Also Hamborn war da aus der ersten Liga
00:43:44: gerade abgestiegen in dem Jahr und waren dann in der Saison
00:43:47: auch nur irgendwie 10. oder so, obwohl St. Pauli auch nur
00:43:51: Neunter wurde übrigens am Ende aber gut, das ist ein anderes
00:43:54: Thema. Sie sind also quasi auf den Erfolgszug aufgesprungen
00:43:57: möglicherweise. Ich wette Celina hat die Antwort. Ich habe die
00:44:01: Antwort, ja. Mit Erfolg hatte das tatsächlich eher wenig zu tun.
00:44:05: Der NWDR hatte drei Sendeanstalten, eine in Berlin, eine in Köln
00:44:09: und eine in Hamburg. Das Hamburger Studio befand sich
00:44:13: direkt neben dem Millerntor- Stadion, nämlich in einem
00:44:17: kleineren Flakleitturm, also da, wo heute das Telekom-Gebäude
00:44:21: steht und im September 1950 hatte der NWDR von hier
00:44:25: aus sein allererstes Testbild gesendet, im September 1952
00:44:29: wurde dann ein 36 Meter hoher Sendemast installiert, um
00:44:32: Übertragungen zu ermöglichen, also wenn das NWDR-Studio neben
00:44:36: dem Volksparkstadion gestanden hätte, dann wäre das erste
00:44:41: Fußballspiel der Fernsehgeschichte, live
00:44:43: übertragene Fußballspiel der deutschen Fernsehgeschichte,
00:44:46: vielleicht ein HSV-Spiel gewesen. Man muss da
00:44:48: vorsichtig sein, es wurden natürlich vorher auch schon
00:44:51: Spiele live übertragen, aber im Radio.
00:44:54: Das auf jeden Fall. Also die Fernsehtechnik war damals vor
00:44:57: allem bei Außenübertragungen noch sehr störungsanfällig und diese
00:45:00: räumliche Nähe des Studios zur Spielstätte war deshalb ein
00:45:03: Riesenvorteil.
00:45:05: Im Kölner Raum übrigens hätte zeitgleich ein Testspiel
00:45:08: zwischen dem 1. FC Köln und Roter Stern Belgrad übertragen
00:45:10: werden sollen. Das fiel allerdings Wetterbedingungen zum
00:45:13: Opfer.
00:45:14: Komisch im Dezember.
00:45:17: Also das Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Hamborn 07, das
00:45:20: als Fußball-TV-Premiere in die Geschichte einging, war nur im
00:45:23: Hamburger und im Berliner Senderaum zu sehen. Kleine
00:45:26: Ergänzung für Klugscheißer*innen an dieser Stelle, um nicht
00:45:29: unvorbereitet in die TV-Premiere zu gehen, hatte der NWDR im
00:45:32: August 1952 als Testlauf bereits ein Punktspiel zwischen dem HSV
00:45:36: und Altona 93 übertragen, aber Testläufe zählen hier nicht.
00:45:39: Genau. Es gab im Sommer 1952 ja noch überhaupt keinen
00:45:42: Sendebetrieb, so dass überhaupt nur wenige Auserwählte diese
00:45:45: Übertragung sehen konnten.
00:45:47: Also wir halten fest. Die NWDR- Kantine konnte dann mitgucken.
00:45:51: Die erste öffentliche Live-Übertragung im
00:45:55: Sendebetrieb fand am 26. Dezember 1952 am Millerntor statt. Das
00:46:00: neu gegründete und vermutlich nicht ganz neutrale
00:46:04: Fachblatt 'Fernsehen' lobte die Übertragung als "gut gelungen".
00:46:10: Ist das jetzt ne 2 oder ne 3? Sie haben es gelobt als ok.
00:46:13: Papier war damals noch teuer.
00:46:16: Auf die Anfrage des NWDR nach den Übertragungsrechten soll der
00:46:20: FC St. Pauli-Präsident Wilhelm Koch damals übrigens eher
00:46:23: verhalten reagiert haben. Überliefert ist das Zitat "Mehr
00:46:26: als 3.000 Mark können wir nicht zahlen."
00:46:29: Am Ende bekam der NWDR die Übertragungsrechte natürlich
00:46:33: gratis.
00:46:35: Es sollte dann noch bis August 1953 dauern, bis der DFB Tarife
00:46:39: für die Übertragungsrechte festlegte.
00:46:41: 1.000 Mark durften für Punktspiele verlangt werden,
00:46:45: 1.500 für Endrundenspiele, 2.000 für Repräsentativspiele, also
00:46:49: zum Beispiel Städtekämpfe, und für Länderspiele ließ sich der
00:46:53: DFB 2.500 D-Mark bezahlen.
00:46:56: Wisst ihr, wie viele TV-Gelder der FC St. Pauli letzte Saison ungefähr bekommen
00:47:00: hat?
00:47:02: Warum gucken immer alle mich an? Also ich hab das nur jetzt im
00:47:05: Zuge dieser, wieviel kriegen wir jetzt mehr nächstes Jahr? Ich
00:47:08: glaub das waren letztes Jahr so irgendwas so um 11-12 und
00:47:11: nächstes Jahr sind es dann Mitte 30 glaub ich so ganz grob jetzt.
00:47:14: Naja, aber zurück zum Sport.
00:47:16: Wie lautete denn das Ergebnis an diesem historischen Tag?
00:47:20: St. Pauli hat verkackt
00:47:23: Ja. Ja. 3:4. Was sonst? Ja 4:3 für Hamborn und das 'Hamburger
00:47:28: Abendblatt' stellte relativ ernüchtert fest, "FC St. Pauli
00:47:32: ist nur noch ein Schatten seiner selbst."
00:47:37: Ja, wie nach dem ersten Spieltag. Früher war alles
00:47:40: besser, dacht ich immer. Ja Leute, das war der erste Teil
00:47:43: meiner Recherche zum Thema FC St. Pauli und der DFB-Pokal. Ich
00:47:47: habe nämlich auf Seite 6 meines Scripts dann irgendwann
00:47:50: beschlossen, dass ich die erste Fortsetzungsstory dieses
00:47:53: Podcasts etablieren werde. Das ist einfach zu viel, da fehlen
00:47:56: jetzt noch ein paar Saisons, noch ein paar Jahrzehnte und da
00:48:00: das hier sicherlich nicht unsere letzte Pokalfolge sein wird,
00:48:03: warum auch?
00:48:05: Würde ich mal sagen. Stay tuned.
00:48:09: Vor allem kommt ja auch noch das berühmt-berüchtigte Rückspiel
00:48:13: 1997 gegen Hamborn.
00:48:16: Wir wissen alle, was da passiert ist. Das ist auch
00:48:20: noch eine Geschichte wert. Auf jeden Fall. Das wird eine eigene
00:48:23: Sendung. Wenn man so will. Und was Götz
00:48:27: Alsmann damit zu tun hat. Und die Maus. Und die Maus und Manfred
00:48:31: Breuckmann und Friedrich Küppersbusch. Und RDS, aber gut.
00:48:34: Und die Fernsehübertragung. So heftig geteasert haben wir ja selten.
00:48:39: Man könnte trotzdem festhalten aus der Geschichte, wir haben ja
00:48:42: trotzdem einen Titel geholt, nämlich diese erste Live-Übertragung. Was meinst Du,
00:48:46: warum ich das erzählt hab. Ja eben. Also Fernsehmeister, das passt doch zur
00:48:49: generell auch hohen medialen Affinität des FC St. Pauli.
00:48:53: Es ging an diesem Tag um alles, nur nicht um Fußball.
00:48:58: Es ging um Weihnachten. Eigentlich.
00:49:02: Ja, aber eigentlich, man kann wahrscheinlich auch, jetzt mal
00:49:04: aus sportlicher Sicht gesehen, ist das wahrscheinlich das
00:49:07: endgültige Ende der Wunderelf gewesen, so dieser Tag, wenn man
00:49:10: so will. Wie gesagt, am Ende der Saison neunter Platz, also
00:49:13: die Herrlichkeit tatsächlich langsam vorbei von
00:49:16: den alten Herren, die dann langsam nicht mehr so fit waren
00:49:19: oder gar nicht mehr dabei waren.
00:49:22: Diesen Original-Tschammerpokal, der dann mit dieser Plakette
00:49:25: umgestaltet wurde zum DFB-Pokal, der dann übrigens noch so bis
00:49:29: 1962 verwendet wurde, den könnt ihr euch übrigens im Deutschen
00:49:33: Fußballmuseum in Dortmund angucken. Mit Hinweis, was da so
00:49:36: alles drin verarbeitet ist. Ja tatsächlich, also ich habe auch
00:49:40: versucht wirklich.
00:49:42: Da sind wir wieder bei dem Thema Fotos zu finden von dem
00:49:45: Tschammerpokal, als er noch Tschammerpokal war, also
00:49:47: weil ich auch mal wissen wollte, wie diese Gravur aussah.
