#12 Dänische Delikatessen: Der FC St. Pauli International

Shownotes

In der 12. Folge FCSP-Geschichte(n) servieren Celina, Christoph, Christopher und Thomas internationale Leckerbissen aus der Vereinsgeschichte. Mit dabei: ein Länderspiel am Millerntor, das nie stattgefunden hat, die große Asien-Reise des FC St. Pauli und ein streng subjektives Best-of der internationalen Begegnungen des magischen FC.

Quellen, Literatur, Sonstiges

Celina:

Schubert, Florian: Antisemitismus im Fußball – Tradition und Tabubruch

Osterhaus, Stefan: Des Führers Spiel - Fußball an Hitlers Geburtstag

Selmer, Nicole: Das Spiel, das es nie gab

Christoph:

Video: Asienreise des FC St. Pauli 1972/73

Christopher:

Martens, René: Niemand siegt am Millerntor

Video: Freundschaftsspiel gegen Newell's Old Boys Rosario 1950

Transkript anzeigen

00:00:00: Aber Osterturnier gegen HSV ist ja nicht international. Ja, aber,

00:00:04: das erzähl ich dann gleich, warum das international ist.

00:00:07: Nicht gegen, mit, das ist das Entscheidende. Mit international,

00:00:11: nicht gegen international. Die Gegen-Internationale. Hast Du die

00:00:15: Lose? Ja, jetzt neu.

00:00:20:

00:00:24:

00:00:27:

00:00:31:

00:00:34:

00:00:41: Moin, ich bin Celina, Ich bin Christopher. Ich bin Christoph.

00:00:45: Ich bin Thomas. Und das hier ist FCSP Geschichte(n), das n in

00:00:49: Klammern, der offizielle Podcast des FC St. Pauli-Museums.

00:00:54: Ja, schön, dass Ihr wieder eingeschaltet habt auf dem

00:00:59: Podcast-Streamingdienst Eurer Wahl.

00:01:03: Wir erzählen Euch heute etwas über das Thema FC St. Pauli

00:01:06: international. Das ist natürlich ein dehnbarer Begriff.

00:01:12: Wir haben glaube ich auch sehr, sehr breit gefächerte

00:01:14: Geschichten dazu, und ich glaube, es ist alles relativ

00:01:17: selbsterklärend, denn es geht im weitesten Sinne darum, der FC

00:01:20: St. Pauli

00:01:22: in internationalen Spielen, wie wir sie ja alle schon öfter

00:01:26: erlebt haben. Natürlich nicht, kleiner Scherz. Wir haben

00:01:29: natürlich noch nie international gespielt, für alle, die

00:01:32: vielleicht historisch noch nicht so bewandert sind, wir warten

00:01:35: noch auf das erste internationale Spiel in Europa

00:01:38: gegen Vojvodina Novi Sad oder Levski Sofia oder West Ham

00:01:41: United, man weiß es nicht, wir warten noch gespannt. Ich spiele

00:01:44: mal den Schlauberger und sage, wenn man die Freundschaftsspiele

00:01:48: mal beiseitelässt. Wir könnten ja theoretisch jetzt einfach mal

00:01:51: so, weil wir so ganz dynamisch sind,

00:01:54: schon direkt in die Losung gehen. Beziehungsweise falls Ihr den

00:01:58: Podcast noch nicht kennt, Christoph, Celina und ich,

00:02:01: Christopher, wir haben drei Geschichten

00:02:04: vorbereitet zu einem übergeordneten Thema, in diesem

00:02:07: Fall FC St. Pauli international. Thomas ist unser

00:02:10: Schiedsrichter und unser Losemeister und er wird auch

00:02:13: immer wieder zu unseren Geschichten auch Ergänzungen

00:02:16: anbringen, die wir vergessen haben.

00:02:19: Weil wir uns mal wieder erst in der Nacht davor mit dem Ganzen

00:02:22: beschäftigt haben. Das schien so anhand der Daten, wann die, egal.

00:02:26: Ich muss übrigens erstmal zu meiner Schande gestehen, meine

00:02:29: wie immer so schön bemühten nachhaltigen Lose sind irgendwie

00:02:32: weg, ich habe keine Ahnung wo die geblieben sind, ich habe

00:02:35: nämlich neue gemacht jetzt, musste leider sein und werde

00:02:38: diese jetzt mal losen. Es handelt sich hoffentlich um

00:02:40: recyceltes Papier. Das weiß ich ehrlich gesagt nicht, ich habe es

00:02:44: einfach, beziehungsweise Christopher hat es mir in die Hand

00:02:47: gedrückt aus dem

00:02:49: Kopierpapier. Spielervertrag oder so was wir hier so verwenden.

00:02:53: Genau, nach dem Einscannen geht es ins Altpapier genau. Der Vertrag

00:02:56: von Hürzeler, der ist ja dann, aber sie haben dann

00:02:59: einfach doch noch einen neuen ausgedruckt, schön dass das geklappt hat. Das war der Vertrag

00:03:02: von Christopher Buchtmann, den braucht man ja nicht mehr. Nein,

00:03:05: das ist der Vertrag von Celina für eine Geschichte in diesem

00:03:08: Podcast.

00:03:10: Dreijahresvertrag. Muss ich auch noch anfangen. Ja, das ist nun

00:03:15: mal die Spielregel. Okay, ich steige einfach mal ein. Am 20.

00:03:18: April 1941,

00:03:20: mitten im Zweiten Weltkrieg, fand im Wankdorf-Stadion in Bern

00:03:23: ein Länderspiel zwischen der deutschen beziehungsweise

00:03:26: großdeutschen Nationalmannschaft und der Schweiz statt.

00:03:30: Großdeutsch, weil sich die deutsche Nationalmannschaft nach

00:03:33: dem sogenannten "Anschluss" Österreichs aus deutschen und

00:03:36: österreichischen Nationalspielern zusammensetzte.

00:03:39: Auf dem Platz standen an diesem Tag Deutsche Fußballlegenden

00:03:42: wie Fritz Walter und Helmut Schön.

00:03:45: Und mit dabei war auch FC St. Pauli-Star und NS-Posterboy

00:03:49: Karl Miller

00:03:50: und ein weiterer Hamburger Abwehrspieler, Hans Rohde vom

00:03:54: ETV. Vor mehr als 30.000 Zuschauer*innen ging die

00:03:56: großdeutsche Nationalmannschaft in der 32. Minute 1:0 in

00:04:00: Führung.

00:04:01: Allerdings nicht dank Fritz Walter oder Helmut Schön.

00:04:05: Torschütze war der Österreicher Willi Hahnemann, der

00:04:08: normalerweise für Admira und Wacker Wien kickte.

00:04:12: Ja, damals waren das noch zwei Vereine. Richtig.

00:04:16: Der Vorsprung hielt allerdings nicht besonders lange an. In der 41. Minute kam

00:04:19: der Ausgleich, in der 77. Minute der 2:1-Siegtreffer für die

00:04:23: Schweiz.

00:04:24: Großdeutschland ging als Verlierer vom Platz. Das Urteil

00:04:27: der deutschen Sportpresse fiel tags darauf relativ wohlwollend

00:04:31: aus. Man habe gut gespielt und am Ende einfach Pech gehabt.

00:04:34: Schade, aber kann passieren. Oder?

00:04:38: Das kam im nationalsozialistischen

00:04:39: Deutschland sehr auf den Blickwinkel an, wie sich schnell

00:04:42: zeigte. Joseph Goebbels, der Sport als eines der wichtigsten

00:04:45: Propagandainstrumente zur Inszenierung der in

00:04:48: Anführungszeichen "Volksgemeinschaft" begriff, soll

00:04:50: getobt haben, als er von dem Ergebnis erfuhr.

00:04:53: Überliefert ist ein Brief von Goebbels an Reichssportführer

00:04:56: Hans von Tschammer und Osten. Es dürfe am 20. April in Zukunft

00:05:00: kein Sportaustausch gemacht werden, wenn das Ergebnis im

00:05:03: Geringsten zweifelhaft sei.

00:05:05: Warum?

00:05:07: Weil der 20. April, Adolf Hitlers Geburtstag, im sogenannten

00:05:12: Dritten Reich eine besondere Rolle zukam.

00:05:16: Eine deutsche Niederlage am Führergeburtstag, so erinnert

00:05:19: sich Helmut Schön später, grenzte an Hochverrat und

00:05:22: Majestätsbeleidigung. Tatsächlich feierten viele

00:05:25: Schweizer Fans den Triumph über Nazi-Deutschland teilweise

00:05:28: wie einen politischen Sieg, also den sportlichen Triumph über

00:05:32: Nazi-Deutschland, auch wenn von offizieller Seite der

00:05:35: freundschaftliche Charakter der Partie betont wurde, um die

00:05:38: Deutschen ja nicht zu provozieren. Nach dem 20. April

00:05:41: 1941 gab es zwar noch einige Länderspiele der deutschen

00:05:44: Nationalmannschaft, aber keine mehr an Hitlers Geburtstag.

00:05:49: Erst nach der deutschen Kapitulation in Stalingrad und

00:05:52: der Ausrufung des "totalen Kriegs" im Februar 1943 wurden

00:05:55: internationale Sportveranstaltungen dann

00:05:57: vollständig gestrichen. Warum erzähle ich Euch das und was hat

00:06:00: diese Story, abgesehen von Karl Millers flüchtiger Beteiligung

00:06:04: mit dem FC St. Pauli zu tun?

00:06:06: Gute Frage. Es geht um Kontext und um Geschichtsbewusstsein und

00:06:10: darum, was passiert, wenn beides bei der Planung von

00:06:14: Sportereignissen unter den Tisch fällt.

00:06:18: Auf den Tag genau 53 Jahre nach dem Länderspiel gegen die

00:06:21: Schweiz, von dem ich Euch gerade erzählt hab, sollte nämlich 1994

00:06:25: erstmals wieder ein Freundschaftsspiel der Deutschen

00:06:28: Nationalmannschaft am 20. April stattfinden. Dieses Mal nicht

00:06:32: gegen die Schweiz, sondern gegen England und nicht im Ausland,

00:06:36: sondern in Hamburg. Richtig gehört.

00:06:38: Für Hitlers 105. Geburtstag hatte der DFB die englische

00:06:42: Nationalmannschaft zu einem Freundschaftsspiel ins

00:06:45: Volksparkstadion eingeladen.

00:06:47: Am Vorabend, also am 19. April, sollten die B-Kader beider

00:06:51: Mannschaften gegeneinander antreten am Millerntor.

00:06:56: Und die FC St. Pauli-Fans so, "Moment mal". Ich

00:07:01: zitiere aus dem 'Übersteiger' vom 3. Dezember 1993:

00:07:06: "Das ist doch nicht ernst gemeint, war die allgemeine

00:07:09: Reaktion derer, die mit dieser Nachricht konfrontiert wurden.

00:07:12: Das muss verhindert werden, egal wie, war dann die Reaktion nach

00:07:15: dem ersten Schreck.

00:07:17: Man muss sich dieses Szenario gar nicht groß vorstellen.

00:07:20: Horden anreisender Geburtstag feiernder Faschos aus

00:07:22: Deutschland und England, Tausendschaften Polizei und

00:07:25: irgendwo dazwischen wir oder was?

00:07:27: Und das alles um endlich im Konzert der Großen dabei zu sein,

00:07:30: bei den Vereinen, die vom DFB gnädiger Weise ein Länderspiel

00:07:34: überlassen bekommen? Nein danke, wir verzichten gerne und setzen

00:07:37: alles daran, diese Spiele zu verhindern.

00:07:40: Wir werden es nicht zulassen, dass an diesem Abend unser

00:07:43: Millerntor zur mediengerechten Bühne prügelgeiler Faschisten,

00:07:46: ob deutsch oder englisch, umfunktioniert wird.

00:07:49: Auch wenn von uns niemand ins Volksparkstadion geht, das A-

00:07:52: Spiel betrifft auch uns, denn was werden die Horden nach dem

00:07:56: Spiel machen? Genau, auf den Kiez, Paadie machen und wahrscheinlich

00:08:00: so nebenbei ne kleine Ausländerjagd veranstalten und/

00:08:03: oder den Hafen angreifen." Gute Voraussetzungen. Um diese Spiele

00:08:07: zu verhindern, egal wie, wurde dann ein Aktionsbündnis von

00:08:11: interessierten Gruppen und Einzelpersonen gegründet. Beim

00:08:14: Heimspiel gegen Wolfsburg am 3.12. 93 wurden am Millerntor 7.000

00:08:18: Flugblätter verteilt.

00:08:20: Unterzeichnet von einem breiten Spektrum von Personen und

00:08:24: Gruppen. Und wenn ich breites Spektrum sage, dann meine ich

00:08:27: vom Fanclub Neuwiedenthal über das Hafenstraßenplenum bis zu

00:08:31: Blind Guardian und Tabakwaren Klatowski.

00:08:37: Blind Guardian? Und Tabakwaren Klatowski. Großartige Band. Tabakwaren

00:08:40: Klatowski? Wer kennt sie nicht? Experimentell, aber gut. Thomas,

00:08:43: kannst Du uns sagen, wie Blind Guardian auf dieser Liste

00:08:46: gelandet ist eigentlich? Ich vermute es fast.

00:08:50: Ein damals guter Bekannter von mir, der war sehr eng mit

00:08:54: der Band und war auch damals noch auch deutlich mehr hier

00:08:58: zugange im Fanladen, 'Übersteiger'-Umfeld. Ich vermute

00:09:01: mal stark, dass er das irgendwie mit initiiert hat, dass die da

00:09:06: unterschrieben haben, ziemlich sicher sogar. Das macht Sinn.

00:09:09: Ja, Blind Guardian. Übrigens der Mensch, der mich hier, was ich

00:09:13: in der letzten Folge erzählt hab, der mich hier mitgeschnackt

00:09:17: hat das erste Mal zum Millerntor, der gleiche Mensch.

00:09:21: Grüße, liebe Grüße. Hallo Jens.

00:09:24: Naja, jedenfalls gab es dann diesen Flyer und auf der

00:09:27: Vorderseite des Flyers, der übrigens knallrot war, also

00:09:30: quasi Jolly Rouge ohne Jolly stand ganz groß "Kein Länderspiel

00:09:34: am 19./20. April. Wer mit uns protestieren will, hält bei

00:09:37: Anpfiff des Spiels diese Seite", auch ganz wichtig, diese Seite,

00:09:40: die andere war nämlich nicht rot, darunter kleingedruckt die

00:09:43: Bemerkung "Kurz vor der Drucklegung dieses Flugblatts

00:09:46: erreichte uns per Fax die Nachricht, dass der DFB den FC

00:09:49: St. Pauli benachrichtigt hat, dass das Länderspiel am 19.04.

00:09:52: 1994 aus "technisch- organisatorischen Gründen"

00:09:55: abgesagt ist." Noch Fragen?

00:09:57:

00:09:59: Ja, ich hab da noch Fragen, was genau sind technisch-

00:10:01: organisatorische Gründe? Ich kenne das nur

00:10:04: aus der Konzertbranche, aus technisch-

00:10:07: organisatorischen Problemen heißt zu wenig Karten verkauft.

00:10:11: Ah, in diesem Fall war es was anderes. Ich zitiere DFB

00:10:15: Pressesprecher Wolfgang Niersbach: "Wir wussten nicht,

00:10:18: dass nebenan DOM ist. Es gibt ja gar keine Parkplätze."

00:10:23: Ach so, Parkplätze klar. Deswegen finden ja auch keine

00:10:26: Heimspiele statt, wenn DOM ist.

00:10:28: Nee, das wird abgesagt. Naja, in Verbindung mit der Angst vor

00:10:32: Gewaltexzessen durch Nazihooligans reichte die

00:10:34: Parkplatzsituation dann anscheinend für eine Absage. HSV-

00:10:37: Präsident Ronald Wulff bezeichnet den Ausfall als Zitat

00:10:41: "Skandal" und klagte "Es muss doch möglich sein, dass in Hamburg

00:10:44: Länderspiele stattfinden". St. Paulis Manager Jürgen Wähling

00:10:47: setzte noch einen drauf und bezeichnete die Situation als

00:10:51: "Trauerspiel". Es sei schade, wenn aus einem Fußball-Leckerbissen

00:10:54: ein Politikum gemacht werde.

00:10:58: Der Fußball-Leckerbissen zweier B-Teams, ja sicher, aber

00:11:01: gut, ich frage mich eh, wer sich das angeguckt hätte, war das so

00:11:04: ein Ding? Jürgen Wähling wahrscheinlich. B-Team, also das

00:11:07: war damals eigentlich schon eher so ein Auslaufmodell, das wurde

00:11:10: dann ja auch irgendwann nicht mehr verfolgt so richtig. Also

00:11:13: offizielle B- Nationalmannschaften gab es ja

00:11:15: früher, da war das noch wichtiger, aber dann irgendwann auch nicht

00:11:19: mehr. Aber man sagt glaube ich trotzdem bis heute

00:11:21: A-Nationalmannschaft. Ja es ist immer noch so, wahrscheinlich

00:11:24: ein bisschen zum Abgrenzen zu den Junioren-Teams vermute ich mal.

00:11:28: Aber egal, ist jetzt auch nicht so wichtig, es gab noch mal das

00:11:31: Team 2006.

00:11:32: glaub ich zur WM 2006, Perspektivteam 2006. Ja mit

00:11:35: Ronald Maul und Thomas Brdaric. Ja das war noch mal so ne Neuauflage davon. Genau

00:11:39: ja, das 'Hamburger Abendblatt' witterte gar einen Skandal, weil

00:11:43: es zu den Unterzeichner*innen des Anti-Länderspiel-Aufrufs zu der

00:11:47: Zitat "Union aus Autonomen und St. Pauli Freaks auch vom

00:11:51: Verein bezahlte Mitarbeiter*innen des Fanladens gehörten."

00:11:56: Großer Skandal. Die Aktion, so 'Abendblatt'-Redakteur Jens

00:11:59: Meyer, habe dem FC St. Pauli einen Imageverlust und einen

00:12:03: finanziellen Ausfall in sechsstelliger Höhe eingebracht.

00:12:06: Außerdem sei dem ohnehin angeschlagenen Ruf der

00:12:09: Sportstadt Hamburg ein massiver Schaden zugefügt worden. Ich

00:12:12: finde das Understatement eigentlich schon empörend, man

00:12:15: hätte sieben- oder achtstellig sagen müssen, hätte es noch viel

00:12:19: besser. Achtstellig. Ja, noch heute ist das Image des FC St.

00:12:22: Pauli wirklich tief angekratzt deswegen. Im Gegensatz zu dem vom

00:12:26: DFB.

00:12:27: Eben. Also DFB, muss man echt sagen, die DFB-T-Shirts in

00:12:31: hippen Vierteln urbaner Gegenden

00:12:34: springen einem nur so ins Auge. Aber wir haben ja immer noch das

00:12:38: A-Länderspiel vor der Brust oder so.

00:12:42: Apropos DFB-Merch. Wusstet Ihr eigentlich, dass das Logo des

00:12:46: DFB an den Valknut, den sogenannten Wotansknoten,

00:12:48: angelehnt ist?

00:12:50: Das war mir jetzt so nicht klar, ne?

00:12:54: Ne.

00:12:55: Im Nationalsozialismus ein Symbol für Blut und Boden, heute

00:12:58: beliebtes Tattoo Motiv in der rechten Szene.

00:13:01: Ja, DFB. Man bleibt sich treu würd ich sagen. Das wusste doch

00:13:06: niemand da. Die Info hab ich übrigens von der

00:13:10: Webseite des DFB.

00:13:12: Aber, ach so ok, dann wusste er das. Ach so, wir

00:13:15: arbeiten auf, aber ändern dann auch nichts, ist ja auch ganz

00:13:18: gut. Also das ist so dokumentiert, ist übrigens so,

00:13:21: aber es hat jetzt also auch nicht dazu geführt, na egal.

00:13:24: Ok, ja.

00:13:28: Am 10. Dezember 1994 nahm der Diskurs dann noch mal eine ganz

00:13:31: neue Richtung, als sich die Achtung "Deutschland Hooligans", in

00:13:35: Klammern "wortführend Hamburg Ultras, Hooligans des Hamburger

00:13:38: SV" per Fax

00:13:39: zu Wort meldeten und ihre Sicht der Dinge schilderten. Ich würde

00:13:43: dieses Fax gerne auszugsweise einmal vorlesen

00:13:45: lassen von Thomas. Fax und HSV ist eigentlich immer gut.

00:13:50: Ja, also tatsächlich. Wir haben das Fax hier vorliegen, das ist

00:13:54: dankenswerterweise uns aus dem Nachlass von Christian Hinzpeter

00:13:58: zugekommen. Kurze Frage, das Fax ging an den FC St. Pauli?

00:14:04: Ist adressiert an, Thomas? Lies mal vor. "Liebste St. Paulianer" Ich bin mir

00:14:07: nicht sicher, ob das an den Verein ging oder an den

00:14:09: Fanladen, also auf jeden Fall Das, was ich da oben

00:14:12: angemarkert habe. Ach so, "Brief an die St. Pauli Fanzines",

00:14:15: stimmt genau, also dann ist es wahrscheinlich eher im Fanladen

00:14:18: gelandet erstmal, aber dann sicherlich natürlich auch an den

00:14:21: Verein weitergegeben worden. Ja "Liebste St. Paulianer, ich

00:14:23: und", also es ist auch sehr schön Deutschland Hooligans und so und

00:14:27: dabei wird immer ganz vorne ich die ganze Zeit, also

00:14:29: irgendeine Einzelperson hat es offensichtlich geschrieben und

00:14:32: seine eigenen Gedanken da niedergelegt. "Ich

00:14:35: und mit mir wohl auch alle anderen deutschen und britischen

00:14:38: Hooligans mussten sehr schmunzeln, als ich von euren

00:14:40: Plänen zur Verhinderung des Länderspiels Deutschland - England

00:14:43: am 20.04.94 im Volksparkstadion hörte.

00:14:45: Zugegeben, der Termin ist vielleicht etwas unglücklich

00:14:48: gewählt."

00:14:50: Ja nun, immerhin. "Ein Länderspiel solchen Gewichts

00:14:53: ist schon lange nicht mehr in unserer Stadt ausgetragen worden

00:14:56: und viele fußballbegeisterte Hamburger freuen sich wie ich

00:14:59: und alle anderen Fans und Hooligans auf ein tolles Spiel."

00:15:03: Wir streichen jetzt mal diese ganzen Gewaltphantasien, die er

00:15:06: dann auch so auslebt. Er redet schon über den Acker. Im

00:15:09: weitesten Sinne ja.

00:15:12: "Krawalle wird es geben, darüber gibt es keinerlei Zweifel. Die

00:15:15: Polizei wird keine 2.000 Hooligans unter Kontrolle halten

00:15:18: können, weder in Hamburg noch sonst wo in Deutschland, es

00:15:21: werden hoffentlich die geilsten Prügeleien seit Rotterdam '88

00:15:24: und Mailand '90 werden."

00:15:27: 50 Vollmaschinen aus Cardiff treffen auf 23 komplett Gestörte aus Schnelsen.

00:15:31: Das ist ungefähr das wahrscheinlich gewesen. Ja, "nur

00:15:34: sind Ausschreitungen ein gesellschaftspezifisches

00:15:37: Problem, keinesfalls ein politisches. Viele von euch

00:15:40: werden es schon am eigenen Leib erfahren haben und ich muss

00:15:44: gestehen, dass es mir immer wieder Spaß macht, einen von

00:15:48: euch Linksextremisten niederzustrecken."

00:15:51: Unpolitisch aber. Natürlich. Und er streckt nieder und dabei sagt er, es

00:15:55: ist aber ein gesellschaftliches Problem, gesellschaftliches

00:15:59: Problem. Macht Spaß, aber hey, letzten Endes

00:16:02: gesellschaftspolitisch bedingt.

00:16:04: "Und alle wollen wir das Gleiche, ein 3:0 für unsere Elf und die

00:16:08: Engländer vor die Fäuste kriegen. Und gerade Ihr werdet

00:16:10: dabei kein Hindernis sein. Mit freundlichen Grüßen ein

00:16:13: verständlicherweise anonymer Ultra aus Hamburg." Und dann

00:16:16: gibt er auch noch zu, dass es einer war. Wobei man dazu sagen

00:16:20: muss, also Ultra im heutigen Sinne gab es ja damals noch

00:16:23: nicht so wirklich und die HSV Hooligans hießen halt Hamburg

00:16:26: Ultras, also das ist so wohl gemeint dann. "PS, vielleicht

00:16:29: solltet ihr auch noch vor Spielbeginn eine Demo gegen

00:16:31: "Fußballgewalt" in der City organisieren, bei der ihr wieder

00:16:35: die Polizei provoziert und Schaufensterscheiben einschmeißt.

00:16:38: Ihr seid so paradox und pervers, dass einem schlecht wird."

00:16:42: Und dann noch die Unterschrift dann "Deutschland Hooligans" und

00:16:46: dann noch "Die Krawallerie von Berti Vogts.

00:16:51: Wir lösen Konflikte, die wir selbst provozieren."

00:16:56: Das dazu. Ich würde dieses Fax gerne einrahmen.

00:17:01: Das hab ich mir auch gedacht, großartig. Ja, zum Glück ist

00:17:04: das noch erhalten geblieben, einige andere auf diesem üblichen

00:17:06: Thermopapier von damals sind eher unleserlich mittlerweile,

00:17:09: aber das ist noch erhalten geblieben zum Glück. Rotterdam

00:17:12: '88.

00:17:15: Die britischen Hooligans haben dieses Fax offensichtlich auch

00:17:18: bekommen und daraufhin eine Neuauflage des in

00:17:19: Anführungszeichen "Zweiten Weltkriegs" angekündigt.

00:17:23: Wie schön.

00:17:26: Aber Jürgen Wähling freut sich immer noch auf das Fußballfest.

00:17:29: Leckerbissen. Leckerbissen

00:17:32: ist eine Formulierung, die damals relativ häufig im Bezug

00:17:35: auf Sportereignisse verwendet wurde und heute nicht mehr so

00:17:38: oft. Das Wort Leckerbissen, Leckerbissen. Vielleicht

00:17:41: sollte man das mal wieder einführen. Ja, ja, also Ihr ahnt

00:17:44: es vielleicht schon, dem DFB blieb am Ende keine Wahl, am 19.

00:17:47: Januar 1994 gab Pressesprecher Wolfgang Niersbach mit "tonloser

00:17:51: Stimme", diese Information finde ich besonders wichtig, danke

00:17:54: 'MoPo', mit tonloser Stimme bekannt:

00:17:58: "Das Länderspiel Deutschland gegen England am 20. April in

00:18:00: Hamburg findet nicht statt." Ausschlaggebend sei die

00:18:03: deutliche Empfehlung des Innensenates gewesen oder mit

00:18:06: anderen Worten die Angst vor massiven Ausschreitungen. Laut

00:18:09: der Hamburger Innenbehörde hatte es bundesweite Bestrebungen

00:18:12: gegeben, am 20. April einen rechtsextremen Aufmarsch in

00:18:14: Hamburg zu inszenieren.

00:18:17: Außerdem war eine antifaschistische Gegendemo

00:18:19: angekündigt.

00:18:21: Im Bezug auf das Datum selbst konnte und wollte der DFB

00:18:24: allerdings kein Problem erkennen.

00:18:26: Dazu Niersbach: "Der 20. April steht bei uns nicht auf dem

00:18:29: Index. An diesem Tag fanden immer schon Bundesligaspiele

00:18:31: statt, aber nach dieser Absage wird der Sportstandort

00:18:34: Deutschland noch kritischer beäugt werden als bisher." Das

00:18:37: politische Klima Anfang der 90er- Jahre blendete Niersbach

00:18:40: komplett aus.