00:49:51: Und was da eingeschrieben war und so weiter und das ist mit so
00:49:54: einer einfachen Google-Recherche es erstmal gar nicht so
00:49:57: einfach zu klären, hab ich dann festgestellt und hab dann
00:49:59: tatsächlich, bin dann fündig geworden auf der Instagram-Seite
00:50:02: des Deutschen Fußballmuseums, die sogar mehrere Titel zu
00:50:05: dieser Geschichte DFB-Pokal/Tschammerpokal
00:50:09: gemacht haben und genau. Also insofern nehme ich an, dass der
00:50:11: auch vor Ort kontextualisiert ist. Ich muss zu meiner Schande
00:50:14: gehen, ich war noch gar nicht da. Ich war da letztes Jahr
00:50:16: tatsächlich, ich habe mir den sicherlich auch angeguckt, aber
00:50:19: ich muss zugeben, ich kann es jetzt nicht mehr erinnern, wie
00:50:22: jetzt da die Beschriftung und ähnliches war, also das weiß ich
00:50:25: leider nicht.
00:50:28: Ja, dann haben wir vermutlich dann nur noch einen Namen auf
00:50:32: dem Zettel und es ist ja natürlich Christoph.
00:50:37: Ich werde versuchen, dieser Verantwortung gerecht zu werden.
00:50:41: Ich hab mir tatsächlich ne Geschichte überlegt, auch
00:50:45: passend dazu, dass wir hier jetzt ja auch alle nur noch im
00:50:48: Anzug sitzen und Lederschuhen. Wir sind ja nun Erfolgsclub, der
00:50:51: FC St. Pauli gewinnt Titel, die nicht einmal Real Madrid
00:50:55: gewinnt.
00:50:56: Getreu dem Motto Dreckig bleiben möchte ich mein Segment unter
00:50:59: den Titel "St. Pauli Underground" stellen. Und das
00:51:02: meine ich natürlich ganz wörtlich. Es geht um den
00:51:04: Untergrund des Spiels. Vorab aber ein kleines Quiz: Auf welches
00:51:07: Stadion bezieht sich das folgende Zitat?
00:51:10: "Es war eine tolle Erfahrung, aber der Platz selbst war
00:51:14: unglaublich schlecht und gefährlich. Es war Schlamm mit
00:51:17: ein bisschen Gras, das herausschaute, es war schlimm.
00:51:20: Hoffentlich bringen sie das in Ordnung." Na, welches Stadion?
00:51:25: Millerntor zu der Zeit, als wir die Drainage vergessen hatten.
00:51:28: OK, Millerntor 60er Jahre. Millerntor 2011? Millerntor 2011,
00:51:32: was sagt Thomas? Es wäre jetzt glaub ich zu einfach, wenn das
00:51:36: das Millerntor wäre.
00:51:39: Ich sach nix. Du sagst gar nichts?
00:51:42: Also dann wäre aber die Geschichte schnell zu Ende.
00:51:45: Nein, aber Thomas sagt hoffentlich was jetzt. Ich weiß
00:51:48: es nicht, also ich weiß es... Raten.
00:51:50: Bernabeu.
00:51:51: Nee, das Stadion in Barcelona.
00:51:54: Alles klar. Camp Nou soweit ich weiß, heißt es.
00:51:58: Nein, die Lösung ist, Trommelwirbel. Die Allianz
00:52:00: Arena, Urheber des Zitats Mike Evans, Wide Receiver der Tampa
00:52:04: Bay Buccaneers, die Freibeuter der NFL sozusagen, auf einer
00:52:08: Pressekonferenz circa zwei Monate nach dem ersten regulären
00:52:11: Saisonspiel der NFL auf deutschem Boden, das war nämlich
00:52:14: 2022, hatte das stattgefunden und ein paar Monate danach, ich
00:52:18: weiß nicht, so lange musste er das anscheinend noch mal ein
00:52:22: bisschen hochbubbeln lassen in sich, es kochte in Mike Evans
00:52:25: und dann hagelte es also ein paar Monate nach diesem Munich
00:52:29: Game
00:52:30: dann Kritik. Die Pressekonferenz fand ungefähr genau zwei Monate
00:52:34: danach statt nach dem ersten regulären Saisonspiel der NFL
00:52:37: auf deutschem Boden und ein paar Monate danach wiederum hagelte
00:52:41: es dann auch vom FC Bayern Kritik am eigenen Platz. War
00:52:45: jetzt also nicht so, dass tatsächlich Footballer andere
00:52:48: Bewegungen machen als Fußballer, der Rasen also vielleicht auf
00:52:52: die Fußballer optimiert war. Nein.
00:52:54: Julian Nagelsmann, der bis zum 24. März 2023 bekanntlich
00:52:57: Cheftrainer des Rekordmeisters war, klagte nach dem 1:1
00:53:01: gegen Eintracht Frankfurt zum Rückrundenstart "Der Platz ist
00:53:04: nicht leicht zu bespielen, wir rutschten die ganze Zeit aus", da
00:53:07: fielen also auch Begriffe
00:53:09: wie "seifig".
00:53:12: Kennt man vom Millerntor ansonsten. Und das eben auch nur deswegen,
00:53:15: um noch mal zu sagen, gar nicht so einfach, einen Rasen zu
00:53:18: pflegen, auf dem Sportler sich auch wirklich wohlfühlen. Umso
00:53:22: erstaunlicher dann die folgende Meldung, Donnerstag,
00:53:25: 29. Juni 2023. Erstmals überhaupt wurde der FC St. Pauli mit dem
00:53:29: seit 2013/14 verliehenen "Pitch of the Year"-Award prämiert. Ja,
00:53:33: ich würde mal sagen, die Rauten unter den Hörern sagen
00:53:36: natürlich, natürlich, natürlich, Werber.
00:53:39: Nein, liebe Werber*innen dieser Welt, bitte seid nicht
00:53:43: enttäuscht, es geht nicht etwa um einen Agentur-Pitch
00:53:47: im Wettbewerb um die kultigsten Aufträge, sondern tatsächlich um
00:53:51: Pitch, auf deutsch Rasen und zwar den Rasen am
00:53:54: Millerntor. Für eine überragende Rasenqualität gibt es also
00:53:58: diesen Preis und die DFL verleiht ihn.
00:54:02: Und wir haben also einen Preis bekommen für jenes nicht immer
00:54:05: satte Grün, das von Seiten des FC Bayern einst als Rübenacker
00:54:08: geschmäht wurde.
00:54:10: Thomas meldet sich. Ja, weil es ganz interessant ist, hat auch mit
00:54:13: Bayern zu tun. Nämlich nach dem Gewinn dieses Preises, war ja
00:54:16: erst letztes Jahr eben im Sommer, ist unser damaliger
00:54:19: Leiter des Greenkeeping-Teams, nämlich Jan Naumann, ist zum VfL
00:54:22: Wolfsburg gewechselt.
00:54:24: Also es gibt auch in dem Bereich offensichtlich schon ne Art
00:54:27: Transfermarkt, weil der Grund war, weil der
00:54:30: Rasenspezialist des VfL Wolfsburg, Peter Sauer, war
00:54:32: nämlich kurz vorher zum FC Bayern gewechselt. Also deswegen
00:54:35: ist uns der Super- Greenkeeper offensichtlich
00:54:38: direkt weg-, nicht gekauft, aber weggeholt worden.
00:54:41: Transferkarussell Greenkeeping. Greenkeeper-Karussell, absolut,
00:54:44: das dreht sich immer schneller. Ja, ich erinnere mich auch an den
00:54:47: etwas säuerlichen Gesichtsausdruck unseres
00:54:49: Präsidenten, als ich ihm zu eben diesem Titel, immer noch selber
00:54:53: ziemlich entgeistert, gratulierte. Wir trafen uns
00:54:55: durch Zufall am Millerntor beim Spiel und er eben dieses
00:54:58: dann auch bekannte.
00:55:00: Ja, das ist tatsächlich die Schattenseite des Erfolgs. Es
00:55:04: werden dann permanent die Trainer und Greenkeeper
00:55:07: weggefischt naja, mal gucken wer dann nächste Saison noch alles
00:55:11: dabei ist. Andere Preisträger übrigens, das wird dann nach
00:55:14: Ligen, muss man auch sagen, verliehen. In der ersten
00:55:17: Bundesliga in diesem Jahr, also 2022/23 hat das Bayer Leverkusen
00:55:21: gewonnen, der FC St. Pauli hat den Preis in der
00:55:25: zweiten Bundesliga gewonnen.
00:55:27: Hier auch tricky, pass auf, wie du deine Notizen machst. Hier steht
00:55:30: nämlich 1. FC St. Pauli in einer Zeile, was natürlich heißt,
00:55:34: der erste Platz FC St. Pauli, aber gut, der 1. FC St.
00:55:37: Pauli also, im Rasenbusiness darf man das sagen, vor Holstein
00:55:40: Kiel und Arminia Bielefeld.