00:18:42: Für den DFB war der 20. April ein Tag wie jeder andere. Für

00:18:45: deutsche Neonazis war der "Führergeburtstag" als Fest- und

00:18:48: Aufmarsch- beziehungsweise Randaletag bekannt.

00:18:52: Zwei Jahre nach dem rassistischen Pogrom in Rostock-Lichtenhagen

00:18:55: hatten Affenrufe und antisemitische Parolen in

00:18:57: deutschen Fußballstadien Hochkonjunktur.

00:19:00: Und wenn ihr jetzt denkt, geiler Typ, dieser Wolfgang Niersbach,

00:19:03: dann haltet euch fest.

00:19:06: Einen Tag später erklärte er dann nämlich auch noch, warum er

00:19:10: sich Sorgen um Deutschlands Ruf im Ausland machte. Zitat: "80% der

00:19:13: amerikanischen Presse ist in jüdischer Hand, da werden die

00:19:17: Ereignisse in Deutschland seismographisch genau notiert",

00:19:20: ein Beispiel hat er auch noch, die 'Washington Post'. Die hätten

00:19:24: zum 50. Jahrestag des Zweiten Weltkriegs eine Serie gedruckt,

00:19:27: da hätten die Deutschen jeden Tag um die Ohren bekommen.

00:19:31: Komisch, die Deutschen, warum das denn? Unverständlich.

00:19:36: Niersbach ist ja auch gerade vor Gericht. Korruption, WM 2006.

00:19:42: Unser Sommermärchen. Wolfgang Niersbach. Da ist er wieder.

00:19:46: Darf man Wolfgang Niersbach eigentlich einen Nazi nennen?

00:19:49: Werden wir dann verklagt vom DFB? Du hast ja nur eine Frage gestellt.

00:19:53: Ich sag mal, was haben der DFB von 1941, der DFB von 1994,

00:19:57: Wolfgang Niersbach und rechte Hool-Schlägertrupps gemeinsam?

00:20:02: Nazis. Ein Antisemitismusproblem. Auch, auch

00:20:05: unter anderem. Und so wundert es auch nicht, dass sich der DFB

00:20:09: nach dem Absprung der Hamburger Politik andere Verbündete

00:20:13: suchte und nicht irgendwelche. Der Ersatzspielort demonstrierte,

00:20:17: wie Nicole Selmer 2016 im 'Ballesterer' sehr treffend

00:20:20: formuliert hat, "das ganze Ausmaß der mangelnden historischen

00:20:24: Sensibilität", man wählte ausgerechnet das Berliner

00:20:27: Olympiastadion, ja genau, den Austragungsort der Olympischen

00:20:31: Spiele 1936. Das Stadion, in dem 1938 ein Länderspiel zwischen

00:20:35: Deutschland und England stattgefunden hatte, bei dem die

00:20:38: Gäste den Hitlergruß gezeigt hatten.

00:20:42: Bilder, die fortan die britische Medienberichterstattung zu

00:20:45: diesem geplanten Länderspiel begleiteten. CDU-Bürgermeister

00:20:48: Eberhard Diepgen hingegen sah die Gelegenheit, Berlin als

00:20:51: Sportstadt zu profilieren und stellte fest, der 20. April sei

00:20:55: "kein besonderer Tag". Der Chef des Berliner Fußballverbandes

00:20:58: verkündete in einer NDR3- Talkshow "Wir wollen einen

00:21:01: Beitrag zur Bewältigung der deutschen Geschichte leisten."

00:21:05: Alles klar, indem deutsche und britische Hooligans den Zweiten

00:21:08: Weltkrieg noch mal neu auflegen oder? In Berlin im

00:21:10: Olympiastadion, ja.

00:21:13: Ah ja, auch in Berlin, das könnt Ihr Euch jetzt sicherlich schon

00:21:16: denken, formierte sich schnell der Widerstand gegen

00:21:19: diese Partie, dazu kann Thomas gleich noch ein bisschen mehr

00:21:21: sagen, am Ende war es der englische Fußballverband, der

00:21:24: das Spiel absagte.

00:21:26: Und Wolfgang Niersbach? Naja, der war von 2012 bis 2015

00:21:29: Präsident des DFB und 2011 hat er außerdem das Verdienstkreuz

00:21:33: am Bande der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Meint Ihr

00:21:37: etwa, das ist ein deutsches Problem?

00:21:39: Kann man so schnell auf die Schnelle jetzt nicht sagen. Da

00:21:43: fällt mir übrigens so ein, dass zum Thema Berlin und

00:21:46: Olympiastadion, dass ja der FC St. Pauli ja auch mal in den

00:21:49: 70er-Jahren dort gespielt hat, ich glaube, Thomas weiß es

00:21:53: besser als ich, war es Tasmania, die damals im Olympiastadion

00:21:56: gespielt haben.

00:21:59: War es Tasmania oder Viktoria. Also Tasmania ist sehr gut

00:22:02: möglich. Wir haben ja glaube ich in der Aufstiegsrunde zur

00:22:06: Bundesliga ja ständig irgendwie auch gegen Berliner

00:22:09: Mannschaften gespielt, gegen Tasmania, Wacker 04, das war

00:22:13: eher im Poststadion und das könnte Tasmania gewesen sein.

00:22:16: Tasmania, denn der ehemalige Vizepräsident des FC St. Pauli,

00:22:20: Werner Velbinger, Gründer des, unter anderem Mitbegründer

00:22:23: des Hermes Versandimperiums,

00:22:27: soll wohl damals besonders gerne auf dem Platz von Adolf Hitler

00:22:31: gesessen haben wollen. Wie Ernst Schacht mal zu Protokoll gab.

00:22:35: Und Werner Velbinger

00:22:38: wurde auch eine sehr

00:22:40: emotionale Nähe zur NPD nachgesagt. So viel zum Thema

00:22:43: Deutsche Aufarbeitungskultur in den Nachkriegsjahren.

00:22:48: Auch beim FC St. Pauli. Mit Blick auf die Europameisterschaft 2024

00:22:52: und den Austragungsort Hamburg möchte ich meinen Beitrag mit

00:22:56: einem Zitat aus der Zeitschrift 'Analyse und Kritik' aus

00:22:59: dem Jahr 1994 schließen.

00:23:01: "Am 20. April, dem Geburtstag Hitlers, ein Länderspiel zu

00:23:04: veranstalten, ist alleine schon deshalb problematisch, weil man

00:23:07: weiß, welches rechtsextremes Gesocks die deutsche

00:23:10: Nationalmannschaft gewöhnlich mobilisiert. Der Besuch eines

00:23:13: Länderspiels ist etwas, worauf man als

00:23:16: fortschrittlicher Mensch prinzipiell verzichten sollte,

00:23:19: es sei denn, man fiebert mit dem Gegner."

00:23:22: Celina hat das ja schon eben angedeutet, dass eben die

00:23:25: Geschichte ja eben nicht in Hamburg zu Ende war, sozusagen

00:23:27: das Ganze, sondern eben in Berlin weiterging, und das auch

00:23:30: dann, hatte ich immer so den Eindruck, noch mehr

00:23:33: überregional in den Fokus gerät oder geriet.

00:23:36: Unter anderem noch, weil Du schon einige Zitate hier

00:23:39: hattest. Aber der damalige DFB Präsident Egidius Braun wollte

00:23:41: die Begegnung auch noch mit dem Dank an die britischen

00:23:44: Besatzungstruppen verbinden, die sich zu der Zeit gerade

00:23:46: anschickten, Berlin zu verlassen. Also das war dann

00:23:48: auch noch ein Thema, was da mit aufgemacht wurde irgendwie.

00:23:52: Genau, das war ein überregionales Problem und da war es von

00:23:56: Vorteil, dass es dann seit kurzem, also seit 1993 ja auch

00:24:00: schon ein überregionales Bündnis aktiver Fußballfans, nämlich

00:24:04: BAFF gab. Es gab also schon ne Möglichkeit sich

00:24:07: auszutauschen, wenn auch damals nur per Telefon, Fax, hatten wir

00:24:12: ja gerade und Brief, aber immerhin, es wurde da eine Demo

00:24:15: organisiert, also für den 9. April 1994 vor dem Roten Rathaus in Berlin.

00:24:20: Ich habe in meinem kleinen BAFF- Archiv zu Hause drei

00:24:23: Flugblattversionen davon gefunden, wo sich von Mal zu

00:24:27: Mal die Zahl der Unterstützer*innen vermehrte.

00:24:31: Zu der Demo kam es dann aber meines Erachtens nämlich gar

00:24:33: nicht mehr, weil kurz davor eben der britische Verband dann oder

00:24:37: der englische Verband in dem Fall, die FA, das Ganze von sich

00:24:40: aus absagte und Zitat "Wir haben dem DFB jetzt doch nur eine

00:24:43: Entscheidung abgenommen, die er selbst hätte treffen müssen."

00:24:47: Und dem eben noch relativ neuen, gebündelten Fan-Engagement gaben

00:24:50: diese Ereignisse richtig Auftrieb. Im Sommer dann '94 gab

00:24:53: es den ersten großen Fankongress von BAFF in Düsseldorf, im

00:24:57: Herbst gab es ne Demonstration vor der DFB-Zentrale zum Erhalt

00:25:00: der Stehplätze und Zitat Sven Brux: "Für uns war es ein großer

00:25:04: Sieg, ein paar Leute zwingen zwei Verbände, ein Länderspiel

00:25:07: abzusagen und das an drei verschiedenen Orten." So haben

00:25:10: also Fan-Proteste, die letztlich von einer recht kleinen Gruppe

00:25:13: Menschen organisiert wurden, zum Erfolg geführt. Auch eine kleine

00:25:17: Parallele zu heute durchaus.

00:25:20: Wenn man mal die gerade aktuellen Sachen bezüglich

00:25:23: Investoren und ähnlichem sich anschaut. Jetzt noch meine

00:25:26: Frage in die Runde, wart Ihr schon mal bei einem Länderspiel

00:25:30: der deutschen Nationalmannschaft? Ja. Nein. Ja.

00:25:33: Allerdings im Gästeblock.

00:25:36: Bei wem denn? Also mindestens zweimal gegen Irland, einmal in

00:25:40: Hannover, einmal in Stuttgart. Fußball-WM damals, als in

00:25:43: Hamburg gespielt wurde. Ich muss zu meiner Schande gestehen,

00:25:46: ich bin nicht mehr ganz sicher, wer der Gegner denn eigentlich

00:25:49: war, die Ukraine kann sein.

00:25:51: Die haben hier gespielt. Ja, ja, aber ja, war jetzt auch

00:25:55: nicht so die Mega Experience, aber Weltmeisterschaft wollt ich

00:25:58: mal gesehen haben, ich geb es zu. Ich kann nur dazu sagen, ich

00:26:02: war auf jeden Fall mal, ich glaub es war 2011 oder 2012, ich

00:26:06: kann mich nicht mehr hundertprozentig genau an das

00:26:09: Datum erinnern. Länderspiel Deutschland gegen Türkei im

00:26:13: Berliner Olympiastadion, ich war dabei als Leiter

00:26:17: einer Jugendgruppe.

00:26:20: Vor allem eher migrantisch geprägter

00:26:23: Jugendgruppe, die dieses Spiel sehen wollte. Und wir waren im

00:26:27: neutralen Block und ich habe in meinem ganzen Leben, außer auf

00:26:32: Fascho-Demos noch niemals so viele Faschos gesehen.

00:26:38: Also keine Gerüchte, sondern Realitäten.

00:26:42: Ihr schaut mich so erwartungsvoll an. Soll ich losen? Bitte so. Ja

00:26:45: gut. Wenn Ihr keine Fragen mehr habt.

00:26:48: An Wolfgang Niersbach hätt ich noch ein paar Fragen, aber...

00:26:54: Rechts oder links, links ist immer besser. Insofern nehmen

00:26:56: wir den.

00:26:58: Und dann darf uns jetzt Christoph beglücken mit seiner Geschichte.

00:27:06: Ja, ich bin zurückgereist an einen Ort, an dem ich ein Stück

00:27:10: weit schon mal gewesen bin und vielleicht Ihr auch. Es geht um

00:27:15: die größte Reise der Geschichte oder Rübensaft in Hongkong.

00:27:19: Wie der FC St. Pauli Ostasien eroberte.

00:27:24: Ja, die größte Reise der Geschichte ist nicht etwa mein

00:27:27: eigenes Werturteil, das würd ich mir niemals anmaßen. Ihr

00:27:30: wisst, ich bin eher bescheiden, es geht um "die

00:27:32: größte Reise, die unsere Vertragsspielermannschaft jemals

00:27:35: in der Vereinsgeschichte unternahm", so das offizielle

00:27:38: braun-weiße Mitteilungsblatt 'Millerntor' im Jahr 1973. Es geht

00:27:41: um eine Reise, die, Zitat weiter, "ein überwältigender Erfolg war".

00:27:44: Es geht um die unglaubliche Reise eines herrlich verrückten

00:27:47: Fußballvereins, die mich fasziniert, seit ich das erste

00:27:50: Mal von ihr gehört habe. Es geht um eine Reise, von der wir

00:27:53: inzwischen sogar Bewegtbilder haben. Wer es noch nicht getan

00:27:56: hat, schaut Euch mal den Super8- Film von Wolfgang Wellnitz an,

00:27:59: auf unseren Social-Media-Kanälen und auf YouTube.

00:28:02: Ein wirkliches Highlight, da kann man mal Bilder sehen, die

00:28:06: man so eben noch nicht gesehen hat. Es geht aber außerdem um

00:28:10: eine zeitlose Frage, die Annie Lennox in einem Pop-Klassiker

00:28:14: von 1992 auf den Punkt brachte. "Why?" Ja, warum? Denn eben, also die

00:28:18: Geschichte von der

00:28:20: Asienreise hat man vielleicht schon mal im Jubiläumsbuch

00:28:23: gelesen oder anderweitig schon mal gehört oder eben bei

00:28:26: diesem tollen Filmpost gesehen. Ja, aber warum denn

00:28:28: eigentlich? Ich hab versucht, wirklich noch mal mit Blick in

00:28:31: alles, was wir so an Archivmaterial haben, das ist

00:28:34: eine ganze Menge.