00:55:43: Glänzender Sieger. Der FC Bayern ist in diesem Jahr aus Gründen,
00:55:47: die wir anfangs gehört haben, irgendwie nicht so richtig zum
00:55:51: Zuge gekommen. Das war also anscheinend das schwarze Jahr
00:55:54: des Bayernrasens. Ja, in Leverkusen ansonsten
00:55:57: wirklich offenbar ziemlich gepflegtes Grün, weil also 2021/
00:56:00: 22 hat man dort auch gewonnen. In Kiel wird der Rasen ebenfalls
00:56:04: auch gut gepflegt, aber wie gesagt, ich finde es schon ziemlich
00:56:08: erstaunlich, dass das Millerntor hier so weit oben ist und das
00:56:12: ist tatsächlich natürlich
00:56:14: harte Arbeit, die da drin steckt.
00:56:16: Und auch Ausdruck von einer Professionalisierung, die man
00:56:19: hier einfach mal auch loben darf und die man, glaube ich, auch
00:56:23: einigermaßen erstaunt
00:56:25: zur Kenntnis nehmen darf, wenn man die Geschichte des FC St.
00:56:28: Pauli, über die wir hier ja viel erzählen, kennt. Das ist auch
00:56:31: nicht so, dass die da einmal kurz, was weiß ich, Drohnenbild
00:56:34: sich angucken und dann wird gesagt, hier sieht es
00:56:37: irgendwie einigermaßen satt aus oder so, dass sie da Golf
00:56:40: drauf spielen oder so. Nein, die Mannschaftskapitäne sowie der
00:56:43: Schiedsrichter vergeben nach jedem Spiel eine Zahl von 1 bis
00:56:46: maximal 5 für den Zustand des Rasens und neben dem Punkte-
00:56:49: Durchschnitt am Ende der Saison erhebt dann eine Jury vor Ort
00:56:52: nochmal die Messdaten und es gibt eine Greenkeeping-
00:56:55: Eigenprüfung und die Vergabe des Preises basiert also auf diesen
00:56:58: drei verrechneten Bewertungs- Maßstäben.
00:57:01: Also schon durchaus eine Trophäe, die man nicht ohne
00:57:04: kontinuierlich gute Arbeit gewinnt. Ja, ich erinnere
00:57:07: mich noch, dass ich echt einigermaßen verblüfft war,
00:57:10: als ich das auf der Vereinshomepage gelesen habe,
00:57:13: eben wegen dieser Änderung und finde, das ist, also Wegmarken,
00:57:16: woran drückt man die aus. Man kann die Schale jetzt nehmen,
00:57:19: aber auch dieser Greenkeeper- Award ist tatsächlich auch ein
00:57:22: gewisses Anzeichen für eine Zeitenwende. Sehr nette Geste
00:57:25: unserer Greenkeeper übrigens, sie haben angeboten, dass wir
00:57:29: diesen Award auch im FC St. Pauli-Museum ausstellen wollen,
00:57:32: das möchten wir auch sehr gerne annehmen, im Augenblick haben
00:57:35: wir noch nicht den richtigen Platz dafür, aber
00:57:39: das wird es auf jeden Fall geben. Und um noch mal mit Euch
00:57:42: zusammen festzustellen, wie epochal dieser Preis wirklich
00:57:46: ist, möchte ich euch alle auf eine kleine Platzbegehung
00:57:49: mitnehmen. Sieben Jahrzehnte Rasengeschichte, komprimiert
00:57:53: in weniger als sieben Stunden, so viel kann ich schon
00:57:56: mal verraten. Sehr gut, da freuen wir uns drauf.
00:58:00: Ja, es ist auch einfach so. Wir wollen einfach das Internet
00:58:04: ja sowieso mal knacken und mal gucken, wieviel die Podcast-
00:58:08: Server hier so vertragen. Die
00:58:10: ersten Jahrzehnte spar ich jetzt aber mal bewusst aus. Also weil
00:58:13: wir wollten ja ein bisschen kompakt auch mal sein und es
00:58:16: dauert ja etwas, bis am Millerntor überhaupt Rasen lag.
00:58:19: Erst ab 1925 gab es einen Rasenplatz, zuvor wurde auf dem
00:58:22: Untergrund gespielt, der halt da war, Ton Steine Scherben
00:58:26: sozusagen oder Grand Steine Scherben. Fußballhosen reichten
00:58:29: zum Glück oft übers Knie. Als das Millerntor Anfang der
00:58:32: 60er-Jahre von seinem angestammten Platz bei der
00:58:35: heutigen U-Bahn-Station umziehen musste, bekanntlich wegen einer
00:58:38: Gartenschau, da war das dann schon anders, da war man also
00:58:42: schon daran gewohnt, auf Rasen zu spielen und
00:58:45: es ging natürlich prompt erstmal wieder was schief.
00:58:49: "Prachtvoll federnder Rasen" hieß es damals also als dann 1961 das
00:58:53: Millerntor eröffnet wurde nach dem Umzug an den heutigen
00:58:57: Standort. "Hamburgs modernste Sportanlage" war das angeblich
00:59:00: und das Modell kann man bei uns im "Kiezbeben" auch sehen.
00:59:06: Das wurde gegen Sofia halt eröffnet. Allerdings merkten
00:59:09: Spieler wie Rolf Bergeest schon bei diesem Eröffnungsspiel, dass
00:59:12: da irgendwas nicht stimmen kann. Ich habe Rolf Bergeest
00:59:15: damals 2009 für das Jubiläumsbuch interviewt, sorry
00:59:17: wegen der schlechten Soundqualität, das war damals
00:59:20: auch nicht für Audio gedacht, aber ich dachte wir bauen ihn
00:59:23: mal ein, weil ich es auch immer schön finde, Spieler wie Rolf
00:59:26: Bergeest noch mal kurz im O- Ton hören zu können und er
00:59:29: meinte also: "Der war zu weich einfach.
00:59:33: Da riss man gleich die Soden raus so, der war nicht
00:59:36: richtig angewachsen, hat man sofort gemerkt, das war wie auf einem
00:59:40: Teppich oder man riss ihn raus durch die Stollen, das
00:59:44: sah nachher aus wie eine Wüste."
00:59:46: Interessant, dass man da auch irgendwie mit Soden
00:59:49: gearbeitet hat, die dann auch rumrutschten. Es gibt spätere
00:59:52: Fotos aus den 70er-Jahren, wo also man auch wirklich, dass
00:59:55: wirklich auch Rasen gesät wurde. Das wird ja heute gar nicht mehr
00:59:58: so gemacht.
00:59:59: Ja, Problem dann halt war, Eröffnung Juli, sah immerhin noch
01:00:03: schön aus, konnte man noch einigermaßen retten und
01:00:05: festtreten. Als eine Regenperiode Anfang Januar dann die
01:00:08: tiefgefrorenen Plätze in Wasserpfützen und Schlammwüsten
01:00:11: verwandelte, zeigte sich, dass "ausgerechnet die bildhübsche
01:00:14: neue Anlage des FC St. Pauli in jeder Beziehung anfällig gegen
01:00:17: Wasser ist", so das 'Hamburger Echo'. Ihr wisst es glaube ich
01:00:20: auch schon, es wurde halt vergessen oder absichtlich
01:00:23: eingespart, Bauherr war damals die Stadt, eine Drainage zur
01:00:26: Entwässerung unter dem Rasen zu verlegen. Tja, nach einigem Hin
01:00:29: und Her drohten die Spieler schließlich mit Streik. Heinz
01:00:32: Deininger, der sich zum Beispiel schwer verletzte,
01:00:35: kann ein Wörtchen davon reden und ein Liedchen davon singen.
01:00:39: Im Juni 1962 lenkte die Stadt dann ein und St. Pauli spielte
01:00:43: bis zur zweiten Einweihung des Millerntors dann im
01:00:47: Hoheluftstadion des SC Victoria, um auf neuem Rasen dann am 10.11.1963
01:00:51: 6:0 gegen Wolfsburg zu gewinnen. Nur eine ganz kleine Ergänzung,
01:00:55: in dieser ganzen Saison 62/63 haben wir beim SC Victoria
01:00:58: gespielt, aber Anfang der Saison 63/64, also bis zu diesem
01:01:02: Spiel im November,
01:01:04: haben wir tatsächlich am Rothenbaum gespielt. Da war jetzt
01:01:07: nämlich Platz, weil der HSV ja in der Bundesliga, die da ja
01:01:10: begonnen hatte, in den Volkspark komplett umgezogen ist. Und
01:01:13: deswegen hatten wir Platz um am Rothenbaum zu spielen.
01:01:15: Das passt doch. Ich weiß nicht, vier oder fünf Heimspiele in der Saison.
01:01:19: Passt auch deshalb so gut, weil jetzt das wohl dunkelste Kapitel
01:01:22: der Rasengeschichte des FC St. Pauli folgt. Dreckig bleiben
01:01:25: bedeutet natürlich auch, dreckige Geheimnisse aufdecken
01:01:28: und ich glaube, das folgende ist wirklich nicht so vielen Leuten
01:01:32: bekannt, es gibt aber dann sogar einen Kronzeugen dafür, den wir
01:01:35: als Audiodatei euch gleich vorstellen.
01:01:39: Es war nämlich so. Wir machen kleinen Zeitsprung nach 1977, da
01:01:42: ist ja der FC St. Pauli bekanntlich zum ersten Mal in
01:01:45: die erste Bundesliga aufgestiegen, unter Aufwendungen
01:01:49: von den allerletzten Kröten, die man irgendwo auffinden konnte.
01:01:52: Es wurden dann Spieler nicht nur wie Walter Frosch
01:01:56: verpflichtet, sondern eben auch wie Gino Ferrin, der kam damals
01:01:59: von TeBe Berlin zum FC St. Pauli und ja,
01:02:03: die Saison lief halt nicht so und es gilt allgemein als ein
01:02:07: Grund dafür, dass man sehr oft im Volkspark
01:02:10: gespielt hat.
01:02:12: Wahrscheinlich aus finanziellen Gründen. Interessant ist, dass
01:02:15: Gino Ferrin nun im Interview, das wurde also auch damals fürs
01:02:18: Jubiläumsbuch geführt, das hat Michael Pahl damals gemacht.
01:02:21: Gino Ferrin sagt also in diesem Interview noch etwas anderes,
01:02:25: dass potenziell höhere Zuschauereinnahmen wohl nicht
01:02:29: der einzige Grund gewesen sind für die häufigen Umzüge ins
01:02:33: Volksparkstadion in der Saison 1977/78.
01:02:36: "Aber das war ja auch so ein großes Problem, was wir
01:02:39: damals hatten, da wurden wir Spieler oder als Mannschaft ja
01:02:42: gefragt,
01:02:45: wo die Spiele ausgetragen werden sollten, und da hat der Verein
01:02:48: damals also meiner Meinung nach einen Riesenfehler gemacht. Wir
01:02:52: waren an sich am Millerntor immer eine Macht, da war es also
01:02:55: ganz schwer gegen uns zu gewinnen und im Volksparkstadion
01:02:58: hatten die anderen ja mehr Heimvorteil als wir. Wir
01:03:02: kannten den Platz nicht. Und wir haben so als Spieler oder
01:03:05: als Mannschaft die Entscheidung dann getroffen, weil wir gesagt
01:03:09: haben, Millerntor zu Hause ist ein fürchterlicher Rasen und so
01:03:12: weiter, aber das hätte man von Vereinsseite einfach unterbinden
01:03:16: sollen und sagen, wir spielen unsere Spiele am Millerntor und
01:03:19: fertig.
01:03:20: Wir haben in der Saison, ich weiß jetzt nicht genau, wie
01:03:22: viele Spiele, aber alle, die wir am Millerntor gemacht haben, die
01:03:25: wurden nicht verloren." Hab ich das richtig verstanden, hat
01:03:28: Gino Ferrin gesagt, die Spieler haben sich dafür entschieden und
01:03:31: der Verein hätte das gefälligst unterbinden sollen? Genau.
01:03:36: Wer weiß, wie die Geschichte weitergegangen wäre,
01:03:37: wenn wir da nicht direkt wieder abgestiegen wären und vielleicht
01:03:41: nicht den Lizenzanzug hätten, der ja vorhin schon Thema war.
01:03:45: Auch das ist eine sehr, sehr interessante
01:03:47: kontrafaktische Frage. Es dauerte dann eben bekanntlich
01:03:50: sehr, sehr lange, bis der FC St. Pauli nach einem tiefen
01:03:53: Ritt durch den Abgrund, von dem Christopher ja gerade so schön
01:03:57: erzählt hat, dann wieder nach oben kam. Bekanntlich 1988 und
01:04:00: ich will es auch kurz halten, aber man muss, man muss einfach,
01:04:04: man muss einfach, Ihr wisst es, Ihr wollt es, ich will es, wir
01:04:07: wollen es alle.
01:04:09: Es gab da ja diesen Aufstieg 1988, auch den kann man bei uns im
01:04:13: Museum schön sehen, unter Trainer Helmut Schulte, mit Spielern
01:04:17: unter anderem wie Jürgen Gronau natürlich, und im Tor eben
01:04:21: Volker Ippig. Und dann gab es natürlich auch das von sehr,
01:04:25: sehr vielen Seiten sehr, sehr, sehr, sehr herbeigesehnte Spiel
01:04:29: gegen Bayern.
01:04:31: Das Punktspiel gegen Bayern in der ersten Bundesliga am 5.
01:04:34: November 1988, das wurde dann tatsächlich live im Fernsehen
01:04:37: übertragen
01:04:38: auch als erstes komplettes Bundesligaspiel. Und danach gab
01:04:42: es dann also das legendäre Interview im 'Aktuellen
01:04:45: Sportstudio'. Bernd Heller, der Journalist, hat natürlich gleich
01:04:49: die wichtigen Fragen identifiziert und widmete sich
01:04:52: dem,
01:04:53: richtig, St. Pauli Underground sozusagen. "Stimmt
01:04:57: denn das mit diesem Sturzacker mitten in der Stadt? Ja, das
01:05:00: haben wir ja vorhin schon angesprochen mal kurz. Ja, also
01:05:03: der beste ist es ja sicher nicht, aber
01:05:06: also Fußballspielen kann man drauf. Sie können damit leben.
01:05:09: Kann man noch. Also ich meine, bei der Fußball-Bundesliga
01:05:12: sollte man natürlich schon erwarten, dass da
01:05:15: Spielbedingungen vorherrschen, die erstklassig sind.
01:05:18: Sieht man das anders da bei Ihnen in Hamburg? Nö, das sieht
01:05:21: man sicher nicht anders, aber das ist nun halt unser Stadion,
01:05:23: wir sind in die erste Liga aufgestiegen und das ist unser
01:05:25: Rasen und dann, wenn die zu uns kommen, dann müssen sie sich
01:05:28: damit abfinden, ganz einfach.
01:05:31: Gut, damit kann man leben. Vielleicht kriegen Sie mal einen
01:05:34: Rasenmäher geschenkt oder sowas, eine Rasenwalze oder sowas."
01:05:37: Bernd Heller auch einer der Großen seiner Zunft auf jeden
01:05:40: Fall. Aber er hat alles Rausgekitzelt aus Volker,
01:05:43: definitiv. Das Spiel war ja auch insgesamt ein recht hitziges, es
01:05:46: flog Kleingeld, es ging 0:0 aus, das war nicht unbedingt das
01:05:49: was der damalige Trainer Jupp Heynckes erwartet hat, und das
01:05:52: war auch nichts, was Uli Hoeneß erwartet hatte.
01:05:56: Und irgendwer, es ist gar nicht mehr so einfach auszumachen, wer
01:06:00: genau das war, muss dann das mit den Rüben gesagt haben. Ich
01:06:03: hätte es gerne, wie wir es eigentlich immer haben mit
01:06:06: unseren Quellen, entweder in Stein gemeißelt, auf einer
01:06:09: Tonscherbe oder auf Pergament. Ich muss zugeben, ich habe es
01:06:12: nicht, aber immerhin, das Fußballmagazin 'Rund' hat jemanden
01:06:15: interviewt, der mit den Rüben einiges zu tun hatte, und zwar
01:06:19: Tattoo Theo.
01:06:20: Den St. Pauli-Fan, den ganzkörpertätowierten St.
01:06:23: Pauli-Fan, den viele aus den 80er-Jahren auch noch kennen und
01:06:27: der sagte dann "Als Bayern München zu uns ans Millerntor
01:06:30: kam, meinte Uli Hoeneß, dass man auf so einem Rübenacker nicht
01:06:33: Fußball spielen kann.
01:06:35: Ich fühlte mich in meiner Ehre als Fan und Hamburger verletzt.
01:06:38: Was bildet der sich ein, dachte ich." Zum Rückspiel im Münchener
01:06:42: Olympiastadion, wollte Tattoo Theo dann also Hoeneß zehn Kisten
01:06:45: Tattooer Rübchen überreichen und Theo weiter, "da warteten
01:06:48: schon fünf Ordner und haben mich festgehalten.
01:06:51: Herr Hoeneß wünscht das nicht, hieß es. Die Rüben sollte ich
01:06:55: wieder mitnehmen, dann haben mich fünf Polizisten abgeführt."
01:07:01: Ja, aber es sind glaub ich nicht Tattooer Rübchen, sondern Teltower
01:07:05: Rübchen, aber egal, Aber
01:07:08: tätowierte Rübchen vielleicht. Wer weiß. Aber wurden die nicht Olaf Thon
01:07:12: dann vorm Spiel überreicht?
01:07:14: Das war wiederum beim nächsten Spiel, also in der
01:07:17: Saison danach beim Heimspiel am Millerntor wiederum, weil
01:07:20: eben die Rüben ja nicht ins Olympiastadion rein durften,
01:07:23: wurde dann hier Olaf Thon so ne Kiste Rüben hier überreicht,
01:07:26: nach dem Motto, hier nimm sie doch endlich.