00:28:35: Das noch mal zu rekonstruieren und dabei noch das ein oder

00:28:39: andere auszugraben, was vielleicht noch nicht so bekannt

00:28:42: ist. Also schauen wir mal und fliegen etwas über 50 Jahre

00:28:46: zurück in der Vereinsgeschichte. Das Ganze ging los im Oktober

00:28:49: 1972.

00:28:50: Einmal gerade zwei Monate vor dem geplanten Reisebeginn, also

00:28:54: schon mal frischer Ansatz für eine so teure Reise, da

00:28:57: veröffentlicht die Vereinszeitung eben die

00:28:59: überraschende Neuigkeit: "Endlich ist es uns gelungen, eine

00:29:02: Traumreise für unsere Ligamannschaft auf die Beine zu

00:29:06: stellen", dann wird es so ein bisschen vorgestellt.

00:29:08: Indonesien, Hongkong, Thailand, unterwegs diverse

00:29:11: Freundschaftsspiele, Begründung Geschäftsführer

00:29:14: Walter Windte: "Für uns soll der Trip in den Fernen Osten als

00:29:17: reine Vergnügungsreise dienen, darauf freut sich die Mannschaft

00:29:21: heute schon."

00:29:24: Habe ich jetzt einfach mal so entgegengenommen, aber ich

00:29:28: würde sagen als Grund für eine Reise, die, wie dann später

00:29:32: auch noch erzählt wurde, doch immerhin 60.000 Mark kosten

00:29:36: sollte oder 120.000 € nach heutigen Geld, so sagt das ein

00:29:40: Inflationsrechner im Internet. Naja, da muss man vielleicht

00:29:44: doch einen kleinen Zusatzgrund

00:29:45: haben außer reine Vergnügungsreise aber so

00:29:47: unmittelbar wurde wirklich keiner geäußert. Da hat jetzt

00:29:50: keiner gesagt, das ist sportlich total super, da hat auch keiner

00:29:53: gesagt, wir verdienen damit ganz viel oder erobern den

00:29:55: asiatischen Markt und überhaupt soll das Millerntor bald nach

00:29:58: Jakarta verlegt werden.

00:30:00: Fehlanzeige. Findet man da wirklich nirgendwo. Es wird noch

00:30:03: mal darauf rumgeritten, es sei eine absolute Traumreise, dann

00:30:06: wurde das noch so ein bisschen als Belohnung dargestellt, "die guten

00:30:09: Leistungen unserer Ligamannschaft in den letzten zwei

00:30:12: Jahren", die hätten dazu beigetragen diese Reise zu

00:30:14: ermöglichen.

00:30:15: Und dann wird noch mal aufgezählt, dass der FC St.

00:30:18: Pauli damals tatsächlich seit 42 Spieltagen beziehungsweise 14

00:30:22: Monaten ungebrochen Spitzenreiter der Regionalliga Nord war und

00:30:25: seit 21 Monaten kein Punktspiel mehr auf eigenem Platz verloren

00:30:29: hat.

00:30:30: Das alles, wie Kenner*innen der braun-weißen Geschichte wissen,

00:30:33: brachte nicht so wahnsinnig viel, weil man ja nun dann

00:30:36: trotzdem beharrlich in der Aufstiegsrunde, die es damals

00:30:39: noch gab, scheiterte. Aber immerhin, also man war wirklich

00:30:42: also serienmäßig ganz, ganz, ganz weit oben

00:30:45: auf der Tabelle.

00:30:47: "Trotz unseres guten Punktkontos können wir uns keine

00:30:50: Überheblichkeit erlauben", warnte Windte weiter. "Schwere

00:30:53: Auswärtsspiele liegen noch vor uns, außerdem erfordert unsere

00:30:56: Fernostreise einen guten Punktevorsprung." Also wurde

00:30:59: quasi schon so ein bisschen eingerechnet, dass man also

00:31:02: eigentlich ein bisschen was aufbaut, damit man hinterher

00:31:05: auch ein bisschen abbauen kann. Das heißt, es wurde eigentlich

00:31:08: sogar eher gegen die Reise argumentiert, wenn ich das mal

00:31:11: so richtig gesehen habe, also immer noch kein Grund. Zu diesem

00:31:14: Zeitpunkt heißt es also planungsgemäß noch 20.12.72

00:31:17: Abflug von Hamburg über Kopenhagen, Taschkent und

00:31:19: Bangkok nach Jakarta, Indonesien 6.1.73

00:31:22: Rückflug nach Hamburg, das sind zweieinhalb Wochen, das ist

00:31:25: ja schon ganz schön lang.

00:31:28: Interessant ist, dass es nämlich am Ende noch weit länger wurde.

00:31:32: Statt am 6.1. ging es erst am 12. Januar zurück, da stellt man

00:31:35: sich dann schon wieder eine Frage, warum denn das? Zumindest

00:31:39: das kann man beantworten, diese Verlängerung. Zwei Tage vor dem

00:31:42: Abflug,

00:31:43: so Trainer Karl-Heinz Mülhausen wurde nämlich

00:31:46: bekannt, dass das Spiel gegen die thailändische

00:31:49: Nationalmannschaft mal eben um 12 Tage verschoben worden ist.

00:31:53: 11. Januar statt 30.12. Tja, also da musste man dann einfach

00:31:57: seine Reisepläne entsprechend ändern.

00:32:01: Da waren dann natürlich die Spieler auch begeistert, denn 11.

00:32:04: Januar thailändische Nationalmannschaft, 14. Januar

00:32:07: Punktspielauftakt gegen den OSV Hannover, da fiel selbst Don

00:32:11: Ernesto Schacht, dem sonst immer gut gelaunten FC St.

00:32:14: Pauli-Präsidenten in der Presse nur eines ein: "Es ist schlimm."

00:32:20: Reaktion aus der Mannschaft, ja, also es ist eine gewisse

00:32:24: emotionale Reise. Es gibt da zwei Pressezitate von Mittelfeld-As

00:32:29: Alfred Hußner, mit 23 Treffern immerhin Träger der

00:32:32: Torjägerkrone 1971/72 der Regionalliga Nord, am 19.10.72 in

00:32:37: der 'MoPo' war Alfred Hußner noch guter Dinge. "Dieses Abenteuer

00:32:41: lockt, bisher bin ich über Frankreich nicht hinausgekommen."

00:32:46: Alfred Hußner dann am 3.1.1973 im 'Abendblatt', "das ist doch

00:32:50: glatter Wahnsinn. Wie sollen wir unter diesen Bedingungen gegen

00:32:53: den OSV Hannover eine gute Leistung bringen können?" Also da

00:32:56: hatte man schon ein bisschen Asien hinter sich und naja, wie

00:32:59: man es nimmt, also es war wohl anstrengend, es war halt eben

00:33:03: einfach auch wohl so, dass man vertraglich gebunden war.

00:33:06: Reisevermittler Otto Keil: "Die Luftfahrtgesellschaft muss

00:33:09: Bangkok in jedem Fall anfliegen, außerdem hat die Werbung für das

00:33:12: Spiel bereits eingesetzt", folgende Zahl bitte merken, man

00:33:15: rechnet mit 40.000 Zuschauern.

00:33:18: Und hätte also den FC St. Pauli dann vermutlich auf 40.000 mal

00:33:23: keine Ahnung 10 Mark und wie Schadenersatz dann verklagt.

00:33:27: Ging es also etwa bei der ganzen Reise doch letzten Endes ums

00:33:31: Geld? Ein eigens aufgelegter Reiseprospekt der

00:33:35: Reiseorganisationsgesellschaft, ah sehr schön, Thomas hält ihn

00:33:39: gerade hoch. Ich halte ihn in das Mikro sozusagen.

00:33:43: Der Reiseprospekt von der Reiseorganisationsgesellschaft

00:33:46: mbH und Co. Touristik KG World Travel, Hohe Bleichen 13, bot den

00:33:51: Mitflug für schlanke 3.893

00:33:54: D-Mark an. Das wären heute rund 8.200 Euro.

00:34:00: Ja, nun also zwei Monate vor Abflug noch mal eben kurz, a die Zeit

00:34:04: und b die 8.000 öcken raustun um da mitzufahren. Haben wohl nicht

00:34:08: so viele, ich weiß es nicht genau, gab es irgendwo mal

00:34:11: ne genaue Angabe wie viele Touristen das genutzt haben? Weiß

00:34:15: ich nicht. Thomas schüttelt auch. Also nicht dass es mir nun präsent wäre, aber

00:34:19: nee, es wurd immer nur gesagt, wer zum Team gehörte oder wer da

00:34:23: die Mannschaft und das Funktionsteam sozusagen wie man

00:34:26: es heute sagen würde, war aber nicht wer da noch so

00:34:30: mitgeflogen ist. Muss man auch erstmal

00:34:31: Zeit dafür haben, das ist ja wirklich wie gesagt drei Wochen,

00:34:34: Geld und Zeit, beides. Und dann von unterwegs noch mal

00:34:37: kurz zum Münzfernsprecher greifen und dem Chef zu

00:34:40: beichten, dass es noch ne Woche länger dauert. Die thailändische

00:34:43: Nationalmannschaft hätte da mal eben kurz einen Terminanliegen

00:34:46: gehabt.

00:34:46: Ja, eine Goldgrube kann der Trip wohl nicht gewesen sein. Ernst

00:34:50: Schacht schrieb dann auch im offiziellen Nachbericht in der

00:34:53: Vereinszeitung: "Auch wenn der Verein bei dieser Tournee kein

00:34:56: Geld verdient hat, so ist doch die Förderung der Kameradschaft

00:34:59: das vorrangige Ziel gewesen."

00:35:01: Die Harmonie sei immer besser geworden, auch wenn die Duelle

00:35:04: beim Kartenspiel noch so verbissen waren. Ja, das würde

00:35:06: ich an seiner Stelle auch sagen. Also immerhin Mannschaftsgeist.

00:35:10: Das war sowieso auch Don Ernestos Thema. Hätten man da

00:35:12: nicht auch fünf Tage in den Harz fahren können, das wär günstiger

00:35:15: gewesen. Möglicherweise, aber man wäre da vielleicht auch, man

00:35:18: hätte glaube ich mehr Fluchtoptionen gehabt und die

00:35:21: hatte man eben hier nicht. Eine sehr hübsche Sache ist auch,

00:35:24: dass auf diesen Prospekt aufgedruckt ist "Reiseleiter

00:35:27: Doktor Mann", da steht also Herr Doktor Mann, steht hinten drauf

00:35:30: und es wird nicht erklärt, wer das denn ist. Ich muss zugeben,

00:35:33: ich hätte jetzt erstmal gedacht Ostasienexperte,

00:35:35: Kulturwissenschaftler, Reisekaufmann. Nein.

00:35:38: Doktor Mann ist der Mannschaftsarzt des FC St.

00:35:41: Pauli gewesen. Das war eine wirklich hellsichtige Belegung

00:35:45: da also als Reiseleiter, der Mann war wirklich der

00:35:49: wichtigste Mann auf dieser Reise, oder Mensch, vielleicht

00:35:52: sogar auch neben den Spielern und er hatte, er sollte auf

00:35:56: dieser Reise über 1.000 Tabletten verabreichen, sagte dann später

00:36:00: Herr Mann, die meisten gegen Durchfall. Mittelfeldmann

00:36:03: Alfred Hußner war nach der Reise 12 Pfund leichter, Stürmer Uli

00:36:07: Schulz passte keine Hose mehr.

00:36:10: Davon stand natürlich im Prospekt jetzt nichts. Das war

00:36:14: dann mehr so malerische Basare und Märkte, Tempel der

00:36:17: Dämmerung, Buddha-Statuen aus smaragdgrünen Jaspis. Naja aber

00:36:21: es gibt also, Walter Windte hatte mal im Interview gesagt,

00:36:25: es sei schon ein bisschen was übrig, kommt aber gleich auch

00:36:29: noch ein sehr hübsches Detail am Schluss meiner Geschichte, dass

00:36:34: da sagen wir mal leicht Zweifel weckt. Zum Warum hat die 'MoPo'

00:36:38: vom 19.10.72

00:36:39: immerhin noch so eine kleine Theorie. "Fast um die gleiche Zeit

00:36:42: vor einem Jahr", so Sportredakteur Horst Frese, "hat

00:36:45: der HSV eine ähnliche Reiseroute zurückgelegt. Sie sollte der

00:36:49: sportlichen Vorbereitung auf die Bundesliga-Rückrunde dienen,

00:36:52: wurde aber zu einem Fehlschlag."

00:36:54: Aha, da wollte man wohl einfach auch mal das machen, was der HSV

00:36:57: auch schon gemacht hat. Einen Fehlschlag erarbeiten, super, ja.

00:37:01: Genau, Fehlschläge konnte man ja eigentlich schon gut, jetzt

00:37:04: wollte man auch international ein Fehlschlag sein und das also

00:37:07: nicht den Rauten überlassen.

00:37:09: Wo es sich wirklich nicht so gelohnt hat. Ich hab noch mal

00:37:12: nachgeguckt, das weiß man ja nun wirklich nicht unbedingt

00:37:15: auswendig. Ich meine, sie haben immerhin damals gegen die

00:37:18: japanische Nationalelf gewonnen, einmal 3:2 und einmal

00:37:21: unentschieden gespielt, 2:2. Es war die letzte Saison für Uwe

00:37:24: Seeler im Übrigen auch 1971/72, der dann noch mal

00:37:27: international groß rauskam. Ich sage schön, dass Uwe auch

00:37:30: nochmal Tokio sehen durfte. Absolut genau, aber

00:37:33: die endete dann eben letzten Endes tatsächlich auf dem

00:37:36: enttäuschenden Platz 10. Nach der Rückkehr von der Reise verloren

00:37:40: die offenbar entkräfteten Rothosen, vor dem Trip noch Fünfter, erst

00:37:43: mal 0:4 gegen Eintracht Frankfurt. Aus sportlicher Sicht

00:37:47: also wirklich keine Empfehlung.