01:07:28: Ich imaginiere mir Uli Potowski, der das gemacht hat. Ich weiß es
01:07:31: nicht. Auf jeden Fall, den Clip haben wir tatsächlich
01:07:34: auch in der Ausstellung, in diesem Klo-Container in der
01:07:37: Mitte der Ausstellung. Ich guck noch mal nach, ob es Uli Potowski war.
01:07:41: Tja, verflixt was aus den Rüben geworden wurde oder daraus
01:07:44: gekocht wurde, weiß ich jetzt auch nicht so ganz genau, aber
01:07:46: das war halt eben der Rübenkrieg. Kleiner Zeitsprung noch mal. Wir
01:07:49: bleiben aber erstklassig.
01:07:53: Ganz kurzer Switch ins Genre der
01:07:56: ganz hohen Literatur.
01:07:59: Literarische Rasenrezension des 1:1 am 2. Dezember 1995
01:08:03: gegen den Karlsruher SC. St. Pauli stand damals auf dem 12.
01:08:07: Platz.
01:08:09: Zitat: "Das war kein Spielfeld, das war ein Kartoffelacker. Kein
01:08:12: Wunder, dass das runde Leder sich da auf ganz eigene Wege
01:08:16: begab und zurecht nicht dem Willen der Kiezkicker folgte,
01:08:19: obwohl sie zumeist goldrichtig standen, hauten sie doch so
01:08:22: manches Mal
01:08:23: schlicht über den Ball hinweg."
01:08:27: Im Schlusssatz dann noch ein Meisterstück der Bildjonglage,
01:08:30: finde jedenfalls ich. Weiter Zitat: "Alles in allem ein
01:08:33: leistungsgerechtes Remis, doch das Abstiegsgespenst schwebt wie
01:08:37: ein Damoklesschwert über dem Millerntor."
01:08:40: Wo es sich in ein Auto verwandelt, was danach noch
01:08:43: Kaugummi kaut, ganz hervorragend geschrieben. Benjamin von
01:08:46: Stuckrad-Barre in der 'taz', der damals also als Sportreporter
01:08:50: reüssierte und was ich ein bisschen ulkig finde an
01:08:53: diesen, sagen wir mal
01:08:55: ja, wahrscheinlich natürlich absichtlich übersteigerten
01:08:59: bildbrechenden Sensations- Rasenrezensionsstück ist, dass
01:09:03: Stuckrad-Barre den Text tatsächlich dann auch noch in
01:09:06: seinem Buch "Remix" abgedruckt hat.
01:09:09: Also so schnell geht es vom Kartoffelacker zwischen
01:09:12: Buchdeckel. Ja, das Spiel ging übrigens 1:1 aus, falls ich das
01:09:16: nicht erwähnt hatte, also nur wieder mal ein Beispiel dafür,
01:09:19: Kartoffelacker nicht unbedingt ein Grund dafür, ein Spiel zu
01:09:23: verlieren.
01:09:26: Noch mal Sprung und jetzt endlich auch mal raus aus der
01:09:29: ersten Liga. Das wird uns ja sonst doch ein bisschen zu
01:09:31: erfolgreich, da gab es ja doch noch so eine ganz besondere
01:09:34: Geschichte und zwar im Jahr 2004.
01:09:37: Inzwischen war man ja nun glücklich oder unglücklich in
01:09:40: der dritten Liga angekommen, da hat sich der Verein mal wieder
01:09:44: etwas ausgedacht, was noch kein anderer sich ausgedacht hatte.
01:09:48: Und wollte nun also Fans die Möglichkeit geben,
01:09:51: mitverantwortlich für den Verein zu übernehmen. Zitat aus
01:09:55: der offiziellen Pressemitteilung: "Und zwar wie? Jeder hat die
01:09:59: Möglichkeit für 35€ eine Saison lang die Patenschaft für 0,083
01:10:03: Quadratmeter vom heiligen Fußballrasen vom Millerntor zu
01:10:07: übernehmen, 23x38 Zentimeter." "Der Rasen vom Millerntor ist ein
01:10:11: haltenswertes Stück Fußballkultur", so
01:10:13: Vereinspräsident Corny Littmann, "deswegen geben wir unser Grün
01:10:17: für eine Saison die vertrauensvollen Hände unserer
01:10:22: Sympathisanten." Welche Sympathisanten waren das denn
01:10:25: wohl?
01:10:27: Muss man schon sagen. Es war wirklich ein unkonventionelles
01:10:30: Angebot, wer denn da wohl so darauf einging. Da gibt es ja
01:10:33: möglicherweise auch Augenzeugen, wenn ich mich hier so umgucke.
01:10:36: Also ich sehe an diesem Tisch mindestens eine Person, die sich
01:10:38: offensichtlich dafür entschieden hat, eine Rasenpatenschaft zu
01:10:41: übernehmen. Wie erkennst du denn diese Person? Ja, also Thomas
01:10:44: hat da was um den Hals hängen, ich würde sagen, das ist ein
01:10:47: Plastikkärtchen mit einem
01:10:49: beeindruckenden
01:10:50: holographischen Effekt.
01:10:54: Sieht so aus, als wenn das Vereinswappen über einem
01:10:57: Rasen schwebt.
01:11:00: Tatsächlich, ich hab es also gestern erst wirklich, als
01:11:02: ich mit Christoph sozusagen darüber chattete, kann man sagen
01:11:05: über dieses Thema, was er dann so hier
01:11:07: einbringt, dass ich tatsächlich auch noch diesen Rasenpaten...
01:11:10: also ich bin auch Rasenpate geworden 2004, das wusste ich
01:11:14: eigentlich gar nicht mehr so ganz genau. Was ja auch ein
01:11:17: Titel ist. Wenn man so will, ja, und ich habe da
01:11:20: tatsächlich noch in meinem Keller das sogenannte
01:11:23: Rasenpaten-Pack gefunden, ein kleines Pappkästlein.
01:11:29: Mit der Werbung natürlich von Mobilcom, dem damaligen Sponsor
01:11:32: und da drin ein... Thomas öffnet das auch gerade. Wir machen jetzt hier Unboxing
01:11:35: live. Das ist wirklich pristine condition muss man sagen. In diesem
01:11:39: ein Anschreiben persönlich mit meinem Namen, also
01:11:41: offensichtlich war ich das wirklich. Herzlichen Glückwunsch
01:11:44: und so weiter, bla. Dann eben dieses Kärtchen an einem
01:11:48: Schlüsselband mit Mobilcom und FC St. Pauli. Auf der Rückseite
01:11:51: dieses Rasenpaten-Passes steht noch die genaue
01:11:53: Gemarkungsnummer sozusagen, also welche Sode ich dann da wirklich
01:11:57: erworben habe oder beziehungsweise die
01:11:59: Patenschaft. Dann gibt es hier noch so ein bisschen
01:12:03: Werbung und eine Rasenpatenurkunde, also richtig
01:12:06: so mit Namen und Parzelle hieß es dann genau, mit Unterschrift
01:12:10: von Corny Littmann, sieht fast sogar handschriftlich aus,
01:12:13: könnte ich mir vorstellen und dann auch so einen Pin, den man
01:12:17: sich hätte anstecken können an sein Revers auch mit diesem
01:12:20: grünen Rasen und dem Wappen und noch schlimmer oder schöner:
01:12:25: Eine Tüte Rasensamen, die es dann, ihr hört es vielleicht,
01:12:28: dazu gab. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob nach 20 Jahren
01:12:31: diese Samen noch irgendwas bewirken, wenn man sie
01:12:34: einpflanzt oder sät, ich weiß es nicht. Es gibt jetzt genau einen
01:12:38: Weg das rauszufinden. Ich habe aber keinen Garten. Was ich auch
01:12:41: sehr schön finde ist, dass also dann auf einem der Dokumente
01:12:44: auch, also auf den Dokumenten werden generell auch
01:12:47: die Wortspiele mitgenommen, das finde ich immer sehr wichtig.
01:12:52: Sensation, oder wie war es noch mal St. Pauli verkauft Gras? Ja. Finde
01:12:56: ich gut. Kiez jubelt, FC St. Pauli verkauft Gras. Kiez jubelt?. Ja
01:12:59: ja. Das sind die Gags, die wir brauchen. Der Sommer
01:13:02: 2004 wird als grüner Punkt in die Annalen der Vereinsgeschichte
01:13:05: eingehen und so weiter. Es war wirklich schon auch ziemlich
01:13:09: aufwändig gemacht, man konnte dann das Rasenstück ja auch
01:13:12: in einer Online-Applikation dann genau
01:13:15: auswählen.
01:13:18: Je nachdem ob das jetzt weit vorn war oder nicht, das könnt Ihr
01:13:20: jetzt beurteilen waren dann die elf prominenten Rasenbotschafter,
01:13:23: die dann die Idee ins Land tragen sollten.
01:13:27: Diese sind "Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft, Politik und
01:13:31: Sport", so die Presseerklärung. Neben Günter Grass konnten
01:13:34: Elton, Dirk Bach, Reinhold Beckmann, Holger Stanislawski,
01:13:37: Josef Depenbrock, Christa Sager, Manfred Schüller und Albert
01:13:41: Darboven gewonnen werden. Günter Grass versteht Ihr? Gras. Ja.
01:13:45: Günter Grass ist echt super, vor allen Dingen kam dann auch noch,
01:13:49: im 'Spiegel' wurde es dann auch so wiedergegeben, das stand nicht in
01:13:52: der offiziellen PM, der elfte Botschafter werde
01:13:56: vom Fanladen St. Pauli übernommen, was
01:13:59: ein bisschen pikant ist, denn in der Berichterstattung zum Thema
01:14:02: tauchen zumindest dort Ex-Waffen- SS-Mann Günter Grass und der
01:14:06: Fanladen St. Pauli in einem Absatz zusammen auf. Man muss
01:14:09: allerdings dazu sagen, dass die Waffen-SS-Mitgliedschaft durch
01:14:13: Günter Grass erst im August 2006 bekannt gemacht worden war. Dann
01:14:17: ist ja gut. Dann geht's. Aber man gerät ins Stutzen, wenn
01:14:21: man diese Liste da liest. Die PR- Shots sind übrigens aus der
01:14:25: aus der Sammlung liebenswert- skurril kann man sagen, das sieht
01:14:28: schon
01:14:29: schräg aus, wie insbesondere Albert Darboven in
01:14:31: Anzug
01:14:32: dann auf dem Millerntor-Rasen steht und es wurden eigens
01:14:35: vorbereitet dann so Tafeln, die die alle halten. "Meins!" und "Deins?"
01:14:38: und dann gab es noch eine Tafel, auf der stand man dann. Es
01:14:41: sieht ein bisschen aus als hätt man die Leute angebaut auf dem
01:14:44: Millerntor, weil die wachsen wie Bäume aus diesen grünen Dingern.
01:14:47: Vor allem stehen die genau in so einem Rechteck die genau
01:14:50: diese Größe dieser Parzelle und da passt mal so mit Mühe mal
01:14:53: überhaupt rein. Also es fehlt ein bisschen der Wasserwerfer,
01:14:56: der das ganze... Sieht schräg aus, als wenn die da so einbetoniert sind
01:14:59: im Rahmen. Also einfach irgendwie
01:15:02: eine interessante kleine Episode. Wieviel das dann
01:15:06: gebracht hat, ist nicht so ganz klar. Die Zahlen der Rasenpaten
01:15:10: wurden nicht so ganz offiziell verkündet, es hieß dann aber
01:15:14: später im November dann mal, es seien angeblich 2.000 und zwar
01:15:18: hieß es das in dem Zusammenhang damit, dass man
01:15:21: sogar den Elfmeterpunkt dann also noch mal extra kaufen
01:15:25: konnte, der wurde dann im November 2004 bei Ebay
01:15:28: versteigert und "eine viel beachtete Aktion", so damals der
01:15:32: PR Text in der Rubrik "Stars und Charity".
01:15:35: Es wurden nicht alle Ideen umgesetzt. Es gibt da noch ein
01:15:38: ein 'Übersteiger'-Interview mit dem damaligen Geschäftsführer
01:15:41: Frank Fechner. Der erzählte dann noch, "Wir planen auch Paten zu
01:15:45: belohnen, wenn von ihrem Stück Rasen eine besondere Aktion
01:15:48: ausging, sei es ein Tor oder eine Vorlage. Dann kriegen die
01:15:51: vielleicht eine Kiste Astra oder sowas. Es soll eine Webcam
01:15:55: installiert werden um das Rasenstück live zu besuchen, da
01:15:58: wird also auch im Laufe der Saison noch einiges an Ideen und
01:16:01: Events umgesetzt." Thomas, hast du eine Astra-Kiste bekommen? Wer soll das
01:16:05: alles bezahlen?
01:16:06: Vor allem, wie hätte man das 2004 überhaupt, also heute kann
01:16:09: man das bestimmt genau ausmessen, auf welchem
01:16:12: Rasenstück irgendwie ein Schuss abgefeuert wurde oder so,
01:16:15: aber dadurch, dass das damals so hätte überhaupt gegangen, hätte
01:16:18: möglich gewesen sein können, ihr wisst was ich meine. So vielleicht
01:16:21: auch bei der ein oder anderen Kiste oder Astra dann auch fleißig
01:16:25: gebrainstormt, dabei kam auch die Aktion Trainerbank raus, bei der
01:16:28: dann also auch die Rasenbank neben dem damaligen Trainer Andy
01:16:31: Bergmann sitzen durften und sich angucken durften, das mit
01:16:35: diesem Rasen dann gemacht wurde während
01:16:37: des Spiels. Und dann gab es dann auch noch das sehr hübsch
01:16:40: benannte Rasenstampf-Kommando. Das erinnere ich auch noch, da
01:16:44: sind tatsächlich vor manchen Spielen oder in der
01:16:46: Halbzeitpause oder so dann wirklich so Leute, dann
01:16:49: rumliefen. Das wird ja auch jetzt tatsächlich manchmal noch
01:16:52: gemacht, dass lose Rasenstücke ein bisschen wieder befestigt
01:16:55: werden. Thomas, hast du mal rasengestampft. Nein, also das
01:16:58: würde ich noch erinnern, also ich wusste bis gestern
01:17:01: eigentlich gar nicht mehr so richtig, dass ich da überhaupt dabei
01:17:04: war, also ja, man findet noch was in den Kellern
01:17:07: immer doch. Also Aufruf an alle Menschen, guckt in Eure Keller,
01:17:10: vielleicht
01:17:11: findet Ihr noch was aus der Vereinsgeschichte.
01:17:14: Wenn Thomas eine Sache in seinem Fandasein konsequent
01:17:16: vermieden hat, dann offensichtlich diesen Rasen zu
01:17:19: betreten. Ja. Das stimmt, also da hält mal wirklich jemand das ein
01:17:22: tatsächlich, sobald du auch nur auf 30 Meter Nähe zum Platz
01:17:25: kommst ruft von irgendwoher immer jemand, dass du nicht auf den
01:17:27: Platz gehen sollst. Ich sage es dann ja auch immer bei den wenigen
01:17:30: Stadionführungen die ich hin und wieder mache, dass also
01:17:33: natürlich nie, nie, nie dieser Rasen bitte zu betreten ist.
01:17:36: Zeig bei der nächsten Stadionführung bitte unbedingt Deinen
01:17:38: Rasenpatenpass. Genau.
01:17:39: Und jetzt kannst Du Leuten sogar sagen, nicht betreten, das ist
01:17:42: der "Pitch of the Year".
01:17:45: Du hast aber was verpasst, denn schöne PR-Prosa hier noch mal:
01:17:49: "Bei dieser besonderen Form der Rasenpflege setzen elf
01:17:53: Rasenpaten in der Halbzeitpause ihren Fuß auf den heiligen Platz
01:17:57: und sorgen für ein glattes Geläuf." Ja, das also tatsächlich
01:18:01: die Rasenpatenaktion von 2004. Hat den Verein nicht ganz
01:18:05: so saniert wie die Bokalserie kurz danach, wie man weiß 2005/06,
01:18:09: spülte wertvolle Fernsehgelder in die Kassen, die dann
01:18:12: ermöglichten unter anderem die Stadionrekonstruktion zu
01:18:16: beginnen.
01:18:18: Man muss es einfach mal ganz kurz erwähnen und ich mache es
01:18:21: aber glaube ich nur mit zwei Zitaten: "Wenn sich einer unserer
01:18:24: Nationalspieler verletzt und wir deswegen nicht Weltmeister
01:18:28: werden, sind Sie schuld", bekanntlich Klaus Allofs bei der
01:18:31: Begehung des gefrorenen Platzes 2006 vorm DFB-Pokal-
01:18:34: Viertelfinale gegen Bremen am Millerntor zu Schiedsrichter Dr.
01:18:38: Brych, der darauf nur trocken antwortete, "Fußball ist ein
01:18:41: Freiluftsport". Und was ist passiert? Miro Klose hat sich
01:18:44: verletzt.
01:18:46: Allerdings. Sind wir deswegen Weltmeister geworden? Nee. Tja.
01:18:49: Natürlich nicht. Also danke FC St. Pauli. Ja, mit dieser Schuld
01:18:53: müssen wir irgendwie leben, das war 2006 und eben
01:18:57: auch noch mal ein Indiz dafür, dass ziemlich lange das Klischee
01:19:01: je rumpliger der Rasen, desto größer der Erfolg für den
01:19:04: Magischen FC eben hielt. Bei
01:19:06: einer interessanten Geschichte 2009 war das nicht so. Es war
01:19:09: der Skandal um die vergessene Rasenheizung, weil inzwischen
01:19:12: hatten wir Geld, haben das Stadion rekonstruiert und haben
01:19:15: dann also die obligate Rasenheizung tatsächlich
01:19:18: eingebaut.