00:37:49: Ernst Schacht selber gibt dann auch zu, dass also höherklassige

00:37:53: Inspiration von anderen Vereinen durchaus eine Rolle gespielt

00:37:56: hatte wie er hier erzählt, das ist, sorry für die schlechte

00:38:00: Soundqualität, ein Interview, was Michael Pahl und ich im

00:38:03: Europäischen

00:38:04: Hof im Foyer aufnahmen für unser Jubiläumsbuch mit einem 8 Bit-

00:38:07: Diktiergerät oder sowas, das gab es damals noch, aber es ist

00:38:11: tatsächlich Don Ernesto persönlich, der da spricht.

00:38:14: "Dann sind wir da, haben wir da eine Reise gemacht und nun können Sie

00:38:18: alle Teilnehmer befragen und mache ich mit Ihnen eine Wette.

00:38:22: Da wird nicht einer sagen, das hat nicht von Anfang an bis zum

00:38:25: Ende

00:38:28: problemlos geklappt." Ja, soweit Don Ernesto zur Reisestrategie.

00:38:31: Don Ernesto. Also da haben wir soundtechnisch mittlerweile

00:38:35: glaube ich Fortschritte gemacht. Ja, also es war wirklich,

00:38:38: es war ein sehr erstaunliches Interview, also

00:38:42: ein mäandernder Stream of Consciousness mit wirklich

00:38:45: allem, was man erzählen kann, und es ist gar nicht so einfach,

00:38:48: dann so die Themeninseln da rauszufischen, also er hat

00:38:52: wirklich sehr stark mit Überwältigung gearbeitet und

00:38:55: hinterher hatten Michael und ich beide Kopfschmerzen.

00:38:59: Aber war auch interessant. Wir freuen uns natürlich irgendwie

00:39:01: schon, diese doch schillernde Gestalt mal getroffen zu haben.

00:39:05: Es war dann also letzten Endes schon sehr stark Spaß an

00:39:08: der Freude der Faktor, der die Leute dann in Bewegung setzte.

00:39:12: Und anfangs waren die Spieler ja auch wirklich noch Feuer und

00:39:15: Flamme, stand auch im 'Abendblatt', als das

00:39:17: Ostasienprojekt zur Sprache kam und von unterwegs hieß es dann

00:39:20: eben, die meisten wollen lieber heute als morgen nach Hause.

00:39:23: Also so ne Sache. Wenn also Ernst Schacht sagt jede Wette, da wird

00:39:26: nicht einer sagen, das hat nicht von Anfang bis Ende problemlos

00:39:29: geklappt.

00:39:31: Ein oder zwei hatten milde Kritik anzumerken, sagen wir mal schon

00:39:35: so.

00:39:36: Naja. Aber es war dann wirklich so, 20.12. gegen die

00:39:40: Kickers Offenbach im DFB-Pokal angetreten, 0:3 verloren, dann ab

00:39:44: in die Maschine, 18 Vertragsspieler, zwei Amateure,

00:39:47: Trainer, Masseur, Geschäftsführer, Hausmeister,

00:39:50: ein Arzt und,

00:39:51: wörtliches Zitat Vereinszeitung "ein Vorstandsmitglied", wer das

00:39:55: wohl war?

00:39:57: Es war wohl nicht Werner Velbinger. Könnte Ernst Schacht gewesen sein.

00:40:00: Hausmeister war auch wichtig, den dabei zu haben. Und dann

00:40:03: ging es halt los, Heiligabend 40 Grad im Schatten,

00:40:07: fast 100% Luftfeuchtigkeit in Jakarta gegen die indonesische

00:40:10: Nationalmannschaft, da haben sie noch verloren. Immerhin sei die

00:40:14: Aufnahme einmalig gewesen, so Geschäftsführer Walter Windte.

00:40:17: "General Soleiman musste nur mit den Fingern schnippen und ein

00:40:21: Heer von Helfern stand parat, der Mannschaftsbus wurde

00:40:24: grundsätzlich von der Polizei eskortiert."

00:40:28: Es waren immerhin 50.000 Zuschauer*innen da in einem

00:40:31: Stadion mit 110.000 Plätzen Fassungsvermögen, ging dann 2:4

00:40:34: aus, aber immerhin, es war zwischendurch auch mal 4:0 für

00:40:38: die indonesische Nationalmannschaft, da hat man

00:40:40: noch was geschafft, obwohl man halt schon relativ fertig war

00:40:44: mit den Nerven, weil umschwärmt von Moskitos, von Insekten

00:40:48: jagenden Geckos beschützt, viel Lärm, ungewohntes Essen,

00:40:51: Durchfalltabletten

00:40:52: und so weiter, also es wurde nicht viel geschlafen.

00:40:55: Trotzdem zweites Spiel gegen den Indonesien-Dritten Persebaya 4:2

00:40:59: gewonnen. Entscheidung in der Schlussminute durch Franz Gerber

00:41:02: und Horst Wohlers und immer noch erstaunlich, dann flogen die ja

00:41:06: noch weiter, also auch diese Binnenflüge beschrieben

00:41:09: die Spieler dann als echten Höllentrip und am heißesten war

00:41:13: es nämlich beim Spiel gegen den indonesischen Meister Medan und

00:41:16: da spielten die tatsächlich die Gegner an die Wand. 6:0 für

00:41:20: den FC St. Pauli mit Treffern von Alfred Hußner, Rolf Höfert,

00:41:23: Werner Greth und Uli Schulz.

00:41:26: Wohlgemerkt eine einheimische Mannschaft, die zuvor 62

00:41:29: Heimspiele lang nicht verloren hatte. Ja, ein bisschen knapp

00:41:33: war man schon dran, Torwart Benno Larsen trat in der zweiten

00:41:37: Halbzeit als Stürmer an, zog sich dabei dann prompt eine

00:41:41: Außenbandzerrung zu und musste nach Hause. Ungewohnte Bewegung

00:41:45: für ihn. Dann ging es rüber

00:41:46: nach Hongkong, da immerhin gewann der FC St.

00:41:49: Pauli gegen eine Auswahl vom Tabellenführer Siu Fong sowie

00:41:52: seines Konkurrenten South China 3:0. Und dann kam die

00:41:55: groß angekündigte Silvestergala. Ich glaube, die steht sogar in

00:41:58: diesem Prospekt auch noch drin, muss ich mal kurz gucken.

00:42:02: Noch ganz kurz zu dem Spiel, was Du gerade erwähntest. Dazu haben

00:42:05: wir ja dieses Geschenkwappen sozusagen, was

00:42:08: wir auch kürzlich mal als Schatz aus dem Archiv vorgestellt

00:42:11: hatten. Auf Holz irgendwie geklöppelt. Genau,

00:42:14: ganz tolles Ding. In der Tat, das ist richtig, also das war

00:42:17: auch ein gesellschaftliches Highlight, dass es da eben so

00:42:20: einen Empfang auch gab, und diese Tafel ist bei uns im

00:42:23: Archiv auch erhalten geblieben.

00:42:26: Das könnt ihr auch bei uns auf unseren Social Media Accounts

00:42:30: auch entdecken. Und wer übrigens spannende Archivstücke hat,

00:42:33: unbedingt sagen und zeigen.

00:42:37: Denn wir können in unserem Archiv immer Neuzugänge

00:42:39: gebrauchen.

00:42:41: Ja, also kann man sich ja vorstellen, so ne große Reise,

00:42:43: dann Silvester, da hätte man jetzt wahrscheinlich auch

00:42:46: richtig gedacht, jetzt hauen sie einen raus, aber laut

00:42:48: Presseberichten war es dann eher so: "Die Silvesterfeier im

00:42:51: hochmodernen Hotel The Excelsior", erzählt das

00:42:53: 'Abendblatt', wir sind immer noch in Hongkong,

00:42:56: "verlief ohne die gewohnten Raketen, Schweizerkracher,

00:42:59: Knallfrösche oder Konfetti. Der Rahmen der Feier

00:43:02: stattdessen, einige Worte des Dankes von FC-Präsident Ernst

00:43:06: Schacht an die Spieler und ein Gläschen Sekt, das laut einem

00:43:09: Spielerzitat wie Rübensaft schmeckte."

00:43:12: Das war also der Rahmen, der einst als große Silvesterparty

00:43:16: angekündigten Feier.

00:43:19: Ja, na gut, daraufhin demotiviert verlor man dann

00:43:22: also auch beim zweiten Spiel in Hongkong gegen den chilenischen

00:43:26: Proficlub Union Espanola 1:3. 25.000 Leute haben sich das

00:43:29: angeguckt, Fernsehprominenz dabei, Blacky Fuchsberger und

00:43:32: Regisseur Jürgen Roland, die gerade für den Film "Das Girl von

00:43:35: Hongkong" drehten und sich auch gerne auf Fotos mit den St.

00:43:39: Paulianern ablichten ließen, nicht ohne dann in der Presse

00:43:42: nachzutreten, das fand ich schon echt ganz gut. Dann wurden sie

00:43:46: also gefragt, so wie fanden sie das denn?

00:43:49: Regisseur Roland: "Etwas dünn, was diese Regionalliga-Spitzenmannschaft

00:43:53: hier bot." Blacky Fuchsberger: "Drei Dinge gab es, die mir beim FC

00:43:56: St. Pauli nicht gefielen, das Stellungsspiel, das Zuspiel und

00:44:00: vor allem der Abschluss". Also ungefähr alles. Seit wann ist Blacky

00:44:04: Fuchsberger denn hier Fußballexperte. Also auf

00:44:06: jeden Fall hat er gelernt wer meckert, hat Recht.

00:44:10: War er nicht damals Stadionsprecher im

00:44:13: Olympiastadion '72 glaube ich da war genau. okay, also

00:44:16: insofern war er gerade fast davor, kurz davor war das erst im

00:44:20: Fernsehen gewesen.

00:44:22: Ja genau. Mir hat sein Stellungsspiel bei Edgar Wallace

00:44:25: auch nicht gefallen. Stimmt allerdings, ja. Drei Dinge die mir

00:44:29: bei Edgar Wallace nicht gefallen, die Drehbücher, die

00:44:32: Schauspieler und der Inhalt, ja genau, ja.

00:44:35: So zurückgeschossen wurde dann leider nicht. Ich glaube Ernst

00:44:38: Schacht hat das dann auch erst hinterher gesehen, das hat er

00:44:40: alles auch in ein Riesenalbum geklebt, das finde ich auch

00:44:42: toll, auch diese ganzen Berichte wo da drin steht so von wegen

00:44:45: Silvesterparty ein Flop und so und Spieler wollen alle

00:44:47: nach Hause und so weiter, die kleben alle in Ernst Schachts

00:44:50: Album.

00:44:50: Und ja, war doch super jetzt. Es war ein beeindruckendes

00:44:53: Erlebnis, das glaube ich sicher, aber währenddessen war es glaube

00:44:57: ich nicht immer ein Riesenspaß, weil dann kam ja noch diese

00:45:00: Thailand-Geschichte. Wir erinnern uns, thailändische

00:45:03: Nationalmannschaft, 40.000 Besucher, da müssen wir hin,

00:45:06: ansonsten Vertragsstrafe und so weiter und sofort, ja geht so.

00:45:09: Also immerhin hatte man bis dahin mal Freizeit,

00:45:11: Bootsfahrten, Tempelbesichtigungen, Thaiboxen,

00:45:14: solche Geschichten.

00:45:15: Dann war es dann aber doch eher ne thailändische Auswahl. Immerhin

00:45:19: wohl von Spielern, die alle schon mal Nationalmannschaft

00:45:23: gespielt haben und es kamen dann 1.000 Spieler.

00:45:26: 1.000 Spieler? Also Entschuldigung.

00:45:30: Das wäre schwierig.

00:45:33: Mit 1.000 Spielern traten die thailändischen Leute

00:45:37: gegen den FC St. Pauli an. Ja, sonst hätten sie natürlich die

00:45:40: braun-weiße Übermacht niemals besiegt. Eben. Das waren dann

00:45:42: 1.000 Menschen im Stadion, ich glaube Spieler mitgerechnet.

00:45:46: Leicht unter der Erwartung und da hat sich doch wirklich die...

00:45:49: Vertragsstrafe hätte man... 12 Tage länger bleiben oder so

00:45:52: wirklich gelohnt.

00:45:54: Schlangen-Franz Gerber hat sich gefreut, das war halt eben diese

00:45:58: Geschichte, wo er dann noch Zeit fand auszurücken mit einem

00:46:01: Einheimischen und zwei Giftschlangen zu fangen, die ihn

00:46:04: dann zwei Jahre später als Haustiere, vermutlich illegal

00:46:07: gehalten, in den Finger bissen. Er konnte dann nur noch ganz

00:46:10: knapp im Tropeninstitut gerettet werden und wenn alles klappt,

00:46:13: kann uns das jetzt der Geschäftsführer Walter Windte

00:46:16: auch noch mal erzählen, wie das dann so auf dem Rückflug war.

00:46:21: "Natürlich erst kurz bevor wir in Kopenhagen gelandet sind.

00:46:26: Dass er da in seinem Sack da so ein Viech hatte, dass er da, und

00:46:30: dann hat Schacht gesagt, in Kopenhagen in die Toilette damit mit dieser

00:46:34: Schlange.

00:46:37: Also Franz.

00:46:40: Naja.

00:46:43: So, so eine grüne Baumviper, eine Kobra soll das also gewesen

00:46:47: sein.

00:46:49: Und auch das noch eine skurrile Endnote. Ganz am Schluss sind

00:46:52: wir noch nicht.

00:46:55:

00:46:59:

00:47:03: Ich habe noch ein paar kleine Entdeckungen,

00:47:06: aber fast, 4 Siege, 2 Niederlagen, 20:11 Tore,

00:47:09: diverse Verletzte und noch ein kleiner Aufreger beim Rückflug

00:47:12: in Kopenhagen, wo prompt die Anschlussmaschine nach Hamburg

00:47:15: verpasst wurde. Da hat dann wohl irgendwie Don Ernesto so lange

00:47:19: Alarm geschlagen, bis kurzfristig eine

00:47:21: Propellermaschine als Ersatz herangezogen wurde. Trotzdem

00:47:24: Fazit Walter Windte in der Vereinszeitung: "Der FC St. Pauli

00:47:27: hat aus dieser Reise nicht nur gelernt, sondern auch

00:47:30: reichhaltig profitiert. Man wird wissen,

00:47:32: dass dreieinhalb Wochen eigentlich zu lang sind, dass

00:47:35: man unbedingt einen Arzt mitnehmen muss. Doktor Mann

00:47:37: leistete in Indonesien Schwerstarbeit, und dass man mit

00:47:40: Abschlüssen nicht vorsichtig genug sein kann."

00:47:44: Mit Abschlüssen? Mit Abschlüssen und das wird wirklich nirgendwo

00:47:47: erklärt. Also meint er jetzt hohe Abschlüsse wegen der

00:47:50: Verletzungsgefahr. Das hat doch Blacky Fuchsberger auch schon

00:47:53: kritisiert. Ich glaube, er meinte den Vertragsabschluss mit diesem

00:47:57: etwas unglücklichen

00:47:59: Pseudoländerspiel in Bangkok, aber es ist doch auch schön.

00:48:02: Immerhin die Ehrung in Hongkong in der Stadthalle wird als

00:48:06: gesellschaftliches Ereignis in die Vereinsgeschichte eingehen

00:48:09: und ist sie das? Ist sie, haben wir doch gerade eben

00:48:12: dokumentiert, diese Asientafel ist natürlich auch noch eine

00:48:16: wunderbare Erinnerung. Wie es da weiterging, sie spielten dann

00:48:19: tatsächlich gegen den OSV Hannover, also wirklich ganz

00:48:22: kurz und noch gejetlagt vom anstrengenden Rückflug. Die

00:48:26: tropengestählten Kiezkicker gewannen dann allen Ernstes

00:48:30: 3:2. Etwas, was dem HSV also nicht gelang. Fit aus der Tropenwelle

00:48:34: zurückzukehren, noch viel mehr aber gewann die Vereinsführung

00:48:38: die Herzen der Zuschauer, und zwar so: Nach wochenlangen

00:48:41: Presseberichten über die braun- weiße Luxusreise hatte die

00:48:44: Vereinsführung beschlossen, beim ersten Spiel nach der Reise

00:48:48: gegen Hannover einfach mal die Eintrittspreise zu erhöhen.

00:48:51: Begründung per Flugblatt vor dem Spiel: "Eine Mannschaft im

00:48:55: Marktwert von mehr als einer Million Mark muss auch unterhalten

00:48:58: werden können."

00:49:00: Ja, die Zuschauer reagierten begeistert. Stehplatz nun ab 6

00:49:03: Mark, Schüler, Rentner und Versehrte 3 Mark.

00:49:06: 2.800 Menschen haben dann also diesen erhöhten

00:49:09: Eintritt gezahlt, angeblich sollen eine ganze Menge Leute

00:49:12: empört abgedreht sein vor dem Stadion.

00:49:15: Mannschaftskapitän Wohlers außerdem zeigte sich irritiert

00:49:18: über den Wintermatsch am Millerntor. "Ich weiß gar nicht,

00:49:21: was ich für Schuhe bei dem Boden anziehen soll". Alles verlernt in

00:49:25: den drei Wochen. Seine Schlangenlederschuhe, die er

00:49:28: immer getragen hat. So ist es. Und trotzdem, auch 1973 wurde der FC

00:49:31: St. Pauli Meister der Regionalliga Nord vor Teams

00:49:34: wie Osnabrück und Wolfsburg, in der Aufstiegsrunde zur

00:49:37: Bundesliga konnte er sich dennoch nicht durchsetzen.

00:49:43: So war das, ja. Normal. Ja, später war dann

00:49:47: diese berühmte Geschichte mit, dann haben Velbinger und Schacht

00:49:50: sich gegenseitig gesagt, da hilft nur noch eins, Amateurlager

00:49:54: oder Gewaltschuss und haben tatsächlich dann aus dem oder

00:49:57: ein und gemacht.

00:49:58: Mit Gewaltschuss nach oben und dann auch direkt weiter ins

00:50:02: Amateurlager. Dann war erstmal Feierabend. Ja,

00:50:06: aber das war einfach wirklich, da war doch finde ich ein Hauch von

00:50:10: Hollywood hier und das ist alles so wahnsinnig, dass es mir

00:50:13: schwer fällt, das nicht irgendwie auch ein bisschen sympathisch zu

00:50:17: finden.

00:50:20: Ja, auf eine irre Weise. Es hat aber wirklich sportlich nicht

00:50:24: wirklich was gebracht. Viele Erinnerungen natürlich. Das war

00:50:27: übrigens glaube ich irgendwie so ein Ding, dass deutsche

00:50:30: Fußballmannschaften in diesem Zeitraum Asienreisen

00:50:33: unternommen haben. Nachdem wir dieses Wappen auf Instagram

00:50:36: gepostet haben, haben uns dann die Kolleg*innen geschrieben vom

00:50:40: 'Es war einmal'-Fanzine, die sich mit der Geschichte von Mainz 05

00:50:43: auseinandersetzen: "Geile Sache. Mainz 05 war in den Wochen vorher

00:50:47: auch in Asien unterwegs, unter anderem auch in Hongkong und wir

00:50:50: haben lustigerweise ziemlich ähnliche Aufnahmen von dem Trip".

00:50:54: Dann habe ich noch gefragt, ob sie auch so eine Tafel im Archiv

00:50:57: haben, da meinten sie nur "welches Archiv?"

00:50:59: Sehr schön, ja danke aber auch für den Kommentar.

00:51:03: Aber das war sicherlich trotzdem auch mal ganz anders.

00:51:07: Jetzt kann man sich ja heute gar nicht mehr vorstellen, natürlich

00:51:10: machen ja auch heutzutage Teams Auslandsreisen in der

00:51:14: Vorbereitung, auch Trips auch nach Asien gerne oder sonst

00:51:17: wohin oder nach Nordamerika, ja, aber keine dreieinhalb Wochen,

00:51:21: das ist ja das Ding, dieses absurde, komplette Winterpause

00:51:24: sozusagen die Spieler einfach mal so, Ihr kommt jetzt mal mit,

00:51:27: also das ist schon.

00:51:30: Moral von der Geschichte ist liebe Kinder, lasst die

00:51:32: einheimische Flora und Fauna in Ruhe und verhaltet euch

00:51:35: respektvoll auf Reisen, dann beißen euch auch keine

00:51:37: Schlangen, die ihr nach Deutschland entführt habt, in

00:51:40: den Finger hinterher. Es sei denn, ihr wollt einen coolen

00:51:43: Spitznamen haben. Schlangenfranz?

00:51:46: Was steht denn da auf deinem XL- Los? Die sind größer geworden,

00:51:50: die Lose. Weiß ich nicht, kann sein. Seitdem wir anfangen haben, Hooligan-Geschichten in

00:51:53: unserem Podcast zu verbreiten, kreisen über dem Studio

00:51:56: unablässig Hubschrauber. Ich weiß nicht, ob man das ab und zu

00:51:59: mal hört.

00:52:01: Da steht Christopher jetzt, freie Bahn. Sehr gut. Wir

00:52:05: versuchen hier durchzukommen, ohne dass

00:52:10: die Helikopter über uns uns so irritieren. Ich glaube, es

00:52:13: hat was mit der EM zu tun, wenn es klirrt, bricht mal wieder die

00:52:16: GSG 9 durch die Scheiben, Ihr kennt das von anderen Folgen.

00:52:19: Ihr kennt das.

00:52:21: Ja, ich habe jetzt die letzte Geschichte für Euch.

00:52:25: Ich würde sagen, ich nenn es mal A brief history of St. Pauli

00:52:28: spielt international oder hätte man nicht etwas mehr machen

00:52:31: können?

00:52:32: Als Fußballfan ist man es ja nun mittlerweile gewöhnt, der

00:52:36: Herzensverein verabschiedet sich in die Sommer- oder

00:52:39: beziehungsweise Winterpause, die Spieler bekommen ihre mehr oder

00:52:42: weniger verdiente Pause, das Trainingslager wird terminiert

00:52:45: und die erste relevante Frage

00:52:47: in diesem Fall des Sommers ist, gegen wen wird getestet? Geht es

00:52:51: nicht gerade gegen unterklassige Gegner, dann wird auch gerne mal

00:52:55: ein internationaler Club herangezogen, zum Beispiel am

00:52:58: Millerntor zur Saisoneröffnung wird seit Jahren gegen

00:53:01: internationale Teams getestet, Rayo Vallecano, Stoke City, Hapoel

00:53:05: Tel Aviv, Celtic Glasgow, FC Midtjylland die Liste ist lang.

00:53:08: Die Euphorie hält sich dann auch meistens in Grenzen, denn

00:53:12: es ist und bleibt ein Testspiel, aber das war nicht immer so.

00:53:15: Gehen wir mal zurück in der Zeit, in der solche Partien

00:53:19: weder Test- noch Freundschaftsspiel hießen,

00:53:21: sondern Gesellschaftsspiele.

00:53:24: Das große Ding, ab ins Jahr 1910. Also die Fußballabteilung des

00:53:28: St. Pauli Turnvereins, aus dem 1924, Ihr wisst es, ich möchte,

00:53:32: Ihr wisst es. Wir brauchen einen Einspieler eigentlich, wo wir

00:53:36: nur noch so einen Knopf drücken, aus der anarchischen Frühphase

00:53:40: des Fußballs in Hamburg, also Prost.

00:53:43: Also die Fußballabteilung des St. Pauli Turnvereins wird im

00:53:47: Herbst erstmals am Hamburger Ligabetrieb teilnehmen, im

00:53:51: Herbst 1910, doch vorher geht es an Ostern nach Dänemark, es

00:53:54: wurden zwei Gesellschaftsspiele ausgemacht mit den dänischen

00:53:58: Topclubs Svendborg Boldklubben Union und Odense BK. St.

00:54:01: Pauli spielt also international, bevor es überhaupt sein erstes

00:54:05: offizielles Ligaspiel bestritten hat. Wofür steht BK,

00:54:08: Boldklubben. Ballclub. So was hatte ich gehofft.

00:54:13: Und blumig beschrieb es auch die Vereinszeitung 1910 diese erste

00:54:17: große Auswärtsfahrt. "Unsere Fußballmannschaft war dagegen

00:54:20: nach Svendborg gefahren, um mit dem Provinzmeister Boldklubben

00:54:23: Union zwei Wettspiele auszufechten. Nach

00:54:25: vierzehnstündiger Fahrt teils auf der Bahn, teils

00:54:29: auf der Ostsee, musste unsere Mannschaft um 2,5 Uhr am ersten

00:54:32: Ostertag das Spiel beginnen. Der Reiz mit Ausländern auf

00:54:35: ausländischem Boden sich einmal messen zu können, gab unserer

00:54:38: Mannschaft ein besonderes Feuer, man merkte ihm die Strapazen der

00:54:42: Fahrt nicht an und die Frische, mit der gespielt wurde, brachte

00:54:45: ihn bei jedem gewonnenen Tor stürmischen Applaus der Dänen

00:54:49: ein."

00:54:49: Das Spiel ging 2:6 verloren, konnte man vielleicht nicht so

00:54:53: ganz rauslesen.

00:54:56: Steht aber zum Glück dann auch im nächsten Satz. Also es wird

00:54:59: nicht verschwiegen. Es wurde nicht verschwiegen, aber

00:55:02: es war nicht alles blumig an dieser Fahrt, denn das nächste

00:55:04: Spiel auch gegen Svendborg

00:55:07: wurde 0:6 verloren.

00:55:09: Und trotzdem war man froh, die erste internationale Fahrt von

00:55:13: St. Pauli getätigt zu haben. Doch es gab auch Streit. Oha.

00:55:17: Streit ums Geld. Da schon. Mhm, denn es wäre nicht St. Pauli,

00:55:21: wenn es nicht Streit ums Geld gäbe, denn:

00:55:25: Spieler Josef Krejak warf Abteilungsleiter Henry Rehder

00:55:28: vor, ihn nicht über die Kosten der Reise aufgeklärt zu haben,

00:55:31: die jeder Spieler selbst tragen musste.

00:55:34: Henry Rehder gab an, vermutlich aufgrund mangelnder

00:55:37: Sprachkenntnisse von Krejak falsch verstanden worden zu

00:55:40: sein. Der Fußballausschuss tagte und kam zum Schluss, den

00:55:43: fraglichen Betrag aus einem eventuell sich ergebenen

00:55:46: Überschuss der Dänemarkreise zu ersetzen.

00:55:49: Ausgang offen.

00:55:52: Ja, doch auch der erste Vorsitzende der Spielabteilung,

00:55:54: Henry Rechtern, war unzufrieden. "Eine Woche nach der Reise immer

00:55:57: noch kein Bericht über die Fahrt eingereicht worden."

00:56:01: Weitere zwei Wochen später im Protokoll: "Weiterhin ist kein

00:56:04: Reisebericht eingegangen!" Ja, St. Pauli und die mangelnde

00:56:07: Kommunikation, es sollte ein jahrzehntelanger Evergreen

00:56:09: bleiben. Da St. Pauli kein besonders attraktiver Gegner war

00:56:13: in dieser Zeit, man dümpelte den 1910er und 20er

00:56:16: Jahren eher erfolglos zwischen erster und zweiter Hamburg-Liga

00:56:19: hin und her, konnten keine aufregenden internationalen

00:56:22: Gegner gewonnen werden. Dies war nicht nur für Ruhm und Prestige

00:56:25: wichtig, sondern hatte auch finanzielle Aspekte, der

00:56:28: Stellenwert von solchen Gesellschaftsspielen war immens,

00:56:31: denn die Zuschauer wollten Stars sehen und Zuschauer heißen

00:56:34: Einnahmen.