01:19:20: Ja, nur dummerweise als dann im Januar 2009 also ein Testspiel
01:19:25: gegen Schalke angesagt worden war, wurde entweder vergessen
01:19:29: oder aber aus finanziellen Gründen nicht berücksichtigt,
01:19:33: dass man nun eine stromintensive Rasenheizung besitzt. Das Spiel,
01:19:37: dafür waren dann also 9.000 Tickets schon verkauft worden,
01:19:41: mit 10.000 hatte der Verein wohl kalkuliert, ja und was
01:19:46: geschah dann?
01:19:47: Da zitiere ich mal einen Medienbericht. "Der FC St.
01:19:50: Pauli hat sich bundesweit bis auf die Knochen blamiert. Am
01:19:53: Mittwochnachmittag, weniger als sechs Stunden vor dem ursprünglich
01:19:56: für 19:00 Uhr vorgesehenen Anpfiff des Testspiels gegen den
01:19:59: FC Schalke 04, sagte der Club vom Hamburger Kiez die Partie
01:20:02: wegen Unbespielbarkeit des Platzes ab. Um 13:00 Uhr nach
01:20:05: einer Platzbegehung von St. Paulis Sportchef Helmut Schulte
01:20:09: und Schalkes Trainer Fred Rutten gab es die schlimme Gewissheit,
01:20:12: Rutten war mit dem Zustand des Rasens ganz und gar nicht
01:20:15: zufrieden. "So wie der Platz aussieht, ist das
01:20:17: Verletzungsrisiko für meine Spieler zu hoch.""
01:20:21: Ja, Platz zugefroren. Da wurde anders als 2006 halt nicht
01:20:24: gespielt. St. Paulis Ticketchef Torsten Vierkant,
01:20:26: damals Ticketchef, der auch für die Inbetriebnahme der
01:20:29: Rasenheizung verantwortlich war, Torsten Vierkant wies dann aber
01:20:32: die Verantwortung für den Spielausfall von sich und meint
01:20:35: selber, "der Boden ist aufgetaut, es liegt zwar etwas Raureif und
01:20:38: Frost auf dem Rasen, aber hier kann man ganz problemlos ein
01:20:41: Fußballspiel", ganz normal Fußball spielen steht hier wörtlich,
01:20:44: "vermutlich kam Rutten das alles sehr gelegen, da er nur zwölf
01:20:47: gesunde Spieler zur Verfügung hat", sagte Vierkant, also auch
01:20:50: ein hübsches Pressescharmützel
01:20:51: von irgendwie Chef- Trainer der Gäste gegen
01:20:54: Ticketchef und Rasenheizungsverantwortlichen.
01:20:57: Jedenfalls war es immer noch so, dass also sprichwörtlich,
01:21:00: wenn man Rasen und Millerntor in einem Satz äußert, es
01:21:03: meistens nicht war, um zu sagen, was für ein
01:21:06: hervorragendes Grün hier da ist. Das war 2011 in der ersten
01:21:09: Bundesliga dann also auch noch so. Der FC St. Pauli spielte dann
01:21:13: also gegen die ja gerne auch mal Fohlen genannten
01:21:17: Leute von Borussia Mönchengladbach, Die 'Viva St.
01:21:20: Pauli'-Stadionzeitung hat das dann so prompt zu einem Cover
01:21:23: inspiriert, wo zwei galoppierende Pferde drauf waren und
01:21:27: der Titel hieß dann "Rivalen der Rennbahn". Das war damals noch
01:21:29: so. Wir haben uns immer hingesetzt und irgendwelche
01:21:31: lustigen oder weniger lustigen Titel überlegt, in diesem Fall
01:21:34: gab es prompt einen zurück vom 'Hamburger Abendblatt'.
01:21:38: Man habe also dieses "Rivalen der Rennbahn"-Cover da gemacht und zwei
01:21:41: galoppierte Pferde seien da drauf, "aber der Titel hätte kaum
01:21:43: treffender sein können", schreibt das 'Abendblatt'. "Der Platz am
01:21:46: Millerntor sieht aus, als wäre dort wenige Tage vor dem
01:21:48: Hamburger Stadtduell das deutsche Galopp Derby
01:21:50: ausgetragen worden."
01:21:53: Ja, da gab es noch mal lustige Pressescharmützel
01:21:56: mit der Stadionzeitung. Aber, und das ist der Punkt, warum ich
01:22:00: das erwähne, St. Pauli gewann das Spiel gegen Gladbach mit 3:1
01:22:03: und hatte um diese Zeit ohnehin einen Lauf. Zwei Wochen zuvor war
01:22:06: auf der Galopper-, Trab- oder was auch immer-Bahn gegen den
01:22:09: 1. FC Köln nämlich auch schon ein 3:0 erzielt worden.
01:22:13: Und man war damit dann richtig in Form erst, weil vier Tage nach
01:22:16: dem Gladbach-Spiel folgte
01:22:18: na klar, welches Spiel?
01:22:22: Das Stadtderby. In der Tat. Christopher beugte sich langsam
01:22:25: nach vorne, um den Moment auszupassen.
01:22:27: War das nicht wegen irgendeinem Rasenproblem verlegt worden?
01:22:30: Eben. Im Grunde genommen ist der Rasen einfach
01:22:33: der Band, der tatsächlich alles verbindet und so also auch die
01:22:36: vielen Geschichten hier, bekanntlich 1:0 für St.
01:22:39: Pauli nach einer Verschiebung, weil
01:22:41: die lieben Freunde aus der Vorstadt es nicht geschafft
01:22:44: haben, ihren Ersatzrasen rechtzeitig verlegt zu kriegen,
01:22:47: weil es zu viel regnete. Oh Wunder, oh Wunder. Also quasi
01:22:50: 1:1, da haben sie auch mal nicht an Regen gedacht, wir
01:22:54: erinnern uns an 61 bis 63, da war das ja auch am Millerntor mal
01:22:57: Thema, aber das war die Stadt Hamburg, nicht der Verein.
01:23:01: Wirklich interessant, wenn man das jetzt hier 2011 mal gehört
01:23:04: hat, mit dem Spiel dann auch und es wurde dann übrigens
01:23:06: auch Charles Takyi zum Beispiel zitiert im selben Artikel, den
01:23:09: ich erwähnt habe, so schlimm wäre es ja nicht gewesen, beide
01:23:11: Mannschaften hätten sich damit irgendwie quasi zurechtfinden
01:23:14: müssen, haben wir uns gar nicht groß mit
01:23:16: beschäftigt.
01:23:17: Spielte man dann ja bekanntlich wieder ne Liga tiefer und war
01:23:20: plötzlich viel anspruchsvoller. Das hatte ich tatsächlich fast
01:23:23: vergessen, da war es quasi kurz vorm Spielerstreik, nämlich in
01:23:27: der zweiten Bundesliga. Dann also 2011 nahmen die Spieler das
01:23:30: ja einigermaßen
01:23:32: sportlich, also jedenfalls machten sie kein
01:23:34: großes Drama draus. Wie gerade gehört. Charles Takyi hat das
01:23:37: eher runtergespielt. Ich fand es sehr interessant, als man dann
01:23:41: da so abgestiegen war, in der Saison 2011/12 zweite
01:23:43: Bundesliga klang das plötzlich ganz anders.
01:23:46: Zitat Patrick Funk: "Auf diesem Platz können wir unser Spiel
01:23:49: nicht umsetzen." Zitat Marius Ebbers: "Wenn die Leute diesen
01:23:52: Platz tatsächlich für gut befunden haben, dann haben sie
01:23:56: keine Ahnung", und das wohlgemerkt nach einem, jawoll, mal wieder
01:23:59: Sieg auf äußerst holprigen Geläuf gegen den Karlsruher SC
01:24:03: am 12. März 2012. Also zumindest anekdotisch kann der FC St.
01:24:06: Pauli auf schlechtem Platz oft gute Ergebnisse vorweisen. Es
01:24:10: war einfach so, dass der Stadionbeauftragte Wolfgang
01:24:13: Helbing und der bereits erwähnte Torsten Vierkant zusammen mit
01:24:16: Sportchef Helmut Schulte konferiert hätten und einem
01:24:20: Vertreter der Gärten und Landschaftsbaufirma
01:24:22: Schlatermund, was
01:24:24: denn und ob denn nun neuer Rasen und dann wurde gesagt, nee, 100.000 Euro
01:24:27: haben wir jetzt gerade nicht über, machen wir jetzt mal nicht.
01:24:30: Spieler wie wir gerade gehört haben ausgesprochen begeistert,
01:24:33: auch Urgesteine wie Fabian Boll äußerten sich nicht gerade
01:24:35: positiv darüber.
01:24:38: Ebbers hat auch Beispiele angeführt, also ein neuer Rasen
01:24:41: allein sei keine Garantie, aber alle hätten ja bei 1860 München
01:24:44: auswärts oder auch im Training auf unserem Kunstrasenplatz
01:24:47: gesehen, dass wir ganz gut Fußball spielen können.
01:24:50: Und da wurde tatsächlich das ungewöhnliche Angebot gemacht.