00:56:35: 1921 zum Beispiel hatte der Eimsbütteler TV mit Rapid Wien

00:56:39: die damals beste Mannschaft Europas zu Gast. Der SC Victoria

00:56:42: konnte 1924 den amtierenden englischen Meister Cardiff City

00:56:46: für ein Spiel gewinnen und Union Altona, nicht zu verwechseln mit

00:56:50: Altona 93,

00:56:50: spielte 1924 gleich gegen 3 Top- Clubs Europas, Juventus Turin,

00:56:55: den tschechisch jüdischen Fußballclub Makkabi Brünn und

00:56:58: die Sensationsmannschaft MTK Budapest. Mal kurzer Out of the

00:57:02: Box, ich sag mal den Horizont erweitern, wir sind hier

00:57:05: nicht nur für den FC St. Pauli da, sondern auch für

00:57:09: Fußballhistorie.

00:57:11: Denn der MTK Budapest brachte den besten Fußballer Europas mit

00:57:15: an den Kreuzweg in Altona, und zwar György Orth, ein ungarischer

00:57:18: Mittelfeldspieler, über den die Hamburger Presse schrieb "Orth

00:57:21: ist für jeden Menschen, der nur ein wenig Sinn für die Schönheit

00:57:25: hat, die in der Gewandtheit des menschlichen Körpers liegt, ein

00:57:28: Hochgenuss. Orth ist nicht ein Spieler wie viele andere, er ist

00:57:32: auf seinem Gebiet ein wahrer Künstler, er hat gezeigt, dass

00:57:35: auch das Fußballspiel eine Kunst sein kann, die ästhetisches

00:57:38: Wohlgefallen erregt". Ein Leckerbissen", ein Leckerbissen,

00:57:41: absolut.

00:57:43: Ein Leckerbissen. György Orth am Kreuzweg gegen Union Altona.

00:57:46: Übrigens gibt es Union Altona immer noch, Union 03 Altona, eine

00:57:49: Zeit lang an der Waidmannstraße gespielt oder momentan glaube

00:57:53: ich immer noch.

00:57:55: Die glorreichen Zeiten sind vorbei, das kann man glaube ich

00:58:00: sagen, damals aber mit einem Griff quasi an der Norddeutschen

00:58:05: Meisterschaft dran gewesen. Ja, und was blieb für St. Pauli

00:58:10: übrig? Tja, im Juni

00:58:12: 1923 war Accrington AFC Grimsby am Millerntor zu Gast. Nochmal bitte?

00:58:19: Accrington AFC Grimsby, ja.

00:58:21: Eine Person oder ist das ein Verein? Dazu komme ich

00:58:25: jetzt, denn mit, Zitat, "geschickter Reklame verstand es

00:58:28: der Turnverein mehr als 1.200 Menschen ans

00:58:31: Millerntor zu locken", schrieb die Presse. Die Enttäuschung war

00:58:35: groß, handelte sich doch bei

00:58:38: Accrington AFC Grimsby mitnichten um ein wie versprochen englisches

00:58:41: Profiteam, sondern um eine angetrunkene englische

00:58:43: Matrosenmannschaft, die sich während ihres Landgangs auf St.

00:58:46: Pauli zu einer Art Thekentruppe zusammenfand. Das Spiel ging 11:0

00:58:49: für St. Pauli aus.

00:58:53: Tja. Herrlich.

00:58:55: Da ist sie wieder, die Kommunikation. Da wurde mal ein

00:58:58: Auge zugedrückt. Das ist eher geschicktes Spindoctoring,

00:59:02: würde ich sagen, das ist schon gute Kommunikation, je nachdem.

00:59:05: Gibt es davon Fotos? Leider nicht. Schade.

00:59:09: Aber in der Zeit, also noch mal kurz grundsätzlich zurück, da

00:59:12: war ja von vornherein schon zum Beispiel Ostern und Pfingsten

00:59:15: wurde ja immer schon der Spielplan freigehalten, also da

00:59:17: gab es erstmal von vornherein schon gar keine Ligaspiele,

00:59:20: damit die Vereine Chancen hatten zu diesen

00:59:22: Festtagen eben auch entsprechende Vereine

00:59:25: einzuladen, beziehungsweise irgendwo selber

00:59:27: hinzufahren natürlich dann auch. Was man natürlich auch

00:59:30: sozusagen Fußball in Hamburg historisch sagen muss. Die Liga

00:59:34: war sehr klein, es spielten glaub ich in einer Liga acht Teams

00:59:37: gegeneinander, was dann zu einer dezenten Langeweile führte bei

00:59:40: den Fans, weswegen diese Gesellschaftsspiele, diese

00:59:43: internationalen Gesellschaftsspiele eben

00:59:45: wirklich der Hit waren. Vor allem der HSV tat sich natürlich

00:59:48: auch hervor, spielte sehr viel international.

00:59:52: Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sollte es wirklich

00:59:56: Bewegung in die internationalen Spiele kriegen.

01:00:00: Ja, vielen ist ja die Geschichte um die Wunderelf bekannt, die

01:00:03: sogenannten Fleischlegionäre, also zusammengefasst der damals

01:00:06: bereits bekannte Nationalspieler Karl Miller rekrutierte nach dem

01:00:09: Krieg allerhand talentierte Spieler aus seiner Zeit beim

01:00:12: Dresdner SC um am Millerntor Fußball zu spielen. Der Trick,

01:00:15: sein Vater war Inhaber der Schlachterei Miller in der

01:00:18: Wexstraße und versorgte die Spieler mit ausreichend Fleisch,

01:00:21: eine Währung, eine gute Währung in den Nachkriegsjahren.

01:00:24: Ihr kennt die Geschichte vielleicht, da hol ich jetzt

01:00:27: nicht weiter aus. Doch ein weiterer Punkt spielte dem FC

01:00:30: St. Pauli, ich sag mal, in die Karten, denn jahrzehntelang rangen

01:00:34: die Funktionäre des Vereins mit der Stadt und der Baubehörde um

01:00:37: ein akkurates Stadion am Millerntor ohne ein wirklich

01:00:40: befriedigendes Ergebnis. Mit den Nachkriegswirren und einem völlig

01:00:43: zerstörten Heiligengeistfeld nutzte der FC St. Pauli die

01:00:46: Chance und baute bereits im Sommer '45 ein neues Stadion. Ohne

01:00:50: Baugenehmigung. Ohne Baugenehmigung in den Trümmern

01:00:52: der halbzerstörten Turnhalle des St. Pauli Turnvereins, den es

01:00:56: immer noch gab.

01:00:57: Den gibt's auch immer noch. Wurde dann irgendwann vertrieben vom Heiligengeistfeld. Genau, das muss man sich wirklich

01:01:01: mal angucken, also gerade auch so bei Luft- oder Art von

01:01:04: Luftaufnahmen, dass wenn die Turnhalle ganz geblieben wäre,

01:01:07: hätte man die Tribüne des neuen Millerntor-Stadions gar nicht

01:01:11: bauen können, weil die Tribüne so weit rein ragte in die

01:01:14: bisherige Baufläche der Turnhalle, da hat man sich dann

01:01:17: auch das ein bisschen zunutze gemacht, dass da einfach mehr

01:01:21: Platz war jetzt. Man muss sich das so vorstellen, der FC St.

01:01:24: Pauli hat

01:01:26: vor Beginn des Krieges vor teilweise 2.000 Leuten auf einem

01:01:30: Feldplatz gespielt, mit provisorischen Tribünen. Und

01:01:33: jetzt wurden da auf einmal ganz andere Dimensionen erreicht,

01:01:37: denn das erste Millerntor- Stadion, was dann an der Ecke

01:01:41: Glacischaussee Ecke Budapester Straße stand und im Herbst

01:01:45: 1946 eingeweiht wurde, fasste insgesamt 31.000 Zuschauer.

01:01:49: Man schlug Schalke 04 mit 1:0 zur Einweihung. Das war jetzt kein

01:01:54: internationales Spiel, zeigt aber, dass der FC St. Pauli

01:01:58: sich

01:01:58: quasi als Kriegsprofiteur gezeigt hat, als

01:02:01: Nachkriegsprofiteur. Mit dem neuen Stadion und einer Wunderelf,

01:02:05: die es 1948 bis ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft

01:02:08: schaffte, folgte auch ein Who is Who an internationalen

01:02:11: Testspielgegnern.

01:02:13: Ein ganz besonderes Spiel gab es im Februar 1950 zum 40-jährigen

01:02:17: Vereinsjubiläum. Wir hören mal rein: "30.000 Zuschauer erlebten in

01:02:21: Hamburg eine Delikatesse des Fußballkampfes. Der FC St. Pauli,

01:02:24: weiße Hemden, hatte die argentinische Spitzenmannschaft

01:02:27: Old Boys Rosario zu Gast. Die international berühmten

01:02:30: Argentinier zeigten ein Lehrspiel, gegen das die

01:02:33: Hamburger nicht aufkamen". Also genau, also da sind sie wieder die

01:02:37: Leckerbissen, die Delikatessen, genau, denn es war zu Gast Newell's

01:02:40: Old Boys Rosario aus Argentinien, ein Verein, bei dem

01:02:43: 45 Jahre später ein junger Fußballer namens Lionel Messi in

01:02:47: der Jugend für Aufsehen sorgen sollte.

01:02:50: Doch auch ohne Messi war die Euphorie groß.

01:02:54: Eine Überleitung aus der Hölle.

01:02:57: Auch kleine Delikatesse. Habe ich bei Gerhard

01:03:00: Delling gelernt.

01:03:03: Denn wir haben vor einiger Zeit einen Mann interviewt, einen

01:03:06: Mann weit über 90, Willi Fobian war damals als

01:03:08: jugendlicher Fan dabei und erinnert sich: "Das erste Mal,

01:03:11: dass eine südamerikanische

01:03:14: Mannschaft nach Deutschland kam. Und wir waren natürlich alle

01:03:18: begeistert und neugierig, wie die Südamerikaner spielten

01:03:21: und haben natürlich 4:1 gewonnen gegen St. Pauli, aber es hätte

01:03:25: auch 14:1 werden können." Wir hören noch einmal kurz in den

01:03:29: Spielbericht rein und Willi Fobian darf auch noch mal was

01:03:32: sagen: "Und jetzt wieder die Südamerikaner, zur Abwechslung

01:03:36: einmal in der Sturmmitte, spielen den Ball noch einmal

01:03:39: zurück, ganz lässig, ganz leicht, als ob das so mühelos

01:03:42: wäre. Jetzt wird der Ball vor das Tor gehoben und da springt

01:03:46: ein St. Paulianer dazwischen. Und das war bei den

01:03:50: Südamerikanern ganz anders. Die benutzen das ganze Spiel, das

01:03:54: war natürlich auch, sah natürlich auch elegant aus, wie

01:03:57: die da durchmarschierten." Das sah elegant aus und das kannte

01:04:01: man so vom FC St. Pauli gar nicht, diese Eleganz, deshalb war es

01:04:04: natürlich für junge Fans etwas Besonderes. Für internationale

01:04:08: Top-Clubs war es nicht ungewöhnlich, auf Europatour zu

01:04:11: gehen, schließlich wollten die Fans die großen Stars und

01:04:15: Clubs mit eigenen Augen sehen. Im Mai 1951 spielte man dann gegen

01:04:18: die damals beste schottische Mannschaft, nicht Glasgow Rangers

01:04:21: auch nicht Celtic Glasgow, sondern Hibernian Edinburgh.

01:04:24: Diese waren damals nicht nur in Europa, sondern auch in

01:04:27: Südamerika unterwegs.

01:04:29: Im selben Jahr schlug man noch den AC Mailand mit 4:3 am

01:04:32: Millerntor. Im Verlauf der 50er- Jahre traten immer mehr

01:04:35: Hamburger Kombinationsmannschaften gegen

01:04:37: große Gastvereine am Millerntor an, meist war es eine Kombi aus

01:04:40: Altona 93 und dem FC St. Pauli.

01:04:42: Dies hatte zum einen finanzielle Gründe, denn die

01:04:44: Startprämien wurden immer höher und so konnte man sich die

01:04:47: entstehenden Kosten teilen. Zum anderen hoffte man, mit einer

01:04:50: kombinierten Mannschaft Fans beider Lager für das Spiel zu

01:04:52: begeistern, also auch mehr Zuschauer, mehr Geld.

01:04:55: Mit der Einführung von internationalen Pflichtspielen

01:04:58: wie dem Pokal der Landesmeister 1956 verloren

01:05:01: Freundschaftsspiele langsam ihren Reiz für die Fans. Doch im

01:05:04: Frühjahr 1956 trat noch einmal das vielleicht beste Team der

01:05:07: Welt gegen eine Kombinationsmannschaft aus

01:05:09: Altona und St. Pauli am Millerntor an. Newcastle United

01:05:12: mit ihrem Superstar Jackie Milburn war zu Gast. Doch so

01:05:15: richtig wollte der Funke bei den Ticketverkäufen nicht

01:05:18: überspringen, nur 14.000 Zuschauer gegen das beste Team

01:05:21: der Welt, da muss ja jemand schuld gewesen sein und wer war

01:05:24: schuld, die Presse.

01:05:26: So schrieb man in der Vereinszeitung des FC St.

01:05:28: Pauli 1956 "Hätte man nicht etwas mehr machen können, zumindest

01:05:31: mit gutem Beispiel vorangehen können? Das, was zum Newcastle-

01:05:34: Spiel geschrieben wurde, ist zu wenig gewesen. Aber wenn man

01:05:37: Vorschauen grundsätzlich im Sportteil bringt und dazu eine

01:05:40: Anregung gibt, die von Vitalität, Fantasie,

01:05:42: sportlichem Kennerblick zeugt, dann sollte man auch ein

01:05:45: bisschen mehr die Werbetrommel rühren, obgleich zwei Tage vorher

01:05:48: der 1. Mai war und keine Zeitung erschien und montags die

01:05:51: aktuelle Berichterstattung den Vorrang genießt. Nur der

01:05:53: Mittwoch stand für eine Vorschau zur Verfügung, am Donnerstag war

01:05:57: das Spiel, trotzdem hätte es etwas früher ausführlicher

01:05:59: geschrieben werden können." Da hat sich aber jemand so richtig

01:06:02: schön reingesteigert.

01:06:06: Hätte es nicht etwas mehr sein können? Das ist die große Frage.

01:06:12: Aber etwas mehr, also gerade in den 50er-Jahren waren hier ständig

01:06:16: irgendwie internationale Stars zu Gast, muss man sagen. Und was

01:06:21: ich spannend fand, es gab 1952 zu Ostern, mal wieder, ein

01:06:24: gemeinsames Osterturnier mit dem HSV zusammen organisiert

01:06:28: inklusive

01:06:30: auch gemeinsamem Frühlingsfest am, ich glaube Ostersonnabend,

01:06:33: dann. Am Karfreitag gab es dann am Rothenbaum die Spiele St.

01:06:36: Pauli gegen Partizan Belgrad und HSV gegen Austria Wien und

01:06:39: Ostersonntag am Millerntor wurden dann die Gästeteams getauscht,

01:06:42: das war dann das Event für Ostern gemeinsam ausgerichtet.

01:06:45: Auch sowas gab es. Kann man ja eigentlich auch mal wieder machen,

01:06:49: gemeinsames Frühlingsfest. Ja

01:06:53: und 1959 sollte noch einmal richtig große Aufregung am

01:06:56: Millerntor herrschen.

01:06:59: Der FC Santos kam in die Stadt, mit dabei der beste

01:07:02: Fußballspieler aller Zeiten, Edson Arantes do Nascimento,

01:07:06: genannt Pelé.

01:07:08: Santos trat mit dem amtierenden Weltmeister Zito und eben Pelé

01:07:11: gegen eine Hamburger Kombinationsmannschaft ohne St.

01:07:14: Pauli-Beteiligung an und gewann vor ausverkauftem

01:07:17: Millerntor souverän mit 6:0. Ja und apropos Weltmeister. Wie

01:07:20: schon erwähnt, fiel das Publikumsinteresse an

01:07:22: internationalen Freundschaftsspielen mit der

01:07:24: Einführung von internationalen Pflichtspielen immer geringer

01:07:28: aus, auch mit der Etablierung der TV-Geräte in deutschen

01:07:30: Haushalten und der damit einhergehenden Live-Übertragung

01:07:33: von Fußballspielen konnten sich Fans und interessierte Zuschauer*innen

01:07:37: ihre Stars nun gemütlich von der Couch aus anschauen.

01:07:41: Parallel mit dem Sturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit

01:07:44: Mitte der 60er-Jahre wurde der FC St. Pauli für internationale

01:07:47: Gegner nicht mehr so interessant.

01:07:51: Eine Ausnahme

01:07:53: war das Freundschaftsspiel gegen Inter Mailand am 30. Mai 1985. Zum

01:07:58: 75-jährigen Vereinsjubiläum mit Stars wie Hansi Müller und Kalle

01:08:02: Rummenigge kamen die Italiener ans Millerntor, unterlagen

01:08:05: sensationell der Millerntorelf mit 1:2 und der leider

01:08:09: mittlerweile verstorbene Stadionsprecher Rainer Wulff

01:08:13: erinnert sich an dieses Spiel: "Ich kann mich aber noch erinnern an

01:08:17: das berühmte, das musste ein Jahr vor dem Aufstieg gewesen

01:08:20: sein, an das berühmte 2:1 gegen Inter Mailand.

01:08:25: Daran erinnere ich mich deswegen nicht nur, weil ich das Spiel

01:08:28: gesehen habe, sondern eine hübsche kleine Geschichte wie

01:08:31: auf dem Heimweg.

01:08:34: Also noch über St. Pauli, Stadtteil St. Pauli beugt sich

01:08:37: ein Mann aus dem Fenster und ruft der Masse, die nun gerade

01:08:40: das Stadion verlassen hat, zu. Na, wie ist es denn ausgegangen?

01:08:43: Und da ruft einer 2:1 und da sagt er, für wen, da sagt er für

01:08:47: uns und dann sagt er verarschen kann ich mich selbst."

01:08:51: Ja, verarschen können wir uns selbst. Aber tatsächlich, St.

01:08:54: Pauli hat gewonnen gegen Inter Mailand. Wobei, es gibt da ja

01:08:57: auch Fotos viele von, aber es gibt auch so ein relativ

01:09:00: bekanntes, ja Art Luftaufnahme genau zum Anstoß muss das

01:09:03: gewesen sein, weil die Mannschaften da gerade am

01:09:05: Mittelkreis nebeneinander stehen und da ist schon noch

01:09:08: sehr viel Platz im Stadion. Also das war wirklich, man sieht's,

01:09:11: das war noch vor dem großen Hype, Mitte 1985, man war auch gerade

01:09:14: auf dem Weg wieder aus der 2. Liga raus, also kurz vor

01:09:17: dem Abstieg, also wohl auch gerade sportlich nicht so richtig prall

01:09:21: alles.

01:09:22: Also für so ein Event zum Vereinsjubiläum, das sieht noch

01:09:26: verhältnismäßig leer aus zu der Zeit definitiv dann.

01:09:29: Ja, also ich glaube die Niederlage muss Kalle Rummenigge

01:09:33: nachträglich wehgetan haben, denn einige Jahrzehnte später

01:09:37: betitelte er den FC St. Pauli als "unbedeutenden Zweitligisten".

01:09:42: Also das Konstrukt kostspielige internationale

01:09:44: Freundschaftsspiele war aber spätestens mit Einführung der

01:09:48: Bundesliga irgendwie überholt. Lohnte sich eigentlich nicht

01:09:51: mehr und wurde wirklich nur noch ganz selten bei Anlässen wie

01:09:54: Vereinsjubiläen rausgeholt. Oder Einweihung Südtribüne,

01:09:57: richtig, die ganze Kuba- Geschichte wäre natürlich auch

01:10:00: noch eine schöne internationale Story, aber genau ein anderes

01:10:04: Mal, ein anderes Mal werden wir über die Spiele gegen Kuba und

01:10:07: Trinidad und Tobago mal genauer berichten. Stimmt, der Fifi

01:10:10: Wild Cup, das gab es ja auch mal. Wir werden

01:10:13: es Euch berichten? Ja, doch, genau, kostspielig lohnt

01:10:17: sich nicht, internationale Freundschaftsspiele, also quasi

01:10:21: ausrangiert, das hatte aber dem Hamburger Senat niemand gesagt,

01:10:24: dieser hatte nämlich anlässlich des 800.

01:10:28: Hafengeburtstags ein internationales Turnier

01:10:31: Spitzenklasse ins Leben gerufen, einen Leckerbissen sozusagen. Vier

01:10:35: Teams an zwei Tagen am Millerntor im August 1989. Fußballkunst

01:10:38: zum Zungeschnalzen, die Brasilianer von Flamingo Rio de

01:10:42: Janeiro und der frischgebackene DDR-Meister von Dynamo Dresden

01:10:46: traf auf die Erstligisten Hamburger SV und den FC St.

01:10:49: Pauli. Mit 750.000 DM Siegprämie machte man den Hafenpokal mal

01:10:53: eben zum bestdotiertesten Turnier Europas.

01:10:56: Flamengo Rio trat an mit dem Weltmeister Zico, der berühmte,

01:11:01: in Anführungszeichen, "Weiße Brasilianer", wie er genannt

01:11:04: wurde, während Dynamo Dresden mit Matthias Sammer seinen

01:11:07: zukünftigen Star präsentieren sollte. Doch das Ergebnis: ein

01:11:11: Fußball-Fiasko. An zwei Tagen, verirrten sich statt der

01:11:14: eingeplanten 25.000 insgesamt nur 14.000 Fans ans Millerntor, weder

01:11:17: der FC St. Pauli noch der HSV zeigten sich besonders

01:11:20: motiviert, denn aufgrund von Terminierungsschwierigkeiten

01:11:23: entschlossen die Veranstalter, das Turnier am 8. und 9. August

01:11:27: stattfinden zu lassen, sehr zur Freude der beiden

01:11:30: Cheftrainer Gerd Volker Schock und Helmut Schulte, denn unter

01:11:33: Woche zwischen dem zweiten und dritten Spieltag der bereits

01:11:37: laufenden Bundesliga-Saison.

01:11:39: Passt gut in die Planung. Ja, das war dann auch nicht nur für

01:11:42: den Greenkeeper des Stadions eine ziemliche Herausforderung.

01:11:45: Vermutlich ahnten die Veranstalter, dass dieses

01:11:48: Geschäft nicht aufgehen würde und erhoben Preise von bis zu 60

01:11:51: Mark pro Kopf für die Spiele.

01:11:53: Als wäre das nicht schon abschreckend genug, verlor St.

01:11:56: Pauli sein erstes Spiel gegen Flamengo bock- und chancenlos mit

01:12:00: 0:2. Am zweiten Tag musste St. Pauli zum obligatorischen

01:12:03: Spiel um Platz 3 gegen Dynamo Dresden antreten, die am Vortag

01:12:07: gegen den HSV verloren. Der NDR war live dabei und berichtet,

01:12:10: sagen wir mal so teileuphorisch.

01:12:14: "Es sollte ein Fußballfest werden, aber schon nach der

01:12:16: gestrigen Vorspeise verging den meisten Zuschauern der

01:12:19: Appetit zum Spiel um Platz 3 kamen zu Beginn vielleicht 2.000

01:12:22: Besucher, später wurden es dann gerade 4.000. Kein Wunder, hatten

01:12:25: doch auch die Trainer selbst mit etlichen Sprüchen den Wert der

01:12:28: Sache gemindert."

01:12:31: Die Folge der eskalierenden Fußball-Leckerbissen und

01:12:35: Lebensmittelmetaphern.

01:12:39: Ja, und vor gerade einmal 7.500 Zuschauern am Millerntor gewann

01:12:43: Flamengo Rio de Janeiro das Finale des Hafenpokals gegen den

01:12:47: HSV mit 3:1. Der spätere brasilianische Weltmeister Zinho,

01:12:50: WM '94 dann mit Brasilien Weltmeister geworden,

01:12:54: und Altkapitän Zico reckten gemeinsam den Pokal für die

01:12:57: Brasilianer in den Nachthimmel von St. Pauli. Für die

01:13:00: Veranstalter war dieses Turnier der absolute Supergau, am Ende

01:13:03: musste der Hamburger Senat mit einer Ausfallbürgschaft von über

01:13:07: 250.000 DM einspringen.

01:13:09: Und der Hafenpokal sollte der letzte seiner Art sein.

01:13:14: Ich weiß jetzt gar nicht, gegen wen wir als letztes

01:13:16: international gespielt haben. Das muss ein Testspiel gewesen

01:13:19: sein, jetzt im Sommer gegen Hapoel. Obwohl war doch bestimmt

01:13:22: Winterpause noch dazwischen, hab ich schon wieder

01:13:25: vergessen gegen wen wir da gespielt haben, es ist alles

01:13:28: nicht mehr so wie früher, kann man ja auch mal so sagen. Wir

01:13:31: müssen das jetzt organisiert schaffen im Rahmen der

01:13:33: internationalen Wettbewerbe, also insofern strengt Euch

01:13:36: einfach mal ein bisschen an, liebe mithörende Boys in Brown. Es soll

01:13:39: auch Mitarbeiter*innen im Museum geben, die bereits die

01:13:42: Dauerkarte für internationale Spiele sich gesichert haben

01:13:45: damals.

01:13:47: Ja, die wollen wir nicht enttäuschen. Ja, bis dahin habe

01:13:51: ich zur Überbrückung noch eine andere internationale

01:13:54: Delikatesse für euch. Ui. Am 22. März um 17:00 Uhr liest bei uns

01:13:58: im FC St. Pauli-Museum Nick Davidson aus seinem neuen Buch

01:14:03: "Forza St. Pauli" auf Englisch, es gibt einen Q&A, unterschriebene

01:14:07: Bücher zu kaufen und die Bar ist auch geöffnet und für einen Soli-

01:14:12: Eintritt von 4 Euro könnt Ihr Euch gleich auch noch unsere

01:14:15: Ausstellung mit anschauen.

01:14:18: Das klingt ganz fantastisch und falls Ihr es nicht mitbekommen

01:14:22: habt, unsere Sonderausstellung USP 20 hat sich dem Ende

01:14:26: zugeneigt. Wir hatten noch einen sehr schönen großen Andrang am

01:14:31: letzten Tag und Ihr könnt Euch dann schon auf das freuen, was

01:14:35: dann danach passieren wird, dazu dann bald mehr.

01:14:41: Ansonsten habt Ihr noch irgendwas zu sagen. Gibt es von

01:14:44: Eurer Seite noch...?

01:14:46: Nee. Thanks for listening. Nichts Konkretes. international

01:14:50: Zuhörer*innen.

01:14:53: Genau, vielen Dank beim Zuhören, bei

01:14:57: diesem Podcast-Leckerbissen, diese Delikatesse. Genau, lasst

01:15:01: gerne Bewertungssternchen da oder so und man kann auch beim

01:15:05: Museum Mitglied werden oder auch spenden, das hilft auch bei der

01:15:09: Internationalisierung unseres Podcasts. Genau, wir könnten ja

01:15:13: dann mal die Asienreise nachreisen einfach. Zum Beispiel.

01:15:17: Wenn ihr genug spendet, dann werden Thomas, Christopher,

01:15:21: Christoph und ich die Asienreise des FC St. Pauli

01:15:24: nachstellen und live podcasten von jeder Station.

01:15:29: Das Mitmachangebot für nur 12.000 Euro. Ich werde mir, wenn ich vom

01:15:32: Tor in den Sturm gehe, auch extra das Kreuzband reißen wie Benno

01:15:35: Larsen, unser dänischer Torwart. Ich werde

01:15:40: keine Schlange fangen, keine Schlangen. Die Flora und Fauna

01:15:43: wird in Ruhe gelassen. Das lassen wir aus. Leave no Trace.

01:15:46: Richtig, sagt man ja auch. In diesem Sinne Tschüss, bis zum

01:15:50: nächsten Mal. Ciao.

01:15:55:

01:15:57:

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