01:24:53: "Wir können den Rasen nicht selber abziehen." Zitat Marius
01:24:56: Ebbers, "und neu verlegen und in der Mannschaftskasse sind
01:24:59: sicherlich keine 100.000 Euro, aber wenn wir dadurch
01:25:01: tatsächlich etwas dazu beitragen könnten, dass der Rasen
01:25:04: gewechselt wird, würde sich jeder in der Mannschaft bereit
01:25:07: erklären, einen gewissen Beitrag zu bezahlen."
01:25:11: Das ist Pauli. Aber wirklich, das ist Solidarität.
01:25:14: Die Headline war dann also tatsächlich "St. Pauli-Spieler
01:25:17: bieten sich als Rasenpaten an". Woher das Rasenpatenwort war,
01:25:21: habt Ihr ja vorhin gehört und das Präsidium um Stefan Orth
01:25:24: ließ sich tatsächlich umstimmen, ob aber auch Geld aus der
01:25:27: Mannschaftskasse floss, das ist leider inzwischen in den
01:25:30: Urgründen der Geschichte glaube ich verloren gegangen. Falls
01:25:34: jemand da Stichhaltiges zu weiß, bitte sagen. Marius Ebbers, wenn
01:25:38: Du das hörst, ja sag mal wie viel er da rübergetan hat, dass
01:25:41: dann also dieser neue Rasen dann verlegt wurde.
01:25:44: Mit dem Aufstieg dagegen endete die Saison trotzdem
01:25:47: nicht, immerhin aber mit einem sonnigen 5:0 gegen Paderborn und
01:25:51: Platz 4.
01:25:52: Ja, zack, und schon sind wir da. Schon sind wir also über den
01:25:56: "Pitch of the Year", der ja nun ganz, ganz kurz nach dieser
01:26:00: brutalen Maulwurfsattacke gewonnen werden konnte, für die
01:26:04: Saison 22/23, nicht aber wie wir merken 21/22, da war der Maulwurf
01:26:08: Pauli dazwischen, sind wir also im Meisterjahr 2023/24. Da fand
01:26:12: das Thema Rasen natürlich auch statt, in Form von Platzsturm
01:26:16: mit Rasensouvenirs. Niemand hier hat sich da irgendwie schuldig
01:26:21: gemacht, so viel wir wissen.
01:26:23: Ich glaube, mir hing so ein Rasenhalm noch an der Jacke.
01:26:27: Ja gut. Das sollte Dir bei einer Stadionführung nicht passieren. Das ist
01:26:30: glaube ich entschuldbar. Ein Stück dieses Rasens, das haben wir für das FC
01:26:34: St. Pauli-Museum gesichert und können es hoffentlich in nicht
01:26:37: allzu ferner Zukunft zusammen mit dem "Pitch of the Year"-Award
01:26:41: unserer Greenkeeper und in der Tat dann auch der Schale, nicht
01:26:44: unbedingt in einem einzigen Exhibit, aber in einem einzigen
01:26:48: Museum zusammen ausstellen. Vielen Dank an alle Beteiligten.
01:26:52: Wir können uns auf nicht viel verlassen, aber dass der Rasen
01:26:55: wieder eingestampft wird von den Rasenpaten von 2004, das ist
01:26:58: dann die Aktion 20 Jahre Rasenpatenschaft. Alle müssen
01:27:01: ran. Genau so ist es. Apropos 20 Jahre, die 20-Jahres-Perspektive
01:27:04: unseres Podcasts, denn wir möchten ja auch, dass wir also
01:27:07: auch noch 2044 und so weiter gehört werden. Was das eben
01:27:10: gerade hieß war, dass vor ganz kurzem eben dann bekannt gegeben
01:27:14: wurde, dass der Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler wahrscheinlich
01:27:17: dann also bei Brighton in Zukunft trainieren wird und
01:27:20: nicht etwa am Millerntor.
01:27:22: Aber immerhin könnte ich dann vielleicht meine Parzelle
01:27:25: endlich mal besuchen. Gilt das eigentlich noch? Das wäre
01:27:27: eigentlich ziemlich cool, damit jetzt auf der Geschäftsstelle
01:27:30: N'Abend, ich
01:27:31: würde gerne mal meine Rasenparzelle oder steht da
01:27:34: irgendwo ein Enddatum? Das war wirklich für die Saison, also
01:27:37: hier steht auch wirklich drauf Saison 2004/2005, das ist
01:27:41: wirklich... Diese Füchse. Die Idee war wahrscheinlich, das jedes
01:27:45: Jahr neu aufzulegen und jedes Jahr die Leute neu bezahlen zu
01:27:48: lassen, vermute ich einfach mal. Nur irgendwie ist das dann
01:27:52: ja nicht weiter.
01:27:53: Ich möchte abschließend einfach dazu sagen, dass ich keine Ahnung hab, was
01:27:57: der Vorteil davon ist, außer dass man noch mal on top
01:28:00: irgendwas bezahlt. Du kannst ja auch vom Mond Parzellen kaufen
01:28:04: und Sterne. Das war halt eine der vielen
01:28:07: Versuche, den Verein zu sanieren, sag ich mal. Wenn Du
01:28:10: Genossenschaftsanteile kaufst, darfst Du ja auch nicht
01:28:13: mitbestimmen hinterher.
01:28:16: Aber ich hab ja ne Stimme für irgendwas. Aber ich kann ja nicht
01:28:18: sagen, hier ist ein Glas Millerntor-Luft für zu Hause.
01:28:21: Aber das ist dann so, Du hast was in der Hand, in
01:28:24: dem Fall ja wirklich und Du hast ne Urkunde die Du an die Wand
01:28:27: hängen kannst und ein Zertifikat und hast so ein tolles Hologramm-
01:28:30: Ding hier oder hast einfach nur ein Schlüsselband. Also da
01:28:33: gibt es vieles und kannst Dir selber rasen säen. Und das werden
01:28:36: wir tun, das werden wir tun, das hab ich mir jetzt fest
01:28:39: vorgenommen, wir werden den Rasen einpflanzen. Aber
01:28:42: diese schöne Tüte einfach aufreißen und für
01:28:44: immer zerstören? Sammler... Es ist nicht so ganz einfach, es ist
01:28:47: jetzt also ein Ausstellungsstück, was
01:28:49: vermutlich mehr wert ist als die Schale. Aber wie
01:28:52: viele von diesen Packs gibt das noch, die wirklich intakt sind?
01:28:55: Wahrscheinlich wenige. Rasenpat*innen dieser Welt
01:28:58: meldet Euch sehr gerne bei uns, wer hat noch solche Packs? Wir
01:29:01: glauben es sind nicht viele.
01:29:03: Ich würde fast wetten, dass Thomas einer von ganz wenigen
01:29:06: ist, der das noch komplett hat. Das ist sehr gut möglich.
01:29:10: Wenn Ihr nicht möchtet, dass wir demnächst Podcast-Luft verkaufen
01:29:13: müssen in Gläsern, um diesen Podcast am laufen zu halten,
01:29:16: dann lasst uns doch eine positive Bewertung da auf der
01:29:19: Podcast-Plattform Eurer Wahl. Das hilft uns, das hier
01:29:22: weiterzumachen, was wir machen. Wenn Ihr uns noch mehr
01:29:25: unterstützen möchte, dann werdet doch Mitglied im Förderverein
01:29:29: des FC St. Pauli-Museums, das geht schon ab
01:29:31: 2 Euro im Monat und hat auch ganz viele Vorteile. Zum Beispiel,
01:29:34: dass man tolle Newsletter bekommt.
01:29:38: Und wenn Euch das noch nicht reicht, dann kauft doch das
01:29:42: "161 Jahre Sport am Millerntor"-
01:29:46: Jubiläumshirt, das wir gemeinsam mit der Merchandise-Abteilung
01:29:51: des FC St. Pauli kreiert und aufgelegt haben. Das bekommt Ihr
01:29:55: in den Fanshops des FC St. Pauli und natürlich im 1910-
01:30:00: shop.de, dem offiziellen Shop des FC St. Pauli-Museums. Genau.
01:30:04: Dann sind wir glaube ich so langsam zunächst mal am Ende.
01:30:09: Bis wir den nächsten Titel holen.
01:30:12: Deswegen, wir machen jetzt Podcast-Pause, bis wir den nächsten Titel
01:30:14: holen. Vollstreckungstitel.
01:30:17: Die skurrilen Geschichten, die Christoph eben erwähnte, die
01:30:19: werden wir sicherlich noch reichlich haben, nicht nur in
01:30:22: der Zukunft, sondern auch gerade in der Vergangenheit, insofern
01:30:25: Stoff wird uns aktuell nicht ausgehen, glaube ich. Das glaube
01:30:28: ich auch nicht. Ich bin gespannt.
01:30:32: Insofern, macht es gut. Schön, dass Ihr dabei wart und bis zum
01:30:35: nächsten Mal. Ja bis dann, danke fürs Zuhören. Tschüss. Tschüss.
01:30:40:
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